Interpret, Titel: Jürgen Walzers DISPYRIA - The Journey To Aelyrea
Medium: CD-Digipak / Download
Stil: Melodic Progressive Rock/Metal
Erschienen: 01.12.2019
Label: Housemaster Records
Link: www.dispyria.com   
Bewertung:
8 von 10

War schon das DISPYRA-Debüt vor siebeneinhalb Jahren gutklassig, sprich absolut hörenswert ausgefallen, so vermag Mastermind Jürgen Walzer aus Kaiserslautern gar noch einen draufzusetzen. Dieser agierte einst als Leadgitarrist & Songwriter der traditionellen Heavy Metal-Band Superior, deren Kult-Demo 'Moral Alliance' in den späten 1980ern vom Print-Magazin "Metal-Hammer" völlig zu Recht als eine der fünf besten deutschen Kult-Tapes gekürt wurde.
Nun ist Walzer zurück mit dem zweiten Teil seiner Metal-Oper DISPYRIA, in welcher die Story des Protagonisten Josh Devon fortgesetzt wird. Der Gitarrist aus K-Town ist inzwischen seit Jahrzehnten musikalisch unterwegs, sprich hat mit den schon erwähnten Superior und seiner noch immer aktiven Deep Purple Tribute-Band Black Night im Vorprogramm von weltbekannten Bands wie Bon Jovi, Lita Ford, Craaft und DORO gespielt. Voriges Jahr lieferte er sich beim Allstar-Format "Night Of Guitars" gar heiße Gitarrenduelle mit niemand Geringerm als Saitenhexer Victor Smolski (Ex-Rage, Almanac).

Mit 'The Journey to Aelyrea' geht Walzer stilistisch nun abermals back to the roots, die eigener Aussage zufolge vor allem bei Bands wie Helloween, Queensryche, Savatage und Metallica liegen. Wie auf dem bereits erwähnten Debütalbum resultiert das Ganze auch hier wieder in einem breit gefächerten Stilmix jenseits ausgetretener Pfade. Zudem ist die Gangart etwas härter als auf dem ersten Longplayer ausgefallen. Dies ist auch nicht weiter verwunderlich, wenn man weiß das der Kampf von Devon innerhalb des dunklen Fantasy-Dramas mit der Dämonin Aelyrea jetzt mehr Fahrt aufnimmt. Aelyrea zeigt nun endlich ihr Gesicht und begegnet Josh im wirklichen Leben ... Die ausführliche Geschichte ist auf der oben aufgeführten Website nachzulesen.
Sicherlich ist die involvierte Sängerriege jetzt nicht so bekannt, kann es qualitativ jedoch durchaus mit so manchem Avantasia Line-Up aus der Vergangenheit aufnehmen. Allen voran der noch immer stimmgewaltige ehemalige Superior-Frontmann Michael Tangermann. Bei "Here I Am", "Mind Over Matter" und "Twister" werden die zahlreichen Superior-Fans ihre helle Freude haben. An Rande erwähnt: Die beiden erstgenannten Songs waren eigentlich für ein Comeback-Album der alten - also nicht progressiven - Superior vorgesehen gewesen, bevor sich das Vorhaben leider zerschlug. Des Weiteren glänzt Manuel Lothschütz ("5 2 12", "Virus", "The Flame", "Aelyrea"), der schon bei Produktonen von Vanden Plas und einer Dream-Theater Tribute Band sowie diversen Musicals involviert war. Zudem geben Daniel Ott (Ex-Divinus), Stephan Hugo (Winterland), Michèll Benzel (Juke Box Hero; Revengers), Sabrina Roth, und nicht zuletzt Jürgen Walzer selbst ihre Visitenkarten ab. Als weibliche Stimmen reichern in erster Instanz Ramona Dworak (Jam Planet), Ines Pawlowski (Billy Bowie) und Selina Kimmel (Small Pint) das Klangbild an und vier Sängerinnen des Pfalztheater Extrachors bilden den beeindruckenden stimmlichen Unterbau der harmonischen Refrains und Backingvocals. Last but not least glänzt die bekannte Theaterdarstellerin Hannelore Bährin ihrer Sprechrolle als Dämonin Aelyrea.
Instrumental brennt ebenfalls nix an. Walzer hat alle Gitarren, teilweise die Keyboards und das Programming übernommen. Am Bass ist zumeist Markus Pfeffer (Winterland) zu hören und Michael Weickenmeier (Eklipse) spielte ebenfalls Keyboards, Kirchenorgel, Hammond-Orgel und das Piano.
Anspieltipps dieser 51-minütigen musikalischen Reise, welche man schon intensiv und mehrmals anhören muss, sind gar nicht so einfach herauszufiltern. Denn das Werk kommt wie aus einem Guss daher (gibt´s ein größeres Komplimement für alle Beteiligten?) und offenbart nur ganz wenige Schwächen. Ich nenne euch mal den Ohrwurm "Here I Am" und das sehr flotte "Mind Over Matter", da mir bei Tangermanns Gesang nach wie vor das Metaller-Herz aufgeht, den Hit "Supernova" sowie das fast achminütige "Aelyrea". Dieser Longtrack verkörpert in der Tat alle was DISPYRIA anno 2020 ausmacht!
Aufgenommen wurde das Konzentalbum von Jürgen Walzer selbst in seinem eigenen Studio, die Texte stammen zum großen Teil von Thorsten Fries (Ex-Winterland, Nachtgreif). Gemischt und produziert wurde von Markus Teske (Vanden Plas, U.D.O., Red Circuit, Mob Rules, u.a.) in seinen Bazement-Studios. Sicherlich wäre bei einem größeren Budget soundmäßig noch etwas mehr herauszukitzeln gewesen, doch für eine Eigenproduktion klingt das schon sehr gut. Beim superben Covertwork und den Zeichnungen im tollen Booklet hat schließlich Timo Wuerz - der auch "Rockstar der Comic-Szene" genannt wird - exzellente Profi-Arbeit geleistet.

Insgesamt ist 'The Journey To Aelyrea' also eine höchst ambitionierte Rock-Oper geworden, welche auch den internationalen Vergleich keineswegs scheuen muss. Wer also auf Bands wie Queensryche ('Operation Mindcrime', 'Empire'), Savatage ('Gutter Ballet', 'Streets'), Avantasia ('The Metal Opera') oder Ayreon ('Into The Electric Castle') steht wird auch diesen Longplayer sehr mögen!
Erhältlich ist das Album als CD-Digipak bei Amazon.de sowie auf der Website www.dispyria.com.
In digitaler Form ist das Fantasy-Epos über alle bekannten Streamingplattformen erhältlich (Spotify, iTunes, Apple Music, Deezer, Amazon, Google Play, TIDAL, Napster, YouTubePremium).

(Pit Schneider, Januar 2020)

Tracklist:
01. The Queen‘s Garden (Instrumental-Intro; Voice: Selina Kimmel)
02. Here I Am (Leadgesang: Michael Tangermann)
03. 5 2 12 (Leadgesang: Manuel Lothschütz, Daniel Ott, Stephan Hugo, Jürgen Walzer)
04. Supernova ((Leadgesang: Daniel Ott, Stephan Hugo)
05. Virus (Leadgesang: Manuel Lothschütz, Ramona Dworak, Daniel Ott)
06. The Flame (Leadgesang: Manuel Lothschütz & Sabrina Roth)
07. Twister (Leadgesang: Michael Tangermann)
08. Tears Of An Angel (Leadgesang: Michèll Benzel, Selina Kimmel)
09. Aelyrea (Leadgesang: Daniel Ott, Ramona Dworak, Stephan Hugo, Manuel Lothschütz, Jürgen Walzer)
10. Mind Over Matter (Leadgesang: Michael Tangermann)
11. The Abyss (Leadgesang: Manuel Lothschütz, Ramona Dworak)