VOODOO CIRCLE, 31.01.2013

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Alex Beyrodt aus dem saarländischen Elversberg gehört zu den besten und geachtetsten Rock- und Metal-Gitarristen Deutschlands. Er ist bei den wohlbekannten Bands PRIMAL FEAR, SINNER und SILENT FORCE, dem immens erfolgreichen Live-Projekt ROCK MEETS CLASSIC, sowie seiner eigenen Gruppe VOODOO CIRCLE aktiv. Letztere hat nun das dritte Album 'More Than One Way Home' fertig gestellt und die Erwartungshaltung bei den Fans ist enorm, denn die beiden Vorgänger waren Sahnestücke des traditionellen Hard Rock der Machart ältere Whitesnake, Rainbow mit einer Prise Deep Purple. 'Broken Heart Syndrome' von 2011 erklomm gar Platz 64 der heimischen Albumcharts. Ich unterhielt sich mit dem sympathischen Musiker nicht nur über den exzellenten neuen Longplayer.

Schweres-Metall (SM): Alex, kommen wir gleich zum neuen Album 'More Than One Way Home', das am 22. Februar via AFM Records veröffentlicht wird. Wie würdest Du selbst diese Scheibe im Vergleich zu den beiden Vorgängern charakterisieren?
Alex: Also, das Album ist auf jeden Fall etwas härter und die englischen Blues-Hard-Rock-Einflüsse sind hier wesentlich stärker vertreten. Des Weiteren haben wir die Songs noch entschiedener auf die Stimme von David Readmam zugeschnitten, so dass er da wirklich aus dem Vollen schöpfen kann. Der Vorgänger 'Broken Heart Syndrome' war ja schon eine absolute Granate was seinen Gesang anbetrifft, aber jetzt hat er sich selbst noch einmal übertroffen. Also wir in der Band sind momentan alle sehr happy und glücklich.

SM: Als Vergleich kam mir direkt '1987' von Whitesnake in den Sinn. Insbesondere der Ohrwurm "Heart Of Babylon" erinnert generell und qualitativ frappierend an David Coverdale & Co. Nervt Dich ein solcher Vergleich, oder siehst du das eher als Kompliment an?
Alex: Nee, das nervt überhaupt nicht. Ich sehe das als Kompliment. Denn wir haben die Band ja auch genau mit der Idee gegründet eben diese Art von Songs und diese Art von Musik weiter leben zu lassen, weil es eben nicht mehr so viele Bands gibt die das machen und die Originalbands leider aus irgendeinem Grund nicht mehr solche Alben abliefern, wie sie es früher Mal gemacht haben. Insofern sind solche Vergleiche natürlich nicht neu, die gibt es seit unserem ersten Album. Aber die sind gewollt. Die Zitate sind auch gewollt, und das kommt bei den Leuten unheimlich gut an. Die Fans sind wirklich sehr sehr dankbar dafür, dass wir diese Fahne weiterhin hoch halten und dass es noch eine Band gibt, die diese Art von Musik nach wie vor spielt.

SM: In der Presse-Info Deiner Plattenfirma AFM Records steht: "Das Album klingt wie eine Zeitreise in die kreative Hochphase des klassischen, sehnsuchtsvoll-bluesigen Rocks", was meiner Meinung nach den Nagel auf den Kopf trifft. Welche Genre-Alben aus dieser Epoche würdest Du als Referenzen nennen?
Alex: Definitiv 'In Rock', 'Made In Japan' und 'Machine Head' von Deep Purple. Das sind die Alben welche mir diesbezüglich einfallen. Ich bin nun mal ein Riesen-Deep Purple-Fan. Mit dieser Band ging für mich alles los.

SM: Insbesondere der Gesang von David Readmann kann man meiner Meinung nach gar nicht genug loben. Wie schätzt Du persönlich seine Leistung ein und machst Du ihm im Studio gewisse Vorgaben wie er einen Song einsingen soll?
Alex: Das Schöne bei Voodoo Circle und bei David ist, dass er sich bei uns zu 100% ausleben kann und hundertprozentig er selbst sein kann. Er kommt ja auch aus dieser musikalischen Richtung. Er ist Engländer, er ist dort aufgewachsten, er ist mit dieser Art von Musik groß geworden. Classic Rock war immer sein Ding und er hat nun Mal dieses Bluesige in seiner Stimme, zusätzlich zu diesem enormen Stimmumfang den er hat. Das kann er hier einfach richtig leben und raus lassen, weil es das Songmaterial einfach hergibt für ihn. Das macht ihm natürlich besonderen Spaß und uns natürlich auch. Und zu deiner anderen Frage: Es gab keine Vorgaben, ich habe einfach nur zu ihm gesagt "sei du selbst und singe dir die Kehle aus dem Leib". Und das hat er ja auch getan.

SM: Welche neuen Songs liegen Dir besonders am Herzen und warum?
Alex: Also, das sind natürlich alle meine Babys und die liegen mir alle sehr am Herzen, ist ja klar. Aber es gibt einen Song der mir besonders am Herzen liegt und das ist "Alissa". Diesen Song habe ich für meine Freundin geschrieben, bzw. meine Verlobte mittlerweile, die mich jetzt gerade anlächelt. Ich bin die letzten drei, vier Jahre doch durch ein ziemlich tiefes Tal gewandert. Da ging es bei mir ja sehr turbulent zu und ich habe ziemlich schlimme Sachen erlebt. Ich war ziemlich am Boden zerstört und diese Frau hat mich aus diesem Loch herausgezogen und mir wieder Mut gemacht und mir den Spaß am Leben und an der Liebe zurück gebracht. Für Sie habe ich dann diesen Song geschrieben und ich habe zudem das erste Mal Lyrics verfassst, also sowohl Song als auch der Text ist von mir. Ich wollte ihr damit einfach ein Denkmal setzen.

SM: Wie ist das bisherige Feedback der Musik-Presse denn ausgefallen, bzw. liest du alle CD-Kritiken?
Alex: Ich versuche natürlich alles zu lesen, was allerdings aufgrund der Flut an Internetmagazinen nicht immer möglich ist. Alles kann man nun mal nicht lesen, aber ich versuche es natürlich und es ist eigentlich wie bei den letzten beiden Alben. So dass man sagen kann, dass sich alle überschwenglich zeigen und die positiven Kritiken klar die Überhand haben. Darüber sind wir auch sehr glücklich. Wir hoffen natürlich, dass wir es wieder in die deutschen Albumcharts schaffen, mit 'Broken Hard Syndrome' waren wir ja auf Position 64 eingestiegen…

SM: …jetzt nimmst du mir eine meiner weiteren Frage quasi vorweg, aber erzähle ruhig weiter.
Alex: ....dieser damalige Erfolg war natürlich unerwartet, da hatte kein Mensch mit gerechnet und zweitens natürlich ein Riesenerfolg, wenn eine deutsche Band die englischen Hard Rock spielt in die deutschen Charts einsteigt. Also das war einfach Wahnsinn und jetzt hoffen wir natürlich inständig, dass wir das noch einmal schaffen können. Ja, das ist momentan das Ziel, dass wir die Charts noch Mal knacken.

SM: Das wünsche ich Euch auch, verdient hättet ihr es auf alle Fälle.
Alex: Dankeschön!

SM: Ich habe im Interview im aktuellen Metal Hammer-Printmagazin gelesen das du für die Aufnahme des neuen Albums deine Fender Stratocaster Gitarre für eine Gibson Les Paul eingetauscht hast. Was waren die Gründe hierfür?
Alex: Das ist richtig. Dazu gibt es auch eine interessante Geschichte. Als ich angefangen habe die Songs zu schreiben, bzw. die Songideen zu sammeln habe ich natürlich immer noch auf meiner Stratocaster komponiert und habe dann aber gemerkt, dass die Riffs die ich mir da zusammen gereimt habe allesamt auf einer Les Paul gespielt gehören. Das war alles ein ganz natürlicher Prozess. Und dann habe ich mir gedacht: "Mensch, wenn du schon Riffs schreibst, die auf einer Les Paul gespielt werden müssen, dann nimmst Du auch das Album damit auf und gibst den Riffs wonach sie schreien, wonach sie verlangen". Ich glaube von den 13 Songs habe ich 10 oder 11 mit der Les Paul aufgenommen und habe jetzt quasi für mich einen Wechsel vollzogen und das finde ich momentan gerade unheimlich interessant. Es ist zwar auch eine E-Gitarre, aber trotzdem läßt sie sich anders spielen als eine Stratocaster. Mittlerweile habe ich vieles herausgefunden was man alles mit diesem Instrument anfangen kann, welche Tricks und Kniffe man damit machen kann und genieße es gerade, mich neu zu entdecken und neu zu gestalten. Das ist gerade eine ziemlich spannende Phase in meinem Leben.

SM: Hattest du denn eine Les Paul-Gitarre zu Hause, oder musstest Du Dir erst eine kaufen?
Alex: Nee, ich hatte auf jeden Fall eine. Aber ich habe das Glück, dass ich von FGN-Guitars endorsed (gesponsort - Red.) werde und die haben mir dann eben Mal eine Ladung zugeschickt und hauptsächlich eine davon, die sogenannte "Black Beauty", ist die Hauptgitarre für das neue Album geworden.

SM: Wie fandest du die Überschrift "Whitebone oder Rainsnake" im genannten Interview, bzw. Studioreport. Da wird Euch ja mehr oder weniger das Kopieren unterstellt.
Alex: Ach nee, der Journalist der das geschrieben hat ist ein Riesenfan. Er steht total auf unsere Band und hat dies in keinster Weise negativ gemeint. Ich habe es ihm im Gespräch, als ich ihn für das Interview getroffen habe, genauso erklärt wie dir. Wie schon erwähnt, soche Vergleiche sind nicht neu und außerdem schmeicheln sie uns, denn diese Bands sind Legenden. Wenn du in einem Atemzug mit Whitesnake oder Rainbow genannt wirst und dein Songwriting gelobt wird, bzw. gesagt oder geschrieben wird es ist besser als das was diese Bands mittlerweile machen, dann kann man sich ja nur drüber freuen.

SM: Kannst du bitte kurz erläutern wie das Komponieren bei Euch abläuft und ist die gesamte Band involviert?
Alex: Also es ist so, das ich selbst nach wie vor der Hauptsongwriter bin, aber für dieses Album sind vor allem Mat (Sinner, Bass) und David (Readman, Gesang) noch stärker ins Songwriting involviert gewesen, weil ich das auch so wollte. Ich habe z.B. zu Mat gesagt "jetzt setzen wir uns Mal hin und schreiben einen Song zusammen". Ich meine, er ist nun Mal ein begnadeter Songschreiber und wenn man solche Leute in der Band hat und man es nicht zum Wohle dieser nutzt, wäre ich ja wohl ein schlechter Leader. Insofern war das Teamwork beim neuen Album noch stärker als zuvor und ich denke, das Ergebnis spricht für sich. Die Gesangsmelodien habe ich mit David zusammen komponiert. Es läuft so ab, dass ich die Demos vorbereite und David dann zu mir ins Studio kommt. Vor drei Jahren waren wir noch auf Gran Canaria, jetzt waren wir in Deutschland im Studio. Wir gehen dann gemeinsam die Songs durch und komponieren auch gemeinsam die Melodien, was immer sehr viel Spaß macht und sehr sehr kreativ ist. In der Regel spiele ich David auf der Gitarre etwas vor, dann fängt er an dazu zu singen und das ist immer der Moment bei dem ich im Kopf schon höre wie es weitergehen muss und ihm dann quasi vorsinge wie die nächste Zeile klingen soll. Wir lachen uns dann immer kaputt über meine glockenklaren Gesangsmöglichkeiten (*lacht*), er es dann aber nach singt und wir beide dann am Ende total geflasht sind wie uns das wieder gelungen ist. Es ist also ein ganz tolles Arbeiten mit David!

SM: Da muss ich jetzt einhaken und noch einmal zum Album-Highlight "Heart Of Babylon" kommen. Mußte sich Readman hierbei richtig anstrengen um diesen typischen David Coverdale-Gesang hinzukriegen, oder ist dies einfach so aus ihm heraus geflossen?
Alex: Nee, da musste er sich nicht anstrengen, er hat das quasi im Blut. Mit dieser Art von Musik ist er aufgewachsen und das macht er wie kein anderer. David ist schon immer ein ganz toller, bzw. fantastischer Sänger gewesen. Seit wir mit Voodoo Circle begonnen haben, hat er ausnahmslos sehr gute Kritiken für seinen Gesang bekommen. Dies bekommt er bei seinen anderen Bands (u.a. Pink Cream 69) in dieser Form nicht. Das heißt, es dann zwar auch gut, oder klasse gemacht, aber so richtig überschwänglich sind die Resonanzen nur bei Voodoo Circle. Bei uns kann er sich richtig zeigen und ist eben total grundehrlich und er selbst und das hört man.

SM: Welche Tour- bzw. -Festivaldaten sind für dieses Jahr geplant?
Alex: Wir sind dabei eine Tour zusammen mit Shakra zu planen, da wird gerade daran gearbeitet. Zudem sieht es momentan so aus, dass wir im Sommer auf zwei oder drei Festivals spielen werden. Unter anderem auch zusammen mit Whitesnake. Es ist zwar noch nicht 100-prozentig bestätigt, aber es sieht ganz gut aus dass alles klappt.

SM: Alex, jetzt komme ich noch Mal zur Frage welche du mir eigentlich schon vorweg genommen hast. Denkst du mit der neuen Scheibe könnt ihr den erwähnten Chartplatz 64 des Vorgängeralbums noch toppen, bzw. wie wichtig ist dir der Erfolg in den Charts tatsächlich?
Alex: Das ist schon sehr wichtig für uns. Denn das ist ja wirklich eine ganz starke Aussage, wenn du so viele Alben verkaufst, dass du in Deutschland mit englischem Blues-getränktem Hard Rock als deutsche Band in die Charts gehst. Wenn du mir dies vor ein paar Jahren erzählt hättest dann hätte ich es nicht geglaubt. Unser damaliger Charterfolg war schon sehr überraschend, insofern hat dies einen sehr hohen Stellenwert und ist für uns ultrawichtig, das noch einmal zu wiederholen. Ich wäre ja schon froh, wenn wir die Postion 70 oder 80 schaffen, bzw. wenn wir überhaupt in die Charts kämen. Wenn wir nochmal Platz 64 oder gar besser erreichen, wäre dies wiederum ein unglaublicher Erfolg. Da glaube ich jetzt erst Mal nicht dran. Wie schon erwähnt wäre ich froh wenn wir es überhaupt in die Charts schaffen würden.

SM: Hat ein solch guter Gitarrist wie Du eigentlich noch Vorbilder, bzw. gibt es Kollegen die dich beeindrucken/beeinflussen?
Alex: Vorbilder in dem Sinne habe ich keine, aber es gibt natürlich Gitarristen die mich beeindrucken und die ich mir privat auch sehr gerne anhöre. Das ist momentan z.B. Joe Bonamassa, den ich total klasse finde. Ein anderer Gitarrist den ich toll finde und der meiner Meinung nach hier in Deutschland viel zu wenig Beachtung findet ist Richie Kotzen (ex-Mr. Big, ex-Poison). Er ist ein unglaublich guter Gitarrist. Weiterhin Zakk Wylde (ex-Ozzy Osbourne) und natürlich mein Alltime Fave Richie Blackmore (Deep Purple, Rainbow).
Was ich noch erwähnen möchte ist dass ich mit Ian Gillan von „Deep Purple“ im Rahmen des Rock Meets Classic-Projekts acht Wochen auf Tour sein durfte, was natürlich absolut gigantisch war, zumal ihm mein Gitarrenspiel tierisch gut gefallen hat. Und mit Glenn Hughes (Black Country Communion, ex-Deep Purple) habe ich auch schon gespielt, als sein Gitarrist. Da wurden natürlich Jugendträume wahr.

SM: Alex, ich bedanke mich für dieses Interview.
Alex: Sehr gerne.

(Pit Schneider, Januar 2013)