Interpret, Titel: VICIOUS RUMORS - Celebration Decay
Medium: CD
Stil: Melodic Power Metal
Erschienen: 21.08.2020
Label: Steamhammer (Vertrieb: SPV)
Link: www.viciousrumors.com   
Bewertung:
7 von 10

Die Amis von VICIOUS RUMORS gehören sicherlich zu den unterbewertetsten Bands im Segment traditioneller Metal und sind mittlerweile seit 41(!) Jahre ununterbrochen aktiv.
Die Truppe konnte insbesondere Ende der 1980er und zu Beginn der '90er Jahre mit ihrem leider verstorbenen Übersänger Carl Albert wahre Meilensteine erschaffen!

Nach etlichen Besetzungs- und Sängerwechseln präsentierte man mit Frontmann Brian Allen und den Alben 'Razorback Killers' (2011) sowie 'Electric Punishment' (2013) zwei aufeinanderfolgende Top-Alben, welche den Geist von Albert und den Klassikerscheiben atmeten und die Hoffnung auf einen "dritten Frühling" nährten. 'Concussion Protocol' (2016) mit Nick Holleman hinterm Mikro geriet auch noch sehr gut, doch dann ging die unendliche Geschichte der "Suche nach einem neuen Sänger" wieder von vorne los. Diese fehlende Konstanz dürfte dann wohl auch der Hauptgrund sein, wieso VICIOUS RUMORS nie den Durchbruch schaffen konnte.
Kommen wir nun zur neue Platte, auf welcher mit Nick Courtney bereits der achte(!) Sänger der Bandgeschichte präsentiert wird. Die Band wurde auf Courtney durch seine Performance in der Talentshow "American Idol" aufmerksam, wo er Klassiker von JUDAS PRIEST und IRON MAIDEN zum Besten gab und einer der wenigen Metal-Sänger ist, der sich für eine weitere Runde der Sendung qualifizieren konnte.
Der Albumproduktion ging folgendes voraus: Eigentlich waren nur 20 Konzerte geplant, die VICIOUS RUMORS anlässlich des 30jährigen Jubiläums ihres 1988er Klassikers Digital Dictator spielen wollten. "Die Resonanzen waren dermaßen euphorisch, dass aus den 20 Shows am Ende sagenhafte 108 Gigs wurden", erzählte Bandchef Geoff Thorpe. "Damit hatten wir nicht gerechnet. Und natürlich brachte es den ursprünglichen Zeitplan für unser aktuelles Album ein wenig durcheinander."
Leider ist das Songmaterial nicht durchweg auf dem Niveau, das die euphorische Presse-Info der Plattenfirma zeichnet. Die Erwartungshaltung der Metal-Gemeinde, dass man sich von Acts wie AC/DC, MAIDEN, PRIEST oder VAN HALEN einen bestimmten Sound erwartet, trifft natürlich auch auf die traditionellen Power-Metaller aus Kalifornien zu. Doch auf dieser Platte wagt man mit Songs wie beispielsweise dem behäbigen Opener und Titeltrack oder "Pulse Of The Dead" inklusive Growl-Gesang, Abstecher in den sogenannten modernen Power Metal der Marke alte Pantera oder heutige Lamb Of God. Und dass will weder meine Person, unsere komplette Redaktion, noch sonst ein Die-Hard-Fan hören, um es mal klipp und klar zu sagen. Diese Exmperimente gingen doch schon auf den Rohrkrepierern 'Something Burning' (1996) und 'Cyberchrist' (1998) gewaltig in die Hose ... Nix daraus gelernt, hä?
Die behäbigen Stampfer "Cold Bloodet" und "Long Way Home" bewerte ich als okay, was für eine Band wie VICIOUS RUMORS geradezu ein Witz ist...
Die kantigen "Arrival Of Desolation" und "Any Last Words" kommen etwas ziellos daher, haben keinerlei Hookline und wirken daher etwas unfertig.
Auf der anderen Seite stehen absolute Hammer-Songs der Marke "Darkness Divine", das endgeile "Death Eternal", "Collision Course Disaster" und "Masquerade Of Good Intentions". Die Platte kommt als erst im letzten Viertel so richtig aus den Socken...
Offensichtlich kommt zum wohl nie endenden Line-Up-Karusell auch noch eine Band-interne Uneinigkeit hinzu, wohin die stilistische Reise denn eigentlich gehen soll!
An 'Celebration Decay' waren neben Thorpe und seinem langjährigen Schlagzeuger Larry Howe auch zwei absolute Neuentdeckungen beteiligt: Leadsänger Nick Courtney und Gitarrist Gunnar Dügrey, die ihre Feuertaufe auf der Digital Dictator-Tour mit Bravour bestanden haben. Thorpe: "Nick konnte schon bei den Konzerten grandios abliefern und wurde von den Fans lautstark gefeiert. Gunnar ist ein echter Virtuose. Ich habe ihn als 18Jährigen direkt von der Highschool geholt. Heute ist er 21 und bereits absolute Weltklasse. Damit haben Vicious Rumors jetzt wieder ein Gitarrenteam wie zu Zeiten des legendären Marc McGee."
Diesen Lobeshymnen kann ich mich nicht ganz anschließen. Natürlich gibt die instrumentale und gesangliche Leistung keinerlei Anlass zur Kritik, es ist das Songwriting an dem es Anno 2020 hakt. Man sollte meinen die eingangs erwähnte Tour um das 'Digital Digtator'-Album hätte dem Quintett den stilistischen Weg eindeutig aufgezeigt, doch Mastermind Geoff Thorpe versucht hier einen Spagat zwischen ursprünglichem Melodic-Power-Metal, und Modern-Metal, welcher nur schief gehen konnte.

Mit viel Wohlwollen, aufgrund der erwähnten Top-Tracks, der eindrucksvollen Performance von Courtney sowie einer einwandfreien Produktion zücke ich ne knappe sieben...


(Pit Schneider, August 2020)

Tracklist: 01. Celebration Decay 4:31 02. Pulse Of The Dead 04:08 03. Arrival Of Desolation 5:42 04. Any Last Words 3:34 05. Asylum Of Blood 04:11 06. Darkness Divine 04:49 07. Long Way Home 03:48 08. Cold Blooded 04:23 09. Death Eternal 03:44 10. Collision Course Disaster 03:31 11. Masquerade Of Good Intentions 04:48