Interpret, Titel: SAVAGE GRACE - Sign Of The Cross
Medium: CD
Stil: Traditional/Speed/Melodic Metal
Erschienen: 05.05.2023
Label: Massacre Records (Vertrieb: Warner Music)
Link: www.savagegracemetal.com
Bewertung:
7,5 von 10

Da SAVAGE GRACE wohl nur noch bei Leuten in meiner Altersklasse bekannt sind, sprich feuchte Hände und glühende Augen verursachen nachfolgend eine kurze Geschichtsstunde:
Die Band gründete sich noch unter dem Namen Marquis De Sade 1981 in Los Angeles und erschuf 1985 mit dem Weltklasse-Debüt 'Master Of Disguise' das neben 'Sceptics Apocalypse' von Agent Steel beste Speed-Metal-Album aller Zeiten! Die Platte hat heutzutage absoluten Kult-Status inne. Ein Jahr später folgte das immer noch starke 'After The Fall From Grace', doch leider war Übersänger Mike Smith nicht mehr dabei und Mastermind/Gitarrist Christian Logue konnte lediglich auf den Studio-Versionen der Tracks als Sänger überzeugen. 1986 spielte man zusammen mit Heir Apparent eine Europa-Tour, die auch in Deuschland Halt machte, doch 1988 löste sich die "Wilde Grazie" schließlich auf.
2009 gründete Logue die Band mit Hilfe der deutschen Metaller Roxxcalibur neu, doch nach einigen Gigs ("Keep It True", "The Hammers Festival") und ein Jahr später war schon wieder Schicht im Schacht...
2020 reaktivierte Logue die Band erneut und hat nun die folgende Musiker an Bord: Sänger Gabriel Colon (Lynch Mob), Fabio Carito (Bass) & Marcus Dotta (Drums). Als Gastmusiker wurde Trommler Griffin McCarthy für die Songs 1 und 4 angeheuert.

Anno 2023 erinnert leider nicht mehr viel an die glorreiche Vergangenheit. Soundtechnisch wird hier eine Mixtur aus Speed Metal ("Barbarians At The Gates", "Autonomon"), hymnischem Traditions-Metal wie dem exzellenten an Judas Priest erinnernden Titelsong, und Hard Rock der Marke Ratt, Warrant, Dokken ("Rendezvouz", "Stealin' My Heart Away" und "Branded") serviert. "Star Crossed Lovers" hingegen ist verdammt stark und steht somit in einer Reihe mit den erwähnten Speed-Metal-Krachern. Das einminütige Gelaber (über den legendären US-Flotten-Admiral u. Polarforscher Richard Byrd) vor "Land Beyond The Walls" nervt einfach nur.. Der Song an sich ist gut... Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Absolut überzeugend, ja richtig Klasse agiert Frontmann Colon. Er wird in der Presse-Info zurecht als Mischung aus den jungen Rob Halford & Ian Gillan beschrieben. An ihm und den erwähnten sowie überaus kompetent agierenden Instrumentalisten liegt´s also nicht dass '80er Jahre-Puristen hier nur bedingt auf ihre Kosten kommen. Es scheint so, als wusste Logue beim Songwriting, bzw. dem Aufnahmeprozess nicht so recht ob er komplett auf das Pferd Speed Metal setzen, oder dem melodischem Metal und dem Hard Rock frönen soll. Also setzte er sich mit (dem von mir sehnlichst erwarteten) Album Nummer drei nun zwischen alle Stühle!
Christian Logue äußerte sich zum neuen Werk so: "Dieses Album ist mein Meisterwerk und eine großartige Ergänzung meines Vermächtnisses an universell gefeierten klassischen Metal-Aufnahmen. Jeder Song auf diesem Album ist stark, es gibt keinen einzigen schwachen Track auf dieser Platte."

Damit hat er leider nur bedingt recht, doch für eine Bewertung im guten Bereicht langt´s allemal, zumal Roland Grapow (Masterplan) bei der Produktion nix anbrennen ließ.
Mit den eingangs erwähnten Klassikern hat man die Messlatte einst aber soooo hoch gelegt, das ein Scheitern (auf allerdings relativ hohem Niveau) quasi vorprogrammiert war...
Nichtsdestotrotz können Anhänger des traditionellen und Melodic Metal hier blind zugreifen.

(Pit Schneider, Mai 2023)

Tracklist: 1. Barbarians At The Gate 2. Automoton 3. Sign Of The Cross 4. Rendezvous 5. Stealin' My Heart Away 6. Slave Of Desire 7. Land Beyond The Walls 8. Star Crossed Lovers 9. Branded 10. Helsinki Nights (Bonus-Track)