Interpret, Titel: JOURNEY - Freedom
Medium: CD
Stil: Melodic Rock/Heavy Rock/AOR
Erschienen: 08.07.2022
Label: Frontiers Music srl (Vertrieb: Soulfood)
Link: www.journeymusic.com   
Bewertung:
6,5 von 10

Die Amis von JOURNEY haben sich bereits 1973 gegründet und inzwischen weltweit mehr als 80 Millionen Tonträger verkauft. Zusammen sind Foreigner ist man eines der Flaggschiffe des sogenannten AOR und müsste ein anderes Wort für Mainstream her, würde sich Journey bestens dafür eignen. 'Freedom' ist das erste Studioalbum nach dem 2011er Rohrkrepierer 'Eclipse'. Mit Sänger Arnel Pineda, Keyboarder Jonathan Cain und Bassmann Randy Jackson - welcher schon 1986 auf 'Raised On Radio' mitwirkte - hat Mastermind & Gitarrist Neal Schon wohlbekannte Musiker um sich geschart. Die Drums hat Narada Michael Walden eingespielt, doch inzwischen sitzt schon wieder Urgestein Dean Castronovo hinter den Kesseln.

Apropos 'Freedom': Damals krähte seitens der Hard´n Heavy-Printmagazine eigentlich fast kein Hahn mehr nach JOURNEY. Doch jetzt - surprise, surprise, hat der vorliegende Longplayer gar Platz 2(!) im Soundcheck des an sich doch sehr hartmetallischen Deaf Forever-Mags erreicht: Neal Schon aufm Titelbild, 11 Seiten Interviews & Diskographie-Abriss sowie eine überschwängliche 9,5 (von 10) Punkte-Review v. Kollege Mühlmann... Ein Schelm wer da böses denkt...
Beim ROCKS-Magazin (Titelbild + 16 Seiten) kann man´s ja verstehen, da sich das Heft seit Beginn an auch Schwerpunktmäßig dem sogenannten AOR-Sound verschrieben hat. Zudem sind dessen CD-Kritike(n) (nicht nur) im Falle von 'Freedom' auch wesentlich substanzieller/realistischer ausgefallen.
Der vielgescholtene METAL HAMMER kommt da mit seiner 5 (von 7) Punkte-Kritik der Wahrheit aber noch am nächsten...

Doch nun endlich zum neuen Werk. 'Freedom' enthält doch glatt 15 Songs, was an sich ja für den Fan eine Super-Sache ist. Wenn vier davon ("Still Believe In Love", "Live To Love Again", "After Glow" & "Beautiful As You Are") jedoch schmalztriefende Taschentuch-Balladen sind, welche man aufgrund ihrer Seichtheit/Austauschbarkeit schon mal direkt in die Tonne kloppen kann, bleibt einem aber glatt die Spucke weg. Zudem entspricht die Produktion zu keinem Zeitpunkt dem Standart, welchen man hinter einer Mega-Band wie JOURNEY vermuten darf. Wo bitteschön ist hier die Dynamik, Wucht & Transparenz? Das Geld für Top-Studio und Top-Produzent sollte im Falle von JOURNEY doch eigentlich gar keine Rolle spielen!
Anyway, der Einstieg mit "Together We Run" und das anfangs stark an den Super-Hit "Seperate Ways" erinnernde "Don´t Give Up On Us" ist aller Ehren wert und erinnert zumindestens zehn Minuten lang an einstige JOURNEY-Glanzzeiten. Die Single-Auskopplung "You Got The Best Of Me" schlägt in dieselbe Kerbe und hierzu sagte Schon folgendes: "Ich wollte ein Art von punkiger Interpretation von "Any Way You Want It". eigentlich habe ich gar nicht bewusst nach einer Song-Idee gesucht, welche in besagte Richtung geht, aber dann kam mir diese sozusagen zugeflogen. So wie "Wheel In The Sky" vor vielen Jahren. Der Song kam quasi aus mir heraus geflossen." Auch "The Way We Used To Be" gefällt aufgrund seiner Grundhärte/Kernigkeit sowie guter Hookline und "Come Away With Me" ist zusammen mit dem schleppend/groovigen "Let It Rain" gar das knackige Highlight der Platte. Hier packt Gitarrero Schon endlich mal seine heavy-Seite aus. Das im Midtempo gehaltene und leicht progressive "Holding On" ist durchaus gelungen und lebt ebenfalls vom kernigem Riffing des Masterminds und Cains Tastenkünsten. "All Day And All Night", "Don´t Go", "United We Stand" sowie "Life Rolls On" sind schließlich typisches AOR-Radiofutter. ganz nett, mehr nicht.

Ihr merkt schon, hätten sich Schon & Co. konsequent, sagen wir mal auf die neun oder zehn stärksten Tracks beschränkt, hätte ich wohl ne 8 gezückt. So aber ist der Longplayer von der Song-Reihenfolge absolut unglücklich geordnet, von Seichtheit schier durchsetzt und gelinde gesagt eine mittlere Enttäuschung.
'Freedom' ist also weder Fisch noch Fleisch und kommt als Gesamtwerk lediglich phasenweise an eigene Meilensteine wie 'Escape' oder 'Frontiers' heran!

(Pit Schneider, Juli 2022)

Tracklist: 01. Together We Run 02. Don’t Give Up On Us 03. Still Believe In Love 04. You Got The Best Of Me 05. Live To Love Again 06. The Way We Used To Be 07. Come Away With Me 08. After Glow 09. Let It Rain 10. Holdin On 11. All Day and All Night 12. Don’t Go 13. United We Stand 14. Life Rolls On 15. Beautiful As You Are