Interpret, Titel: JOE LYNN TURNER - Belly Of The Beast
Medium: CD
Stil: Melodic Metal
Erschienen: 28.10.2022
Label: Music Theories Recordings/Mascot Label Group (Vertrieb: Rough Trade)
Link: facebook.com/joelynnturnerofficial/
Bewertung:
8 von 10

Das letzte was von JOE LYNN TURNER zu hören war betraf sein Mitwirken am akutellen MSG-Langeisen 'Immortal' (2021) auf zwei Songs. Zudem wurde bei seiner Band Sunstorm, mit welcher er fünf Studioalben einspielte dreckige Wäsche gewaschen, das heißt Frontiers Music hat sich die Sache komplett unter den Nagel gerissen und einfach mal mit nem anderen Sänger (Ronnie Romero) plus Studiomusikern neu besetzt ... Nun ja, die Fans werden das schon quittieren.

Doch kommen wir zum aktuellen Album der mittlerweile 71-jährigen US-Sanges-Legende, dessen prägnanteste Stationen wohl Rainbow, Yngwie Malmsteen's Rising Force und Deep Purple waren. Mit diesen Legenden nahm er feinste Rock- und Metal-Longplayer auf und unter eigenem Namen ist 'Belly Of The Beast' nun schon Platte Nummer 14. Überraschender Weise hat Turners Entscheidung seine Perücke zur Seite zu legen und zukünftig mit Glatze rumzulaufen für weitaus mehr Aufsehen gesorgt als sein - ich nehme es vorweg - exzellentes neues Album.
Gemeinsam mit dem in der Metal-Szene wohlbekannten Produzenten Peter Tägtgren (Hypocrisy, PAIN, Lindemann) legt der aus New Jersey stammente Turner nun härtetechnisch eine gute Schippe drauf, was ihm erstaunlich gut zu Gesicht steht, denn an stimmlichem Volumen und Charisma hat er bis dato nix eingebüßt! Tägtgren war zudem auch am Songwriting beteiligt. Turner lernte Tägtren 2017 kennen, nachdem dieser auf der privaten Geburtstagsparty seines Bruders aufgetreten war. Kurz darauf arbeiteten die beiden schon an ihrem ersten Song "Don't Fear The Dark" zusammen, was ihre kreative Partnerschaft festigte und die Band Belly Of The Beast ins Leben rief. "Es geschah ganz zufällig, aber einige der besten Dinge geschehen zufällig", bemerkt Joe. "Ich kannte Peters Bands Pain und Hypocrisy nicht sehr gut, aber als wir uns trafen, gefiel mir seine Persönlichkeit, und ich hatte das Gefühl, dass die Chemie zwischen uns stimmte. Beim Schreiben muss man sich verändern und wachsen, um zu reifen. Ich hatte das in mir. Zur härteren Ausrichtung der Musik sagte Tägtren: "Joe musste seine Stimme der Musik anpassen." Turner dazu: "Aber das bin immer noch ich. Nur eben dreckig, düster, metallisch."

Beim Titeltrack und der ersten Single dreht sich alles um den gefallenen Engel Luzifer. Joe erklärt: "Es dreht sich alles um das Ritual wo Luzifer den Bann über die Menschheit verhängt. Wenn du an das Gute glaubst, musst du an das Böse glauben. Das ist das Yin und Yang des Lebens. Sie müssen koexistieren, das ist einfache Physik. Dieses Stück hatte einen bösen Beigeschmack, und als ich es hörte, war die Storyline für mich offensichtlich." Der Einstieg mit "Belly Of The Beast" ist flott, mit hartmetallischen Gitarren, einem Bombensound, aber dennoch hochmelodisch inklusive Hammer-Refrain! Das stampfende "Black Sun" erinnert mit dem eröffnenden Hammond-Orgel-Part stark an Deep Purple zu 'Perfect Strangers'-Zeiten. Ebenfalls als Highlight geht das galoppierende "Rise Up" durch und auffallend sind die allgegenwärtigen gewaltigen Background-Chöre in den Refrains, die an Bands wie Accept, Hammerfall oder U.D.O. erinnern, der Platte aber sehr gut zu Gesicht stehen. "Dark Night" schließlich ist eine Power-Ballade. Hier zeigt Turner eindrucksvoll dass er auch Anno 2022 noch immens gut bei Stimme ist. Der hymnische Ohrwurm "Don´t Be Afraid Of The Dark" weiß ebenfalls zu begeisternn und so könnte man nun weiter über diese Schatztruhe referieren, denn es gibt keinen einzigen auch nur mittelmäßigen Track oder gar Ausfall zu beklagen.
Einen generellen Seitenhieb gegen das Musicbusiness kann sich Turner in der beiligenden Presse-Info nicht verkneifen: "Beim Rock'n'Roll geht es natürlich um Unterhaltung, aber ich hoffe, ihr hört auch die Botschaft. Es scheint, als ob jeder seine Seele an die großen Konzerne verkauft hat. Sobald die Leute reich und beliebt sind, werden sie Teil des Establishments. Wo sind die Rebellen? Wer wird sagen: "Leckt uns doch! Wir lassen uns diesen Scheiß nicht gefallen!".

Die Frischzellenkur mit Tägtren hat Turner jedenfalls ungemein gut getan, das heißt 'Belly Of The Beast' ist das beste Turner-Album seit dem bockstarken Hughes Turner Projekt-Debüt!
Well done, Joe!

(Yvonne Benrnhard, November 2022)

Tracklist: 01. Belly Of The Beast 02. Black Sun 03. Tortured Soul 05. Dark Night 06. Tears Of Blood 07. Desire 08. Don't Fear The Dark 09. Fallen World 10. Living The Dream 11. Requiem