Interpret/Titel: GAMMA RAY - Empire Of The Undead
Medium: CD
Stil: Melodic Power Metal
Erschienen: 21.02.2014
Label: EarMusic (Vertrieb: Edel)
Links: www.gammaray.org
Bewertung:
9,5 von 10 Punkten

Sieht man mal von den unzähligen Live, Best-of und EP`s ab so halte ich hier das offizielle elfte Studioalbum der sympathischen Powermetaller von GAMMA RAY 'Empire of the undead' in Händen und um es vorweg zu nehmen, das Album zählt zum Besten was Kai Hansen & Co je veröffentlicht haben. Ich muss es wissen, es stehen nämlich alle bisher veröffentlichten Alben chronologisch, fein säuberlich geordnet im Schrank und werden auch regelmässig abgespielt. Das liegt zum einen daran dass ich natürlich ein Kind der 80er bin und die Begründer des Melodic Speed Metal Helloween mit Kai Hansen und Michael Kiske damals vergötterte und den daraus resultierenden Ableger Gamma Ray mit der Muttermilch aufgesogen und im CD Player damals rauf und runtergehört habe. Auch wenn einige Schreiberlinge der Meinung sind dass Gamma Ray schwache Alben in ihrer Diskographie produziert haben, so möchte ich es eher so ausdrücken als dass die Qualität der Musik schon immer vom technischen Niveau sehr hoch war und es einige Silberlinge der Band gab die die Messlatte eben noch höher legten. "Empire of the undead" gehört da sicherlich dazu.
Dass die Platte überhaupt erscheinen konnte verdanken wir dem glücklichen Umstand dass die Dateien gesichert werden konnten bevor ein verheerendes Feuer das gesamte Studio und einen Grossteil des Equipments sowie einige Proberäume in Hamburg vernichtete. Hoffentlich wurde da die eingesparte Kirchensteuer in eine vernünftige Gebäudeversicherung gesteckt. Doch zurück zur Platte. Hansens Handschrift ist unverkennbar. Es ist einfach unglaublich wie er es immer wieder schafft solch geniale Ohrwürmer und Hooks zu schreiben auch wenn man sich als aufmerksamer Zuhörer der Tatsache bewusst ist dass man die Tonarten und Harmonien irgendwo, irgendwann schonmal leicht abgewandelt bei der Band gehört, sogar auf derselben Scheibe, und die Fanbrille mal abgenommen hat. Die Spielfreude und die immer wieder begeisternden Gitarrensoli von Kai und Henjo machen das allemal wieder wett. So hat halt jede Band ihre Trademarks. Und wenn man musikalisch fischen geht dann doch lieber im eigenen Gewässer. Ok aus der Vorliebe zu Judas Priest und Queen hat Kai Hansen noch nie einen Hehl gemacht und auch immer wieder betont wie sehr ihn diese Bands beeinflusst haben. Somit ist es auch absolut verständlich dass solche Sidekicks ins Songwriting mit einfliessen. Achja... die Band hat auch einen neuen Drummer: Michael Ehré (ex Firewind/Metalium) und der macht seinen Job ausserordentlich gut. An dieser Stelle ein besonderes Lob an den formidablen Snare Sound. Und Kai Hansens Stimme ? Unverkennbar, einzigartig, druck- und gefühlvoll, mal sanft und verletzlich, und wäre seine Stimme die berühmte Nadel im Heuhaufen dann würde man sie sofort wiederfinden. Natürlich ist das polarisierend, entweder sie gefällt, oder nicht. Thematisch gehts bei "Empire of the undead" um, wer hätte das gedacht(?), die Untoten (Titelsong, auch auf der 2013 EP), Wiederkehrer ("I will return"), Verwirrung ("Master of Confusion" von der gleichnamigen EP) den Tod himself ("Palerider"), Dämonen ("Demonseed"), Erlösung , unsere Zukunft, ("Time for deliverance") Sympathiebekundungen zum Metal ("Hellbent for Metal"), hochfliegende Adler die den Regenbogen berühren (Burn to fly), einen "Master of Confusion-BeinahKlon" ("Seven") und das 9-minütige Epos "Avalon". Mit "Avalon" gehts auch gleich hammermässig los. Ein gnadenloser 3-Teiler mit sich in die Synapsen einfressendem Refrain gepaart mit Tempi und Riffingwechseln die alle Trademarks der Band widerspiegeln. "Hellbent for metal" gehört mit dem Titeltrack des Albums zu den härtesten und schnellsten Songs und ruft nicht nur mit dem Refrain Assoziationen zu bereits erwähnten Judas Priest auf. Schnell und hochmelodisch. Etwas gediegener aber nicht minder grossartig geht "Palerider" zur Sache und hat meiner Meinung nach den coolsten Chorus des ganzen Albums. Mit "Born to fly" gibts für die Englischlegastheniker bzw. für Metalheads die gerne nach dem ersten Hören schon einen Refrain mitsingen wollen einen schön abgedroschenen von Klischees nur so triefenden Text, ich liebe es! Musikalisch ist an diesem Midtempo-Song eh nichts zu bemängeln. Nettes Gitarrenriff. "Master of confusion" wurde ja bereits im Jahre 2013 auf der gleichnamigen EP veröffentlicht, klingt aber nun aufgrund der Neuaufnahme deutlich "aufgeräumter". Ein Highlight jagt das nächste "Empire of the undead" drückt wieder deutlich aufs Gaspedal und besticht mit fantastischen Gitarrensoli. Wer meine Rezensionen kennt der weiß ich stehe selbst nicht so auf Balladen, mache hier aber mal eine Ausnahme, wie übrigens bei fast allen Balladen aus dem Hause Gamma Ray vielleicht und gerade auch wegen ihrer Schlichtheit ."Time for Deliverance" transportiert Emotionen perfekt und die Queen-lastigen Hintergrundchöre tun ihr übriges, ganz grosses Kino auch wenns stellenweise von den Harmonien an "No need to cry" erinnert. "Demonseed" beginnt mit furchteinflössendem untoten dämonischen Röcheln und einer Frauenstimme die das alles nicht wahrhaben will und bleibt auch im weiteren musikalischen Verlauf tempomässig schleppend, düster und hart. "Seven" erinnert an das auf dem Album befindliche "Master of Confusion" auch wenn die Vocallines sich stark unterscheiden und der Song auch durchaus eigenständig ist, so bleibt der Eindruck das man den Song gerade erst vor 10 Minuten gehört hat. Dennoch ein starker Song auch weil mir persönlich "Seven" besser als "Master of confusion" gefällt. Bei "I will return" kommt Arnie "Aktschn-Fuilm" Schwarzenegger als Terminator mit seinem legendären Oneliner "I`ll be back" zu Ehren. Melodischer Speedmetal im Helloween-Stil mit todsicherem Chorus und wieder mal toller Gitarrenarbeit. Was? Schon vorbei? Mitnichten, es gibt noch einen Bonustrack der nur auf der europäischen Pressung enthalten ist: "Build a world" groovig, rockig und ein absolut würdiger Abschluss eines denkwürdigen Albums.
Fazit: Für mich sind Gamma Rays seit dem 95er 'Land of the free'-Release die besseren Helloween und mit 'Empire of the undead' kehren die "Awesome foursome" (wenn auch leicht Line Up verändert, jedoch ohne Qualitätsverluste) zurück und liefern ein Album ab dass es locker in die Top 20 Regionen der deutschen Charts schaffen wird. Ein erneuter Beweis dafür dass man auch nach knapp 25 Jahren immer noch kreativ und eigenständig sein kann ohne jemals ins negative abzudriften.
Ein Hammeralbum dass nach mehrmaligem Hören noch mehr Spass macht. Gamma Ray Fans kaufen blind, alle anderen auch!

(Frank Beck, März 2014)

Tracklist: 01. Avalon 02. Hellbent 03. Pale Rider 04. Born To Fly 05. Master Of Confusion 06. Empire Of The Undead 07. Time For Deliverance 08. Demonseed 09. Seven 10. I Will Return 11. Built A World (European Bonus-Track)