Interpret, Titel: EKTOMORF - Retribution
Medium: CD
Stil: Thrash/Groove Metal
Erschienen: 31.01.2014
Label: AFM Records (Vertrieb: Soulfood)
Link: www.ektomorf.com
Note:
7,5 von 10 Punkten

Nicht lang ist es her seit dem Erscheinen des letzten EKTOMORF-Albums, 'Black Flag', quasi erst 1,5 Jahre, somit eigentlich noch weit entfernt vom Rentenalter.
Dennoch werden die Ungarn dem Recording nicht müde und Ende diesen Monats wird mit 'Retribution' das 14. Studiowerk der Jungs erscheinen. An wem oder was das Quartett sich rächen wird, wird sich bald zeigen.
Vlt an denen, die ihnen immer wieder die Ähnlichkeit zu den brasilianischen Kollegen von Soulfly vorwerfen? Oder denen, die sich gerne mal rassistisch über die ethnische Abstammung der Familie Farkas äußern?
Oder ein Rundumschlag an alle, das wohl am ehesten, aber am Ende kam was Stabiles dabei raus.
Wer manche Vorgängeralben kennt oder sich generell ein wenig auf Ektomorf versteht, der wird mit 'Retribution' merken, dass das neue Material zwar nicht aufgewärmt aber auch nicht merklich frisch klingt. Dies kann gleichzeitig Vor- und Nachteil in der Branche sein. Je nach Geschmack der Fans.
Ich gehe hier mal einfach davon aus, dass Ektomorf ganz genau nach Erfolgsrezept kochen und das nicht etwa an mangelndem Ideenreichtum liegt. Widmen wir uns mal dem ersten Song:
"You Can’t Control Me" zeugt von einem gewissen Rebellen-Dasein und einer generellen Anti-Einstellung. Als Albumsbeginn gut geeignet, denn man checkt gleich, was hier abgeht. Zolis Wut wird hier förmlich ausgekotzt und das ganze wird durch absolut aggressives Geknüppel, so dermaßen expressiv unterlegt, dass man gleich mit sauer wird. Eigentlich muss das sein. Andererseits wird so was schnell langweilig. "Ten Plagues" besticht mit außergewöhnlicheren Gitarren als der erste Track aber geht doch nach kurzer Zeit wieder ins altbewährte Schema über.
Diese typische Ektomorf-Stimmung ist eigentlich ein Garant dafür, dass diese Art Metal funktioniert, aber die Jungs übertreiben es hier und treiben es bis zu Nummer 6 so weit, dass ich mir überlegen muss, ob es sich lohnt, das ganze ein zweites Mal anzuhören, denn eigentlich hab ich alles schon zig Mal auf älteren Alben gehört. Schade.
Und dann kommt "Numb And Sick". Es beginnt erst nur unmerklich anders aber es bleibt von vornerein mehr im Kopf und der cleane Part ist eine so erwünschte Erfrischung nach dem Einheitsbrei, dass ich den Glauben an Ektomorf noch nicht aufgeben werde. Der erste Song mit Ohrwurmcharakter und Hitqualitäten. Obwohl der Text wieder mal den "Anti"-Intentionen treu bleibt.
Und wer beschert uns die Ehre dieses Nu-Metal Einflusses? Nach einiger Recherche finde ich es heraus: Ladys and Gentlemen, please welcome Christian Machado, Sänger von Ill Nino. Der gute Mann darf gern öfter als Gastsänger bei Ektomorf mitmischen, das Ganze klingt klasse. Auch "Lost And Destroyed" wertet 'Retribution' weiterhin auf. Es beginnt ruhig, was schon mal komplett ausreißt. Zoli, Mensch, du kannst ja singen! Und das auch noch gefühlvoll! Mehr davon!
„Souls Of Fire“ bietet ein schönes Intro und kommt eigentlich bis zur Hälfte ohne Gesang aus, dass man erst denkt es sei ein Instrumental. Aber die drei darauffolgenden Songs sind wieder wie die ersten drei… ein wenig langweilig aufgrund dieser Altbewährtheit. "Save Me" wechselt dann wieder ein wenig mehr, weil Zoli uns wieder in den Genuss seines Clean-Gesangs bringt. Der ganze Track fährt eher im Midtempo und ohne das vorherrschende schwere Schlagzeug und auch das beherrschen Ektomorf perfekt. Sowas würde ich mir öfter wünschen, das beweist Kreativität.
Das Highlight kommt ganz am Ende und man sagt ja, das Beste kommt zum Schluss. "Collapsed Bridge" entpuppt sich als waschechte Ballade. Und als was für eine schöne! Mag sein, dass es an meiner Weiblichkeit liegt, aber gerade mit diesen weichen Tönen und dem emotionalen (nicht aggressiven) Text überzeugen Ektomorf und beweisen, dass sie es musikalisch voll drauf haben. (Zolis unglaublich niedlicher Akzent kommt hier auch mal zur Geltung).
Fazit: Gut ein Drittel der Lieder auf Retribution sind echt top. Bei manchen Alben manch anderer Bands kommt man nicht mal zu so einem 1:2 Schnitt. Das Album neigt zwar zum langweilig werden, aber die Reißer stechen die Lückenfüller aus, deshalb spreche ich eine Kaufempfehlung aus, allein schon wegen "Collapsed Bridge".


(Katrin Erbach, Januar 2014)

Tracklist: 01. You Can’t Control Me 02. Ten Plagues 03. Face Your Fear 04. Escape 05. Who The Fuck Are You 06. Numb And Sick 07. Lost And Destroyed 08. Souls Of Fire 09. I Hate You 10. Watch Me 11. Mass Ignorance 12. Save Me 13. Whisper 14. Collapsed Bridge