Interpret, Titel: BLIND GUARDIAN - Beyond The Red Mirror
Medium: CD
Stil: Melodic Symphonic Progressive Metal
Erschienen: 30.01.2015
Label: Nuclear Blast (Vertrieb: Warner)
Link: www.blind-guardian.com
Bewertung:
7 von 10

Es scheint so als ob es für BLIND GUARDIAN "Album des Monats"-Bewertungen regnet noch bevor die Promo-Downloads von der Plattenfirma an die Online- u. Print-Magazine gesandt wurden... Der fast schon legendäre Bandname versetzt halt immer noch Berge.
Objektiv beurteilt ist die nun zum Quintett angewachsene Band leider noch immer sehr weit von einstigen Highlights wie 'Tales From The Twillight World', 'Somewhere Far Beyond' oder 'Imaginations For The Other Side' entfernt. Wo sind die Hymnen geblieben die diese Band einst auszeichneten? Ich wage zu behaupten das von den zehn neuen Songs nur sehr wenige Einzug in die Setlist der nächsten Tournee finden werden. Nur ab und zu wie bei "Twillight Of The Gods", "The Holy Grail", "The Grand Parade" und vor allem "The Sacred Mind" schimmert das zweifellos vorhandene Händchen für überragende, straighte (und eingängige!) Songs hervor. Wenn ich mir einen langatmigen Track wie "The Throne" anhöre, ertappe ich mich dabei wie ich nach zwei Minuten gar nicht mehr richtig zuhöre, da eine zwingende Melodie fehlt und die Band zu viel Sound-Details in den Song hineingepresst hat; d.h. es passiert einfach zu viel - Stichwort "Reizüberflutung" - und so verliert der Song den roten Faden. Es ist sicherlich eine Herausforderung für jeden Musiker dieses anspruchsvolle Lied live zu spielen, für den Zuhörer ist es hingegen eher eine langatmige Sache... Versteht mich nicht falsch, handwerklich ist auf 'Beyond The Red Mirror' alles erste Sahne. Prog-Fans werden sicherlich ihre Freude an diesem Album haben, aber in meinen Augen steht BLIND GUARDIAN noch immer für melodischen Power Metal der Extraklasse und nicht für "die deutschen Dream Theater"!
Von den Lyrics her geht´s natürlich wieder in altbekannte Gefilde: "Eine Story angesiedelt zwischen Science Fiction und Fantasy", erklärt Sänger Hansi Kürsch, der traditionell für die BLIND GUARDIAN-Texte verantwortlich ist. "Die Geschichte setzt bei unserem 1995er Album 'Imaginations From The Other Side' an. Die beiden dort beschriebenen Welten haben sich seitdem dramatisch zum Schlechten gewandelt. Doch während es früher etliche Tore zwischen den Welten gab, existiert nun nur noch eine einzige Pforte: der Rote Spiegel. Dieser muss um jeden Preis gefunden werden."
Produktionstechnisch gibt´s hingegen absolut gar nichts zu beanstanden. Der von Charlie Bauerfeind (Gamma Ray, Gotthard, Rage, u.a.) gezimmerte Sound ist erste Sahne und glänzt mit Wucht, Dynamik und Differenziertheit. Da lohnt es sich auch mal den verstaubten Kopfhörer auf die Lauscher zu setzen. Sicherlich eine der besten Metal-Produktionen der letzten Jahre.
Fazit: Für meinen Geschmack überladen die Krefelder den Großteil ihrer Songs noch immer mit zu viel Soundspuren, Details und progressiven Elementen. Auf der anderen Seite bringen die Mannen um Sänger Hansi Kürsch in einem einzigen Song mehr Refrains unter wie andere Acts auf einem kompletten Album. Dafür sind die meisten Songs aber auch jenseits der fünfeinhalb-Minuten-Marke. Den meisten Fans der "blinden Gardinen" wird´s aber wohl egal sein, denn die Hoffnung auf neue Hymnen und weniger Gefrickel stirbt zuletzt...

(Pit Schneider, Januar 2015)

Tracklist: 01. The Ninth Wave 9:29 02. Twilight Of The Gods 4:51 03. Prophecies 5:27 04. At The Edge Of Time 6:55 05. Ashes Of Eternity 5:39 06. The Holy Grail 6:02 07. The Throne 7:56 08. Sacred Mind 6:25 09. Miracle Machine 3:03 10. Grand Parade 9:29