Interpret, Titel: AVANTASIA - The Mystery Of Time
Medium: CD
Stil: Melodic Metal
Erschienen: 29.03.2013
Label: Nuclear Blast (Vertrieb: Warner)
Link: www.tobiassammet.com    
Note:
  9 von 10 Punkten

Schön dass es entgegen von Tobi Sammets Aussage beim letzten "Wacken Open Air"-Gig doch weiter geht mit AVANTASIA! Denn mit dieser Art von Musik hat sich der Edguy-Frontmann seine eigene Nische im Musikbusiness geschaffen und schon bei der Ankündigung eines neuen Albums ist die Vorfreude der vielen Fans riesengroß. Denn Sammet gehört zweifellos zu den talentiertesten Songwritern im Segment Hard Rock/Melodic Metal und schreibt auch bei diesem neuen Longplayer seinen Gastsängern Biff Bifford (Saxon), Joe Lynn Turner (ex-Rainbow), Eric Martin (Mr. Big), Bob Catley (Magnum), Ronnie Atkins (Pretty Maids), sowie Michael Kiske (Unisonic, ex-Helloween) die vorzüglichen Songs quasi auf den jeweiligen Leib! Als Instrumentalisten sind Produzent Sascha Paeth (Gitarre, Ex-Heavens Gate), Bruce Kulick (Gitarre, Ex-Kiss, Ex-Meat Loaf), Arjen Lucassen (Gitarre, Ex-Vengeance, Ayreon), Ferdy Doernberg (Hammondorgel, Axel Rudi Pell), Russell Gilbrook (Schlagzeug, Uriah Heep) und Oliver Hartmann (Gitarre) mit von der Partie. Den Bass hat Sammet selbst eingespielt.
Bei 'The Mystery Of Time' stellt man nun fest dass es schon drei oder vier Durchgänge braucht bis sich das neue Songmaterial im Hirn festsetzt, bzw. vollends entfaltet. Ist dies aber erst einmal geschehen, gibts kein Halten mehr und der geneigte Hörer wird in die faszinierend/oppulente, bombastische Fantasy-Welt hineingezogen. Das Album bewegt sich phasenweise gar auf Weltklasse-Niveau. Hier seien die Übersongs "Black Orchid" (Bifford), "Where Clock Hands Freeze" (Kiske), "Invoke The Machine" (Ronnie Atkins), "Dweller In A Dream" (Kiske) und die gigantische Powerballade "What´s Left Of Me" (Eric Martin) genannt. Zudem wurde mit dem Engagement des 60-köpfigem Filmorchesters Babelsberg (Rammstein, Celine Dion, Bryan Adams) nicht gekleckert, sondern geklotzt. Das hat sich gelohnt, verleiht das Orcherster den Kompositionen doch enorm viel Tiefe und Facettenreichtum. Doch zwei Kritikpunkte muss ich bei allen Lobeshymnen auch einmal ansprechen: Sammet gibt jedem Song den bzw. die Sänger welche dieser benötigt. Dafür hat er ein brillantes Händchen, doch bei den Drums sieht die Sache leider anders aus. Kann Russell Gilbrook (Uriah Heep) bei den Hard Rock-lastigen Songs noch überzeugen, so stößt er bei flotten Tracks, welche furiose Doublebass-Einlagen benötigen - wie den schon aufgeführten "Where Clock Hands Freeze" und vor allem "Invoke The Machine" - doch schnell an seine Grenzen. Hier hätte es eines Metal-Drummers internationaler Klasse bedurft und von diesen gibts auch in Deutschland einige. Es seien diesbezüglich die Namen André Hilgers (Rage), Frederik Ehmke (Blind Guardian) oder Dan Zimmermann (ex-Gamma Ray) genannt. Auch der Drumsound an sich hätte mehr Punch und Dynamik benötigt, denn wenn man sich im Vergleich die neue Pretty Maids anhört, das ist schon was anderes... anyway, letztendlich jammere ich hier zugegebenermaßen aber auf einem sehr hohem Niveau, denn lediglich die schmalzige Ballade "Sleepwalking" mit dem zweitklassigen Stimmchen einer gewissen Cloudy Young ist absolut verzichtbar. Der Rest ist gewohnt episch, abwechslungsreich & oppulent, sprich ganz große Klasse. Und das Coverartwork vom britischen Künstler Rodney Matthews (Asia, Eloy, Magnum, Thin Lizzy, Nazareth) setzt quasi das i-Tüpfelchen auf ein insgesamt doch großartiges Album.
Fazit: 'The Mystery Of Time' ist eines der Genrehighlights der letzten Jahre. Melodic Metal-Fans müssen hier unbedingt zugreifen!

(Pit Schneider, März 2013)

Tracklist:
01. Spectres (6:20) - Tobias Sammet & Joe Lynn Turner
02. The Watchmakers‘ Dream (4:20) - Joe Lynn Turner & Tobias Sammet
03. Black Orchid (6:55) - Tobias Sammet & Biff Byford
04. Where Clock Hands Freeze (4:35) - Michael Kiske & Tobias Sammet
05. Sleepwalking (3:45) - Cloudy Young & Tobias Sammet
06. Savior In The Clockwork (10:40) - Joe Lynn Turner, Tobias Sammet, Biff Byford & Michael Kiske
07. Invoke The Machine (5:30) - Ronnie Atkins & Tobias Sammet
08. What´s Left Of Me (5:05) - Eric Martin & Tobias Sammet
09. Dweller In A Dream (4:45) - Tobias Sammet & Michael Kiske
10. The Great Mystery (10:05) - Tobias Sammet, Bob Catley, Joe Lynn Turner & Biff Byford