Special-Tip des Monats März

Interpret, Titel: AGENT STEEL - No Other Godz Before Me
Medium: Download
Stil: Speed Metal
Erschienen: 19.03.2021 (CD & Vinyl VÖ: 02.04.21)
Label: Cherry Red Records (Vertrieb: Rough Trade)
Link: agentsteel.net/    
Bewertung:
9 von 10

Nachfolgend ne kleine Geschichtsstunde für die jüngeren Jahrgänge unter euch, welche mit dem Namen AGENT STELL jetzt nix anfangen können.
Die Band wurde 1984 in Los Angeles, Kalifornien von Sänger John Cyriis gegründet und gilt in der Szene als Mitbegründer und Inbegriff des Genres Speed Metal.
Vor allem die Göttergaben 'Sceptics Apocalypse' und 'Mad Locust Rising' (beide 1985), aber auch 'Unstopable Force' (1987) legten hierzu das Fundament und sind mittlerweile allgemein als Meilensteine/Klassiker anerkannt.
Die Band war einst auf dem Weg nach ganz oben, das heißt unzählige Live-Shows mit Acts wie beispielsweise Anthrax und Overkill hinterließen nichts als verbrannte Erde und verdutzte Konkurrenten... (siehe Live-DVD 'Mad Locust Rising' von 1987!) Aber ein Jahr darauf war dann aufgrund interner "Unstimmigkeiten" leider schon Schicht im Schacht!
Elf Jahre später legte man mit dem neuen (Top-)Sänger Bruce Hall 'Omega Conspiracy' vor und ließ 2003 das famose 'Order Of The Illuminati' (2003) folgen, bevor 'Aliengma' (2007) den erneuten Abgesang bedeuten sollte. Ihr merkt also schon, woran es lag dass diese Band nie den großen Durchbruch geschafft hat...

Doch seit November 2018 ist der Name AGENT STEEL nun wieder präsent und die Formation hat einen Deal mit Cherry Red Records aus Großbritanien in der Tasche. Anscheinend konnte Cyriis zwischenzeitlich den Bandnamen wieder an sich reissen, welchen er 2000 an die restlichen Bandmitglieder abtrat. Denn von der Originalbesetzung ist lediglich John Cyriis übrig geblieben. Insbesondere das exzellente Gitarristen-Duo Juan Garcia/Bernie Versailles und der Punch von Drum-Animal Chuck Profus trugen einst ebenso zur großen Klasse der Formation bei, wie der einzigartige Sirenenartige Gesang des charismatisch/exzentrischen Frontmanns.
Nun aber zu den Songs des vorliegenden ersten Studioalbum inklusive John Cyriis hinterm Mikro seit 34 Jahren. Mit Nikolay Atanasov (Gitarre), Vinicius Carvalho (Gitarre), Shuichi Oni (Bass) & Rasmus Kjær (Drums) konnte dieser eine überaus kompetente Begleitmannschaft um sich scharen und natürlich zieht sich - wie schon in den glorreichen ´80ern - die gewohnte UFO-/Alien-Thematik durch die Texte. Lässt man sich auf diese ein, so wird man an höchst populäre TV-Serien wie "Akte X", "Ancient Aliens", UFO Hunters" oder "Project Blue Book" erinnert, an welche in den Anfangstagen von AGENT STEEL noch nicht mal ansatzweise zu denken waren... Hier kann man "Ufologe" Cyriis quasi als Vorreiter der Prä-Astronautik bezeichnen. Doch auch der Stil der Band ist noch derselbe wie in den seligen Anfangstagen und natürlich entspricht der exzellente Sound von Galin Ivanov (Produktion, Mix) & Yohei Goto (Mastering) dem aktuellen Standart.
Trotz der Tatsache dass ich mir 'No Other Godz Before Me' in den ersten drei Tagen nach Erhalt mehr als ein Dutzend Mal reingefönt habe, fiel es mir verdammt schwer ein endgültiges Urteil zu fällen... Denn auf der einen Seite fieberte ich diesem Release entgegen wie kaum einem anderen in den letzten 20 Jahren, auf der anderen Seite kann die Fallhöhe im Vergleich zu den eingangs erwähnten Klassikern verdammt hoch sein!
But here we go: Wer befürchtete John Cyriis hätte in den letzten Dekaden etwas von seinem (unfassbaren) stimmlichen Vermögen, sprich von seiner Gesangsakrobatik der Marke King Diamond (Mercyful Fate) oder Midnight (Crimson Glory) eingebüst, sieht sich getäuscht. Der Kerl konnte seine Power und enorme Reichweite doch glatt konservieren! Ob das live on stage auch klappt, wird man sich hoffentlich bald anschauen können. Natürlich muss man diese Art von Gesang mögen, um generell mit AGENT STEEL klarzukommen, doch ist man in der Lage diese Hürde zu nehmen, erschließt sich dem Metal-Fan die wahre Essenz des Speed Metal.
Alle neuen Songs sind gewohnt Riff-orientiert und mit famosen Leads/Soli gespickt, wobei "... Afron-V" zu Beginn und am Ende lediglich als Intro/Outro angesehen werden sollte. Als Highlights eines wahren Speed Metal-Infernos nenne ich die Granaten "Crypts Of Galactic Damnation", den Titelsong, das Thrash-affine "The Devil’s Greatest Trick" und die Lichtgeschwindigkeits-Keule "Outer Space Connection". Wobei man erwähnen muss dass die Platte durchweg auf einem sehr hohem Niveau angesiedelt ist und erst am Stück gehört ihre unbändige Power & Furiosität vollends entfaltet!

Nuff said. Auch Anno 2021 klingt keine andere Band auch nur annähernd so wie AGENT STEEL! Obgleich man (naturgemäß) die überirdische Klasse des Debüts 'Sceptics Apocalypse' nicht erreichen konnte, gelingt es der Truppe um Frontsirene Johnny (wie er sich inzwischen nennt) Cyriis tatsächlich erneut Maßstäbe für das schon mehrfach genannte Segemnt zu setzen.
Welcome back, Grandmasters of Speed Metal!

(Pit Schneider, März 2021)

Tracklist: 1. Passage to Afron-V (Intro) (2:15 Min.) 2. Crypts of Galactic Damnation (4:11) 3. No Other Godz Before Me (4:37) 4. Trespassers (4:11) 5. The Devil’s Greatest Trick (4:16) 6. Sonata Cosmica(4:32) 7. Veterans of Disaster (4:48) 8. Carousel of Vagrant Souls (3:26) 9. The Incident(3:06) 10. Outer Space Connection (3:07) 11. Entrance to Afron-V (Outro) (2:27)