Eigenproduktion des Monats Januar 2021

Interpret, Titel: ADORNED GRAVES - Being Towards A River
Medium: CD
Stil: Heavy/Power//Thrash Metal
Erschienen: 20.08.2020
Label: Eigenproduktion
Link: www.adorned-graves.de
Bewertung:
8,5 von 10

Die bereits 1993 gegründete Truppe ADORNED GRAVES kommt aus K-Town - also Kaiserslautern - und ist nicht so einfach in eine stilistische Schublade zu stecken. Dafür hört man einfach zu viele Einflüsse wie Doom-, Death-, Thrash- und sogar ne Prise Epic-, Traditional- und Power Metal heraus. Aber stets bleibt das Trio melodisch und nachvollziehbar. Der Einfachheit halber bezeichnen die Lauterer ihren Stil als Thrash Metal. Lassen wir´s mal so stehen, obwohl dass hier wahrlich kein lupenreiner Thrash ist ... Obwohl so früh gegründet sind bislang nur die beiden Tonträger 'The Hand Of Death' (EP; 2015) und das Debütalbum 'Out From The Depth Of The Grave' (2017) erschienen.

Cailen (Rhythmusgitarre, Gesang & Bass), Deafon (Schlagzeug & Gesang) & Wormser (Produktion, Mixing, Mastering, Leadgitarren & Bass) haben mit dieser Platte zweifellos ein heftiges Brett fabriziert, das vor fetten Riffs, schneidigen Leads, abwechslungseichen Breaks & Tempiwechsel sowie Energie und Spielfreude nur so strotzt und auch vom Klang her absolut mit den meisten Produktionen von Bands mit Deal mithalten kann. Auch vom Songwriting her ist alles im dunkelgründen Bereich. Erstmal Respekt hierfür und die Frage an die Labels und ihre Talent-Scouts: Wieso hat diese hochspannende Formation noch keinen Plattenvertrag in der Tasche?
Stilistisch gebe ich euch als Orientierungshilfe mal Acts wie alte Manowar, Ironsword, Battleroar, Morgana Lefay, Grave Digger, Slayer und Testament an die Hand.
Kommen wir zum Songmaterial. "Swallet Hole" dient quasi als Intro für das intensive Brecheisen "Killing Shadow Black", ist mit seinen dreieinhalb Minuten aber viel zu lange ausgefallen. Hier wäre weniger eindeutig mehr gewesen. Das Pantera-affine "Killing..." hingegen packt den Metaller direkt am Kragen und lässt ihn schon beim ersten Chorus nervös nach Luft schnappen ... Gut so! "Effervescent Torrent" mit seinen neun Minuten Laufzeit geht wesentlich mehr in die traditionelle Richtung, erinnert mich anfangs an Sanctuary oder Nevermore, bevor es ab Minute vier zur Thrash-Granate der Marke Testament mutiert. Beim bockstarken sowie lupenreinen Power-Metaller "Panta Rhei" vermutet man doch glatt Sean Peck (Death Dealer, Cage) hinterm Mikro, doch es ist ein gewisser Dale Thompson. Mehr zu ihm später. Das gelungene hochmelodische Instrumental "Meandering Stream" spielt mit den Stilmitteln traditioneller Metal und Thrash Metal. "United Reliance" bietet zu Anfang wahrhaft diabolische Vocals von Deafon, bevor Herbie Langhans (Radiant, Avantasia, ex-Voodoo Circle, Sinbreed, Seventh Avenue) den Track in das klassische Metal-Segment zurück holt. Das fast 12-minütige "Rheingold" kommt dann wie ein mürrischer Bastard aus Manowar & Rainbow daher und ist ein absolutes Highlight dieses beeindruckenden Longplayers. Das bockstarke abschließende siebeneinhalb minütige mythisch/epische "Towards A River" hört sich an als würden die seeligen Rainbow (Ronnie James Dio-Ära) eine Jam-Session mit den alten Scorpions und den alten Pink Floyd abhalten.

Auch bezüglich der Gastmusiker machte man keine Gefangenen: Mit Dale Thompson (Bride) wurde ein echtes Metal-Urgestein für mehrere Gastbeiträge gewonnen. Underground-Hits seiner Band wie "Metal Might", "Heroes" oder "Psychodellic Super Jesus" sind nach Ansicht des Pfälzer Trios zeitlose Juwelen. Er fasziniert insbesondere in "Effervescent Torrent" sowie "Panta Rhei" mit seiner beeindruckenden kraftvollen Stimme. Herbie Langhans glänzt in "United Reliance" und dem schon erwähnten Rauschschmeisser "Towards A River". Hier ist auch die renomierte Lauterer Sängerin Ruth Börner Staub am Start, die eigentlich in der Soulmusik zu Hause ist.

Also, erstmal durchatmen ... 'Being Towards A River' ist die mit Abstand innovativste sowie abwechslungsreichste Eigenproduktion, welche mir in den letzten zehn Jahren unter die Fittiche kam. Die Scheibe wächst mit jedem Hören, daher eine glasklare Kaufempfehlung meinerseits.
Das durchweg hochklassige Werk kann über die oben aufgeführte Band-Website bestellt werden.
Worauf wartet ihr noch? Support the Unteground!

(Pit Schneider, Januar 2021)

Tracklist: 1. Swallet Hole (Intro) 2. Killing Shadow Black 3. Effervescent Torrent 4. Panta Rhei 5. Meandering Stream (Instrumental) 6. United Reliance 7. Rheingold 8. Towards A River