BÖHSE ONKELZ
+ SOULFLY & LIMP BIZKIT

20.06.2014
Hockenheim, "Hockenheimring"

Band-Links:
www.onkelz.de; www.soulfly.com; www.limpbizkit.com

Der 20.01.2014 war wohl einer der wichtigsten Tage in der deutschen Musikgeschichte. Ein kleiner Satz veränderte das Leben von unglaublich vielen Neffen und Nichten grundlegend. Wie der Satz lautet? "Nichts ist für die Ewigkeit".
Ein kleiner Satz, der im Internet erschien erregte wohl innerhalb von Sekunden mehr Aufmerksamkeit, als wahrscheinlich irgendein Beteiligter erwartete. Spekulationen über Spekulationen und der Aufruf, sich auf www.onkelz.de registrieren zu lassen. Wieso wusste keiner, aber es keimte wohl in jedem ein Funke der Hoffnung. Dennoch galt es, einen 10-tägigen Countdown abzuwarten. Die wohl längsten 10 Tage ever.


Am 30.01. sollte dann alles aufgeklärt werden und die Gerüchteküche geschlossen werden und was alle sich erhofften aber keiner sich erlaubte tatsächlich zu glauben, wurde wahr:
Die Böhsen Onkelz kündigten ihr Comeback an, am 20. Juni sollte es so weit sein.

Natürlich wusste keiner wo, keiner wusste wie, keiner wusste überhaupt irgendwas. Aber scheiß egal, eine Welle ging durch Deutschland, alles was seit grob zehn Jahren schlief, erwachte zu neuem Glanz, aber natürlich kamen auch die Hater nicht zu kurz, aber um die wollen wir uns nicht kümmern.
Gerade Leute in meinem Alter, die zu Zeiten der Onkelz einfach noch ein wenig zu jung waren, um die Band zu feiern, bekamen hier die erste und wer weiß, vielleicht sogar einzige Gelegenheit um ihre Helden live zu sehen zu bekommen.

Mit der Bekanntgabe, dass das Konzert auf dem Hockenheimring stattfinden sollte, schlug gerade mein Herz höher, aufgrund von den vielleicht 10 Kilometern Luftlinie dorthin. Zufall oder Schicksal? Ich sage Schicksal.
Den Hype um die Karten und die Bekanntgabe des zweiten Konzerttages am 21.6. sollte wohl jeder mitbekommen haben, der nicht gerade hinterm Mond lebt. Mit einem Code, den man durch die Anmeldung auf der Homepage bekam, konnte man sich pro Person vier Karten zu je um die 66,- €uro klarmachen, vorausgesetzt man war schnell, man hatte Ausdauer und das Internet war gut. Denn grob geschätzt locker 300.000 Menschen wollten eines schönen Tages im Februar, Valentinstag meine ich mich zu erinnern, gleichzeitig 100.000 Karten bestellen. Kein Wunder, dass da mal ein Server schlapp macht.
Jedenfalls hatte ich Glück, ich bekam meine Karte.
Und ich habs gefeiert.

Dann kamen vier Monate des Wartens, vollgepackt mit neuen Infos… Campingmöglichkeiten, Konzert-ABC, und Vorbands. Und was für welche, Freunde!

SOULFLY (alternativ CROWBAR) und LIMP BIZKIT! Heilige Scheisse, das lohnt sich! Vorfreude, hier bin ich!

Dann kam der langersehnte 20.6. und aufgrund der Angst vor Parkplatzfindungsstörungen sind wir dann eben morgens um 11 nach Hockenheim gedüst, als die Stadt quasi noch offen war und haben irgendwo geparkt um an den Hockenheimring zu laufen. Unterwegs natürlich an jeder Ecke ein Fan und die ansässigen Läden haben wohl das Geschäft ihres Lebens gemacht. Nach emdlosen fünf Minuten Fußmarsch kamen wir dann an einer Seite der Camping-Area vorbei und die Dimensionen von Menschen, die Hockenheim bevölkerten an diesem Tag wurden uns zum ersten, aber nicht zum letzten Mal bewusst.

Endlich angekommen nach noch einmal fünf Minuten Fußmarsch, erblickten wir den gigantischen Hockenheimring und die ersten wartenden Massen und natürlich die ersten Verpflegungsstände und Merchendise-Stände, an denen sich erst mal eingedeckt wurde. Leider war es erst 11 Uhr, aber Einlass sollte erst um 14 Uhr sein. Da hilft nur eins: Bier.
Für gemeine 4,- €uro mit noch mal 2,- € Pfand, war man also mit 6,- € am Start und bekam mit Glück einen Onkelz-Reunion-Becher dazu. Das war’s mir wert, meiner steht im Regal.
Als wir dann endlich drin waren, realisierten wir zuallererst dieses Monstrum von Bühne. Ungelogen, ich habe einiges gesehen, aber diese Burj Khalifa unter den Bühnen hat alles bisher dagewesene getoppt. Und ich kann von mir behaupten, den komplette Ring gesehen zu haben, denn den musste man quasi einmal entlang latschen bis man mal vor der Bühne ankam. Noch schnell einen Kaffee und einen Crèpe von diesen Ständen, die eigentlich auf jedem Festival rum stehen (also nicht billig), dann ging’s an die Platzsuche. Schnell wurde uns bewusst, wie viele Menschen da schon da sind und noch kamen, denn es war saumäßig eng und das zwei Stunden vor Beginn und auch noch relativ weit hinten.
Dementsprechend wurde Getränkeholen und Pipi machen zur Qual, man badete im Schweiß von ca. 300 Menschen, an denen man sich vorbeiquetschen musste und nicht jeder blieb ruhig. Es gab die ein oder andere Aggression unter den Fans. Egal, SOULFLY war an der Reihe. Da man ja wusste, warum die Leute hier waren, war es auch nicht weiter seltsam, dass eigentlich kaum jemand begeistert gelauscht hat. Schade für Soufly, denn gut waren sie. Herr Cavalera hat in altbekannter Manier alles gegeben und vor allem diese Frisur hat mich beeindruckt. Naja, ich glaube die Spielzeit belief sich auf 30 Minuten und danach folgte eine etwa ebenso lange Pause bis dann Mr. Fred Durst sich mit seinen Mannen von LIMP BIZKIT die Ehre gab. Von altbekannten Gassenhauern wie "Rollin’", "My Way" und "Behind Blue Eyes" wurden schon mehr Leute mitgerissen, als davor. Gute Leistung, gute Musik und ziemlich bärtiger Frontmann… läuft!
Dann wieder die Pause, gottseidank die letzte des Abends und zur Freude der Jungs, die Tittencam!
Junge Damen, mal echter, mal weniger echt, bevorzugt die auf anderer Leute Schultern wurden angefilmt und zogen dann mehr oder weniger freiwillig blank. Unter Jubeln oder Buhrufen wurde dann die nächste Lady ausgesucht. So ging das glaube ich locker eine Stunde bis es dann so weit war.
Dann kam das seltsamste an dem Abend. Ein total schräger Ben Becker, ein deutscher Schauspieler für die, die mit dem Namen nichts anfangen können, augenscheinlich high oder zumindest voll wie ein Eimer betrat die Bühne und pries die Onkelz an. Mit einer Mischung aus mantra-artig gesprochenen Wiederholungen und seltsamen Posen hat er wohl versucht Stimmung zu machen. Die war schon da, sonst hätte er sie wohl auch nicht hinterm Ofen vorlocken können. Egaaaaaal, es ging los! Mit einem Orchester! Aus Frankfurt! Nein? Ja! Geil! Argh! Dan erklang es, oder besser sie… die lang vermisste Stimme von Kevin zu "Hier sind die Onkelz", dem wohl treffendsten Opener, begleitet von Pe am Schlagzeug, Gonzo an der Gitarre und Stephan am Bass.
Die Menge kocht! Die Bühne ist fantastisch ausgeleuchtet, immer passend zum Lied, herrlich!!!
Selbst Stephan vermag in den Pausen zwischen "Mutier mit mir", "Finde die Wahrheit" und "Kinder dieser Zeit" keine Worte zu finden für das, was die Jungs empfinden und Moment mal… sehe ich da ein Tränchen? Aber hallo!
Ich muss sagen, spätestens nach "Der Preis des Lebens" oder "Wenn du wirklich willst" hat man hier gemerkt, das zehn Jahre nichts an der Qualität und an der Live-Tauglichkeit der Onkelz geändert haben. Lediglich Gonzos ergrauter Schopf unter seinem Hut sollten an dem Tag Zeuge der Zeit werden.
Auch Gastmusiker sind zur Stelle! Bei "Koma" gab sich Moses Pelham, seineszeichens langjähriger Onkelz-Freund die Ehre und kam bei den Zuschauern super an, coole Sache!
Leider ist es mir bei drei Stunden Spielzeit und 30 Lieder nicht vergönnt alle zu nennen, aber ein paar wollen hier noch aufgezählt werden und die da waren "Bin ich nur glücklich, wenn es schmerzt?", "Terpentin", "Wir ham noch lange nicht genug" und "Der Himmel kann warten". Bei letzterem habe auch ich mir ein Tränchen verdrückt, ich gebe es zu und ich bin stolz drauf!
Natürlich kam die Sprache auch auf Kevins Vergangenheit, die vor allem durch Drogen und diverse Autounfälle geprägt war, aber wie Stephan so schön sagte, er hat es geschafft, unser Bruder. Passend dazu dann "Hast du Sehnsucht nach der Nadel" und "Dunkler Ort".
Es kamen noch so viele tolle Songs wie die Akkustikversionen von "Wieder mal nen Tag verschenkt" und "Ich bin in dir", bei denen die Inselbühne genutzt wurde und die Stimmung war so geil, aber nach "Erinnerung" sollte Schluss sein. Aber noch nicht ganz, denn es gab eine Zugabe und die war nicht zu kurz, denn sie bestand aus fünf Songs, unter anderem "Feuer" und "Auf gute Freunde" und mit Feuerwerk untermalt wurden wir ganz im Sinne dieses Tages mit "Nichts ist für die Ewigkeit" in die Nacht verabschiedet.
Und anstatt hier noch rumzulabern, wie ich dann nach Hause kam, lasse ich euch mit diesem Satz, der so viel bedeutet - für mich, euch und hunderttausende andere – als Abschluss an dieser Stelle allein.

Nichts ist für die Ewigkeit. Lasst es wirken. Die vier Jungs aus Frankfurt sind wieder da. Wieder E.I.N.S.

Bericht & Fotos: Katrin Erbach