KRAWALLBRÜDER & GOITZSCHE FRONT

28.03.2014
Pirmasens, "Quasimodo"

Band-Links:
www.krawallbrueder.com/; www.goitzschefront.de/01/

Die KRAWALLBRÜDER gaben sich im Rahmen ihrer laufenden Tournee auch im Pirmasenser Musikclub "Quasimodo" die Ehre und zogen überraschender Weise 500 Freunde des harten Deutsch-Rock/Metal in die als schwieriges Terrain bekannte Location auf der Hüsterhöhe. Auf der anderen Seite war das Quartett mit ihrem neuen Album gar auf Platz 5 der deutschen Charts eingestiegen, das musste sich ja zwangsläufig auf die Besucherzahlen der einzelnen Konzerte niederschlagen.

Beim betreten des "Quasi" - wie der Musikclub im Volksmund heißt - wurde offensichtlich das sogar die Empore, sprich der hufeisenförmige Balkon geöffnet war und die Stimmung und Gesänge eher an ein Fußballstadion als an eine Konzerthalle erinnerten. Denn die Vorgruppe GOITZSCHE FRONT aus Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) hatte die Musikfreunde schon gehörig für den Headliner in Wallung gebracht und tosenden Applaus sowie Zugabegesänge für ihren energiegeladenen 45 Minuten-Auftritt eingeheimst.

Nun wurde die Bühne für die saarländischen KRAWALLBRÜDER umgebaut, welche schon nach etwa zehn Minuten mit dem obligatorischen Intro und einem ohrenbetäubenden Knall wie bei einer Explosion loslegten. Das nenne ich mal einen vorbildlich schnellen Wechsel von Vor- zur Hauptgruppe. Diese hatte quasi ein Heimspiel, denn das Saarland ist gerade mal eine halben Stunde entfernt. "Was lange währt" vom neuen Album 'Schmerzfrei' war der Einstiegssong und sofort war hinter der Absperrung des Fotograbens die Hölle los. Die Fans waren absolut textsicher und grölten die Refrains aller 19 gespielten Songs mit. Natürlich wurde das erwähnte Album zusätzlich mit den Liedern "Blut und Tinte", "Auf ein Wort", dem Titeltrack und "Nie ein Ende sehen" ausgiebig vorgestellt und diese machten sich im Kontext der übrigen Bandklassiker auch gut. Im Gegensatz zu stilistisch ähnlichen Gruppen wie Kneipenterroristen, Frei.Wild oder den wieder vereinigten Genre-Kings Böhse Onkelz klingen die Krawallbrüder wesentlich metallischer, d.h. härter und auch die Songs werden schneller sowie agressiver gespielt. Oi! nennt sich dieses Genre.
Rein instrumental wirkte die Band sehr gut eingespielt und gab sich im "Quasi" keine Blöse. Sänger und Leadgitarrist Pascal Gaspard hatte die Fans von der ersten Minute an voll im Griff und die üppige Lightshow in Verbindung mit permanent abgefeuerten übermannshohen Flammen-Effekten am hinteren Bühnenrand, sowie einem mörderisch lauten und extrem basslastigen Sound taten ihr übriges um den fünf Hunderschaften einiges für ihr sauer verdientes Eintrittsgeld zu bieten.
Natürlich strotzen die Songs der Krawallbrüder nicht gerade vor Innovativität und Einfallsreichtum. Auch fehlt ihnen die kompositorische Klasse der Böhsen Onkelz und ein Ausnahmegitarrist wie deren Matt "Gonzo" Roehr, doch mit eingängigen Refrains und Texten mitten aus dem Leben der Arbeiterklasse die sich um Frauen, Musik, Kumpels, Job und Saufen drehen traf das Quartett auch am Freitagabend voll den Nerv des schwer begeisterten Klientel, welches naturgemäß aus Mitgliedern der Subkulturen Oi!, Punk und Deutschrock, sowie Metalfans und Bikern besteht. Und exakt diese Leute (natürlich bundesweit) hievten das neue Album schließlich in höchste Chartregionen, die normalerweise von Pop- und Schlager-Ikonen wie Roger Cicero und Helene Fischer beherrscht werden.

Der Zugabeblock mit "Für uns zu spät", "Ein wahrer Freund" und "Bis in alle Ewigkeit" entließ dann die ausgelaugten aber noch immer lauthals jubelnden Fans und die Band, welche standesgemäß im pechschwarzen Nighliner-Bus mit Bandlogo reist, in die noch immer zu kalte Pirmasenser Frühjahrsnacht.

Bericht & Photos: Pit Schneider