GLENN HUGHES & JAMES JARED NICHOLS

22.09.2015
Mannheim, "Alte Seilerei"

Bandlinks:
www.glennhughes.com
facebook.com/Jaredjamesnichols

Wenn sich eine Legende in Sachen (Hard) Rock die Ehre gibt in Deutschland einige Livekonzerte zu spielen, dann sollte man diesem Ruf auch folgen; Jedenfalls wenn man sich zur "älteren" Generation mit hinzuzählt, denn den meisten jüngeren (Rock) Musikhörern ist der Name GLENN HUGHES wohl kein Begriff mehr, bestenfalls die Bands in denen er bereits gesungen und Bass gespielt hat dürften bei dem ein oder anderen noch in den Hirnwindungen einen chemischen Prozess in Gang setzen und eine Reaktion hervorrufen: TRAPEZE, DEEP PURPLE, BLACK SABBATH, PHENOMENA, BLACK COUNTRY COMMUNION, CALIFORNIA BREED.
Na klingelts?

Weit über 40 Jahre ist GLENN HUHGES nun schon weltweit unterwegs und zelebriert den bluesigen Hardrock mit seiner unverkennbaren souligen Stimme. Dabei hat er bereits alle Zuschauerdimensionen durch. Ausverkaufte Hallen in den 70/80ern und eben auch kleinere Locations wie zum Beispiel die Alte Seilerei in Mannheim die an diesem Abend schätzungsweise 350 Besucher zählt.
Doch bevor Glenn Hughes die Bühne betritt, spielt sich der junge JAMES JARED NICHOLS mit seinem Southern Blues Rock Trio pünktlich um 20 Uhr in die Herzen der Zuschauer. Zugegeben, auch ich musste im Vorfeld das allwissende Google befragen um einige Informationen über ihn zu bekommen. Der-22 jährige talentierte Amerikaner, spielt den Blues wie ein "Alter" und hatte hautpsächlich Songs seines letzten Albums 'Old Glory & The Wild Revival' im Gepäck. Dabei verstand er es gekonnt den traditionellen Blues mit Southern Rock Elementen zu mixen. Das alles klang total frisch und keinesfalls abgenutzt, auch wenn die Songstrukturen mit keiner Überraschung aufwarteten. Seine Begleitung an Bass und Drums spielte arschtight und plötzlich wurde einem bewusst dass es gar nicht so vieler Musiker bedarf um druckvoll aus der PA zu kommen. Ganz stark!
Highlights des Sets waren "Let You Go", "All Your Pain" und das Mountain-Cover "Mississipi Queen".
Licht an, Umbaupause, rundherum zufriedene Gesichter, alles richtig gemacht. Wem diese Art Musik gefällt der hört auf jeden Fall mal in die Platte rein und gibt dem Mann eine Chance.

Knappe 20 Minuten später kündigte Wagners "Walkürenritt" etwas Grosses an. Und wahrlich, der Zuschauer sollte nicht enttäuscht werden. GLENN HUGHES erstürmte mit seinen Begleitern Doug Aldrich (Gitarre) und Pontus Engborg (Drums) passenderweise zum Purple-Klassiker "Stormbringer" die Bühne und legte los wie in alten Zeiten. Hatte man beim Supportact schon zeitweise das Gefühl dass mehr Druck und tightes Zusammenspiel nicht geht, der wurde hier eines besseren belehrt. Kristallklarer Sound, gepaart mit einer ordentlichen Portion Coolness, Charisma und musikalisch filigranem Können. Dazu eine Stimme die scheinbar nicht altert und mühelos in die obersten Regionen des Falsett vordringt. Musikerherz, wat willste mehr? Vielleicht ein paar (Hardrock) Klassiker? Leider nein, die Black Sabbath-Ära z.B. blendete Hughes komplett aus und konzentrierte sich eher auf die bluesigen souligeren Songs was die Stimmung im Auditorium aber keinesfalls schmälerte. Im Gegenteil, Hughes scheint durch seine jüngeren Arbeiten z.B. bei Black Country Communion jede Menge "neuer" Fans um sich geschart zu haben. Zudem ist er noch eine richtig coole Socke und lieferte zu jedem Song die passende Anekdote was ihn nur noch sympathischer machte. Dass Hughes mit "Good To Be Bad" einen Whitesnake Titel im Programm hatte, war wohl der Anwesenheit des Verursachers Doug Aldrich geschuldet, der, wie immer, virtuos und voller Spielfreude auf sein Arbeitsgerät einwirkte sodass es eine helle Freude war dem Mann zuzuhören. Eindrucksvoll dann auch sein Gitarrensolo das nahtlos in den Deep Purple Klassiker "Mistreated" überging und nicht nur bei mir Entenhaut und Pipi in den Augen verursachte und somit zum Highlight des gesamten Sets wurde. Aber auch die Trapeze-Songs "Way Back To The Bone" und "Touch My Life" wurden mit grossem Applaus bedacht. Abschliessend gabs dann noch das überragende "Black Country" sowie das unvermeidliche "Burn"auf die verwöhnten Ohren. Angesichts des Backkatalogs von Glenn Hughes hätte man den ein oder anderen Song sicherlich noch spielen können ("You Keep On Movin'" z.B. wurde schmerzlich vermisst). Aber nach knapp 95 Minuten war dann doch schon Schluss und ein beeindruckendes Konzert ging (für mich jedenfalls) zu früh zu Ende.
Ich kann nur jedem musikbegeistertem einen Besuch auf dieser Tour wärmstens empfehlen. In dieser Verfassung darf Herr Hughes gerne noch ein paar Jahre so weitermachen.

Bericht & Photos: Frank Beck