VOODOO CIRCLE, 20.01.2009
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www.myspace.com/voodoocircleband
www.voodoocircle.de
 

Alex Beyrodt (SILENT FORCE, ex-SINNER) hat mit VOODOO CIRCLE eine neue Band am Start bei der man schnell den Begriff 'Supergroup' auf den Lippen hat. Denn das Line Up ist vom feinsten: David Readman (Gesang; Pink Cream 69), Mat Sinner (Bass; Primal Fear, Sinner), Mel Gaynor (Drums; ex-The Who, ex-Gary Moore) und dem Top Keyboarder Jimmy Kresic. Doch dem Ausnahmegitarristen geht es in erster Linie um geilen Hard Rock der Schnittmenge Rainbow/Deep Purple und die hohe Kunst der Improvisation auf der Bühne, welche auch die genannten großen Bands einst auszeichnete. Das selbstbetitelte Debut-Album sicherte sich dann auch im Dezember unangefochten unseren "Album des Monats" Titel und somit war es mal wieder an der Zeit Alex zum Interview zu bitten.

Schweres-Metall (SM): Hallo Alex, wie geht´s Dir?
Alex: Hallo Pit. Danke der Nachfrage, momentan könnte es nicht besser sein. Das Album schießt völlig durch, die Reaktionen sind phantastisch und ich genieße jede Sekunde davon.

SM: Glückwunsch zu 'Voodoo Circle', das in unserem Mag. verdientermaßen zum 'Album des Monats Dezember' gekürt wurde.
Alex: Was soll ich sagen....das zeigt wie kompetent Euer Mag ist und freut mich umso mehr da ich ein gespaltenes Verhältniss zu Internet Magazinen habe. Also, ein ganz dickes Dankeschön dafür.

SM: Kannst Du kurz erläutern wie ihr in der jetzigen Besetzung zusammengefunden habt?
Alex: Ich wollte "echte" gestandene Musiker welche in der Lage sind zuzuhören was jeder einzelne in der Band spielt, damit eine Interaktion innerhalb der Band überhaupt zustande kommen kann. Nur so können energiegeladene Live Shows mit einzigartigen und unwiederbringlichen musikalischen Höhepunkten erreicht werden. Ich brauche die Freiheit auf der Bühne zu improvisieren, Improvisation ist alles. Dazu brauchst Du Musiker die dazu auch in der Lage sind. Die Tatsache mit Mel Gaynor einen der 5 besten Drummer der Welt im Line Up zu haben ist natürlich ein echtes Highlight. Ich freue mich sehr über den englischen Spirit den er, zusammen mit David, in die Band bringt. Gepaart mit der deutschen Präzision eines Mat Sinners ist dies eine gewaltige Macht.

SM: War Mel Gaynor erste Wahl als Drummer, da sein Background (u.a. Simple Minds, Tina Turner, Gary Moore) nicht gerade der klassische Hard Rock ist?
Alex: Wenn Du die Möglichkeit hast mit einem der 5 besten Drummer der Welt zusammen zu arbeiten, warum sollte man dann auf die Nummer 1.376 zurückgreifen? Ich verstehe natürlich den Beweggrund deiner Frage, dazu möchte ich etwas Hintergrundwissen vermitteln. Mel war seinerzeit Drummer von Samson, mit einem gewissen Bruce Dickinson als Sänger, hat außerdem mit Gary Moore (Thin Lizzy & Solo), Brian May (Queen) gespielt. Außerdem war er sogar mal Mitglied bei The Who……also….das sind alles Eckpfeiler die sonst keiner vorzuweisen hat. Er hat mittlerweile wohl so an die 50 Millionen CDs verkauft, das spricht wohl für sich. Außerdem, und das ist mit das wichtigste, ist Mel in der Lage auf die Bühne zu gehen ohne auch nur einen einzigen Song zu kennen, liefert ein perfektes Konzert ab und spielt dabei technisch brilliant…..zeig mir den Metal Drummer der das kann!

SM: Bitte sag mal ein paar Worte zu Deinem Keyboarder Jimmy Kresic vor, der vielen noch relativ unbekannt sein dürfte.
Alex: Jimmy ist mir zum ersten Mal auf der Musikmesse bei Musik Produktiv in Ibbenbüren aufgefallen wo er, in der einen Hand ein Bier, und mit der anderen Dream Theather spielend auf der Bühne stand. Er gehört auch in die gleiche Kategorie wie Mel, und darauf kommt es mir an.

SM: Ist Voodoo Circle als kurzfristiges Projekt zu verstehen oder als langfristige Band geplant, sprich zweites Album, Tour, etc.? Falls letzteres zutrifft, gibt es schon konkrete Gig-Daten?
Alex: Wir sind derzeit bereits dabei eine Tour zu planen. Außerdem sind bereits 35 Titel fürs nächste Album geschrieben. Mit Voodoo Circle habe ich mir einen lang gehegten Traum verwirklicht, ich spiele mit den besten Musikern der Welt zusammen, auf höchstem Niveau…und zwar nur die Musik die ich im Herzen trage.
Wir haben vor der Gründung von Voodoo Circle schon circa 20 Gigs unter anderem Namen in kleinen Clubs gespielt bei denen wir in dieser Besetzung ungeprobt auf die Bühne gegangen sind und 2 Stunden gespielt haben. Dabei haben wir die Songs 10 Minuten vorm Gig in der Garderobe besprochen. Das ist pures Adrenalin, darin liegt das Geheimnis der Band und es war einfach nur fantastisch. Sicher, durch die Prominenz der Musiker kann der Eindruck eines Projektes entstehen, das ist immer so wenn Du mit den absoluten Top Leuten arbeitest. Aber ist kann Dir versichern dass wir innerlich für Voodoo Circle brennen.

SM: Wie lange habt ihr an der Scheibe gearbeitet und wie lief das Songwiriting ab, bzw. wer war alles daran beteiligt?
Alex: Die Musik stammt zu 100 % von mir, die Gesangsmelodien sind in Zusammenarbeit mit David entstanden. Das war auch so eine Erfahrung. Zwischen mir und David herrscht eine unglaubliche Chemie. Wir haben die Melodien für das komplette Album in eineinhalb Tagen bei mir in meinem Studio geschrieben, da war eine tierische Kreativität im Raum, die konnte man körperlich spüren.

SM: Habt ihr bewusst Songs in Richtung Rainbow bzw. Deep Purple geschrieben, oder war dies ein natürlicher Prozess?
Alex: Das war ein natürlicher Prozess. Ich habe vor einiger Zeit damit angefangen meine persönliche musikalische Vision zu überdenken und trat dabei eine musikalische Zeitreise zurück zu meinen Roots an. Dabei habe ich das unglaubliche Potential von Bands wie Deep Purple & Rainbow wiederentdeckt. Für mich steht der musikalische, einzigartige Moment stark im Vordergrund meiner Vision. Solche magischen Momente möchte ich dem Publikum wieder nahe bringen, sowohl auf Platte aber auch ganz stark bei Konzerten. Die großen Bands der 70er Jahre kamen durch ausgiebige Jams zu ihren besten Ideen und hatten die Gabe, mit Ihrer Musik was auszudrücken. Dieser Gedanke und diese Fähigkeiten sind in der heutigen Zeit irgendwie abhanden gekommen, alles ist haarklein geplant und durchdacht, Alben entstehen am Reißbrett. Mit VOODOO CIRCLE folge ich diesem (für mich) Ideal. Zurück zu den Vintage-Sounds, zu ausgiebigen Jams toller Musiker, schweißtreibenden Live-Gigs, einzigartigen Momenten und purer Spielfreude.

SM: Bist Du mit den Reaktionen der deutschen Presse zufrieden u. wie ist das Feedback aus dem Ausland? Besonders in Japan hat der klassische Hard Rock doch noch immer einen hohen Stellenwert, oder?
Alex: Die Reaktionen sind überwältigend, auch gerade aus dem Ausland. Bis auf ein, zwei Reviews sind alle erste Sahne und, ganz ehrlich, diese ein, zwei interessieren mich nicht. Japan geht ab, da werden wir wohl bald wieder touren. Die Japaner stehen grundsätzlich auf Qualität.

SM: Neben den vielen Highlights des Albums bin ich besonders vom Gitarren-Intro des Songs "We´ll Never Learn" beeindruckt, welcher kongenial die Improvisationskunst ausdrückt welche Du in anderen Interview schon angesprochen hast.
Gibt es Songs die Dir besonders am Herzen liegen?

Alex: Schwer zu sagen, da ich dabei nicht objektiv sein kann. In jedem Titel steckt soviel Herzblut und Arbeit.
Das Intro ist übrigens ein First Take.

SM: Wie kam der Kontakt mit Ausnahme-Sänger Doogie White (ex-Rainbow, ex-Malmsteen, Cornerstone) zustande, der zusammen mit David Readman im Song "Dreams Of Eden" brilliert?
Alex: Doogie gehört zu meinem "Circle of worldwide friends" seitdem wir uns backstage bei Yngwie mal getroffen und zusammen gefeiert haben.

SM: Zum Abschluß noch eine etwas anders gelagerte Frage: Wie gefällt Dir das aktuelle Malmsteen Album mit Ripper Owens am Gesang?
Alex: Ganz ehrlich… überhaupt nicht. Und noch was…ich kann die Redakteure nicht verstehen die das Album loben.

SM: Alex, ich bedanke mich für dieses Interview.
Letzte Worte v. Dir an unsere Leser bzw. die deutschen Rock & Metal-Fans?

Alex: Erstmal vielen Dank für die jahrelange Unterstützung. Ich freue mich auf die nächsten 25 Jahre.

(Pit Schneider, Januar 2009)