U.D.O., 28.07.2009
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'Dominator' nennt sich das neue U.D.O. Album und dürfte mit seiner gelungenen Mischung aus schnellen Metal Granaten, midtempo tracks & Power Balladen die vielen Fans der Band ebenso zufrieden stellen wie die Anhänger der legendären Accept. Doch lassen wir Gitarrist Stefan Kaufmann selbst zu Wort kommen

Schweres-Metall (SM): Hallo Stefan, wie geht’s Dir u. wo hältst Du Dich gerade auf?
Stefan: Hallo SM. Mir geht es wunderbar und ich genieße nach einer langen Studioproduktion ein wenig meine freie Zeit zwischen den Festivals, all dies in Pulheim bei Köln.

SM: Mit Eurer neuen Veröffentlichung 'Dominator' die offiziell am 21. August erscheint ist Euch abermals ein sehr abwechslungsreiches Album gelungen, welches alle Trademarks enthält die man von Euch gewohnt ist. Also von der Power-Ballade über die gewohnten Midtempo-Stampfer bis hin zu schnellen Songs. Wie viel Zeit nahmen Songwriting und die letztendliche Produktion insgesamt in Anspruch?
Stefan: Mit dem Brainstorming für das Album haben wir im Frühjahr ’08 begonnen. Angefangen zu schreiben und aufzunehmen dann im Sommer. Mit Ausnahme unserer Russland-Tournee im November ’08 haben wir durchgängig bis zum Mastering im Juni ’09 daran gearbeitet.

SM: Habt ihr im Vergleich zum Vorgänger ‚Mastercutor’ etwas an den Arbeitsabläufen verändert, und was waren die Gründe vorab mit 'Infected' ein Maxi CD zu veröffentlichen.
Stefan: Unsere Arbeitsabläufe sind bei jedem Album sehr ähnlich. Zuerst kommt das Brainstorming, wo wir uns in erster Linie um Titel und Inhalte kümmern. Daraus resultieren dann um die dreißig bis vierzig Textskelette. Dann wird komponiert und aufgenommen und letztendlich gemischt und gemastert. Mit Einzug der digitalen Aufnahmetechnik ist zwar die Flexibilität viel größer als früher; die prinzipiellen Arbeitsabläufe sind aber weitgehend die gleichen.
Die Gründe für die Veröffentlichung einer EP vorab kann ich auch nicht benennen. Diese Entscheidungen trifft die Plattenfirma. Es gilt wohl, mit einem „Vorab“-Produkt das Publikum auf das kommende Album einzustimmen. Die Auswahl der Titel liegt allerdings in unserer Verantwortung ... und ich hoffe, wir haben sie gut getroffen...

SM: Insbesondere den Titelsong, "Infected", "Stillness Of Time" & "Speed Demon" finde ich sehr stark. Welche Songs liegen Dir besonders am Herzen?
Stefan: Kurz nach einer langen Produktion liegen mir alle Titel am Herzen. Sie sind wie Neugeborene und man weiß noch nicht, wohin sie sich entwickeln. Das kann ich erst nach einer Tournee und einem längeren Abstand zum Album sagen. Grundsätzlich aber liebe ich Songs wie "The Bogeyman" oder "Dominator".

SM: Du hast ja nicht nur Gitarren eingespielt, sondern 'Dominator' auch produziert. Ist eine solche Doppelbelastung nicht sehr stressig, und bist Du mit dem Endergebnis vollends zufrieden?
Stefan: In dem Moment, in dem man ein Album abgibt, ist man natürlich zufrieden; sonst hätte man es ja nicht so gemacht. Die Selbstkritik kommt einige Zeit später. Hört man dann das Album nach einer längeren Zeit einmal aufmerksam durch, fallen einem natürlich sofort alle Unzulänglichkeiten auf. Aber daraus lernt man nur fürs nächste Mal.
Um also die Frage zu beantworten: im Moment bin ich noch vollends zufrieden und von einer Belastung (oder gar einer Doppelbelastung) kann keine Rede sein. Ich habe immer gerne im Studio gearbeitet und so ist es auch noch heute.

SM: Was hältst Du eigentlich von den aktuellen Produktionen im Metal Bereich? Momentan gibt’s es ja etliche Bands die irgendwie gleich sprich austauschbar klingen. Liegt das am begrenzten Budget mancher Bands oder hat die Technik bei einigen bekannten Produzenten mittlerweile komplett die Oberhand gewonnen?
Stefan: Es stimmt wohl, daß sich viele Musiker und Produzenten zu sehr von der Technik beeinflussen lassen. Dies ist meiner Meinung nach aber falsch. Ein schlechter Song mit gutem Sound und guter Produktion wird niemals so erfolgreich sein können wie ein guter Song mit nicht so gutem Sound und nicht so guter Produktion. Die Technik ist lediglich das Handwerkszeug, das man braucht, um einen Song zu transportieren. Auch achten wir sehr darauf, daß die Songs eines Albums ohne Weiteres live umsetzbar sind. Was nützt schon ein auf dem Album sensationell klingender Song, wenn man live dann auf Grund mangelnder Umsetzungsfähigkeit damit baden geht?
Ich betrachte die Studioproduktionen und die Live-Präsentationen als großes Ganzes. Beides muß zusammenspielen und zusammenpassen. Und für beides ist es nicht unwichtig, gute Musik zu machen ...

SM: Wenn man sich Eure Tourdaten anschaut fällt auf das nach den Sommerfestivals noch keine eigentliche Tour f. den Support v. 'Dominator' steht. Kommt da noch was?
Stefan: Mit absoluter Sicherheit. Es ist auf jeden Fall wieder eine Europa-Tournee im Herbst ’09 geplant. Danach wird dann der Rest der Welt beackert.

SM: Wie stehst Du als Originalmitglied zur anstehenden Reunion von Accept, bzw. wie ist Udo´s u. Dein Verhältnis zu Peter Baltes u. Wolf Hoffmann?
Stefan: Zunächst einmal ist es doch wohl keine "Reunion", da Udo und ich ja nicht dabei sind. Es wird die Band Accept mit zwei Originalmitgliedern wieder geben. Darauf freue ich mich auch, denn ich finde es sehr spannend, endlich einmal als Außenstehender ein neues Accept-Album kaufen zu können. Ich bin mir sicher, daß einige Hammersongs auf deren Album zu finden sein werden.
Udo’s und mein persönliches Verhältnis zu den beiden ist normal und offen. Allerdings konnten wir beide uns nicht vorstellen, U.D.O. sterben zu lassen. Wir sind nun einmal mit dieser Band mittlerweile mehr verwurzelt als mit Accept.

SM: Von welchen Gitarristen siehst Du Dich beeinflusst bzw. bist Du beeindruckt? Oder sollte ich besser nach Schlagzeugern fragen, da Du ja mal die Drums bei Accept gespielt hast?
Stefan: Du solltest mich nach Musikern fragen; denn beeinflußt und beeindruckt haben mich verschiedene Instrumentalisten: Da waren John Lord und Ritchie Blackmore, Mick Tucker und Buddy Rich, Eddie van Halen und Chris Rea.

SM: Welche Ereignisse würdest Du als Highlights Deiner bisherigen Musiker-Karriere bezeichnen?
Stefan: Daß es die Fans Udo und mir nach über dreißig Jahren ermöglichen, immer noch Alben zu machen und auf Tournee zu gehen. Nicht jedem Musiker ist ein solches Glück beschieden!

SM: Stefan, danke für dieses Interview!
Die letzten Worte gehören Dir…

Stefan: Vielen Dank und ich hoffe, daß wir uns alle im Herbst irgendwo in Europa sehen.

(Pit Schneider, Juli 2009)