THUNDER , 14.11.2003
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Die englischen THUNDER sind nach wie vor eine absolute Institution in der Rock bzw. Hard Rock-Szene, was Sie nach dreijähriger Pause auch mit ihrem neuesten Output ´Shooting At The Sun´ überzeugend dokumentieren.
Ausnahme-Sänger Danny Bowes stellte sich meinen Fragen.

Schweres-Metall (SM): Danny, eure aktuelle CD ´Shooting At The Sun´ ist ist ein tolles Comeback-Album und eins der großen Melodic Hard Rock Highlights 2003 geworden! Bitte schildere unseren (speziell den jüngeren) Lesern wie 1989 alles mit THUNDER begann.
Danny: Luke, Harry und ich hatten damals eine Band namens TERRAPLANE. Wir veröffentlichten zwei LP´s für Epic (heute SONY), aber wir waren noch jung und unerfahren, und schnell stellte sich heraus das das Musik Buisness nichts weiter als eine große Wurstfabrik ist (make them and sell them). Nachdem wir vom Label gefeuert wurden, machten wir erstmal Pause. Luke und ich reisten dann quer durch die USA für einige Monate, hörten was im Radio so lief und planten ein Comeback. THUNDER entstanden dann Ende 1988, wir trafen den DURAN DURAN-Gitarristen Andy Taylor und nahmen einige Demos mit ihm auf. Daraufhin hatten wir bald etliche Angebote von Plattenfirmen, die uns unter Vertrag nehmen wollten. Wir entschieden uns dann für EMI, das war im April 1989, veröffentlichten unsere erste LP ´Backstreet Symphony´ im Sommer desselben Jahres, und gingen dann acht Monate auf Tournee als Vorgruppe für wirklich jede Band die dumm genug war uns zu engagieren :-)
Danach ging es ziemlich schnell mit dem Erfolg, zumal wir auch 1990 auf dem Donington Open Air (damals größtes Hard Rock Open Air in England) zusammen mit AEROSMITH und WHITESNAKE auftraten, das war quasi unser großer Durchbruch. Als nächstes folgten dann etliche Tourneen als Headliner...

SM: Songs wie der klasse Opener „Loser“ sowie „A Lover, Not A Friend“ sind große Highlights und stehen in der Tradition solcher Klassiker wie „Low Life in High Places“. Wie muß man sich das Komponieren bei euch vorstellen, und ist es Teamwork?
Danny: Da müßtest du eigentlich Luke (Morley, Gitarre) fragen, da er am tiefsten im Songwriting drinn steckt.
Aber ich kann dir sagen das er ein eigenes Studio besitzt, wo all diese großartigen Riffs & Melodien entstehen.

SM: Woher nimmt er die Inspiration für die Songs?
Danny: Von überall, Beziehungskisten, anderen Leuten, Nachrichten, alltäglichen Geschehnissen, der Welt an sich...

SM: Erzähl doch mal was du im Zeitraum zwischen dem Bandsplit und der aktuellen CD so getrieben hast, und waren es eigentlich die "üblichen" musikalischen Differenzen die Euch zur Trennung bewogen hat?
Danny: Wir entschlossen uns 1999 eine Pause zu machen, da wie in diesem üblichen Studio/Tour-Rhythmus seit zehn Jahren gefangen waren. Unsere letzte Show fand im Mai 2000 in London statt, wo wir vor einem kleinen aber sehr loyalen Publikum spielten, um auf intime Art auf Wiedersehn zu sagen. Wir nahmen diese Show auf und veröffentlichten sie dann einige Zeit später (Titel: ´They Think It’s All Over, It Is Now´). Es gab keine Unstimmigkeiten, wir sind alle gute Freunde in der Band. Wir waren lediglich müde von dem eingangs schon angesprochenen Trott, nur um den Ansprüchen bzw. den Terminen die uns die Plattenfirma gesetzt hatte genüge zu tun.
Wir alle widmeten uns verschiedenen Dingen in diesen zweieinhalb Jahren Pause. Luke schrieb Songs für seine Solo-CD (EL GRINGO RETRO), und produzierte andere Bands. Ben arbeitete wieder als Ingenieur, Harry und Chris gründeten eine Band namens BAD INFLUENCE und spielten einige Sessions. Ich selbst arbeitete im Management einer Konzert-Agentur, welche auch Live Musik Film-Produktionen macht, halt vieles was hinter den Kulissen so abläuft. Wir hatten jedoch alle regelmäßig Kontakt zueinander. Luke und ich machten dann eine CD namens ´Bowes and Morley - Moving Swiftly Along´, die im Mai 2002 veröffentlicht wurde.
Du siehst also, wir waren keineswegs faul!

SM: Sind auch bei uns in Deutschland Konzerte geplant, um Eure aktuelle CD zu promoten, und wenn ja was können wir von diesen Shows erwarten?
Danny: Momentan sind 11 Shows in England sicher. Bis jetzt ist in Deutschland noch nichts bestätigt, aber wir arbeiten daran. Die Fans sollten sich regelmäßig auf unserer Website über die aktuellen News diesbezüglich informieren.
Und wenn es klappt, sollten die Fans das auf unseren Konzerten tun was sie immer tun: Mitsingen, tanzen und Spaß haben. Die THUNDER-Show ist eine sehr interaktive Erfahrung.

SM: Seid ihr zufrieden mit Frontiers Records, und wie kam es eigentlich dazu bei einem italienischen Label zu unterschreiben?
Danny: Frontiers sind an uns herangetreten als sie erfuhren das wir unsere CD ohne den üblichen Plattenvertrag in Angriff nehmen.
Sie machten einen starken Eindruck und überzeugten uns das sie unsere CD nach Kräften promoten werden. Und bisher läuft es wirklich gut. Die Zeit wird zeigen wie es weitergeht...

SM: Erzähle uns was in der englischen Rock-Szene abgeht, speziell in deiner Heimatstadt.
Danny: Ich lebe in einem verschlafenen, sehr stillen Ort wo Rock Musik eigentlich kein Rolle spielt. Allgemein wird die Rock Musik jedoch wieder langsam akzepiert in England, wo sie sehr lange ein Schattendasein fristete. Die Fans waren jedoch immer da, lediglich von den Medien wurde dieser Stil totgeschwiegen. Rock brachte viele andere Spielarten hervor, die sich in Bezug auf CD´s und Konzertkarten gut verkauften. Die Medien bei uns haben ihren Kopf zwischen dem Arsch.

SM: Denkst du es ist Zeit für ein Comeback des traditionellen Hard Rock? Ich glaube viele Leute wollen wieder richtige handgemachte Musik mit Gefühl und guten Melodien hören. Speziell nach diesem langweiligen Nu-Metal Trend. Was meinst du dazu?
Danny: Ich hoffe du hast recht, dann wird es ein gutes Jahr werden für THUNDER...

SM: Danny, von welchen Sängern bist du beeindruckt bzw. beeinflußt, und hattest du jemals Gesangsunterricht?
Danny: Ich bin mit Paul Rodgers aufgewachsen, dann hörte ich mir Soul-Sänger wie Stevie Wonder und Otis Redding an, und dies öffnete mir die Augen. Ich mag jeden der mitten aus dem Herzen singt, also auch das meint was er singt.
Ja, ich hatte mal Gesangsunterricht, aber nachdem ich etliches an Skalen und Übungen hinter mich gebracht hatte, gab mir der Lehrer mein Geld zurück.

SM: Von welchen Bands/Musikern sind die anderen THUNDER-Jungs angetan?
Danny: THE DARKNESS sind bei uns in England sehr groß, aber es ist natürlich viel Hype dabei. Wir bekamen alle mit wie diese Band groß wurde. Auf der anderen Seite kennen wir einen sehr jungen Musiker gut, sein Name ist Peter Shoulder und er ist ein wirklich großes Talent als Sänger und Gitarrist. Er klingt wie ein alter Blues Veteran und spielt auch genau so. Luke produziert seine Demos.

SM: Welche noch lebenden Personen würdest du gerne einmal kennenlernen?
Danny: Ich würde dem Papst einige faire, tiefgründige Fragen stellen. Dasselbe gilt auch für George W Bush.

SM: Danny, vielen Dank für dieses Interview! Letzte Worte von dir an die deutschen Rock Fans bzw. unsere Leser?
Danny: Kauft unsere neue CD, damit helft ihr uns eine weitere aufzunehmen...

(Pit Schneider, November 2003)