SUBWAY TO SALLY, 31.03.2016
Link: www.subwaytosally.com 

Am 9. März diesen Jahres begann für die mit goldenen Alben dekorierte Folk-/Mittelalterband SUBWAY TO SALLY wieder das Tournee-Leben. Seit 'Engelskrieger' von 2009 tummeln sich die Ostdeutschen mit jedem neuen Longplayer in den Top 10 der Verkaufscharts und sie feierten auch 2014 mit dem noch immer aktuellen Konzept-Album 'Mitgift' große Erfolge. Anstatt "Nackt" Teil 3 wurde die laufende Tournee "Neu-Nackt", kurz "NeoN" genannt.
Der Begriff "unplugged" kann jedoch getrost aus diesem neuen Konzept gestrichen werden, denn auch elektronische Elemente fanden den Weg in das Soundkonzept. Am 24. April wird SUBWAY TO SALLY im Rahmen der Tour auch im "Quasimodo" in Pirmasens spielen. Unser Pit unterhielt sich mit Schlagzeuger Simon Michael.

Schweres-Metall (SM): Simon, wie sind denn die bisherigen acht Konzerte der "NeoN"-Tour gelaufen? Es geht ja nun bald mit dem zweiten Tourabschnitt weiter.
Simon: Ja, was soll man dazu sagen? Es war spektakulär bzw. ein Experiment das man durchaus als geglückt bezeichnen kann. Wir sind einfach ins kalte Wasser gesprungen und verlangen ja unseren Fans von Tour zu Tour immer mehr ab. In diesem Fall vermengen wir akustische Instrumete mit harten elektronischen Instrumenten. Das klingt jetzt etwas befremdlich und wir wußten zuerst auch nicht genau auf was wir uns da einlassen. Auch bei den Probem waren wir alle sehr angespannt, haben jedoch schnell festgestellt dass es einfach großartig wird. Oftmals ist es so, wenn man als Musiker ein gutes Gefühl hat, muß das noch lange nicht heißen dass die Fans das dann auch geil finden. Vor den ersten Konzerten an waren wir jeweils sehr angespannt, aber solche Reaktionen wie diesmal habe ich wirklich noch auf keiner unserer Tourneen erlebt. Bei den bisherigen "Nackt"-Tourneen habe ich bislang immer ein gemischtes Feedback bekommen. Es gab Leute die haben das total abgefeiert, es gab Leute die fanden es nicht so gut. Aber in diesem Fall ist die Meinung wirklich einstimmig, also die Leute finden es wirklich durch die Bank klasse. Ich bin bis jetzt von keinem Fan kritisch auf das neue Konzept angesprochen worden. Wir sind auch von Show zu Show besser geworden. Gerade das letzte Konzert vom ersten Tourblock, das war in Bochum im "Ruhrkongress/Christuskirche", das war noch mal so ein richtiges Erlebnis, so dass man als Musiker dann auch den Schalter umlegen und das Ganze genießen kann.

SM: In einer Kirche ein Konzert zu geben, da ist ja auch ein gewisses sakrales Feeling mit dabei, nicht wahr?
Simon: Ja, das ist was ganz anderes, aber als Band kennen wir das ja schon. Wir sind ja nun schon zu dritten Mal im weitesten Sinne mit einer Akustiktour unterwegs und spielen nun schon auf der dritten oder vierten Tournee auch in Kirchen. Da hat man sich schon ein bisschen daran gewöhnt. Für die Fans ist es aber immer noch etwas ganz besonderes.

SM: Ist es eigentlich schwierig mit den jeweiligen Kirchen-Oberen so ein Konzert hinzubekommen? Das hatte mich schon damals bei der ersten "Nackt"-Tour erstaunt dass diese Leute überhaupt zugestimmt haben Subway To Sally als Rockband in einer Kirche spielen zu lassen.
Simon: Ich erinnere mich jetzt nur an eine Stadt wo es mal Probleme gab, da haben wir in einer katholischen Kirche gespielt. Alle anderen Kirchen wo wir spielten waren sogenannte Veranstaltungskirchen, sprich Kirchen die auch für diverse andere Veranstaltungen genutzt werden. Also diese Leute kennen das schon. Ich habe mich ziemlich lange mit dem zuständigen Pfarrer vom angesprochenen Bochum-Konzert unterhalten. Er ist als Pfarrer quasi gleichzeitig auch Veranstalter und das war ganz interessant, was der so erzählt hat. Ich hatte ihn auch darauf angesprochen das Subway To Sally jetzt nicht unbedingt die Art von Musik wäre die man in einer Kirche verorten würde, aber er hat das so gesehen dass zwischen einem Gottesdienst und einem Konzert eigentlich kein großer Unterschied sei. Beides seien Veranstaltungen wo Menschen zusammen kommen und das Musik ja auch eine gewisse Spiritualität hätte. Beides wären Dinge wo Leute zusammen kommen und Religion und Musik brächte die Leute ja auch auf eine höhere Ebene. Diese Sichtweise fand ich ganz beeindruckend. Insofern war das dann ganz stimmig. Solange die Leute welche in den jeweiligen Kirchen arbeiten es auf diese Weise sehen ist dies der fruchtbarste Boden für eine Zusammenarbeit bzw. das Zusammenkommen von Kirchengemeinde, Band und Publikum. Ich habe es bislang wirklich nur einmal erlebt dass es Probleme gab, das war seinerzeit im hochkatholischen Bayern, wo jetzt nicht regelmäßig andere Veranstaltungen statt fanden. Also diese Leute sind uns damals sehr kritisch gegenüber getreten.

SM: Bitte erläutere kurz wie sich der Besucher eines der kommenden Konzerte dieses "NeoN"-Konzepts vorzustellen hat, wo der Unterschied zu den beiden "Nackt"-Tourneen liegt, bzw. was ihn erwartet.
Simon: Oh, das ist wirklich schwierig… also, das wichtigste vorweg: Es ist eine gehörige Prise Subway To Sally und es ist durch und durch Subway To Sally trotz aller Neuerungen. Wir haben einen Gastmusiker dabei der elektronische Elemente bedient, der z.B. Synthesizer und Soundeffekte beisteuert. Er gibt uns die Möglichkeit auch Songs zu spielen die wir ansonsten mit reinen Akustikinstrumenten nicht spielen könnten. Es sind beispielsweise einige Titel aus dem 'Engelskrieger'-Album dabei, Songs vom aktuellen Album 'Mitgift' sind auch dabei. Dadurch das elektronische Klänge hinzu kommen, können wir einfach diesen Soundkosmos erweiteren und auch sehr harte Songs spielen. Darüber hinaus ist es so dass wir beispielsweise ein Elektro-Schlagzeug verwenden, was auch die Möglichkeit ergibt andere Sounds zu verwenden, also das Ganze noch mal anders abzumischen.

SM: Also spielst du durchweg E-Drums auf dieser Tour?

>>> Unsere Redaktionsmitglieder Yvonne (li.) & Marion mit Simon Michael beim Gig am 24. April 2016 im "Quasimodo", Pirmasens.

Simon: Ja, wir haben gesagt das ist nur konsequent, wenn wir wie hier eine E-kustik-Tour machen, war schnell für mich klar dass ich E-Drums spielen werde. Es erwartet den Besucher also ein fulminanter Abend voller Hits, also das Erlebnis seines Lebens. Nein, im Ernst, wenn man Subway To Sally mag und sich mit Kunst und Musik beschäftigt dann ist dies wirklich eine lohnenswerte Veranstaltung.

SM: Sitzen du und deine Bandkollegen bei dieser Tour dann auch wieder auf Hockern auf der Bühnem, so wie man es schon von den "Nackt"-Tourneen kennt, oder gibt es diesmal etwas mehr Bewegungsfreiheit?
Simon: Wir sitzen auf Stehhockern, was uns die Möglichkeit gibt zwischendrin durchaus mal aufzustehen. Das kann auch mal vorkommen, wenn uns die Emotionen vollkommen mitreissen :-)

SM: Wie lange dauert ein Konzert der laufenden Tour?
Simon: 2 Stunden und 10 Minuten.

SM: Bislang hat Subway To Sally in unsere Region leider nur in Kaiserlautern ("Kammgarn") oder in der "Garage" in Saarbrücken gespielt. Was führt die Band in diesem Jahr nach Pirmasens ins "Quasimodo"?
Simon: Das weiß ich jetzt nicht so genau. Ich habe noch Vorstellungen vom "Quasimodo", ich glaube wir waren 2006, bei meiner ersten Tour, das letzte Mal dort. Ich glaube da gab es damals so eine BMX-Fahrrad-Geschäft und eine dazugehörige Geländebahn. Ich glaube das der Laden für die Größe einer unserer Rock-Show-Produktionen schlichtweg zu klein ist. Ich denke das dies der Grund dafür ist wieso wir so lange nicht mehr im „Quasimodo“ waren. Unsere laufende E-kustik-Tour ist vom technischen Aufwand deutlich überschaubarer und bietet dann auch wieder die Möglichkeit in Städten zu spielen wo wir schon länger mal wieder hin wollten und da gehört Pirmasens eben auch dazu.

SM: Ihr ward vom 4. bis 7. Februar 2016 erstmal bei dem Heavy Metal-Kreuzfahrt-Event "70.000 Tons Of Metal" an Bord. Wie hat es dir an Bord gefallen bzw. wie findest du dieses immer populärer werdende Konzept der Schiff-Events?
Simon: Ich finde es spektakulär! Es war richtig richtig geil. Also diese Art von Festivals, egal ob es jetzt die "Wacken-Cruise" ist oder das "70000 Tons Of Metal", das ist immer ein totales Paralleluniversum. Also, sobald du dieses Schiff betrittst, bist du auf dem Planet Metal und nicht mehr auf der Erde.
Man muß sich das mal vor Augen führen, "70.000 Tons Of Metal" fand auf der "Independence Of The Sea" statt. Das war bis vor einigen Jahren das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. In diesen Schiffen gibt es auch eine Mall, also ein Einkaufszentrum. Unfassbar! Da sind irgendwie 5.000 Leute auf diesem Schiff und es läuft in jedem Restaurant, in jedem Flur und sogar in der Sauna rund um die Uhr Heavy Metal! Nach der Zeit auf dem Schiff habe ich beschlossen ich bleibe einfach in diesem Tag-/Nacht-Rhythmus, das heißt ich bin um 18 oder 19 Uhr ins Bett gegangen und dann so um 4 Uhr morgens wieder aufgestanden und bin dann mit unserem Soundtechniker jeden Morgen über das Schiff gelaufen. Wir haben uns dann Frühstück geholt und das war total krass, denn die Bands spielten dort ja bis um 7 Uhr früh. Wir haben uns zum Frühstück dann irgendwelche Black-Metal-Bands angeguckt und waren umgeben von gut gelaunten und betrunkenen Metal-Fans. Und dass schon zum Frühstück!
Wir haben ein Video auf unserer Facebookseite veröffentlicht, das ganz cool widerspiegelt was auf diesem Event ablief. Ja, das ist einfach ein anderer Planet, schauen Sie es sich einfach mal an wenn es Sie interessiert.

SM: Subway To Sally hat 2005 nachdem der Vertrag bei Nuclear Blast ablief eine eigene Plattenfirma namens STS Entertainment gegründet. Wie beurteilen Sie die damalige Entscheidung mit einem Abstand von inzwischen elf Jahren?
Simon: Das ist total schwierig zu beantworten, weil sich der ganze Markt verändert hat in diesem elf Jahren. Es begann ja schon Ende der 2000er Jahre das die Plattenverkäufe eingebrochen sind. Das ist ein Trend der sich bis heute fortsetzt. Also alles in allem war es eine sehr gute Entscheidung, weil man einfach an jeder CD die man verkauft schlicht und ergreifend mehr Geld verdient. Bei diesen Bandübernahmeverträgen, egal welche Plattenfirma es ist, egal wie gut der jeweilige Deal ist, als Band v erdienst du einfach nichts dran. Also wir reden hier von der Größenordnung von ca. 3.000,- Euro pro Musiker pro Platte.

SM: Das lohnt sich dann ja auf jeden Fall ein eigenes Label zu haben. Ich meine ihr verkauft ja nicht gerade wenig Platten, bzw. ihr seid seit etlichen Jahre mit jedem neuen Album in den Top 10 der deutschen Verkaufscharts.
Simon: Ja klar, aber Top 10 ist immer eine relative Zahl. Weißt du, vor 10 Jahren hast du noch 100.000 Platten in der Woche verkauft wenn du in den Top 10 warst und heute bis du unter Umständen schon mit 15.000 Platten auf Platz eins. Plattenverkäufe machen die ganze Sache also nicht mehr fett, aber wir haben es trotzdem geschafft mit einem eigenen Label trotzdem noch etwas aufzubauen wo noch ein bisschen was hängen bleibt. Auch wenn es nicht mehr die Welt ist. Auf der anderen Seite ist es einfach mit viel Arbeit verbunden und ein solches Netzwerk wie ein großes Label hat man natürlich auch nicht zur Verfügung. Es ist so´n bisschen eine zweischneidige Sache, aber wenn ich es objektiv über die letzten 10 Jahre beurteile war es eine sehr gute Entscheidung.

SM: Nicht wenige Journalisten und Fans meinen eine gewisse Änimosität zwischen Subway To Sally und der anderen extrem erfolgreichen Mittelalterband IN EXTREMO zu erkennen. Ist es tatsächlich so dass sich beide Bands nicht riechen können, oder sind das nur Gerüchte?
Simon: Ich habe da doch keine Ahnung von… woher das ursprünglich kommt weiß ich nicht. Ich habe darüber mal mit dem Specki, dem Trommler von In Extremo, gesprochen und er weiß es auch nicht genau. Er meinte dass es irgendwann mal in den 1990er Jahren unter Alkoholeinfluss irgendwie mal eine Rangelei gegeben haben muß und seitdem wird da wohl irgendwie ein bisschen rumgepöbelt. Aber dass man sich jetzt hassen würde ist gar nicht der Fall.

SM: Habt ihr schon an Songs für den "Mitgift"-Nachfolger gearbeitet bzw. wann ca. können eure Fans mit einem neuen Album rechnen?
Simon: Boah, ich habe überhaupt keine Ahnung. Ich sage dir auch warum, weil 'Mitgift' ein kreatives Mamutprojekt war. Also dieses verbunden mit dem Aufwand der gerade für die "Neon"-Tour betrieben wurde, also irgendwie 25 Songs neu arrangieren, entspricht dem Aufwand für eine Plattenproduktion. Also die Kreativköpfe der Band sind jetzt alle so´n bisschen ausgebrannt. Wie bezüglich der neuen Platte weiter geht, darüber werden wir uns nach der Tour Gedanken machen und uns mal sortieren.

SM: Simon, danke für dieses Interview.
Die letzten Worte gehören Dir.

Simon: Gerne!
Ich grüße meine Mama und mein Papa.

(Pit Schneider, März 2016)

Copyright photos 2016 by Pit Schneider