SUBWAY TO SALLY, 07.11.2005
Link: www.subwaytosally.com 


Mit der aktuellen Veröffentlichung ´Nord Nord Ost´ kehren die Berliner auf den Pfad zurück, den sie mit Alben wie´Hochzeit´ & ´Herzblut´ eingeschlagen hatten, gar Remiszensen an die geniale ´Bannkreis´-Platte sind zu vernehmen, und ein neuer Drummer ist auch an Bord!
Gründe genug also um Bodenski, den kongenialen Texter von Subway To Sally, zum Gespräch zu bitten.

Schweres-Metall (SM): Hallo Bodenski, in meiner CD-Kritik habe ich geschrieben das „Nord Nord Ost“ ein gelungener Spagat zwischen der Modern & Härte von Alben wie „Hochzeit“ bzw. „Herzblut“ & der Magie und Verspieltheit von „Bannkreis“ darstellt. Würdest du mir dahingehend zustimmen?
Bodenski: Von außen betrachtet umschreibt dies sicher sehr gut, was uns mit diesem Album gelungen ist: Wir haben das Niveau unseres Songwritings weiter ausgebaut und erfinden uns noch immer neu, haben aber auch großen Wert darauf gelegt möglichst viel von dem in die Platte zu packen, was uns von jeher ausgezeichnet hat, nämlich vielseitige Instrumente in ungewöhnlichen Arrangements.

SM: Wie ist die Resonanz der übrigen Presse und vor allem der Fans bislang ausgefallen?
Bodenski: Die Resonanz der Presse war überaus freundlich und wohlwollend. Was uns aber viel wichtiger ist, sind die Fans, die das neue Album begeistert aufgenommen haben. Wir merken es vor allem in den Konzerten, die wir zur neuen Scheibe schon absolviert haben.

SM: "Nord Nord Ost“ ist textlich sehr düster und nachdenklich geworden. Was waren die Gründe hierfür, und wie würdest du eure Entwicklung als Band von einem relativ unbeschwerten, romantischem und in meinen Augen genialen Album wie „Bannkreis“ bis zum heutigen Tag beschreiben?
Bodenski: Ich glaube, dass man immer ein wenig den Soundtrack zu seinem eigenen Leben schreibt. Am Beginn der Geschichte von SUBWAY TO SALLY waren wir eine kunterbunte Truppe, die in Dorfsälen zum Tanz gespielt hat. Heute sind wir ein gutes Jahrzehnt älter, haben privat und beruflich ungeheuer viel erlebt und ziehen mit einer eigenen Produktion durch das Land, bei der gut 20 Leute beschäftigt sind. Aber das ist nur ein Aspekt des Ganzen. Ich glaube, dass wir von der Chemie her eher eine nachdenkliche Band sind. Wir überlegen immer sehr lange, was wir machen wollen. Es muss und in erster Linie selber berühren. Bei Nord Nord Ost, haben wir Ereignisse aus unserem ganz engen privaten Umfeld verarbeitet, die uns zu schaffen machten. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass diese Entwicklung auch noch einmal in eine andere Richtung geht. Der Song „Sieben“ z.B. ist ja schon so ein unbeschwerter Lichtblick.

SM: Was steckt hinter dem Text von „Das Rätsel II“, etwa ein kleiner Seitenhieb auf IN EXTREMO („Wer hat den Erdbeermund zum ersten mal geküsst?“)?
Bodenski: Ja, natürlich.

SM: Würdet ihr Euch eigentlich noch der Mittelalter Rock/Metal-Szene zuordnen, bzw. was haltet ihr von diesem Schubladen-Denken vor allem der Medien?
Bodenski: Wir sehen uns ganz klar in dieser Szene und sind glücklich, dass sie sich mit uns und allen anderen Bands die ihr zugeordnet werden, zu einem sehr lebendigen Bereich zwischen der Gothic - und der Metalszene etabliert hat. Man sollte nicht vergessen, dass dies global betrachtet einzigartig ist. Wir sind stolz darauf, diese Szene begründet zu haben. Wie jedes Etikett ist es natürlich nur eine grobe Zusammenfassung, aber solche Schubladen müssen sein, damit die Medien einen Ansatz haben. Wichtiger als die Medien sind ja auch hier die Fans, die die Musik hören und das Ohr hat tausend Schubladen.

SM: Steht ihr eigentlich nach wie vor hinter dem Vorgänger-Album „Engelskrieger“, welches nicht nur mir persönlich zu kalt und Rammstein-lastig ausgefallen war, bzw. würdet ihr im Nachhinein an der Scheibe etwas ändern wollen?
Bodenski: Engelskrieger war eine wichtige Platte für uns, hinter der wir nach wie vor stehen. Etwas Ähnliches wie „Nord Nord Ost“ hätten wir nach dem 11. September 2001, als die Arbeit an der „Engelskrieger“ begann, nicht abliefern können. Wir standen unter dem Eindruck, dass die Welt sich über Nacht verändert hatte, dass wir in sehr düsteren Zeiten leben, und dass es wichtig sei, nicht die Augen vor all dem Jammer in der Welt zu verschließen. Uns war jedoch klar, dass wir so eine Platte nicht einfach wiederholen würden.

SM: Wie verläuft der Songwriting-Prozess bei Euch & ist die ganze Band daran beteiligt?
Bodenski: Es gibt drei Hauptschreiber bei der Musik. Das sind Eric, Bodenski und Ingo. Die Texte kommen ausschließlich von Bodenski. Ingo ist als Mastermind bei allen Songs für die Arrangements verantwortlich. Als Band arbeiten wir dann vor allem daran wie die Ideen umgesetzt werden und ob sie so funktionieren wie wir es uns vorstellen.

SM: Erläutere uns doch bitte mal die Gründe für den Ausstieg Eures Drummers David Plätsch. Waren es die berühmten „musikalischen Differenzen“, u. gestaltete sich die Suche nach einem Nachfolger eher schwierig, oder haben sich eine Vielzahl von Drummern „beworben“?
Bodenski: Das Ausscheiden von David hatte sich über längere Zeit vorbereitet. Er hatte im vergangenen Jahr an einem Casting für die Blue Man Group in Berlin teilgenommen. Er wurde dann aus hunderten Bewerbern ausgewählt. Was als Nebenbeitätigkeit geplant war, eröffnete für ihn neue Perspektiven. Er wollte sich dann für eine unbestimmte Zeit nicht mehr an eine Band binden. Deshalb haben wir uns getrennt. Unser Neuer, der Simon Michael, war schwerer zu finden als wir dachten. Daher musste der Drumpart im Studio noch von einem Gast ausgeführt werden. Erst nach einer ganzen Weile des Suchens kamen auch Schlagzeuger von außerhalb auf uns zu. Im Raum Berlin hatten wir kein Glück. Die sehr guten Drummer – und wir wollten den Besten – waren alle schon gebunden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass wir letztlich ein junges Talent entdecken mussten. Jetzt sind wir wieder komplett und freuen uns sehr über den Neuzugang.

SM: Beobachtest du eigentlich noch die Rock/Metal-Szene in deiner Heimatstadt Berlin, auch in Bezug auf talentierte neue Bands?
Bodenski: Es passiert automatisch, dass man auf neue Bands aufmerksam wird. Das passiert wie bei jedem anderen Musikfan auch: Jemand kommt und sagt: „Das musst Du unbedingt gesehen haben!“ und dann geht man hin und schaut es sich an.

SM: Wie ist Eure Beziehung zu der anderen ganz großen mittelalterlich beeinflussten Band der Szene IN EXTREMO, deren Musiker ja auch aus Berlin stammen?
Bodenski: Da gibt es überhaupt keine Animositäten. Wir kennen uns schon ewig und haben schon oft gemeinsam auf Festival gespielt. Einige Kollegen kennen wir schon aus Zeiten vor In Extremo. Beide Bands haben Respekt vor der Leistung des Anderen. Dass wir in einem hart umkämpften Musikmarkt um ein sich überschneidendes Publikum kämpfen spornt uns alle nur an. Allerdings stimmen wir uns in dem was wir tun nicht ab.

SM: Von welchen Musikern/Bands seht ihr Euch beeinflusst bzw. beeindruckt?
Bodenski: Wir sind aufmerksame Zuhörer und genauso Musiksammler und Fans wir Leute die keine Musik machen. Das Spektrum ist sehr breit und reicht von Metal bis Klassik. Für uns gibt es jedoch nicht die zwei oder drei Bands auf die wir uns berufen.

SM: Gibt es eigentlich noch Bands mit denen ihr gerne mal auf der selben Bühne stehen würdet?
Bodenski: Wir hätten nichts dagegen uns mal von Metallica supporten zu lassen.

SM: Bodenski, ich danke dir für dieses Interview. Letzte Worte an unsere Leser bzw. die deutschen Rock/Metal-Fans?
Bodenski: Benutzt Kondome und fahrt niemals betrunken Auto.

(Pit Schneider, November 2005)