SOLEMNITY, 25.04.2002
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SOLEMNITY aus dem südlichen Bayern haben mit dem aktuellen Vorschlaghammer ´Reign In Hell´ ein Klasse-Album vorgelegt, welches in meinen Augen sogar die Outputs mancher etablierter Acts ganz klar in den Schatten stellt - und das als Eigenproduktion! Dies veranlasste mich dazu umgehend mit Sänger Sven "The Axe" Kontakt aufzunehmen und dieses Interview zu führen, bei welchem auch eine interessante Anekdote ans Tageslicht kam...

Schweres Metall (SM): Sven, zuerst einmal Kompliment für die aktuelle, verdammt starke Scheibe! Das Teil wurde von mir sofort in die Rubrik Top-Demos "gedrückt", und versprüht tatsächlich den Geist der goldenen Achtziger! Wie ist die allgemeine Resonanz auf ´Reign In Hell´?

Sven The Axe: Die Resonanzen bisher hätten besser nicht sein können!!! Immerhin war der Name Solemnity außerhalb Süddeutschlands bisher den wenigsten ein Begriff und jetzt hat uns unsere Eigenproduktion sogar zu einem guten Plattenvertrag mit Remedy Records verholfen. Journalisten, also Presse und Fans loben uns gleichermaßen und das obwohl wir bis dato alles in
Eigenregie gemacht haben, also keinerlei Unterstützung durch Promoagenturen oder Labels bekommen haben und uns auch nicht den Luxus von Anzeigenschaltung erlauben konnten - immerhin entscheidet dieser Punkt ja immer noch darüber ob ein Album in der Presse gelobt oder vernichtet wird, weshalb die killergeilen Reviews zu ´Reign In Hell´ alles unverfälschte Meinungen widerspiegeln.

SM: Wie fandet ihr als Band zusammen?

Sven The Axe: Ich kannte Adrian schon aus der Schule, wo ich der gemiedene Metalhead war und er damals mit dieser Musik noch gar nichts anfangen konnte. Jahre später in denen wir uns nie mehr gesehen haben trafen wir uns zufällig anno´98 bei einem „Red To Grey“-Konzert in Kaufbeuren, und wir kamen alsgleich ins Gespräch. Er erzählte mir davon, dass er jetzt in einer Metalband spielen
würde, aber vergebens seit längerem einen Sänger suchen würde. Ich habe 14 Jahre lang Gitarre gespielt und wollte zukünftig sowieso mehr als Sänger und Entertainer agieren, weshalb ich vorschlug doch mal zu einer Audition zu kommen. Tja, wir rauften uns recht schnell zusammen und die Chemie stimmte einfach...

SM: Einige Songs von ´Reign In Hell´ - insbesondere das tolle "Open Fire" - erinnern mich stark an die göttlichen TESTAMENT zu deren ´The Legacy´-Zeiten. Überrascht dich dieser Vergleich oder kannst du damit leben?

Sven The Axe: Um ehrlich zu sein kann ich wenn sich der Vergleich auf unsere thrashigen Roots bezieht sehr gut damit leben. Testament waren und sind eine hammergeile Band, aber es gab auch viele andere Bands aus der Bay Area die uns beeinflusst haben, welchen der Erfolg leider nicht so beschert war. Exodus, Forbidden, Laaz Rockit,... in etwa. Alles in allem sehe ich uns aber
nicht als Thrash-Band und möchte uns stilistisch nicht limitieren. Bei uns gibt´s Power, Speed, Thrash Songs oder auch Halbballaden wie „Chalice Of Blood“(absolut klasse! Der Autor). Auf das Zweitwerk wird auch endlich unser 10 Minuten Doom-Epos „Vampires Dance“ kommen, um nur ein Beispiel zu nennen wie vielseitig Heavy Metal und auch Solemnity ist.

SM: Seid ihr mit Sound und den Songs der aktuellen Scheibe vollkommen zufrieden?

Sven The Axe: Der Sound ist der Hammer wie ich finde und ist 100% Ende 80er Jahre kompatibel. Es ist eine extrem laut gemasterte und sehr druckvolle Produktion, die zu jeder Sekunde fett klingt, weshalb ich auch das Wort "DEMO" nicht gerne für die CD hören will. Es ist eine Eigenproduktion, aber kein Demo, da allein der Sound und die Aufmachung jedes Demo um Längen überholt. Demos werden auch garantiert nicht mit Artworks von Ken Kelly ausstaffiert. Diese dünnen Produktionsgeschichten wie sie heute dank Hammerfall oder
Gurkentruppen wie Primal Fear in Mode gekommen sind, sind kein adäquater Lebensraum für Metalhymnen, weshalb ich sehr zufrieden mit unserer Scheibe bin. Ich würde auch keinen Song aufnehmen den ich nicht zu 100% mag - allein deshalb haben wir Körbeweise Lieder in den Müll geschmissen.

SM: Stehen schon Songs für Euer nächstes Album bzw. wie geht ihr an den Songwriting-Prozess heran?

Sven The Axe: Also wir haben jetzt drei Songs die definitiv auf das Zweitwerk kommen und circa ein halbes Dutzend Lieder bei denen wir noch tüfteln. Songs entwickeln sich bei uns sehr demokratisch im Proberaum. Wenn jemand eine Idee hat dann wird überlegt was man daraus machen kann und wie man das Ganze arrangieren könnte. Das ist zwar zeitaufwendiger als wenn einer mit einem fertigen Track daherkommt, aber bei uns müssen einfach alle Fünfe mit dem Song auch wirklich leben können und sich letztendlich auch auf der Bühne
damit identifizieren können.

SM: Habt ihr mittlerweile einen Platten-Deal unterschrieben, oder seid ihr noch auf der Suche nach einem adäquaten Label?

Sven The Axe: Wir haben jetzt bei Remedy Records unterschrieben und sind somit Labelkollegen von Bands wie Paragon! Ich denke allein bei dieser Firma haben wir die Freiheiten nach denen wir auch gesucht haben, denn ich möchte mir von keiner Firma einen Produzenten vor die Nase setzen lassen müssen, den ich persönlich für inkompetent halte. Auch was die Optik bei den zukünftigen
CD´s angeht haben wir weitestgehend Narrenfreiheit und das ist un wichtiger als alles andere!!!

SM: Wie kam eigentlich der Kontakt mit Ken Kelly bezüglich des genialen Cover-Artworks zustande? Es muss doch sehr schwierig und vor allem teuer sein, an einen solchen Kult-Zeichner (u.a. MANOWAR) heranzukommen!?

Sven The Axe: Es war schon nicht einfach und sehr zeitaufwendig das ganze zu bewerkstelligen, aber da Ken mein absoluter Fantasy-Gott ist war es mir seit jeher ein Wunsch eines Tages ein Artwork von ihm auf unserem Album zu haben und diesen Wunsch habe ich mir erfüllt. Ich hoffe auch zukünftig mit ihm zusammenarbeiten zu können, da er nicht nur ein fantastischer Zeichner,
sondern auch ein fantastischer Mensch ist.

SM: Von welchen Bands/ Musikern seht Ihr Euch beeinflusst?

Sven The Axe: Von vielen, aber da kann ich eigentlich nur für mich sprechen... Twisted Sister, Manilla Road, Cirith Ungol, den frühen Manowar, Death SS, Saviour Machine, Alice Cooper, Overkill, Crimson Glory, Virgin Steele, Candlemass oder den frühen Savatage. Ich könnte noch Hunderte aufzählen, aber obige sind zumindest meine Faves!

SM: Wie sieht´s mit der Metal-Szene in Augsburg aus?

Sven The Axe: So was soll´s hier geben??? Ich bin hier eigentlich wegen dem Job hergezogen, aber zu dieser versifften Stadt habe ich nie eine Beziehung aufbauen können. Ich nenne es eine Zwischenstation und der Rest von Solemnity wohnt ja auch mehr über Südbayern verteilt. Auch wenn die Rockfabrik gerade mal 500 Meter von mir entfernt ist so meide ich diesen Laden so gut es geht, da dort schon seit 1993 kein wirklicher Metal mehr drin gespielt wird. In Discos gehe ich aber kaum noch, aber dafür lasse ich mir die wenigsten Hard n´Heavy Konzerte entgehen...

SM: Welche Tour-Aktivitäten sind für die nächste Zeit geplant?

Sven The Axe: Einzelkonzerte wo immer man uns haben will und natürlich das Headbangers Open Air in Brande am 21.6/22.6 (bei Elmshorn in der Nähe von Hamburg) wo wir zusammen mit Slough Feg, Twisted Tower Dire, Angus, Skylark, Rival, oder den göttlichen Iron Cross zusammen spielen werden. Leider gibt´s ja kaum noch Veranstalter die Underground Heavy Metal machen, weshalb es
schon kein leichtes Brot für uns ist, aber ich hoffe das ändert sich mal wieder...

SM: Aus dem Info-Blatt welches Eurer CD beilag, geht hervor dass ihr bereits mit solchen Acts wie den legendären METAL CHUCH, SACRED STEEL, ANGEL DUST oder THUNDERHEAD Gigs gespielt habt. Wie sind Eure Erfahrungen diesbezüglich bzw. wie wurdet ihr behandelt?

Sven The Axe: Auf Acts wie Sacred Steel lasse ich zum Beispiel gar nichts kommen, da die genau wie wir einfach nur ihr Ding durchziehen wollen und versuchen Metal zu leben. Bei denen wird man so behandelt wie sie selbst gerne behandelt werden wollen und zwar brüderlich. Leider ist so was ja nicht selbstverständlich und wenn ich zum Beispiel an Thunderhead denke kommt mir das
Kotzen. Ich denke es ist Zeit für eine Anekdote... Als wir die Chance bekamen im Vorprogramm von Metal Church und Thunderhead zu spielen sind wir fast ausgerastet, aber umso leidvoller war letztendlich die Erfahrung denn die Typen von Thunderhead haben uns gemobbt wo es ging, inklusive dem Riesenarschloch von Tourmanager. Kein Soundcheck, nicht mal Linecheck, unsere Monitorboxen waren ausgesteckt was bedeutete zu Spielen ohne sich zu hören und wir wir durften auch gerade Mal fünf Minuten vor Showbeginn auf die Bühne um unser Equipment zu parken. Unser Schlagzeug wurde mit gerade mal zwei Mikros abgenommen in einer Halle die für 2000 Leute konzipiert war. Die Krönung war, dass die uns tatsächlich Seifenlauge auf die Bühne kippten nur damit wir alt aussehen sollten. Das war Metal, ha, ha und mit Sicherheit unser schlechtester Gig, aber den Leuten hat´s zum Teil trotzdem gefallen. Fuck you posers!!!!

SM: Was wollt ihr unseren Lesern bzw. den Metal-Fans an dieser Stelle noch mitteilen?

Sven The Axe: Wenn ihr unsere Musik noch nicht kennt dann hört rein, denn für jeden Metalhead sind wir die Patentlösung. Wenn ihr unsere Liveshow mit tonnenweise Pyrotechnik, Äxten, Henkern, Knochen, Schädeln, Blut, brennenden Schwertern und Gevatter Tod noch nicht gesehen habt, dann holt das nach. Ihr werdet es sicher nicht bereuen!!!!

SM: Sven, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft!

Sven The Axe: Ich bedanke mich und wünsche dir viel Erfolg mit Eurem Mag!!!

(Pit Schneider, April 2002)