SOLDATOR, 25.11.2008
Link: www.myspace.com/soldator
 

Schweres-Metall (SM): Hallo erstmal und Riesenkompliment für euer gelungenes Debut! 'Desperate Old Men' hat gleich mal acht von zehn Punkten eingefahren.
Andre Steinhauer (Drums): Hi Alex! Das ist für uns natürlich eine riesen Sache! Wir waren schon sehr gespannt, wie das Album von jemanden angenommen wird, der uns vorher nie gehört hat. Das es gleich so eine positive Bewertung zur Folge hat, überrascht uns natürlich und macht uns auch ein wenig stolz. Viel wichtiger als die Note ist aber natürlich das geschriebene Wort. Das ist ein viel größeres Kompliment für uns.

SM: Ihr habt euch so weit ich weiß bei der Bundeswehr kennen gelernt, wie kam es dann zur Gründung von Soldator?
Andre: Ja das stimmt. Das war schon etwas kurios. Der Pat, Lotzi und ich waren damals in einer Einheit und bei einer Party stellte sich heraus, dass der Pat Gitarre spielen kann und auch ein Schlagzeug im Keller stehen hat. Ich wollte immer gerne Schlagzeug spielen und so verabredeten wir uns mal, um etwas zusammen zu lärmen. Ich hatte vorher noch nie Drums gespielt und Lotzi, der gar kein Instrument spielt, musste dann halt singen, was er vorher auch nie gemacht hatte. Wir lärmten dann etwas rum und versuchten einfache Songs zu covern. Nach ein paar Monaten kam dann der Otto an der zweiten Gitarre dazu. Er konnte im Gegensatz zu uns richtig gut spielen, da er schon vorher in einer Band dabei war. Unsere Coversongs waren trotzdem teilweise so schlecht, dass sie niemand erkannte. Aber für ein paar wilde Bundeswehr Partys reichte es, ha ha ha… Tja, und so ging das dann immer weiter, bis wir zu dem Punkt kamen und einsahen, dass man beim covern viel kaputt machen kann, und so beschlossen wir zu versuchen, eigene Songs auf die Reihe zu bekommen. Einer unserer ersten eigenen Songs ist z.B. Oddy Weed – der älteste Song auf dem Album.

SM: Ihr verarbeitet in eurem Sound viele verschiedene Einflüsse, wo kommen die genau her, wer hört bei euch welche Musik?
Andre: Wir sind, was den Musikgeschmack angeht alle sehr vielseitig und tolerant.
Ich selbst stehe z.B. auf alle Arten von Heavy Metal. Ich schaue aber auch gerne mal über den Tellerrand hinaus denn es gibt auch abseits den Metal viele interessante Musikstile, die es wert sind gehört zu werden. Rockabilly höre ich z.B. auch gerne oder Sachen wie Johnny Cash oder Everlast. Unser Basser Frank steht eher so auf Alternative Rock und Punkrock, fährt aber seit drei Jahren immer schön mit zum W:O:A. um sich weiterzubilden :-)
Otto ist mehr so mit Bands wie Deep Purple oder Status Quo groß geworden, was man vor allem beim Proben immer wieder merkt. Lotzi und Pat sind auch sehr vielseitig. Da ist von Country bis Punk alles dabei.
Was unseren Stil betrifft, so haben wir immer ein wenig das Problem ihn zu definieren. Die Leute wollen ja immer gerne eine Schublade haben, wo sie eine Band einordnen können. Das ist bei uns nicht so einfach. Daher bezeichnen wir unsere Musik ganz einfach als Rock. Das sagt ja dann alles oder eben auch nichts aus :-)

SM: Die erste Platte war ja schon mal ein großer Schritt, was habt ihr euch als Band noch für die Zukunft vorgenommen?
Andre: Tja, da lassen wir uns einfach mal überraschen. Zuerst hoffen wir natürlich, dass wir möglichst die Erstauflage unserer CD verkauft bekommen. Wir würden gerne die Gelegenheit haben, auf dem ein oder anderen Festival für Underground Bands zu spielen. Wir sind natürlich realistisch: ein Plattenvertrag ist in unserem Alter sicher nicht mehr so einfach und wenn man berufstätig ist und Familie hat, dann spielt natürlich auch der Zeitfaktor eine Rolle.
Wir freuen uns über jedes Konzert was wir spielen dürfen und wenn jemand unsere CD mag, dann ist das schon etwas, worüber wir uns wahnsinnig freuen.
Wichtig ist uns immer, dass man merkt, dass hier fünf Freunde aus der Liebe zur Musik etwas auf die Beine stellen. Bei uns geht es nicht in erster Linie um diesen ganzen Business-Kram sondern darum, Spaß an dem was wir machen zu haben und das soll auch beim Hörer oder live beim Zuschauer so ankommen.

SM: Wer war eigentlich für "God’s Revenge", meinen Lieblingstitel, verantwortlich?
Andre: Bisher war es so, dass ich für die Texte verantwortlich war. Die Musik entsteht dann einfach beim Proben. Jemand hat ne Idee, und die wird dann einfach weiter gesponnen.
Ich habe mal versucht mir selbst Gitarre spielen beizubringen, da es für mich als Schlagzeuger ja immer etwas schwierig ist, wenn ich eine Idee im Kopf habe, den Jungs an der Gitarre, diese Idee näher zu bringen. Das hat z.B. bei Sun will never shine ganz gut geklappt. Gods Revenge ist eher so ein Produkt aus einer gemeinsamen Probe. Die Idee zum dem Gitarren-Part am Anfang hatte der Otto. Das sich das etwas nach Titus & Tarantula anhört, ist mir jetzt nach Deiner Review erstmal richtig aufgefallen. Ist aber natürlich ein tolles Kompliment :-)

SM: Seid ihr eigentlich noch alle bei der Bundeswehr tätig? Wie schwer ist es da für euch regelmäßig zu proben und aufzutreten? Von meiner Zeit dort (Ja, Alex hat brav 9 Monate bei der ABC-Abwehr gedient, mit kurzen Haaren! red.) weiß ich das es da mitunter grade am Wochenende schon mal stressig zu gehen kann.
Andre: Wir proben zur Zeit einmal in der Woche. Das ist natürlich nicht wirklich viel aber auch gar nicht anders machbar. Das Problem ist eigentlich nicht unser Job sondern eher der räumliche Zusammenhang. Otto und Pat wohnen in Hagen und dort ist auch der Proberaum. Lotzi, Frank und ich wohnen im Raum Köln-Bonn und da haste nach ner Probe mal eben 200km mehr auf der Tachonadel. Das kann man fünf mal die Woche gar nicht leisten. Darüber hinaus haben Lotzi, Otto und Pat Familie und Kinder. Da muss man schon sehen, dass die Band immer noch „nur“ ein Hobby ist. Wenn auch mittlerweile ein ernsteres als noch vor ein paar Jahren. Mit unseren Jobs passt das schon ganz gut. Wir sind mittlerweile weg von deutschlands Übungsplätzen und in Bundeswehrämtern gelandet. Da sind die Arbeitszeiten sehr angenehm. Pat und Otto sind ja auch gar nicht mehr beim Bund. Pat war nur 9 Monate dabei und Otto gar nicht. Den ham se damals vergessen :-)

SM: 7. Hattet ihr schon Auftritte vor der Truppe im Ausland, wie das ja viele amerikanische Bands schon gemacht haben?
Andre: Bisher noch nicht aber auch da haben wir mit viel Glück eine tolle Sache in der Planung, Vom 18.-22. Dezember 2008 spielen wir für die Soldaten im Kosovo. Das wird ein riesen Ding für uns und ehrlich gesagt können wir das noch gar nicht so recht glauben. Wenn man mal schaut, wie alles bei uns angefangen hat, also so aus Jux heraus, dann ist das schon echt erstaunlich.
Wir packen unser ganzes Equipment und werden von der Bundeswehr zu den Jungs im Kosovo geflogen um für sie zu spielen. Das wird sicher ein Highlight in der Bandgeschichte!

SM: Wie steht ihr grundsätzlich zu solchen Geschichten, ihr kennt ja beide Seiten, als "Zuschauer in Uniform" und Band.
Andre: Es ist echt toll, wenn man schaut, dass immer wieder Künstler bereit sind, für die Jungs im Einsatz so etwas zu machen. Peter Maffay war ja dieses Jahr auch im Einsatzland und hat dort für die Soldaten gespielt und in einem Interview las ich, dass es für Ihn und seine Band eine tolle Erfahrung war. Aber auch kleinere unbekannte Bands spielen dort immer wieder mal. Es ist doch für beide Seiten eine geile Sache. Die Band macht eine tolle Erfahrung und vor allem positive Werbung für sich, und für die Soldaten dort ist es auch eine willkommene Abwechslung. Vor allem, wenn man lange von daheim getrennt ist, kann man bei so einem Event sicher das Heimweh mal für ein paar Stunden vergessen.

SM: Zurück zur Musik, AC/DC, Metallica, Motörhead und Guns’n Roses haben dieses Jahr neuen Stoff abgeliefert, wenn ihr da ne Rangliste machen müsstet, wie sähe die aus?
Andre: Ganz klar, auf Platz 1 AC/DC. Klasse Songs und toller, erstaunlich warmer Sound. Wie in alten Zeiten auf Platte. Dann kommen Motörhead, obwohl Cameron Webb hier nicht seinen besten Job abgeliefert hat. Da fand ich die letzten beiden Scheiben vom Sound her besser und wuchtiger. Platz 3 an Guns´n´Roses. Man musste ja mit dem Schlimmsten rechnen, aber das Album ist eine angenehme Überraschung. Ein paar tolle Songs sind schon drauf. Leider fehlt das Gitarrenspiel von Slash, das merkt man schon ganz deutlich raus. Tja und die neue Metallica ist leider die Enttäuschung des Jahres für uns. Unser Basser Frank mag sie ja, aber insgesamt is das vor allem im Soundbereich ne glatte 6. Von einem Album wo Rick Rubin hinten drauf steht und wo Millionen Dollars zur Verfügung stehen erwarte ich irgendwie was anderes. Aber auch die Songs sind für mich teilweise unnötig in die Länge gezogen worden. Wir gehören schon nicht zu den Leuten, die immer wieder ein neues 'Master Of Puppets' erwarten. Klassiker kann man eh nicht wiederholen, aber jede andere kleine Band, die so einen Sound abliefert würde dafür herbe Kritik einstecken und daher kreide ich das Metallica erst recht an.

SM: Ihr habt bald auch Merchandise am Start wenn ich richtig informiert bin, rührt mal die Werbetrommel, was gibt’s denn schönes?
Andre: Am wichtigsten ist für uns natürlich in erster Linie unsere CDs an den Mann oder auch gerne an die Frau zu bringen. Dazu haben wir noch ein paar Buttons machen lassen. Diese Pins erfreuen sich ja wieder großer Beliebtheit. Im Dezember wollen wir dann noch T-Shirts, Girlies und Kaputzenpullis anbieten. Wir brauchen halt für alles immer etwas länger, da wir alles selbst machen. Sämtliche Entwürfe, ob Shirt oder Cover etc. fertigen wir selbst an. Wir haben keine Plattenfirma oder n Management, die so etwas übernehmen könnten. Dafür können wir aber auch immer sagen: das ist unser Ding! Alles unsere eigenen Ideen und unsere Arbeit.

SM: So, das war’s erstmal, vielen Dank für das Interview, das letzte Wort gehört euch. Vielleicht wollt ihr ja noch jemanden grüßen…
Andre: Also erstmal natürlich vielen Dank für dieses Interview!!! Für uns ist das etwas besonderes, da wir bisher nie ein so ausführliches Interview geben durften.
Wir möchten herzlich den Sir Hannes Smith und seine Band Honigdieb grüßen. Sie haben uns die letzten Jahre öfter im Vorprogramm spielen lassen und uns grandios unterstützt!!! Weiterhin grüßen wir unseren Sound-Engineer Dennis Koehne aus dem Woodhouse Studio in Hagen sowie all unsere lieben Freunde, die uns bei der Verwirklichung der CD oder live geholfen haben!
Ja, genau, und natürlich lieben Dank an jeden einzelnen, der unsere CD kauft.
Die gibt es für 10 Euro inkl. Versandkosten unter soldator@web.de

(Alex Wetzke, November 2008)