SLEAZY, 21.04.2024
Link: sleazy-rocks.de  

'Back On Track' heißt das Comeback-Album der Hard-Rocker SLEAZY aus Kaiserslautern. Das Quartett gründete sich bereits 1989 und veröffentlichte 1992 'Wipe Out' und 1996 'Big A...' zwei hochgelobte Alben in Eigenregie und absolvierte etliche Konzerte in Deutschland und grenznahen Ausland. Doch zwei Jahre später gingen die Musiker still und leise getrennte Wege, ohne sich jemals offziell aufgelöst zu haben...
Unser Pit unterhielt sich mit Gründungsmitglied und Gitarrist Dirk Bayer über naheliegende Themen.

Schweres-Metall (SM): Hallo Dirk, wie geht´s dir und was treibst du grade so?
Dirk: Danke der Nachfrage, Pit. Den Jungs und mir geht es außer den altersbedingten Wehwehchen gut. Wir arbeiten gerade an einem Video, obwohl das ja in der Regel vor dem Start der CD fertig sein sollte. Es ist eben eine Herausforderung, aber wir werden auch das Versuchen zu meistern. Ansonsten gibt es ein paar Songs und Songideen, die uns umtreiben. Ist dann doch noch viel drin in der Sleazy-Schatzkiste, die wir nach 25 Jahren wieder aufgemacht haben.

SM: Das SLEAZY-Album-Comeback 'Back On Track' im September 2023 war ebenso überraschend wie hochklassig. Bitte stelle deine Band-Kollegen doch mal unseren Lesern, bzw. den Hard-Rock-Fans vor und erläutere was euch zum Re-Start nach mehr als einem Vierteljahrhundert bewogen hat.
Dirk: Das Wort hochklassig hören wir natürlich sehr gerne, danke für das Kompliment. Okay, ich versuche mal alles in Kürze Revue passieren zulassen. Sleazy gründete sich Ende der 80-iger Jahre aus der Kaiserslauterer Hardrock und Heavy Szene heraus. Im Prinzip tauchen immer wieder dieselben Bandnamen auf, bei denen wir zunächst in unterschiedlicher Kombination im Saarland und in der Pfalz gespielt haben. Beispielhaft zu nennen sind da Superior, Air Raid, Liquid Sky und She. Nach dem diese Bands so alle nicht mehr existierten, blieben Hannes, Dee und ich übrig und wir starteten 1989 mit Sleazy. Somit waren Schlagzeug, Gesang und Gitarre von Anfang an in gleicher Besetzung. Am Bass wechselte die Besetzung mehrfach, bis wir 1996 mit Markus Dillenkofer unsere kongeniale Ergänzung gefunden haben. Markus liebevoll von allen Dilli genannt, war und ist ein Lauterer Urgestein der Musikszene und somit für uns ein Glücksgriff, der uns komplett machte und musikalisch nach vorne brachte.
1992 konnten wir mit 'Wipe Out' das erste Album vorlegen. 1996 folgte 'Big A' und der besagte Wechsel am Bass. 'Big A' wurde in mehreren Magazinen gut besprochen und es folgten bis 1998 Konzerte im In- und Ausland, bei denen wir mit wahnsinnig viel Spaß zusammengespielt haben. Eine tolle Zeit mit vielen langanhaltenden in dieser Zeit geschlossenen Freundschaften und Erinnerungen, die wir nicht missen möchten.
Dann aber, nach diesen zwei Alben und den unzählbar vielen Gigs ist es passiert und wir haben einfach aufgehört zu spielen. Eigentlich haben wir uns nie getrennt, kein Streit, keine Solopläne, keine anderen Bands. Vielleicht war auch keine Musik mehr in uns?! Dee wollte es dann Ende 2019 noch einmal genau wissen: Whab ich es noch drauf, haben wir es noch drauf …W. Das war der schlichte wie einfache Auftakt zur Reunion und wir begannen wieder so, wie wir aufgehört haben. Wir trafen uns analog zum Proben und Spielen. 'Powertrain' entstand und hat uns mit seiner ganzen Kraft vorangetrieben und wir fühlten Sleazy wie vor Urzeiten. Lockdown-bedingt haben wir während der Pandemie digital volle Fahrt aufgenommen. Markus Teske der die Songs gemixt und einen wesentlichen Beitrag zur CD geleistet hat, bestärkte uns ebenfalls in unserem Vorhaben. Der komplette digitale Workflow war eine total neue Erfahrung, der allerdings unseren unterschiedlichen Anforderungen an die Arbeitswelt sehr entgegenkam. Ja wir sind gealtert, vielleicht auch ruhiger, langsamer und gelassener, aber wir lieben den harten Rock wie nie zuvor.

SM: Kommen wir zu besagten neuen Longplayer, welcher in unserem Magazin ja durchaus hochgelobt/empfohlen wurde. Ich hoffe ihr habt euch darüber gefreut … Wie sind die sonstigen Presse-Reaktionen bislang ausgefallen und wie ist das Fan-Feedback bis dato?
Dirk: Ja, vielen Dank! Es hat uns total gefreut und sehr motiviert. Ehrlich gesagt hält sich die Presse-Resonanz im bescheidenen Rahmen. Wir haben eben auch kein professionelles Management, das sich um alles kümmert. Wir sind auch keine Profimusiker und was nach der ganzen Arbeit an Zeit übrig bleibt wird in Musik investiert. Aber alle die mit Back on Track in Berührung kommen, sind sehr positiv und begeistert. Kaum zu glauben, aber wahr. Wir sind neu bei Facebook und Instagram, auch eine Homepage und Mail-Adresse gibt es erst seit kurzem. Was uns allerdings freut ist die Tatsache, dass wir wieder vermehrt Anfragen zu 'Wipe Out' und 'Big A.' bekommen. Also Licht und Schatten, aber das sind wir gewohnt.
Wir bleiben dran.

SM: Was mich am aktuellen Album fasziniert, ist der unbändige Groove, die Spielfreude und eurer unbestreitbares Händchen fürs Songwriting. Erzähl doch bitte mal, wie der Kompositionsprozess bei euch ablief.
Dirk: So, Du möchtest also, dass wir Dir und den Leser:innen unser Sleazy-Geheimnis verraten?! Hahaha..., nein Spaß beiseite, eigentlich wie immer oder vielleicht noch mehr als Team und mit einem fünften sehr kritischen Teske Ohr und spitzen Typ an unserer Seite.
Dee kommt mit einer Idee um die Ecke, Hannes und Dilli lassen sich dann etwas einfallen und probieren. Vor allem Hannes war extrem empirisch bei den neuen Songs dabei. Experimentell möchte ich nicht sagen, da wir eigentlich keine Band sind die Experimente macht. Dann bringe ich Dee mit kritischen Rückfragen und meinen Vorschlägen zur Weißglut, was dann allerdings nach einigen Wochen noch ein paar Prozent aus ihm herausholt. Daraufhin spiele ich Gitarre und Dee macht es umgekehrt, ich dreh dann durch – nochmal, so oder so, oder viellicht auch so. Bevor das Fass überläuft kommt Dilli mit sehr überlegten und sehr ruhig vorgetragenen Vorschlägen, die zu 99% Treffer sind. Was sich manchmal wie Kleinigkeiten anfühlte, uns aber absolut nach vorne gebracht hat waren die Kommentare und Anmerkungen von Markus Teske.

SM: Wie lange habt ihr von der ersten Song-Ideen bis zur Aufnahme im Studio an der Platte gearbeitet?
Dirk_ Drei Jahre, aber wir sind eben auch keine 24/7-Musiker und alles dauert etwas länger. Es liegt aber auch schon Material für ein weiteres Album vor. Die Songs sind aber einfach noch nicht fertig bzw. reif. Der Versuchsballon 'Powertrain' als Mix von Markus war ganz genau Dezember 2021 fertig und da stand der Entschluss für uns fest weiterzumachen.

SM: Die Songs "Powertrain", "Fear Of Heights" und vor allem das flotte "Babylon" gefallen mir besonders gut. Wie stehst du zu meiner Ansicht, dass ihr am besten seid, wenn ihr wie beim furiosen Hit "Babylon" das Gaspedal voll durchtretet?
Dirk: Das ist keine leichte Frage Pit, jetzt müssten eigentlich alle mitdiskutieren.
Wir können unsere Vorbilder und Referenzen nicht leugnen, neigen aber alle zu leichten Verschiebungen in der Rangfolge der Favoriten. Was Babylon anbelangt, sind Markus Teske und Dee sicher voll bei Dir. Ich hingegen brauchte echt lange für die Soloparts, bis ich einen Lichtblick für mich gesehen habe. Last Shirt war da gleich viel klarer für mich und ich finde auch dieser Song geht gut nach vorne. Obwohl unsere Band noch nie für Balladen und Love-Songs stand, sollten wir noch öfter loslassen und voll durchtreten. Beim ersten Mix von "Fear Of Heights" war mir klar – Deckel drauf da passt alles, auch wenn es nur 9 Songs sind.

SM: Mix & Mastering stammen von Markus Teske (The New Roses, U.D.O., Vanden Plas, u.a.). Wieso fiel eure Wahl auf ihn und wie verlief letztendlich die Zusammenarbeit mit besagtem Sound-Guru?
Dirk: Ein Zauberer, ich kann es Dir gar nicht genau beschreiben, was die Arbeit mit Markus Teske ausmacht. Oder vielleicht doch. Es ist so unspektakulär, spektakulär. Es ist einfach großartig mit ihm zu arbeiten. Jede konstruktive Kritik und alle Vorschläge sind definitiv Verbesserungen und so auf den Punkt. Seit Jahrzehnten bestaunen und verfolgen wir die Produktionen von Vanden Plas und insgeheim sind wir ja New Roses-Fans. Ich habe einfach angerufen und wir hatten ein echt gutes Telefonat. Wir starteten mit 'Powertrain' und hatten zunächst Sorge, dass ihm unser Niveau nicht reicht und er eine Zusammenarbeit ablehnt. Ich verrate kein Geheimnis es hat gefunkt und danach gab es kein Zurück mehr. Bis dato konnte noch nie jemand so easy mit Dees Stimme umgehen wie Markus. Mit jedem Take, jeder Note und jedem Tipp ist es besser geworden. Seine Geduld mit uns hat sich voll gelohnt und uns unendlich viel Freude gemacht.

SM: Woher kam die Idee mit dem direkt ins Auge fallende Comic-Cover-Artwork im Stil der 1950er Jahre des Berliner Künstlers Roman Bittner?
Dirk: Zu der professionellen Arbeit von Markus Teske musste auch ein professionelles Cover her. Roman ist Professor für Graphik Design, Künstler, Gitarrist, AC/DC und Guns 'n' Roses Fan und ein langjähriger Freund. Außerdem hat er viel Freude an eigenwilliger Retrographik, es hat gepasst.

SM: Wie sieht´s bezüglich Konzerten oder gar einer kleinen Club-Tour aus? Wenn man ein neues Album am Start hat, möchte man es den Genre-Fans doch auch live on stage vorstellen, oder?
Dirk: Autsch, das ist unsere Achillesferse. Ja wir würden gerne, aber dafür benötigen wir noch Zeit. Unseren letzten Gig haben wir 1998 gespielt und ich weiß noch nicht einmal mehr wo das war. Jetzt erstmal das Video und dann mal sehen was sich ergibt. Deine Nachfrage erhöht den Druck – wir geben Bescheid, wenn es so weit ist ;-)

SM: Dirk, ich bedanke mich für deine Zeit!
Letzte Worte an unsere Leser, bzw. die deutschen Rockmusik-Fans?
Dirk: Danke für Deine Zeit!
Es hat mir echt Freude gemacht alles Revue passieren zu lassen. Mein Appell an alle Metal- und Rock Fans wäre folgender – egal ob Jung oder Alt, gebt auch den kleinen unbekannten Bands eine Chance und unterstützt sie in ihrem Glauben an die Musik. Wir sehen und hören uns – keep on Rocking!

Interview: Pit Schneider
(Press-Photocredits © 2024 by Bernhard Friese)