SHAKRA, 20.01.2013

Link: www.shakra.ch

SHAKRA aus der Schweizer Gemeinde Trub/Region Bern wurde 1990 gegründet und gehört inzwischen zu den besten Hard Rock Bands überhaupt. Bislang hat man neun exzellente Studioalben veröffentlicht, teilweise waren diese gar absolute Weltklasse. Da macht auch der am 11. Januar diesen Jahres erschienene neue Silberling 'Powerplay' keine Ausnahme. SHAKRA gehört in ihrer Heimat hinter GOTTHARD und KROKUS zu den erfolgreichsten Rock-Acts und war mit den letzten drei Alben in den Top 10 der dortigen Charts. Das 2011er Werk 'Back On Track' erreichte glatt Position zwei. In Deutschland (Pos. 84) hingegen läuft es noch nicht so gut, obwohl man auch hier regelmäßig auf Tournee geht. Ich unterhielt mich mit Gitarrist Thomas Muster über dieses Thema, natürlich auch über das superbe neue Album, sowie die nächsten Pläne des Quintetts.

Schweres-Metall (SM): Hallo Thomas, zuerst einmal Glückwunsch zum neuen Album 'Powerplay', welches wieder unerhört stark ausgefallen ist. Was machst du denn gerade?
Thomas: Na, eben laufend Interviews geben. Freut mich, dass Dir das Album gefällt!

SM: Wie sind die Reaktionen von Presse und Fans denn bislang ausgefallen?
Thomas: Den eigenen Stellenwert kann man warscheinlich immer am schwersten erfassen, aber es freut uns soviel positives Feedback zu dem was wir machen zu erhalten, tatsächlich übersteigen die Reaktionen auf unsere Musik alles, was wir erwartet hätten, weshalb ich mir keine reflektierten Hoffnungen zu dem Album mache, sondern einfach abwarte, was sich ergibt und konstant daran arbeite, dass alles weiterhin vorran geht.

SM: Wie sind die bisherigen Reaktionen von Presse und Fans auf 'The Invocation' ausgefallen?
Thomas: Eigentlich durchwegs positiv. Wobei meine Frau immer nach Reviews im Netz sucht und wenn sie mal was findet das nicht so toll ausfällt, dann krieg ich das gar nicht erst zu lesen.
Nee, aber was mir grad wieder mal auffällt: Wie unterschiedlich verschiedene Leute die Songs beurteilen. Da ist mal für jemanden "Wonderful Life" der schwächste Song des Albums und ein anderer findet genau den den stärksten der Scheibe. Nun, über gute Feedbacks freut man sich natürlich, wenn jemand was zu bemängeln hat, geht mir das mittlerweile so ziemlich am Allerwertesten vorbei. Man kriegt da ne gewisse Routine nach neun Alben.

SM: Wo siehst du persönlich die Unterschiede zwischen 'Powerplay' und dem Vorgänger 'Back On Track', wo Sänger John Prakesh seinen Einstand feierte?
Thomas: Ich denke in vielerlei Hinsicht sind sich die beiden Alben eigentlich ganz ähnlich. Von der Produktion her zum Beispiel. Die Drums und ebenso die Gitarren klingen auf beiden Platten ziemlich modern, verglichen mit früheren Werken von uns. Es war halt bereits bei 'Back On Track' so, dass wir soundtechnisch irgendwie "angekommen" waren. Wir haben den Sound erreicht, den wir schon immer haben wollten, deshalb ist das auf 'Powerplay' weitgehend so geblieben. Beim Songmaterial hingegen haben wir schon noch eine Steigerung erreicht, denke ich. Dies vor allem deshalb, weil John nun eindgültig in der Band integriert ist und wir die Gesangs-Linien zu 100% auf ihn zuschneiden konnten. Ich denke das hört man auch. Die Songs klingen einfach ausgereifter, die Hooklines zwingender, alles einfach eine Spur besser als auf 'Back On Track'. Das neueste Album soll ja auch immer das Beste sein, sagt doch jeder! Nur in unserem Fall ist es wirklich so.

SM: Wie kommt Prakesh denn mittlerweile bei den Live-Gigs an, bzw. seid ihr vollkommen zufrieden mit ihm und ruft eigentlich noch jemand nach seinem Vorgänger Mark Fox?
Thomas: Nein, John ist nicht nur bei der Band endgültig angekommen, sondern auch bei den Fans, was wir natürlich sehr cool finden! Ich meine, selbstverständlich ist das ja nicht, andern Bands hat ein Sängerwechsel auch schon massiv geschadet. Aber bei uns ist es halt so, dass wir immer noch nach SHAKRA klingen, auch wenn ein neuer Sänger da ist. Und eben nicht irgend ein Sänger, sondern ein verdammt guter!

SM: Wie muß man sich das Songwriting bei Euch vorstellen und wie lange habt ihr insgesamt benötigt um das Album einzuspielen, bzw. wo u. von wem wurde es produziert?
Thomas: Thom, unser Lead-Gitarrist hat einmal mehr produziert, wie immer seit wir Alben aufnehmen. Und ich finde er hat einen hervorragenden Job gemacht! Nun, wir waren so 3 bis 4 Monate im Studio alles in allem, inklusive Mix. Weil es eben Thom’s Studio ist können wir uns auch alle Zeit der Welt nehmen. Der Grundsatz "Zeit ist Geld" gilt so eben schon mal nicht. Songwriting mach ich seit Jahren bei mir zu Hause. Ich mag es einfach, ganz für mich allein im stillen Kämmerlein zu arbeiten. So bin ich am kreativsten. Ich programmiere die Drums und spiele alle Instrumente, die der Song gerade verlangt, dazu. Später dann setz ich mich mit John zusammen und wir probieren gemeinsam Gesangslinien aus. Die andern Jungs kriegen dann schlussendlich fertige Demos von mir bevor wir die Songs als Band zusammen proben, um fit fürs Studio zu sein.

SM: Welche Songs liegen Dir besonders am Herzen und warum?
Thomas: "Too Good To Be True" kommt mir da grad spontan in den Sinn. Ich hab den Song richtiggehend gehasst während den Aufnahmen. Es hat einige Zeit gedauert, bis John all die verschiedenen Stimmen im Refrain im Kasten hatte. Ich konnte die Zeilen echt nicht mehr hören und hab bereits danach geschrien, irgendwas umzuschreiben….Nun, ich bin dann einfach mal aus dem Studio raus an die Luft, und wo ich unten am offenen Studio-Fenster vorbeilaufe hab ich zwischen Bahnlärm und Kuhglockengebimmel nur schnell so ein paar Fetzen von eben diesem Refrain wahrgenommen… und hab tatsächlich ’ne Gänsehaut gekriegt… von einem Song, den ich Minuten vorher nicht mehr hören konnte…da wusste ich: das wird was! Ich mag den Track wirklich sehr. Ansonsten gehören auch "Dream Of Mankind" und "The Mask" zu meinen Favoriten, wobei ich eigentlich echt das ganze Album stark finde!

SM: Könnt ihr mittlerweile rein von der Musik leben, bzw. wie ist Euer Status in Eurer Heimat Schweiz? 'Back On Track' stieg meines Wissens 2011 auf Platz zwei in die Schweizer Albumcharts ein. Ist das korrekt?
Thomas: Ja, so ist es. Du kannst Dir vorstellen, wie happy uns das damals machte. Mal sehen, ob wir den Erfolg mit 'Powerplay' noch toppen können.
Thom und ich können beide seit einigen Jahren von der Musik leben. Ich halt auch deshalb, weil viele Songs von mir stammen. Es ist schon ein cooles Feeling nicht mehr Taxifahren zu müssen, immerhin hab ich den Job satte 17 Jahre lang gemacht.

SM: In Deutschland hakt es ja leider noch ein bischen was den Durchbruch angeht, obwohl ihr regelmäßig auf Tour kommt und qualitativ sicherlich an der Spitze Eures Genres steht. Wo siehst du die Gründe hierfür?
Thomas: Tja, wenn man das so genau wüsste… man macht einfach mal den Masterplan und dann wäre ja jede Band plötzlich erfolgreich, was natürlich nicht geht. Nun, wir werden eben einfach weiter am Ball bleiben.

SM: Welche Touraktivitäten bzw. Festivals stehen für 2013 auf Eurem Programm?
Thomas: Die ersten Daten sind auf www.shakra.ch gelistet. Es ist momentan noch vieles in Planung, aber die Daten kommen dann erst nach und nach auf die Website.

SM: Mit welcher Band würdest du gerne mal auf Tour gehen, wenn du die freie Auswahl hättest?
Thomas: Ich hab schon oft auf diese Frage geantwortet: mit AC/DC. Wird langsam auch langweilig… Doof nur, dass mir sonst grad nix in den Sinn kommt.

SM: Von welchen Gitarristen siehst du dich beeindruckt, bzw. bist du beeinflußt?
Thomas: Früher waren das schon die beiden AC/DC-Klampfer, klar. Und ganz viele von den 80er Metal-Gitarristen von Bands wie ACCEPT oder SAXON. Find ich natürlich immer noch grossartig, wie die genannten Leute die Musik mitgeprägt haben, obschon ich heutzutage eher auf DREAM THEATER und dementsprechend eben auf John Petrucci stehe. Nicht, dass er mich gross beinflussen würde. Ich kann all sein Zeugs eh nicht nachspielen, aber beeindruckend find ich das eben schon, was der Mann abliefert.

SM: Mittlerweile seid ihr über 20 Jahre im Musikbusiness dabei. Was hat sich deiner Meinung nach verändert. Zum Guten wie zum Schlechten?
Thomas: Als wir damals 1997 unser erstes Album herausbrachten, hat die Sache mit den illegalen Downloads grad erst so richtig angefangen. Ist ja ein leidiges Thema. Und trotzdem haben wir mit jedem neuen Album mehr verkauft als mit dem jeweils vorherigen. So gesehen haben wir das gar nicht wirklich direkt zu spüren gekriegt, weil wir sozusagen damit gross geworden sind. Man kann also sagen, dass sich für uns alles immer noch besser entwickelt hat, obwohl die Musik-Industrie generell in der Krise steckt. Aber wir haben‘s ohnehin nicht so mit dem Jammern. Wir nehmen einfach laufend neue Platten auf und freuen uns, dass wir überhaupt die Möglichkeit dazu haben.

SM: Thomas, danke für das Interview!
Letzte Worte an unsere Leser, bzw. die deutschen Hard Rock Fans?

Thomas: Ich danke Dir! Und natürlich allen Lesern, die 'Powerplay' bereits gekauft haben oder das noch vorhaben!
Habt genau so viel Spass mit der Scheibe wie wir! Cheers!

(Pit Schneider, Januar 2013)