RALF SCHEEPERS, 10.05.2011
Link: www.myspace.com/rs05 

Mit seinem selbstbetitelten Solo Album erfüllte sich der PRIMAL FEAR Sänger Ralf Scheepers einen lang gehegten Wunsch. Zwar dauerte es etwas länger als geplant mit diesem Interview ,doch schließlich klappte es doch noch. Was lange währt wird gut...

Schweres-Metall (SM): Hallo Ralf, wie geht’s Dir u. wo hältst Du Dich gerade auf?
Ralf: Hallo Pit, alles ok hier. Bin zuhause in meinem Studio und singe schon wieder für die neue Primal Fear CD. Wird ne super Sache! Wir haben schon 15 Granaten am Start.

SM: Was waren die Gründe dafür gerade jetzt ein Solo-Album zu veröffentlichen? In der Presse-Info steht dass es schon seit 2007 Pläne dafür gibt.
Ralf: Jetzt habe ich Zeit dafür, da ich seit Mai 2010 „nur noch“ Musik mache. Natürlich gibt es diese Überlegung schon lange aber die letztendlich definitive Entscheidung fiel wie Du schreibst in 2007. Es hätte keinen Sinn gemacht eine 'Ballad Only' CD zu veröffentlichen, dazu steht mein Name zu sehr für Heavy Metal. Also haben wir im Team (Mat Sinner, Magnus Karlsson, Sander Gommans, Alex Beyrodt und ich) noch ein paar coole Songs zu meinen Ideen hinzu gebastelt.

SM: Wie lange hast Du insgesamt an dem Album gearbeitet und bist Du mit dem Ergebnis restlos zufrieden?
Ralf: Alles in allem hat es so um die 10 Jahre gedauert. Man kann ja schon sagen, dass man für ein Album arbeitet sobald man eine Idee für einen Song hat. Anfänglich wusste ich natürlich noch nicht, dass die Ideen die ich da gerade sammle für ein Solo Album geschrieben werden aber über die Jahre hat es sich so entwickelt, dass diese Songs eben nicht unbedingt auf ein Konzept eines der Primal Fear Alben gepasst hat. Dennoch wurde die Songs nicht ad acta gelegt sondern wurden bewusst für etwas spezielles gespeichert.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und ich bedanke mich auch hiermit nochmals bei allen Leuten die mir dabei geholfen haben!

SM: Wie fiel das Feedback von Presse und Fans aus?
Ralf: Überwiegend positiv, was mich auch sehr freut. Wenn der einzige Kritikpunkt den man bis jetzt gehört hat ist, dass man keine "Special thanks Liste" auf dem Booklet hat, kann man musikalisch nicht so sehr viel falsch gemacht haben!?

SM: Stilistisch geht das Album eindeutig in die Judas Priest Richtung. Würdest Du diese Band als Deinen größten musikalischen Einfluss nennen und mit welchen anderen Bands bist Du aufgewachsen?
Ralf: Wirklich so eindeutig? Würdest Du behaupten Priest hätten Songs wie "Cyberfreak","Doomsday","Back On The Track", "The Pain Of The Accused" oder "Compassion" geschrieben? Natürlich bin ich mit der Band als Jugendlicher meinen Kopf schütteln gegangen aber ich glaube ich kann mit tiefster Überzeugung sagen, dass ich mir über die Jahre eine musikalische Eigenständigkeit angearbeitet habe. Das Coverstück "Before The Dawn" soll lediglich symbolisch als Tribut an diese Zeit und an die Briten gelten. Und letztendlich natürlich auch, dass mich der Song schon immer von seiner Atmosphäre her überzeugt hat. Das liegt auch daran, dass ich den Song jahrelang auf der Akustik Klampfe rauf und runter geschreddert habe...

SM: Hast Du alle Songs komplett alleine geschrieben u. getextet, bzw. gab es noch "Reste" die es nicht auf die letzten Primal Fear Alben schafften?
Ralf: Von allem etwas :-) Wie schon gesagt, haben mir die Leute die ich oben schon erwähnt habe geholfen Songs zu schreiben. Von den Texten her sind 80% der CD von meiner Feder, musikalisch sind 4 Songs von mir alleine und alle anderen im Teamwork entstanden. Es gibt tatsächlich auch 2 Songs die aus der Black Sun / Primal Fear Ära sind. Manchmal passen gewisse Songs nicht in ein Konzept eines Albums und diese zwei waren welche. Dennoch sind es geile Stücke und nach kurzer Absprache mit den Co–Komponisten haben wir das klar gemacht, dass ich sie verwenden kann.

SM: War es schwierig Tim "Ripper" Owens als Gastsänger beim Song "Remission Of Sin" zu gewinnen bzw. kennst du ihn persönlich?
Ralf: Nein, es war nur eine Frage und eine Antwort :-) Wir kennen uns von Festivals und gemeinsamen Plaudereien, sind dann ganz gut miteinander klar gekommen und sind ganz gute Kumpels geworden.

SM: Die Liste der beteiligten Gitarristen (Kai Hansen, Alex Beyrodt & Victor Smolski) kann sich wahrlich sehen lassen und liest sich (außer dem Amerikaner Mike Chlasciak) wie ein "who is who" der deutschen Metal-Szene. Hast du diese Musiker nach Deinem persönlichen Geschmack eingeladen und gab es noch Musiker die Du gerne dabei gehabt hättest die aber keine Zeit hatten?
Ralf: Alle Musiker (Und dazu zähle ich auch den Schlagzeuger Snowy Shaw) haben etwas mit meiner Vergangenheit zu tun, bzw. haben mit mir in den verschiedensten Arten schon zusammen Musik gemacht. Ob das eine gemeinsame Tour, ein Gastauftritt als Studiomusiker oder gar feste Bandmitglieder waren und noch sind. Den einzigen den ich gerne noch als Solist gehabt hätte war Neil Schon (Journey) aber der hatte tatsächlich keine Zeit.

SM: "Doomsday" hätte auch auf einem Album Deiner Hauptband eine gute Figur abgegeben, aber ich bin insbesondere von Deiner gesanglichen Umsetzung des Priest Songs "Before The Dawn" angetan. Wieso gerade dieser Song der Metal-Legende?
Ralf: Natürlich sind auf der CD Songs drauf die es auch auf eine Primal Fear CD geschafft hätten. Aber das ist ja auch relativ normal bei einer CD von einem Lead Sänger einer Band. Zumal mir ja auch meine Freunde von Primal Fear nicht unwesentlich unter die Arme gegriffen haben! :-) Zu "Before The Dawn" habe ich ja oben schon erwähnt, dass mich der Song schon immer sehr beeindruckt hat, weil er eben ein nicht unbedingt typischer Priest Track ist. Außerdem habe ich den Song, wie auch schon erwähnt, 10.000 mal auf der Gitarre gespielt und dazu geträllert, es war ja fast schon ein MUSS, dass ich den für meine Solo Album aufnehme :-)

SM: Was sind deine Favoriten auf dem Album?
Ralf: Das ist ne schwierige Frage! Ungefähr so wie wenn Du Vater eines Kindes wirst und Du wirst gefragt was Dir an Deinem Kind am meisten gefällt. Die Antwort kann ja nur lauten: ALLES! :-) Dennoch kristallisieren sich für mich die Songs mit den persönlichsten Botschaften raus und das sind "The Pain Of The Accused" und "Compassion". "Doomsday" hat auch eine sehr wechselhafte Atmosphäre, deswegen sticht auch der für mich etwas hervor. Aber wie gesagt, ich stehe hinter jedem einzelnen Ton auf der CD, schließlich ist man mit jedem Song zusammen gewachsen und das geht meiner Meinung nach jedem Musiker so der eigene Stücke veröffentlicht.

SM: Kannst Du einige Sätze dazu erzählen wie es damals beim „Vorsingen“ für die Nachfolge v. Rob Halford war, bzw. hast Du die Judas Priest Musiker auch kennengelernt?
Rikard: Das ist ganz einfach. Ich habe nie vorgesungen und ja, ich habe die Judas Priest Leute kennengelernt und sie sind alle richtig nette Gesellen.

SM: Ist es richtig das Helloween bei Dir angefragt haben als damals Michael Kiske ausgestiegen ist?
Ralf: Nein. Helloween wollten mich haben lange bevor sie Michael Kiske kennengelernt haben :-) Damals war ich aber so grün und so heimatbezogen (was ich ja immer noch bin), dass das für mich nicht in Frage kam.

SM: Was waren bislang Deine absoluten Karriere-Highlights?
Ralf: Das sind ganz klar solche Momente wie zum Beispiel 2001 in Wacken als wir vor 25.000 Leuten spielten, das sind auch ganz klar solche Momente in denen Du mit Gänsehaut im Studio sitzt und genau weißt dass der Weg der richtige ist. Und das sind solche Momente, wie erst kürzlich erlebt, wo Du auf der Bühne stehst und kein einziger Ton von der Bühne kommt und 2.000 Argentinier eine Hymne singen um Primal Fear zu huldigen! Das ist eine einzige "10 Minuten Gänsehaut"!

SM: Welche Sänger haben dich beeindruckt bzw. beeinflusst?
Ralf: Halford, Dickinson, Gillan, Dio, Tate, Adams etc...

SM: Rikard, ich danke Dir für das Interview bzw. Deine Zeit!
Die letzten Worte gehören Dir…
Ralf Auch ich möchte mich hiermit bedanken für die Möglichkeit mein Album zu promoten!

(Pit Schneider, Mai 2011)