SPACE CHASER, 21.07.2021

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Mit ihrem dritten Album 'Give Us Life' und gleichzeitigem Debüt/Einstand beim renommierten Label Metal Blade Records hat das Berliner Thrash-Kommando SPACE CHASER nicht nur bei mir offene Türen eingerannt! Der Sound der fünf Mannen erinnert zweifellos an Genre-Legenden wie Exodus, Overkill, Testament aber auch ganz alte Metallica und wird in naher Zukunft wohl auch zur ernsthaften Konkurrenzt einheimischer Genre-Ikonen wie Kreator, Sodom oder Tankard heranwachsen. Unser Pit bat Matthias Scheuerer, den Drummer und einen der Songwriter, zum Gespräch, welches überaus interessant ausfiel!

Schweres-Metall (SM): Hallo Matthias, wir geht´s dir? SPACE CHASER existiert nun schon seit 10 Jahren, doch bislang seid ihr nicht nur bei mir unterm Radar durchgeflogen … stelle die Band unseren Lesern doch bitte mal in einigen Sätzen vor.
Matthias: Moin. Schön, dass du uns nach all der Zeit gefunden hast, hehehe…. Wir feiern tatsächlich unser 10-jähriges dieses Jahr. Wobei ich erst 2012 dazustieß, die hatten vor mir noch zwei andere Drummer. Aber seitdem ist das Line-Up stabil.
2013 kam unsere erste komplett selbstproduzierte „Deacapitron EP“ von der wir 500 CDs pressen haben lassen. Aber zu der Zeit war der Deal mit Thischarmingman-Records schon eingetütet weshalb wir deren Logo mit drauf gepackt haben. Auch haben wir zu der Zeit dann mit Harris Johns verabredet unser Debut- Album „Watch The Skies“ zu produzieren, welches dann 2014 über TCM veröffentlicht wurde.
2016 kam dann das zweite Album „Dead Sun Rising“ bei dem man schon deutlich hört, dass wir angefangen haben das alles ein wenig ernster zu nehmen. Leider hatte für das Album Harris keine Kapazitäten bzw. nicht mal mehr ein Studio und wir sind mit der Produktion zu Jan Oberg gegangen, der die erste EP schon gemixt hat. Und seitdem ist für uns das ein No-Brainer: Der macht nen super Job, hat genau gerafft wie wir klingen sollen und verpasst uns einen wunderbaren Signature-Sound. Einzig fürs Mastering haben wir uns diesmal mit Dan Swanö weitere Hilfe geholt.
Wir hatten viele ups und noch mehr downs, aber irgendwann haben wir tatsächlich geschafft, dass sich bei Metal Blade jemand ne Demo anhört...

SM: Kommen wir direkt zu eurem neuen und dritten Studioalbum 'Give Us Life' das in unserem Magazin mit 8 von möglichen 10 Punkten bewertet wurde.
Wie ist das sonstige Feedback von Presse und Metal-Fans bis dato ausgefallen?
Matthias: Das Feedback war bisher überwältigend gut. Es gibt eine einzige vernichtende Kritik, die irgendwie wenig Subjektiv scheint, aber jeder darf ja unsere Platte doof finden, da haben wir überhaupt kein Problem mit. Aber ansonsten war das schlechteste was ich gelesen hab: Gut, nix neues, aber gut. Die meisten jedoch finden die Platte richtig gut. Aus der ganzen Welt bekommen wir positive Resonanzen. Verrückter weise aus dem Ausland, allen voran die USA, sogar noch besser als aus Deutschland. Und ja: Unsere Musik ist vielleicht nix neues, aber dann wäre es ja kein Thrash mehr, wa?

SM: Seid ihr alle ins Komponieren u. Texten der Lieder involviert, oder gibt´s bei euch ein entsprechendes Duo?
Matthias: Die Musik schreibe Leo und meine Wenigkeit zusammen. Das ist immer unterschiedlich, wie das läuft. Manchmal kommt Leo mit nem kompletten Song an, bei dem nur der feinschliff passiert (z.B. "Give Us Life" war so ne Nummer) manchmal habe ich nen Groove im Kopf und wir kucken mal wo's hingeht ("Signals") und ab und an habe ich mal ne Gitarre in der Hand und daddel ein Riff welches unsere 6-Saiter Heroen dann approven - so z.B. bei "Cryoshock" geschehen. Dann packt Martin noch eins seiner Brachial-Riffs dazu und gut is.

SM: Wie lange habt ihr für das Songwriting von 'Give Us Life' und die folgenden Studioaufnahmen benötigt und seid ihr mit allem rundum zufrieden?
Matthias: Wir hatten Coronahalber sehr sehr viel Zeit zum üben und gingen ausgezeichnet vorbereitet ins Studio. Da lief auch wirklich alles glatt und ging alles mega fix. Ich war nach zweieinhalb Tagen fertig, die Gitarren waren schnell eingetrümmert und Siggi war in ungewohnter Bestform und war in eineinhalb Tagen fertig. Einzig der Bass hat sich ein wenig gezogen, weil Basti sehr viel arbeiten musste und dann auch über Weihnachten nicht da war.
Wir sind alle wirklich sehr zufrieden. Mit unserer Performance, mit dem Sound, wir lieben das Artwork von Mario Lopez und, und, und. Ist einfach unsere beste bisher. Natürlich gibt’s immer etwas das man ausbessern würde, aber damit muss man einfach klarkommen. Ich habe zum Beispiel bei "Burn Them All" im Mittelteil das Bassdrum-Pattern falsch und ich habe das erst wahrgenommen als der Mix schon fertig war. Leo z.B. hat das gar nicht bemerkt, ist also nicht weiter wild... Da muss man einfach mal seinen Frieden mit machen.

SM: Als ich eure Platte zum ersten Mal anhörte, kam in mir ein ähnliches Gefühl wie einstmals bei 'Bonded By Blood' von Exodus in mir hoch, da euer Sänger Siegfried Rudzynski stilistisch relativ nahe an Leuten wie Paul Baloff und Zetro Sousa dran ist und ihr in jeglicher Hinsicht auf einem ähnliche Energie- u. Enthusiasmus-Level agiert.
Was hältst du von diesem Vergleich, bzw. von welchen Bands seid ihr tatsächlich beeinflusst/beeindruckt?

Matthias: Wow! Danke für die Blumen. Das ist ein supercooles Kompliment. Normal wird er immer mit Bobby Blitz verglichen oder (was ich heute nicht mehr nachvollziehen kann) John Cyriis. Aber ich persönlich höre auch mehr Paul Baloff, wenn er dreckig singt. Aber klar, irgendwie muss man immer verglichen werden. Ich denke, dass Siggi mittlerweile seine eigene Stimme gefunden hat und ziemlich unverwechselbar ist.
Musikalisch sind wir klar von den Old-School Meistern beeinflusst, also Exodus, Slayer, Overkill, Anthrax. Keine Überraschungen hier. Aber es haben sich auch durchaus modernere Einflüsse mit eingeschlichen. Wir sind alle große Musikfans und hören permanent neue Bands und auch viele andere Stilistiken. Ich z.B. bin in den letzten Jahren großer Fan geworden von Bands wie Revocation usw. und klar denkt man dann manchmal, wenn man seine Drum-Parts schreibt, ein wenig mehr in eine modernere Richtung. Oftmals muss man sich zurücknehmen, dass es der SPACE CHASTER-Thrash bleibt. Aber ich glaube wir haben uns mittlerweile in eine Situation gespielt, in der wir auch ein wenig experimentieren können, ohne an Authentizität einzubüßen.

SM: Wie kam eigentlich der Deal mit Metal Blade Records zustande, bzw. hattet ihr noch weitere Angebote vorliegen?
Matthias: Das war offen gestanden purer Zufall. Eine gute Freundin von uns, Kristin, die auch mittlerweile unsere Bookerin ist, hat uns erzählt sie kenne jemanden bei Metal Blade. Wir witzelten sie solle mal fragen, ob die Bock auf uns hätten. Es stellte sich heraus der kannte uns, hat uns schon öfters Live gesehen und er möchte mal neues Material hören. Also haben wir schnell vier fertige, brandneue Songs aufgenommen, von Jan abmischen lassen und ihm geschickt. Der Rest ist Geschichte würde ich sagen. Die Demo-Songs sind übrigens in der Deluxe-Box mit auf Tape veröffentlicht. Das sind die Aufnahmen, die uns den Deal eingeheimst haben. Schon verrückt, wenn man bedenkt, dass zu der Zeit keine Sau neue Bands gesignt hat.

SM: Denkst du die momentane nun hoffentlich bald zu Ende gehende Pandemie verändert die Metal Livemusikszene nachhaltig, oder wird es nach Corona genauso weiter gehen wie zuvor? Und Teil zwei der Frage: Habt ihr schon Konzerte oder gar eine Tour in Planung?
Matthias: Es wird definitiv ein vor und ein nach Corona geben. Nicht nur die Metal Szene, sondern alles wird anders sein. Ich glaube nicht, dass es wieder so wird wie früher. Mir ist noch nicht mal klar, wie um alles in der Welt das jemals wieder losgehen soll, da Corona erstmal nicht mehr verschwinden wird. Das haben wir jetzt und die Hoffnung, dass es irgendwann mal endemisch wird, also wie ne normale Grippe oder sowas, ist auch noch in weiter Ferne. Aber wer weiß, vielleicht heißt es ja bald. "Fuck it. Macht ihr mal…" Keinen Schimmer. Aber an Club-Shows im Herbst glaube ich noch nicht. Wir haben ne Tour für Frühjahr geplant und es kommen permanent neue Anfragen dazu. Mal sehen. Wir wollen auf jeden Fall so viel es geht Touren und auch endlich Deutschland oder vielleicht sogar mal Europa verlassen.

SM: Wie würdest du die Metal-Szene in eurer Heimatstadt Berlin beschreiben, sprich gibt es viele Clubs, in denen ihr Konzerte spielen könnt?
Matthias: Die Metal-Szene in Berlin ist gleichzeitig sehr alt und ziemlich jung. Es gibt viele alte Hasen (Fatal Embrace) und Läden wie das "Butz und Brakel" aber gleichzeitig ist in den letzten zehn Jahren die Szene in der Stadt explodiert und es gibt haufenweise neue Bands und dementsprechend Leute, die da mitmachen und veranstalten usw. Da geht schon was. Da viele der Bands auch echt erfolgreich sind wie z.B. Indian Nightmare glaube ich kann man da noch mehr Szene anziehen. Es gibt viele Clubs, in denen man spielen kann, aber nicht wirklich reine Metal-Clubs. Das ist in Berlin schon ziemlich gemischt, wodurch eine ganz besondere Dynamik entsteht und du oft Leute hast, die nichts mit Metal am Hut haben das aber trotzdem voll feiern.

SM: Hast du als Schlagzeuger Vorbilder oder zumindest Drummer, welche dich beeindrucken?
Matthias: Mein absoluter Held ist Steve Gadd (Steely Dan). Das habe ich von meinem damaligen Schlagzeuglehrer Gerwin Eisenhauer mit auf den Weg bekommen, der auch zu meinen Idolen zählt. Dann ist der beste Metal Drummer Adam Jarvis von Misery Index. Im Metal und Punk-Bereich würde ich als weitere (Haupt)-Einflüsse Dave Culross (Malelovent Creation) und John Wright (NoMeansNo) aufzählen. Ein neuer Drummer, der mich mega-mäßig einschüchtert und ich immer wieder erstaunt bin was der kann ist Alex Rüdinger (Ex-Threat Signal, Good Tiger). Immer wenn ich keinen Bock zum Üben hab kuck ich mir eins seiner Videos an und denk mir: Yep, ab in Probenraum mit dir hahaha…

SM: Matthias, danke für deine Zeit! Die letzten Worte gehörten dir…
Matthias: Vielen Dank für das Interview. Die Aufmerksamkeit, die uns gerade zu Teil wird, ist schon echt verrückt. Und das ist auch mein letztes Wort: Wir sind allen, die die neue Scheibe gekauft, geklaut, runtergeladen, gestreamt oder sonst wie reingezogen haben, so unfassbar dankbar.
Danke dass ihr euch die Zeit nehmt und unseren Krach so feiert!

Interview: Pit Schneider, Juli 2021;
Photocredits: Presse-Fotos: Michael Baumgärtner & Metal Blade Records