SALTATIO MORTIS, 02.06.2007
Link: www.saltatio-mortis.com 

Die Spielleute von Saltatio Mortis stehen kurz vor der Veröffentlichung ihres nächsten Werkes, das am 31.8 erscheinen wird.
Grund genug sich von der Formatio am Metstand auf ein Interview und das eine oder andere Getränk einladen zu lassen.

Schweres-Metall (SM): Wenn man eure Musik über einen längeren Zeitraum verfolgt kommt man zu dem Ergebnis das es von Saltatio zwei Gesichter gibt: Die Rock’n’Roll Seite die immer mehr zum tragen kommt und auf der anderen Seite die Mittelalter-und Marktmusik. Seht ihr das als Band genauso und trennt ihr diese Seiten voneinander?
Lasterbalk der Lästerliche: Es sind natürlich zwei ganz verschiedene Sets, wir spielen verschiedene Lieder und bereiten uns unterschiedlich auf die Auftritte vor. Fakt ist das es aber nach wie vor eine Band ist. Es geht darum, das wir Spielleute in der Moderne sind und die Ideale und die Idee der Spielleute ist das was im Vordergrund steht. Darüber gibt’s auf dem neuen Album auch einen Song, "Spielmannsschwur", da steht relativ deutlich drinn, was wir uns so überlegen, zu dem Thema Spielmann... und Schwur. (lacht)

SM: Genau. Wie der Name schon sagt. Welche Seite macht euch mehr Spaß, die traditionelle Seite auf dem Markt, wo man vielleicht aber auch etwas darauf achten muß was man spielt...
Alea der Bescheidene: Nee, also als erstes: Spielleute müssen nicht darauf achten was sie spielen, denn Spielleute haben keinen Herrn. Aber man kann die beiden Sachen auch nicht miteinander vergleichen auf dem Markt sind wir dem Publikum viel näher was eine angenehme und schöne Sache ist und wir haben unsere ganz eigene Infrastruktur, die Mettaverne und das alles gehört zu dem Flair dazu. Das ist jedes mal wieder ne Riesenparty und ne total schöne Sache.
Auf der anderen Seite hast du die Rockauftritte, wo du andere Vorraussetztungen hast, du gehst anders auf die Bühne, bist anders vorbereitet du hast stellenweise auch andere Leute vor der Bühne. Hier auf dem Markt hast du ein völlig gemischtes Publikum und sprichst Leute an die sonst nie auf ein Konzert gekommen wären. Dementsprechend bist du natürlich ein wenig lustiger, die Ansagen sind anders.

SM: Spontaner?
Alea: Genau. Bei der Rocksache versucht man natürlich auch spontan zu sein aber du hast halt einfach wieder andere Möglichkeiten um dieses andere Selbst von dir auszuleben. Also ich kann zu keiner Sache sagen das ich sie lieber machen würde es ist beides jedesmal immer wieder ein wahnsinniger Spaß und ein Geschenk. Auf der Bühne zu stehn ist das wofür wir gebohren sind, ob das nun ne Rock- oder Mittelalterbühne ist ist nicht so wichtig.
Lasterbalk: Wir bringen das Mittelalter zum Rock’n Roll und den Rock’n Roll ins Mittelalter.

SM: Jetzt zum neuen Album. Was habt ihr geändert im Vergleich zum letzten Album, studiomäßig, produktionstechnisch, was ist gleich geblieben?
Lasterbalk: Ich fang mal damit an was wir gleich gelassen haben. Wir haben wieder mit unserem Lieblingsproduzenten, dem Thomas Heimann-Trosien (Schandmaul, In Extremo) gearbeitet. Wir haben bei der neuen Platte verstärkt auf Mittelalter gesetzt, wir haben uns sowohl im Text als auch bei der Instrumentierung an mittelalterlichen Ideen orientiert. Texlich hat es eine sehr große Bandbreite von modernen, aktuell betreffenden Themen bis hin zu nem Märchen der Gebrüder Grimm.

SM: Verratet ihr welches?
Lasterbalk: Die sieben Raben.

SM: Etwas ähnliches habt ihr ja auf der "Des Königs Henker" auch schon gemacht.
Lasterbalk: Ja da haben wir den König Blaubart neu vertont. Wir haben uns auch diesmal bemüht auch bei den aktuellen Themen mittelalterliche Metaphorik zu verwenden um auch darzulegen das es den Menschen im Mittelalter und heute oft auch um die gleichen Themen geht...

SM: Auf euren Platten findet man ja immer wieder Stücke mit mittelalterlichen Texten die man auf die Moderne beziehen kann. Wie zum Beispiel das Titelstück bei dem ich immer an den Irakkrieg denken musste.
Lasterbalk: Der Irak-Krieg war tatsächlich eines der Hauptmotive auf der Platte. Das Hauptstück dazu war "War Salz der Erde". "Des Königs Henker" ist einer literarischen Vorlage entsprungen, nämlich "Die rechte Hand Gottes" da geht es um das Henkerhandwerk und was wäre wenn der Henker zum Beispiel seine eigene Liebste hängen müsste. Es geht um dieses extrem Zwiespältige das die Menschen damals und heute beschäftigt.
Alea: Das ist etwas was damals genauso aktuell war wie es heute ist, es hat sich nichts geändert das ist das Problem, die Menschheit macht immer weiter und lernt nichts aus ihrer Vergangenheit.
Lasterbalk: Wir spielen schon seit Jahren auf Märkten das Palästinalied was früher so was wie ein Werbelied für die Kreuzzüge war und wenn ich mir die Politik von Herrn Bush ansehe... da hat sich nichts verändert. Wir verwenden für das Lied wenn wir es spielen auch nicht den Orginaltext sondern einen lebenbejahenden Text der erst später für das Stück geschrieben wurde.

SM: Kommen wir nun zum musikalischen Teil der neuen Platte.
Alea: Da hat sich sehr viel getan, die Komposition wurde komplett anders angelegt, wirklich jeder dieser Songs funktioniert wunderbar mit einer Akustikgitarre am Lagerfeuer. Dann haben wir die gesamten Dudelsackeinsätze nicht mehr nur als reine Melodieinstrumente eingesetzt sondern auch symphonisch. Das heißt du hast Patituren wo mehre Dudelsäcke eine Melodie formen. Jeder Dudelsack allein ist ne Stimme, zusammen ist es ne Melodie. Das ist in dieser Form soweit ich weiß nocht nicht gemacht worden. Die gesamte Komposition ist rockiger als auf der letzten Platte.

SM: Noch rockiger?
Alea: Ja, aber nicht härter, nur rockiger. Es ist sehr viel Melodie drin, viel mehr Mittelaltereinsatz als vorher, es ist viel mehr mit mehrstimmigen Gesängen gemacht.
Lasterbalk: Ziel für uns war es wie gesagt Mittelalter und Moderne noch mehr zu verbinden und das haben wir, auch nach den ersten Pressestatements, auch geschafft.

SM: Gibt’s nen Lieblingsort wo ihr gerne spielt, oder ne Band mit der ihr euch besonders gern die Bühne teilt?
Lasterbalk: Queen gerne mal. In Urbesetzung, aber da geht ja leider nicht mehr.
Alea: Also eine Band mit der wir gerne zusammen spielen sind die Kollegen von Subway To Sally.

SM: Welche konkreten Ziele habt ihr euch noch gesteckt? Was sind so eure Träume was ihr gern noch erreichen würdet?
Lasterbalk: Die Welttournee wäre natürlich so ein Traum, einmal die ganze Welt bereisen genau mit dieser Band. Etwas konkreter möchte ich das jeder der sich mit dieser Musik identifiziert sich unsere neue Platte holt, die heißt "Aus der Asche" und wird am 31.8 erscheinen. Und ich glaube persönlich das auf dieser Platte eine Menge Songs sind die aus dieser Szene heraus geschrieben worden sind.

SM: Das man sich mit euren Liedern und den Texten sehr gut identifizieren kann kennt man ja auch schon von euren vorherigen Sachen.
Lasterbalk: Genau, und das ist jetzt sozusagen die Weiterentwicklung davon. "Des Königs Henker" war eine sehr düstere Platte, sie war von mir als Textschreiber sehr düster angelegt, aus persönlichen und weltpolitischen Gründen. "Aus der Asche" ist ein lebensbejahendes Album, die sehr nach vorne geht.

SM: Alea wie siehts bei dir aus mit konkreten Zielen und Träume?
Alea: Konkret glaube ich das wir mit "Aus der Asche" ein Album geschrieben haben das die ganze Szene anspricht, das sich aber auch jeder "normale" Musikhörer, Rockhörer oder Deutschrockhörer anhören kann. Ich bin der Meinung das wir es geschafft haben die Instrumente etwas salonfähiger zu machen und noch mehr Leute für unsere Sache, für die Märkte und für diese Szene zu gewinnen.

SM: Und Inkonkret?
Alea: Schwierig...

SM: Dein größter Traum als Spielmann.....außer Frauen und Met?
Alea: Ne Spielmannsparty in einem Penthouse. (Lautes Gelächter) Aber mit Tom’s Mettaverne obendrauf!
Lasterbalk: Das wär doch was für die Welttournee. Und Tom als persönlichen Mundschenk.
Alea: Ich denke wenn man sich als Musiker Grenzen steckt hat man verloren, man muß immer das größte Ziel ansteuern, und selbst wenn man es nicht erreicht kann man sagen, man hat alles dafür getan. Man kann die Welt nicht verändern, aber man kann eine Beule hinterlassen!

SM: Als letztes habt ihr jetzt noch die Möglichkeit euren Fans was zu sagen, bitteschön:
Lasterbalk: Ich würde mich sehr freuen wenn jeder am 31.8. in die Platte reinhört und mir persönlich ne Mail schreibt wie er sie findet.

Ein paar Stunden nach diesem Interview spielte die Formatio Saltatio Mortis ein geniales Nachtkonzert vor begeisterter Menge, nach dem sich der Verfasser dieser Zeilen einige Tage erholen musste. Danke Jungs, war ein geiler Abend! (Spezieller Dank an Captain Alea Sparrow)

(Alex Wetzke, Juni 2007)