POWERWOLF, 08.05.2009
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www.powerwolf.net/
Schweres-Metall
(SM):
Hi Matthew, wie geht’s Dir u. wo hältst Du Dich gerade auf?
Matthew:
Mir geht es bestens. Ich halte mich gerade in Saarbrücken auf, wo mittlerweile auch fast alle Wölfe leben.
SM:
Mit Eurem neuen Album 'Bible Of The Beast' ist Euch wieder ein absoluter Power Metal Hammer gelungen,
wie man ja auch an der Bewertung unserer Yvonne sehen kann. Wie sind ansonsten die Resonanzen v.
Presse u. Fans bislang ausgefallen?
Matthew:
Zum größten Teil sind die Reaktionen absolut super. Es war uns schon vor der Veröffentlichung klar,
dass 'Bible Of The Beast' ein love-it-or-hate-it Album sein würde, denn wir haben das Konzept dieses
Album so konsequent umgesetzt, dass es einfach ein Album geworden ist, das extreme Reaktionen
provoziert. Dementsprechend gibt es auch einige üble Kritiken, und wir mögen auch das.
Das schlimmste, was einer Band passieren kann, ist, dass alle dein Album "ok" finden. Das ist der Tod.
Powerwolf polarisieren, und das tun wir mit 'Bible…' mehr denn je, und das ist gut so.
Trotzdem freut es uns natürlich, dass die positiven Reaktionen bei weitem überwiegen, und dass vor
allem unsere Fans das Album lieben, denn das ist uns wichtiger als jedes Review in der Presse….
gerade heute erreichte uns die Nachricht, dass 'Bible Of The Beast' auf Platz 76 in die deutschen
Albumcharts eingestiegen ist…
SM:
Wie lange habt ihr insgesamt an dem Album gearbeitet u. was lief im Gegensatz zum Vorgänger anders ab,
da die Scheibe doch ziemlich orchestral angehaucht ist bzw. ihr auch mit einem richtigen Orchester
zusammen gearbeitet habt?
Matthew:
Eigentlich war nichts anders. Wir haben wie immer zu fünft im Proberaum die Songs geschrieben.
Wir können nur dann die Magie eines Powerwolf-Songs entstehen lassen, wenn wir allesamt in einem Raum
sind, und unsere Leidenschaft für den Metal ausleben. Das war schon immer so, und das war auch dieses
Mal so. Anders war dass wir dieses Mal bewußt sofort nach dem Ende der Touraktivitäten zu
'Lupus Dei' mit dem Songwriting begannen. Die letzte Show für 'Lupus Dei' war das 'Wacken Open Air', und
nur einen Tag nachdem wir aus Wacken zurück waren ging es in den Proberaum, und wir legten mit dem
Songwriting los. Das haben wir bewußt so gemacht, weil wir die Energie und die Power unserer Liveshows
ganz direkt mit ins Songwriting einfließen lassen wollten, und ich denke, das ist uns auch gelungen,
denn 'Bible…' ist sehr viel härter und aggressiver geworden als unsere vorherigen Alben.
Die orchestrale Ausrichtung – oder besser: Chorale Ausrichtung kam erst später dazu – aber auch hier
lag ein Unterschied zu 'Lupus Dei': Auf 'Lupus Dei' hatten wir ja auch schon mit Chören gearbeitet,
allerdings kam die Idee dazu erst, nachdem wir die Songs schon fertig geschrieben hatten.
Wir hatten damals also auf die schon fertigen Songs noch Chöre draufgesetzt. Dieses Mal hatten wir
schon sehr früh die Zusage, dass wir mit einem Chor der Musikhochschule Saarbrücken arbeiten würden,
also konnten wir schon beim Songwriting Chorstellen einplanen und Platz schaffen für orchestrale
Stellen in den Songs.
SM:
Insbesondere "Panic In The Pentagram" & "Taking The Church By Storm" finde ich absolut spitze,
auch aufgrund der Texte. Welche Songs liegen Dir besonders am Herzen?
Matthew:
Nun, da hast du auch zwei meiner persönlichen Faves genannt, haha… darüber hinaus bedeutet mir
"Raise Your Fist, Evangelist" sehr viel. Zum einen, weil der Song für mich alles beinhaltet, was
Powerwolf ausmacht, und zum anderen vielleicht auch deshalb, weil es der erste Song war, den wir für
'Bible Of The Beast' geschrieben hatten, und das ist immer ein besonderer Moment, wenn der erste Song
für ein neues Album fertig ist und alle wissen: Der Song ist verdammt gut geworden. Das ist dann der
Punkt ab dem alle wissen, dass wir da an etwas richtig gutem arbeiten, und ab dann beginnt sozusagen
das Fieber, das einen überkommt, wenn man an einem Album arbeitet…
SM:
Die Texte haben durchweg einen religiösen Bezug. Wolltet ihr diese bewusst sarkastisch gestalten
(was natürlich jedem Atheisten gefallen wird)?
Matthew:
Sarkasmus ist natürlich allgegenwärtig in unseren Texten, und es ist auch gemeinhin bekannt, dass wir
uns hier und da das ein oder andere Augenzwinkern erlauben. Aber ich muss immer wieder darauf hinweisen,
dass das weit davon entfernt ist, dass wir Spaßtexte schreiben oder uns über Religionen lustig machen.
Wir sind alle sehr spirituelle Menschen, jeder von uns auf seine Weise, es gibt bei Powerwolf keinen
religiösen Konsenz, wir haben sozusagen eine bandinterne Ökumene, wenn man das so will… unsere Texte
sind aus der beobachtenden Perspektive geschrieben, aber wir bewerten nicht.
SM:
Was Euch meiner Meinung nach von etlichen anderen Power Metal Bands abhebt sind die verdammt starken
Melodien/Refrains sowie der überragende Gesang v. Attila. Würdest Du mir da zustimmen?
Matthew:
Da stimme ich Dir gerne zu, haha… klar, Attila hat einen sehr großen Wiedererkennungswert, er klingt
einfach anders, als der typische Metalsänger. Und gerade auf 'Bible Of The Beast' hat Attila seine beiden
prägnanten Gesangsstile mehr denn je herausgearbeitet: den Metalgesang, der deutlich rauher als bisher
ausgefallen ist, und seinen eher opernhaften Stil, den er oft bei Refrains einsetzt.
Eine solche Bandbreite haben nicht viele Sänger im Metalbereich. Zudem ist es wohl in der Tat so,
dass wir mittlerweile so etwas wie typische Powerwolf-Melodien schreiben. Wir legen beim Songwriting
auch einfach sehr viel Wert auf gute Melodien. Melodien, die man schnell wieder vergisst, haben auf
einem Powerwolf-Album nichts zu suchen, und wir gehen da beim Songwriting auch mit uns selbst
schonungslos ins Gericht, und verwerfen 9 von 10 Melodien wieder…
SM:
Gibt es in diesem Jahr noch eine Tour um das neue Album zu supporten, oder sind lediglich die sieben Einzelgigs geplant so wie diese auf Eurer website stehen?
Matthew:
Wir sind gerade dabei verschiedene Möglichkeiten für eine Tour zu sondieren, aber noch ist nichts spruchreif.
Wir werden eine mögliche Tour mit bedacht auswählen, denn wir wollen sicherstellen unseren Fans auch die
volle Powerwolf-Show bieten zu können. Gerade wenn man als Support tourt, ist das nicht immer so einfach.
Wir werden aber im Herbst auch definitiv einige Headlinershows spielen, ob daraus eine eigdne Tour wird,
oder wir zusätzlich auch eine Support-Tour spielen werden, wird sich zeigen. Als erstes steht jetzt
ohnehin die Festivalsaison an. Mit dem 'Summerbreeze' und dem 'Bang Your Head' sind ja unter anderem auch
zwei Festivals bestätigt, bei denen wir schonmal die Ehre hatten, und wir freuen uns sehr drauf dort
die Messe zu zelebrieren…
SM:
Was kannst Du uns zur vergangen Tour im März zusammen mit BRAINSTORM & PAGAN'S MIND erzählen?
Vielleicht einige lustige Ereignisse?
Matthew:
Oh, da gäbe es so einiges, haha… vor allem natürlich an unseren Camper, mit dem wir damals unterwegs
waren, und der uns in zwei Wochen mehr Pannen bescherte, als andere in einem ganzen Leben erleben.
Irgendwann wurden wir sogar mit Szenenapplaus begrüßt, wenn wir mal wieder mit qualmenden Reifen und
klapperndem Motor kurz vor Konzertbeginn am Club ankamen, haha…. Zu guter letzt hat das Teil dann auf
dem Weg zur letzten Show in Wien ganz den Geist aufgegeben. Das war mal ein etwas anderer Tourabschluss:
Statt wie sonst, den mit-tourenden Bands Steiche zu spielen bei der letzten Show, standen wir auf
einem verlassenen Rastplatz und warteten auf den Abschleppdienst… lustig war das zwar nicht, aber nach
einem Jahr kann man dann doch drüber lachen…
SM:
Siehst Du Euch was den kommerziellen Erfolg betrifft schon am oberen Ende der Fahnenstange angelangt,
oder denkst Du es ist noch genügend Spielraum um richtig durchzustarten?
Matthew:
Nun, der Charteinstieg von 'Bible Of The Beast' hat gerade gezeigt, dass der Wolf für die eine oder
andere Überraschung gut ist! Was uns aber darüber hinaus sehr freut, ist, dass wir gerade bei Shows
in den letzten Woche beobachten konnten, dass die Zahl der Powerwolf-Shirt-Träger immer größer wird,
und unser Publikum mittlerweile verdammt textsicher ist – selbst als wir letze Woche mit Hammerfall in
Belgien spielten, wo wir vorher noch nie waren – konnten verdammt viele leute die Texte fast besser als
Attila selbst…. das zeigt recht deutlich, dass die Zahl unserer Supporter stetig weiter wächst, und
das ist das wirklich wichtige: Zu sehen, dass unsere Fans bei unseren Konzerten eine gute Zeit haben.
Nichts ist besser als zusammen mit vielen Leuten, die genau so metalverrückt sind wie wir selbst eine
coole Party zu feiern – das ist wahrer Erfolg für uns, und das ist dass was wirklich zählt.
SM:
Matthew, danke für dieses Interview!
Die letzten Worte gehören Dir…
Matthew:
Gehet hin und ehret den Metal!
(Pit Schneider, Mai 2009)