NOCTURNAL RITES, 15.10.2005
Link: www.nocturnalrites.com 

´Grand Illusion´ ist die vielleicht beste Melodic Power Metal Scheibe des laufenden Jahres, Nocturnal Rites ebnen sich damit den Weg in die Champions League der Szene & Jonny Lindqvist ist ein wahrlich grandioser Sänger. Also Gründe genug mit dem sehr sympathischen Frontmann der Schweden vor dem anstehenden Gig in der Stadthalle Langen, als Support von Gamma Ray, ein Gespräch zu führen.

Schweres-Metall (SM): Hallo, Jonny. Ich hoffe es geht Dir gut. Eure aktuelle CD „Grand Illusion“ ist ein sehr starkes melodisches Power Metal-Album und meiner Meinung nach im Stil von Bands wie den alten Pretty Maids ausgefallen. Stimmst Du mir zu?
Jonny: Ja, mir geht´s gut. Ja, ich denke das Album fiel stärker und melodischer aus als die vorherigen Alben. Ich finde es sind auch mehrere Stile vertreten. Nimm nur mal den Titeltrack „Grand Illusion“ oder „Cuts like a knife“, das sind zwei total verschiedene Musikrichtungen. Wir wollten das Album dieses Mal etwas anders machen.

SM: Bist Du mit den bisherigen Fan- und Pressereaktionen auf Euer aktuelles Album zufrieden?
Jonny: Ich denke wir haben wirklich gute Reviews erhalten, was ich bisher so mitbekommen habe. Ich bin zufrieden.

SM: Erzähl unseren Lesern doch mal, wie Du zu Nocturnal Rites gestoßen bist.
Jonny: Nun, ich kam ja erst 1999 zur Band, zu „Afterlife“. Ich habe vorher schon mit Owe, unserem Schlagzeuger in einer Band gespielt. Ich hatte gerade keine Band, sie haben mich gefragt und ich sagte: „Sicher, ich versuch´s mal.“ Es ist nicht die Musikrichtung, die ich vorher gemacht habe. Ich habe eigentlich eher 80er Jahre Kram gemacht, wie Rainbow. Aber ich denke, es hat sich ganz gut gemacht. Ich habe Kinder, und da war die Entscheidung, in einer Band zu spielen schon schwierig zu fällen, gerade wegen den Touren und Aufnahmen. Aber es klappt.

SM: Mein Lieblingssong ist „Fools never die“, was ja auch Euer aktuelles Video ist. Wer hatte die Idee für das Video und warum habt Ihr gerade diesen Song ausgesucht?
Jonny: Unser Drummer macht alle Videos. Er produziert Videos für eine Firma. Er macht das noch nicht lange, aber er hat alle Videos vom neuen Album und schon vom „New World Messiah“-Album gemacht. Nicht „Awakening“, aber alle anderen. Er hat zu diesem Zeitpunkt mit dieser Art Video-Herstellung angefangen. Das ist gut für uns, haha. Es ist immer schwer, einen Song rauszusuchen. Diesen haben wir wegen dem Chorus rausgesucht. Der Song ist sehr poppig, wahrscheinlich das poppigste was wir je gemacht haben. Wir waren uns da alle einig. Aber was das nächste Video sein soll, wissen wir noch nicht. Da gibt´s unterschiedliche Meinungen.

SM: Jonny, nun eine Frage an Dich persönlich. Ich bin sehr beeindruckt von Deiner rauen und powervollen Stimme. Von welchen Sängern bist Du beeindruckt oder wurdest Du beeinflusst, und hattest Du jemals Gesangsunterricht?
Jonny: Fangen wir mal mit dem Gesangsunterricht an. Ich habe Anfang der 80er in einer Band gespielt. Die Mutter unseres Gittaristen war Gesangslehrerin und gab mir Gesangsunterricht. Dann gingen wir mit der Band nach Stockholm und versuchten, Profis zu werden. Ich ging zu einem in Schweden bekannten Opern-Sänger. Aber das war ein Privileg, weil man bei ihm Vorsingen musste. Ich weiß nicht mehr, für wie lange, ich konnte mir nur 15 Stunden oder so leisten. Aber ich habe dabei eine Menge gelernt, gerade was die Atmung betrifft. Ich wollte nicht gerne jede Woche zu einem Gesangstrainer gehen, da ich nur die Technik lernen wollte. Ich denke, manche wollen die Färbung deiner Stimme ändern und ich mag das nicht. Aber für die Gesangstechnik ist es wirklich gut, besonders bei einer langen Tour. Wir haben jetzt 9 Shows hintereinander. Da muss man sich vom Wodka und dem Zeug fernhalten und früh ins Bett, haha Beeinflusst wurde ich von DIO, Glenn Hughes. Es gibt natürlich viele gute Sänger. Ich mag Jorn Landes Stimme. Ich habe ihn auch mal getroffen. Aber aufgewachsen bin ich mit DIO und Glenn Hughes.

SM: Ist Jorn Lande ein cooler Typ oder eher etwas abgehoben?
Jonny: Nicht zu mir. Ich habe ihn nur mal 15 Minuten getroffen, ich kenne ihn eigentlich nicht. Ich mochte ihn.

SM: Magst Du Bruce Dickinson?
Jonny: Ich mag ihn sehr. Ich habe keine Ahnung wie er so auf der Bühne herumrennen und dabei noch singen kann!

SM: Von welchen Bands/Musikern wurden die anderen Bandmitglieder beeinflusst?
Jonny: Das ist bei allen unterschiedlich. Fedrik mag alles von „Hair Metal“ bis Death Metal, 80er Jahre Mucke... Eigentlich alle Arten von Metal. Und auch Nils Erickson, unser Basser, mag unterschiedliche Sachen, z. B. Journey, aber ebenso Death Metal. Owe mag eher poppige Sachen wie U2 und den 80er Jahre Hardrock. Und Nils Norberg hört sich seltsame Musik an, haha. Ich denke er hört so ziemlich alles, aber manches ist wirklich seltsam

SM: Erzähl uns doch mal was über die Metal-Szene in Schweden, besonders in Deiner Heimatstadt Umea.
Jonny: Ich denke, sie ist ziemlich gut. Natürlich sind HAMMERFALL die bekannteste Band. Aber es gibt viele Bands, auch in meiner Heimatstadt. Die Szene wird größer und besser. Umea ist eine Kleinstadt, ca. 110 000 Einwohner und liegt ca. 700 km nördlich von Stockholm. Es kann da ziemlich kalt werden, ca. -25° im Januar. Da gehe ich dann nicht nach draussen.

SM: Wie sind Deine Eindrücke von der momentanen Tour, wie kommt Ihr mit den anderen Bands aus und gab es lustige Vorfälle, die Du uns berichten kannst?
Jonny: Nichts was ich Euch jetzt erzählen könnte, haha. Natürlich haben wir viel Spass, man lacht den ganzen Tag. Die Jungs von Powerwolf, mit denen wir den Bus teilen, treffen wir ja jeden Tag. Die sind cool. Natürlich habe ich auch mit den Leuten von Gamma Ray gesprochen, die sind auch cool. Vor allem die Shows in Spanien waren sehr gut.

(Yvonne Bernhard & Pit Schneider, Oktober 2005)