LANFEAR, 04.03.2003
Link: www.thelanfear.com 

LANFEAR aus dem Großraum Heilbronn haben mit dem grandiosen Album "The Art Effect" die Messlatte für kommende Veröffentlichungen aus dem Power Metal-Bereich verdammt hoch gelegt! Da diese Scheibe wie aus einem Guss daher kommt, und die Band mit Tobias Althammer wohl einen der besten Sänger der deutschen Metal-Szene präsentiert, war es für mich unumgänglich Gitarrist Markus Ullrich einige Statements abzuringen...

Schweres Metall (SM): Erst einmal Glückwunsch zu Eurem aktuellen Album, welches mich fast aus den Socken gehauen hat, und nicht nur für mich schon jetzt eines der Metal Highlights des Jahres ist! Erzählt doch bitte mal über die Entstehungsgeschichte von LANFEAR. Markus: Vielen Dank für die Blumen, haben uns auch viel Mühe gegeben ;) Zur Entstehungsgeschichte: Lanfear wurden 1993 gegründet, 1996 veröffentlichten wir unsere erste CD "Towers" in Eigenregie, 1999 erschien dann "Zero Poems" über das von unserem damaligen Produzenten gegründete Famous Kitchen Label. Wir erhielten wirklich fantastische Reviews und haben auch ganz ordentlich verkauft. Anfang 2000 verließ uns unser Sänger/Keyboarder aus persönlichen Gründen, wir fanden dann mit Richie Seibel relativ schnell einen Keyboarder, nach einigen Monaten war dann auch mit Tobias Althammer der richtige Mann für den Sängerposten gefunden. Wir haben dann hart an den neuen Songs gearbeitet, eine Promo CD mit 3 Stücken aufgenommen und uns bei verschiedenen Labels beworben, Massacre machten dann das Rennen.

(SM): Eure Scheibe schafft es meiner Meinung nach grandios die besten Momente des Power Metals mit einem Hauch von Progressiv Metal zu verknüpfen. Wie steht ihr zu diesem Vergleich? Markus: Klingt gut Ja. Zwar werden viele Bands immer nur als "progressiv" bezeichnet, sind aber eigentlich "komplex", in dem Moment wenn man die eigentliche Bedeutung des Wortes nimmt, nämlich "fortschrittlich" bin ich damit voll einverstanden. Wir versuchen halt die Songs grundsätzlich sehr eingängig zu gestalten, dabei aber auch viele Überraschungsmomente einzubauen, so dass die Stücke auch nach mehrmaligem Hören nicht ihren Reiz verlieren.

(SM): Wie habt ihr eigentlich Euren neuen Sänger Tobias Althammer "gefunden", der auf dem aktuellen Album wahrlich wie ein junger Gott singt? Vielleicht kann Tobias selbst etwas dazu sagen. Markus: (Den Tobi habe ich gerade leider nicht erreicht...) Wir hatten schon relativ lange nach einem Sänger gesucht, auch einige angetestet, leider schien einfach nichts so richtig zu passen. Unser Keyboarder kannte den Tobi, der bei einer Stuttgarter Hard Rock Band sang, aber was "härteres" machen wollte. Der Tobi hatte dann unseren Keyboarder angesprochen, ob er evtl. Lust auf ein Projekt hätte... schon war er verhaftet!

(SM): Welche Tourpläne habt ihr für die nahe Zukunft, um ´The Art Effect´ auch live entsprechend zu promoten, bzw. mit welchen Bands ward ihr in der Vergangenheit schon auf Tour? Markus: Tourpläne haben wir zunächst mal nicht. Wir würden liebend gerne eine Tour spielen, es ist aber nun mal heutzutage leider so, dass deine CD sich erst mal ordentlich verkaufen muss, bevor an eine Tour zu denken. Ist. Eine Tour kostet Geld, ein Label investiert halt nur dann, wenn es sich dementsprechend lohnt.

(SM): Das i-Tüpfelchen auf der Scheibe ist natürlich das starke Cover-Artwork. Wer zeichnet dafür verantwortlich? Markus: Scheint so, als würde das Cover entweder nur geliebt oder nur gehasst werden, andere Reaktionen scheint's tatsächlich nicht zu geben. Wir hatten über Monate im Netz nach einem passenden Cover gesucht und uns dann alle zusammengesetzt und uns gegenseitig unsere Vorschläge unterbreitet und abgestimmt. Nachdem dieses Cover das Rennen machte, haben wir den Künstler (ein deutscher Kunststudent) kontaktiert und die Rechte abgekauft. Vielleicht sollte man noch erwähnen , dass die Vorlage komplett in grün gehalten war und wir die Farben komplett verändert haben.

(SM): Der Sound lässt wahrlich keine Wünsche offen. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit mit Jan Vacik - welcher mir leider gänzlich unbekannt ist - im Dreamscape Studio in München? Markus: Wir hatten unsere Promo damals bei dem Jan aufgenommen (der Tobi kannte ihn), der Jan ist gleichzeitig übrigens Keyboarder bei "Dreamscape", der Prog Band aus München. Da die Promo damals schon toll klang war es für uns keine Überlegung, die vollständige Produktion auch bei dem Jan zu fahren. Die Aufnahmen machten wirklich wahnsinnig Spaß, der Jan ist ein unheimlich netter Zeitgenosse, der nicht nur einfach seinen Job erledigt sondern sich auch wirklich reinhängt. Ich bin mir sicher, dass er in naher Zukunft seinen Weg als Produzent machen wird, er ist einfach zu gut.

(SM): Von welchen Bands oder Musikern seht ihr Euch beeindruckt oder beeinflusst? Markus: Da rede ich jetzt einfach von mir. Im Metal Bereich sind das natürlich 80er Helden wie Titan Force, Agent Steel, Heathen, Gargoyle und diverse bekanntere Bands, ich kann mir aber auch modernere Sachen anhören, solange es einfach nur gut gemacht ist. Außerdem stehe ich auf 70er Prog Bands wie Yes, Kansas, King Crimson usw. und auch auf jazzigere Sachen wie z.B. das Mahavishnu Orchestra oder Instrumentalmusik wie beim frühen Mike Oldfield. Ich muss zugeben, absolut musiksüchtig zu sein und habe weit über 2000 CDs im Regal stehen, die Zahl steigt fast täglich...

(SM): Scheinbar ist der Power Metal (nicht zuletzt durch solch starke Veröffentlichungen wie ´The Art Effect´) wieder im Aufwind. Wie schätzt ihr selbst dessen momentanen Stellenwert ein? Markus: Was ich persönlich schade finde ist, dass viele Bands einfach überhaupt nicht eigenständig sind. Es gibt da unzählige Rhapsody und Helloween Kopien, die sich oft noch nicht mal durch's Cover unterscheiden. Trotzdem scheint es doch so, dass es auch viele neuere Bands gibt, die das gewisse etwas besitzen. Leider scheint es mir so vorzukommen, dass ausgerechnet diese Bands meist nicht zu den erfolgreicheren zu zählen sind. Ich denke der Durchschnittshörer ist mit seinen Kinderliedbands gut bedient und bemerkt oft nicht, dass er eigentlich Schlager mit harten Gitarren hört. Man sollte einfach mehr Bands eine Chance geben, es ist fast schon hinderlich, eigenständig zu sein.

(SM): Wie sieht es eigentlich im Grossraum Heilbronn mit der Metal-Szene und Auftrittsmöglichkeiten aus? Seid ihr zufrieden mit der dortigen Situation? Markus: Es existiert quasi keine Szene. Auftrittsmöglichkeiten sind so gut wie nicht vorhanden, es sei denn man organisiert selbst was. In Heilbronn finden nicht einmal regelmäßig Konzerte statt, äußerst armselig!

(SM): Leider kenn ich Eure vorherigen Alben nicht, jedoch geht aus dem Infoblatt der Plattenfirma hervor das ihr früher wesentlich komplexer bzw. progressiver ward. Wie kam es zu diesen Änderungen in Eurem Sound? Markus: Unser Debüt war keinesfalls komplexer als das aktuelle Album. Das letzte Album könnte diesen Eindruck erwecken, es ist aber eigentlich nur so, dass "Zero Poems" sehr vielschichtig war, was bedeutet es gab sowohl Stücke die evtl. im Power Metal anzusiedeln waren, als auch Songs die fast schon in die Prog Rock Ecke tendierten. Dadurch, dass die Produktion des letzten Albums auch eher auf die Keys als auf die Gitarren wert legte, entsteht schnell der Eindruck, es mit einem komplexeren Werk zu tun zu haben. Änderungen im Sound gab es höchstens dadurch, dass unser damaliger Sänger einer der Hauptsongwriter war und eher für die softeren Stücke zuständig. Im Prinzip entstanden zum neuen Album wesentlich mehr Stücke nur auf der Gitarre, deswegen wirkt das ganze eben härter uns etwas eingängiger, ich habe meinen Schreibstil aber keinesfalls verändert.

(SM): Letzte Worte von LANFEAR an unsere Leser bzw. die deutschsprachigen Metal-Fans? Markus: Vielen Dank, dass Ihr bis hierher gelesen habt. Gebt uns einfach mal eine Chance und hört in unsere CD rein, vielleicht gefällt's Euch ja. And be true to yourself!

(SM): Danke für die Zeit die ihr Euch für dieses Interview genommen habt, und ich wünsche Euch weiterhin solche brillianten Alben wie ´The Art Effect´! Markus: Ebenso großen Dank an Dich und an Dein Interesse, wir werden uns auch für das nächste Album Mühe geben um niemanden zu enttäuschen, CU!

(Pit Schneider, März 2003)