KING LEORC, 15.11.2013

Links:
www.king-leoric.de
www.facebook.com/king.leoric.wf

KING LEORIC gehören ohne jeden Zweifel zu den besten und beständigsten einheimischen Metal Bands der traditionellen Schiene der Marke MANOWAR, ACCEPT, IRON MAIDEN. Nach fast endlosen 8 Jahren hat die Truppe Mitte März diesen Jahres ihr neues Album 'Lingua Regis' wiederum in Eigenproduktion veröffentlicht. Und was soll man sagen? Wie schon die beiden Vorgänger ist auch diese Scheibe ein Festmahl für jeden Anhänger der Eingangs erwähnten Bands und verdammt noch mal satte 9 Punkte wert! Also bat ich Sänger & Bassist Jens Wunder zum Interview über eben dieses neue Album und weitere interessante Themen, wie die rätselhafte Reaktion diverser Schreiber von verschiedenen Metal-Online-Magazinen auf den Gig der LEORICS beim diesjährigen "Headbangers Open Air" ... doch lest selbst.

Schweres-Metall (SM): Hallo Jensi, wie gehts dir und wo hältst du dich momentan auf?
Jensi: Hi Pit. Mir geht es, neben den Zeichen der Zeit, ganz gut, Danke. Ich tummle mich in Equord, einem kleinen Dorf bei Peine. Dort wohne ich mit meiner Familie.

SM: Ich finde euer neues Album 'Lingua Regis' ist großartig ausgefallen, bzw. lässt das Herz eines Fans von traditionellem Metal höher schlagen. Wie fielen die weiteren Resonanzen der übrigen Metal-Presse bislang aus?
Jensi: Das ist diesmal durchaus unterschiedlich. Wir haben viele gute und sehr gute Kritiken bekommen, müssen aber auch immer wieder mal lesen, dass unsere neue CD großer Mist sei. Interessant ist es immer dann, wenn man feststellt, dass die entsprechenden Magazine bestimmte Bands und Labels besonders supporten, und andere Bands in Grund und Boden schreiben. Da weiß man dann immer gleich, woher der Wind weht.
Und wir polarisieren mehr, denn je. Es gibt nur "total geil" und "voll daneben". Sonst fast nichts.

SM: Wie lange habt ihr insgesamt an dem Album gearbeitet, wie lief das Songwriting ab und wieso hat es fast 8 Jahre gedauert einen Nachfolger zu 'Thunderforce' aufzunehmen? Hattet ihr keine Angst dadurch bei Euren Fans etwas in Vergessenheit zu geraten?
Jensi: Auf der CD steht "2007 – 2013", das klingt jetzt nach einer langen Zeit. Aber man darf dabei nicht übersehen, wie viele private und berufliche Klippen daneben umschifft werden mussten. Wir machen das halt nur nebenbei, als Hobby quasi. Da sind dann Krankheiten mit bei, Umzüge, gebaute Häuser, persönliche Tragödien… - und dann muß man auch noch die Termine so hinbekommen, dass was geht. Ganz abgesehen davon, dass auch was brauchbares dabei rumkommen muß …
Songwriting passiert bei uns immer mit der Fertigfutter Methode: Einer komponiert einen Song durch und schickt ihn als MP3 rum. Dann lernt jeder seine Takes und nächste Probe steht die Nummer. Glücklicherweise sind wir im Komponieren mittlerweile so weit erfahren, dass es keinerlei Diskussionen dazu gibt. Die Songs waren also schon vor dem Studio fertig.
Angst vor Vergessenheit? Hm, nö, hatten wir nicht. Wir waren ja live gut unterwegs. Und unsere Homepage hat das ja alles dokumentiert… :-)

SM: Mir sind auf Eurer Facebook-Seite zwei Meldungen aufgefallen: Erstens beschwert ihr Euch über die mangelnde Aufmerksamkeit seitens der schreibenden Zunft bezüglich dem neuen Album im Vergleich zu 'Thunderforce' v. 2005 und zweitens gab es offensichtlich einiges Pressegemecker anläßlich eures Gigs beim diesjährigen "Headbangers Open Air". Letzteres ist für mich unerklärlich, da ihr eine Bockstarke Liveband seid. Magst du etwas dazu sagen?
Jensi: Bezüglich der CDs läuft heute vieles anders, als noch 2005. Du bekommst alles als Raubkopie im Netz, insofern sind die Schreiber nur noch selten an direktem Kontakt interessiert. Da wird dann auch eher nach persönlicher Möge, als nach dem rezensiert, was einem per Post ungefragt auf den Tisch flattert. Zudem ist auch die Szene explodiert quasi, und es gibt sehr, sehr viele Bands, die via Homerecording mittlerweile auch alle einigermaßen gute CDs rausbringen. Die wollen alle besprochen sein, und dafür fehlt wohl die Zeit. Wir finden es ja nur blöd, dass die meisten sich gar nicht erst zucken, selbst wenn sie einen Silberling bekommen haben. Wenigstens eine Absage sollte drin sein.
Das HOA, ja, das war ein Spaß. Vor unserer Show, während unseres Aufbaus, haben schon etliche Fans unsere Songs gejohlt. Während der Show war durchweg Partytime, nach der Show beim Abbau ging das Singen weiter. In drei Stunden haben wir über 60 CDs verkauft, womit wir die bestverkaufendste Band des Billings waren. Ich würde so was als ziemlich guten Gig ansehen…

In der Presse kamen wir nicht so gut weg, das stimmt. Aber da bei den ganzen Magazinen ja nur gut ausgebildetes Personal arbeitet, welches ausschließlich objektiv Fakten vermittelt und sich niemals von der eigenen, persönlichen Möge oder gar den Vorgaben von sponsernden Labels leiten lässt, liegt es wohl eher daran, dass wir eine andere Definition von einem guten Gig haben.

Wenn Du es als unbekannte Amateurtruppe auf einem großen Festival in drei Stunden auf nur 60 verkaufte Einheiten bringst, dann bist Du halt ein langweiliger Lappen… :-)

Besonders interessant ist aber, dass die Fans in den Foren das total anders sehen. Dort sind wir für viele DIE Band des Festivals gewesen.

Egal. Schade nur, dass wir ausgerechnet vom HOA 13 kein Video haben…

SM: Von den neuen Songs fesseln mich vor allem die schnellen Kracher "Time Steals Your Days", "Awaiting Armageddon" & "Let It Loose", der großartitge dramatische Epik-Hammer "Lingua Regis", die atmosphärische Hymne "Final Rhyme" sowie der abschließene Hammer "Heavy Metal Sons". Welche neuen Songs liegen Dir besonders am Herzen und warum?
Jensi: "Father mine" habe ich 4 Wochen nach dem Tod meines Vaters geschrieben. Das erste, echte Trauergefühl steckt dort ganz tief drin, daher ist das meine besondere Herzensangelegenheit. Und bei "Final Rhyme" habe ich seinerzeit einen Kniefall vor Dio machen wollen, welcher mir eigentlich auch ganz gut geglückt ist. Das kommt nun, nach des Meisters Tod, natürlich noch viel stärker rüber. Überhaupt bin ich mit allen Songs sehr zufrieden, da ist kein Ausfaller drunter. Homogenes Album… :-)

SM: Am 08.02.2014 findet Euer Jubiläumskonzert zum 15jährigen Bestehen der Band in Gifhorn, im „H1“ statt. Was können Eure Fans dort erwarten?
Jensi: Natürlich wieder King Leoric bis zum Umfallen! Die H1 Shows bestechen immer durch ihre fast 3h Spielzeit. Dabei geht es in dem kleinen Club immer sehr familiär zu.
Es wird natürlich wieder Freibier geben, und sehr wahrscheinlich irgendetwas sehr Originelles, wie eine Verlosung oder so. Wir sind da sehr kreativ und spontan. Gelangweilt hat sich bei uns noch keiner… - jedenfalls nicht im H1 in GF.

SM: Gab es bislang eigentlich noch keine Label-Anfragen an Euch, oder wollt ihr bewusst "selbstständig" bleiben?
Jensi: Natürlich gab es Anfragen und Angebote. Aber man muß sich doch im Klaren darüber sein, was das einem bringt. Nen Vertrieb können wir momentan noch ganz gut selbst realisieren, auch wenn wir dann eben nicht bei Media Markt stehen (und verstauben). Die normalen Kunden bekommen wir übers Internet problemlos aktiviert. Das funktioniert. Da muß ich nicht die Kosten bei mir behalten und den Gewinn zu meinen Ungunsten aufteilen…
Und Label? Ja, schön und gut. Aber die fingen immer zu allererst damit an, an dem einen oder anderen Musiker und seinen Fähigkeiten dranrumzukritisieren. Das ist ja okay, aber wir sollten dann immer gleich eine Auswechslung vornehmen, und das kommt gar nicht in Frage. An der Konstellation der Band schraubt uns keiner dran rum, da verzichten wir lieber auf finanzielle Unterstützung. Außerdem sind wir mittlerweile auch privat und beruflich nicht mehr in der Lage, einfach alles hinzuschmeißen, und noch mal mit der Musik loszuziehen. Nur vom Ruhm wird nämlich keiner satt. In unserer kleinen, selbstständigen Welt ist es warm und kuschelig. Wir können eine schwarze Null vorweisen, freuen uns noch auf die Übungsabende, und können uns noch in die Augen sehen, weil unsere Kühlschränke andersweitig gefüllt werden. Und unsere Familien akzeptieren das so auch.
Von daher verzichten wir tatsächlich ganz bewusst auf sämtliche Business-Verpflichtungen. Befreundeten Truppen haben diese kleinen Deals jedenfalls kein Glück gebracht…

SM: Was waren für dich persönlich bislang die Höhepunkte in der Geschichte von KING LEORIC?
Jensi: Die Entwicklung der Musiker untereinander ist mit Sicherheit DER Höhepunkt. Als wir mit KING LEORIC begannen, waren wir vier Jungs unter 30, die Lärm machen wollten, egal, mit wem. Heute haben wir die 40 alle überschritten, sind verheiratet, haben Häuser und Familien. Einmal die Woche, und zwar zu festem Termin am Montag, treffen wir uns zur Probe. In diesen mehr, als 10 Jahren, die wir in dieser Besetzung Accy – Patsche – Nico – Jensi zusammenspielen, ist so viel passiert, auch privat. Das verbindet immens. Da ist die Probe nicht mehr nur Lärm machen, sondern eher wie ein Stammtisch mit den besten Freunden. Der Lärm ist dann die Krönung… :-)
So etwas kann man sich nicht kaufen. Das kann man sich untereinander nur verdienen. Durch füreinander da sein, durch Loyalität.
Dieser Zusammenhalt und diese Freundschaft sind das Größte, das wir durch die Band KING LEORIC erleben dürfen. Und dieses Umstandes sind wir uns sehr bewusst.
Natürlich sind auch viele Shows gewesen, die großartig waren, keine Frage. Das erste mal Italien, das erste mal England, dann Rockharz 03, HOA 13, HH 13, Berlin 13, Dresden 10, Helmstedt 11, dann die "Axes of Metal"-Tour mit unseren englischen und italienischen Band-Mates "Burn Thy Enemy" und "Unctoris", der Rock- und Pop-Preis und natürlich die Show auf meiner eigenen Hochzeit 2011… :-)
Ja, da rockte der Bräutigam persönlich das Haus… - zum Stolze seiner Frau…

SM: Bei welcher Band würdest du mit KING LEORIC gerne mal im Vorprogramm spielen wenn du die freie Wahl hättest?
Jensi: Iron Maiden, Santiano oder ZZ Top, sowie natürlich Metallica.

SM: Was steht für 2013 noch bei KING LEORIC an und welche Gigs sind für 2014 schon gebucht?
Jensi: Dieses Jahr geht es noch mal nach Berlin 06.12.13. Nächstes Jahr stehen dann 15 Jahre Jubiläum und das Swordbrothers an. Wahrscheinlich geht es dann noch mal nach Italien, da unser Freund Fabio da 40 wird. Ansonsten ist das alles noch in der Planung…

SM: Was hältst du eigentlich vom akutellen MANOWAR-Album „The Lord of Steel“, bzw. wie siehst du die Entwicklung v. Adams, DeMaio & Co. in den letzten Jahren? Ich meine mich zu erinnern dass du ein Fan dieser Band warst/bist.
Jensi: Ja, ich war und bin ein riesiger Manowar Fan. Ihre Musik hat mich maßgeblich mit beeinflusst, ich liebe ihre Alben. Sie waren und sind immer etwas besonderes gewesen, hatten immer ihre persönliche Note und ganz spezielle Macke. Ob das bis Mitte der 90er der brüllend laute, aber genauso klare Live-Sound war, das Groupie-Gehabe, ihre Krieger-Attitüde und so weiter. Und wo Manowar drauf steht, da ist auch Manowar drin…! Vor allem sind sie sich immer treu geblieben, und haben sich einen Dreck um die anderen geschert, die über sie gelacht haben.
Ob es dieser zig Live-DVDs bedurft hat, weiß ich nicht. Genauso kritisch sehe ich die Neuaufnahme der Battle Hymns. Die 'Gods Of War' empfand ich nicht als stärkstes ihrer Alben, aber die 'Lords Of Steel' klingt schon wieder weitaus besser. Klar, da sind viele Zitate von ihnen selbst mit bei, aber das stört eher weniger.
Alles in allem "Daumen hoch", auch wenn die Klassiker der 80er lange nicht erreicht werden. Aber das waren auch Überalben… :-)
Also: Manowar find ich gut!

SM: Jensi, ich danke Dir für dieses Gespräch!
Die letzten Worte gehören Dir…
Jensi: Hm, was soll ich sagen? Sich liebzuhaben ist besser als sich in die Fresse zu kloppen! Gefährlich, das zu sagen, den letzten der das tat, hat man ans Kreuz genagelt… Aber Recht hat er gehabt. Also Prost!

(Pit Schneider, November 2013)