JOE LYNN TURNER, 09.03.2005
Link: www.joelynnturner.com 


Auch das neue Album ´The Usual Suspects´ von Joe Lynn Turner, einem der besten und respektiertesten Sänger der Hard Rock-Szene, ist ein Pflichtteil für jeden Fan des Genres geworden.
Kurz bevor Joe zwecks Promotionaktivitäten nach Japan düste, bat ich ihn zum Gespräch.

Schweres-Metall (SM): Joe, dein aktuelles Album ´The Usual Suspects´ hat tolle Songs in der Tradition solcher Bands wie Rainbow & Deep Purple vorzuweisen, und ist meiner Meinung nach eines der Genre-Highlights des laufenden Jahres!
Wie lange hast du an dem Album gearbeitet?

JLT: Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, aber es waren wohl 6 bis 8 Wochen. Einige der Songs sind schon einige Jahre alt. Wir haben für dieses Album länger gebraucht als gewöhnlich, da wir in Home-Studios aufgenommen haben und so den Luxus hatten nicht dauernd auf die Zeit achten zu müssen. Wenn man für die Studioarbeit bezahlen muss kann es sehr teuer werden, deshalb versucht man immer so schnell wie möglich fertig zu werden.

SM: Der fantastische Opener „Power Of Love“, “Devils Door” oder "Ball And Chain" sind Klasse Songs. Wie beginnst du mit dem Komponieren und ist es Teamwork?
JLT: Es ist Teamwork! Manchmal haben wir für einen Song erst mal einen Titel, eine Melodie oder einige Songfragmente. Danach beginnen wir an den Teilen zu arbeiten und diese zusammenzufügen. Meistens schreibe ich die Texte und die Melodien. Danach nehmen wir die Songs als "rohes Demo" auf, dann beginnen meine Partner und ich die Songs genau auszuarbeiten. Oftmals unterscheidet sich der endgültige Song schon sehr von besagtem Demo. „Power Of Love“ zum Beispiel war wesentlich softer im Demo-Stadium, und klang dann letztendlich auf der fertigen CD doch wesentlich heavier.

SM: Woher beziehst du deine Inspirationen für die Texte?
JLT: Ich werde von persönlichen Erfahrungen ähnlich denen anderer Leute inspiriert. Ich beobachte das Leben um mich herum, und oftmals dienen diese Beobachtungen als Inspiration. Manchmal entstehen Songs aus Gesprächen die ich mit Leuten habe, wie z.B. "Really Loved", daß von einem Gespräch mit meiner Schwester inspiriert wurde. Ich fragte sie ob sie denn bereit wäre tatsächlich RICHTIG geliebt zu werden, auf dem Weg den sie einschlägt. Das war quasi der Katalysator für den Text dieses Songs. Ich denke viele Leute können dieses Thema nachvollziehen, über das ich mit meiner Schwester sprach.

SM: Das Cover ist sehr düster & mystisch ausgefallen. Wer hatte die Idee zu diesem Bild?
JLT: Darwin Foye, unser Grafik-Künstler kam mit einigen Ideen an, und wir wählten dieses Bild aus, da es den Albumtitel am besten reflektiert.

SM: Sind demnächst bei uns in Deutschland Konzerte von dir geplant, um die aktuelle CD zu promoten?
JLT: Es wäre großartig zurück nach Deutschland zu kommen! Die ganze Logistik um eine Tournee zu planen ist jedoch sehr kompliziert. Jetzt im Moment gibt es leider noch keine definitiven Pläne für eine Tour. Nun ja, das kann sich aber noch ändern. Am besten du behälst meine Website oder die meiner Plattenfirma Frontiers Records im Auge, die immer aktuell sind.

SM: Bist du zufrieden mit deiner Plattenfirma, und wie kam es eigentlich dazu daß du bei einem italienischen Label unter Vertrag bist?
JLT: Frontiers haben mich schon vor langer Zeit gefragt und wir haben uns damals für ihr Angebot entschieden. Sie verrichten einen tollen Job und wir schätzen ihre Arbeit sehr. So ja, wir sind zufrieden bislang, alles läuft gut.

SM: Wie kamst du eigentlich mit Glenn Hughes in Kontakt, was kannst du uns über ihn als Person erzählen und planst du weitere Alben (Hughes Turner Project) mit ihm in Zukunft aufzunehmen?
JLT: Glenn und ich trafen uns vor vielen Jahren und wir haben von Zeit zu Zeit immer wieder darüber gesprochen irgendwann zusammen ein Projekt zu starten. Als Person kann ich dir sagen daß er wie ein Bruder für mich ist! Er ist ein unglaubliches Talent in so vielen Dingen... ein toller Songwriter, sehr kreativ, künstlerisch, ein unglaublicher Sänger und exzellenter Bassist. Natürlich würde ich liebend gerne noch ein weiteres HTP Album mit ihm aufnehmen, aber momentan sind Glenn und ich sehr auf die Promotion für unsere aktuellen Alben bzw. Soloprojekte konzentriert.

SM: Wo lebst du eigentlich im Moment, und bitte erzähle mal etwas über die dortige Rock-Szene.


JLT: Ich lebe im nördlichen New Jersey, etwa 15 Minuten von Manhatten (New York City) entfernt. Die dortige Rock-Szene ist sehr dünn, wir haben einige Clubs wo Bands spielen und einige Showcase Clubs, aber es ist nicht mehr wie in früheren Zeiten... nicht wie damals in den 80ern.

SM: Was denkst du insgesamt über den Musik-Stil den auch du praktizierst. Ist es an der Zeit für ein großes Comeback des klassischen Hard Rock? Ich denke viele Leute wollen wieder "handgemachte" Musik mit Feeling, Kraft und guten Melodien hören. Vor allem nach dieser langweiligen Nu Metal Sache. Was denkst du über meine Meinung?
JLT: Ich danke dir für deine couragierten Worte und hoffe das du Recht hast. Ich hoffe deine Voraussage wird wahr werden! Ich denke einige der jüngeren Leute verlangen wieder nach Musik bei der die Musiker auch ihr Handwerk verstehen... gute Musiker und Sänger. Keine 1 Hit-Wunder. So sind meine Gefühle dazu.

SM: Von welchen Sänger bist du beeinflußt bzw. beeindruckt, und hattest du jemals Gesangsunterricht?
JLT: Ich hatte in meinen Anfangstagen einige Stunden Gesangsunterricht. Dies half und hilft mir immer noch sehr dabei meiner Stimme nicht zu schaden bzw. zu überstrapazieren. Besonders wenn man krank oder erkältet ist, was ja hin und wieder passiert, hilft dies ungemein.
Als Sänger haben mich so viele beeinflußt... unter anderen Glenn Hughes, Paul Rodgers, Lou Gramm, Steve Marriot, Greg Allman, Robert Plant, David Coverdale, Ian Gillan.

SM: Welche noch lebenden Personen würdest du gerne mal kennenlernen?
JLT: Zur Zeit habe ich da keine Favouriten, ich kenne so viele Leute ;-) !

SM: Joe, ich bedanke mich sehr für dieses Interview bzw. deine Zeit! Letzte Worde von Dir an unsere Leser bzw. die deutschen Hard Rock-Fans?
JLT: Ich danke Eurer Website und deinen Lesern aus tiefstem Herzen für die Unterstützung.
Ich liebe Euch alle und hoffe Euch bald zu sehen!

(Pit Schneider, März 2005)