HEADCRASH, 24.12.2013
Link:
facebook.com/headcrash101?fref=ts
Mehr Infos unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Headcrash_%28Band%29
Die deutsch-amerikanische Crossover-Band HEADCRASH wurde 1993 in Pirmasens gegründet. Bereits im gleichen Jahr schaffte man mit der ersten Veröffentlichung, der EP 'Scapegoat', den Sprung zur Szenegröße und konnte mit den Alben 'Direction Of Correctness' (1994) und 'Overdose On Tradition' (1996) noch einen drauf setzen. Letzt genannter Longplayer schaffte es in die deutschen Charts, wurde auch in den USA zu einem kommerziellen Hit und die Band spielte auf Mega-Festivals wie z.B. "Rock im Park", "Rock am Ring" und dem "Bizarre Festival". Diese Erfolge sind bislang beispiellos und unerreicht für einen Vertreter der Pirmasenser Musikszene. 1999 löste sich HEADCRASH auf. Ab 2002 kam man für einzelne Gigs noch einige Male zusammen, doch Ende 2013 wurden die ersten Weichen für ein ernsthaftes Comeback gestellt und am 8. März ist ein erstes Konzert im Pirmasenser Musikclub "Spirit" angekündigt. Also bat ich Herwig Meyszner, den Gitarristen der Band, zum Gespräch.
Schweres-Metall
(SM): Herwig, vor einiger Zeit wurde bekannt dass du die einst 1993 in Pirmasens gegründete und nationale wie international
erfolgreiche Crossoverband HEADCRASH reanimiert hast. Was waren die Gründe hierfür und wer von der letzten Bandbesetzung ist
ebenfalls mit an Bord?
Herwig:
Dass ich die Band "reanimiert" habe ist nicht ganz richtig. Allen Wright und Shane Cooper haben sich vor gut einem Jahr in
Kaiserslautern getroffen und die Idee geboren. Ich war zunächst skeptisch da wir in der Vergangenheit in vielen Dingen anderer
Meinung waren. Einige "Skype"-Sessions später musste ich aber zu meiner Überraschung feststellen dass wir gar nicht so weit
voneinander entfernt sind. Allen hat in der Zwischenzeit ein erfolgreiches Geschäft als Bandmanager und Tourneebooking Agentur
aufgebaut und Shane ein internationales Merchandising Unternehmen. Ich denke beide haben sehr viel über Geschäft und
Umgang mit anderen Menschen gelernt. Zudem hatte ich privat wohl das mieseste Jahr in meinem Leben und ich wollte eine
Aufgabe haben. Zu deiner Frage wer noch an Bord ist… eben Allen und Shane (die beiden Sänger). Orginal war ja nur noch Uli
(Ulrich Franke, Keyboards) dabei dessen programming ich allerdings übernommen habe. Wir konnten zudem mit Andy Lil einen der
besten Schlagzeuger Deutschlands gewinnen, Justin aus London (einer meiner wirklich besten Freunde der zudem noch ein
brillanter Musiker ist) und AK aus Colorado (Gitarre) machen nun HEADCRASH 2014 komplett.
SM:
Habt ihr schon neue Songs in der Hinterhand, bzw. ist ein neues Album geplant und werdet ihr euch stilistisch treu bleiben oder sind
Änderungen im Sound vorgesehen?
Herwig:
Jein kann ich dazu sagen. Alle Songs bekommen eine neue Dimension. Das Arrangement sowie das komplette programming der
Loops und Effekte macht aus den alten Songs ja schon fast neue Songs. Es werden auch fast alle alten Songs beim Konzert zum Zuge
kommen. Der Sound ist natürlich immer noch HEADCRASH (wir werden keine Popsongs spielen) denn schließlich mache ich die Songs ja
immer noch. Sie sind nur einfach so wie sie nun sein sollten - nämlich viel besser.
SM:
Sind außer dem Comeback-Konzert am 8. März weitere Auftritte geplant/bestätigt, eventuell auch auf diversen Sommer-Festivals?
Herwig:
Wir haben uns darauf geeinigt ein Konzert zu spielen und das exklusiv in Pirmasens und bei Peter Lorscheider, der nicht nur das
"Spirit" besitzt sondern mit dem ich auch freundschaftlich verbunden bin. Er ist einer der wenigen der in Pirmasens noch etwas für
die Kultur und die jungen Leute tut. Alternativ dazu wäre noch die "Rockkneipe Schwemme" gewesen. Ich ziehe auch vor ihm
(Inhaber Karl Staller) meinen Hut aber es wäre dort etwas zu klein gewesen. Nur so viel: Festivals sind angefragt und es besteht
Interesse. Wer würde sich schon "Rock am Ring" oder "Wacken" entgehen lassen?
SM:
Wie siehst du eure Chancen erneut so durchzustarken wie Anfang der 1990er Jahre und welche Veränderungen hast du
generell in der Musikszene im Vergleich zu früher festgestellt?
Herwig:
Nun ich habe HEADCRASH immer als ein Flugzeug auf der Startbahn gesehen das aber nie abgehoben hat. HEADCRASH war und ist
einzigartig und man weiß nie welcher Trend gerade oben schwimmt. Man kann nur Musik machen und nur erfolgreich sein wenn man
100% das macht was man kann und einem Spaß macht. Alles andere wie etwa zu sagen "Rammstein sind
gerade so erfolgreich so was machen wir auch" ist Zeitverschwendung. Bei uns war das damals so – wir haben HEADCRASH
gemacht und plötzlich gab es Rage Against The Machine, Limp Bizkit und natürlich alles was in Deutschland dann noch Rang und
Namen hatte. Wir durften immerhin ein Teil davon sein… und wir haben viel erlebt. Das "Musikgeschäft" heute ist leider von
Castingshows, Kurzlebigkeit und Verlustangst geplagt. Hinzu kommt, dass in den Plattenfirmen selten noch Musikfreaks sitzen
sondern BWL 1er-Abschlüsse. Es geht darum ein Produkt möglichst gewinnbringend zu verkaufen. Nicht dass das früher auch der
Fall gewesen wäre, aber wir hatten z.B. einen Plattenvertrag über 2 CDs mit 2 Optionen. Videodrehs und ein richtiges Budget
wurden bezahlt. Heute bekommt man 1 SINGLE!!! Flopt die bist du weg. Deshalb Casting, der Gewinner bekommt 1 Single die
geht auf Nr. 1. Dann noch eine bis nichts mehr geht, dann wird er weggeworfen. Das ist Verabscheuungswürdig und hat mit
Musik nichts zu tun sondern mit Geschäft. Wer würde daran zweifeln, dass eine Neuveröffentlichung von AC/DC ungefähr eine
Million an alten CDs verkaufen lässt? Hinzu kommt beispielsweise dass alle Musikclubs wie etwa Heidelberg "Schwimmbad" oder Berlin
"Kaack Club", allesamt Instiutionen, nun geschlossen haben. Die negativen Auswirkungen der Castingshows auf die Kultur kann man
gar nicht hoch genug ansetzen. Drittens die Musikindustrie kommt gleich nach der Politik (oder davor). Es geht um Macht und je
erfolgreicher die Bands werden um viel viel Geld. Ich werde mit Michael Halberstadt 2014 ein Buch unter dem Titel "Villenlos"
veröffentlichen. Da werde ich mal genauer ausholen als in diesem Rahmen.
SM:
Das Album 'Overdose On Tradition' von 1996 wurde auch in den USA ein Erfolg. Wo siehst du generell die Unterschiede zwischen
Deutschland und den USA was Musikhörer, also Fans und dem Musicbusiness im allgemeinen?
Herwig:
Grundsätzlich? Ich glaube es gibt keinen Unterschied. Obwohl man meinen sollte das man in den USA beispielsweise die Texte
versteht sind sie unwichtig geworden (zumindest der Masse) und zu einer "Lippensynchronisation" verkommen (oder wie sollte man
sich den unglaublichen Erfolg eines DJ Bobo anders erklären? "You don´t know what you don´t know I like the colour of the
rainbow…" (ich frage mich heute noch ob er damit den Hunger in der Welt anprangern wollte?) Die große Masse der Musikhörer ist
dumm, ganz einfach. Interessant ist es aber doch - so z.B. der Song „With Or Without You“ von U2: Toller Popsong, einfach und
doch ein guter Text. Ein Rezept für einen Welterfolg. Zur Musikindustrie hatte ich mich ja bereits geäußert.
SM:
Würdest du bitte deinen musikalischen Werdegang bis hin zu HEADCRASH erläutern?
Herwig:
Oh zu lange. In Kurzform: Gitarre gelernt, wollte mit 9 schon Rockstar werden. Dann alles ausprobiert in Pirmasens - nur Deppen
kennen gelernt (4 Ausnahmen) die den Song „Paranoid“ („Black Sabbath) bei der ersten Probe gespielt haben (das war immer
sogleich das AUS für mich), dann nach Kaiserslautern gegangen und brilliante Menschen wie Frank Rahm oder Jürgen Schattner
im „Thing“ kennengelernt. Diese waren damals noch in solch tollen Bands wie den Spermbirds oder der Walter Elf zugange.
Dann erste Tour mit der Walter Elf, Kontakte in ganz Deutschland geknüpft (legendär Auftritt 1992 im "Störtebekker" in Hamburg
mit anschließendem Steinewerfen auf die Polizei). Dann 1993 HEADCRASH gegründet.
SM:
Was waren deiner Meinung nach die Band-Highlights bis zur nun erfolgten Re-union?
Herwig:
Es gibt sehr viele… sicherlich die Tournee in den USA oder die Aufnahmen in San Francisco (3 Monate Hotel und essen gehen im
Restaurant alles bezahlt grins), aber noch vieles mehr. Auch die letzte Tournee 2006, die wir endlich als Freunde bestritten haben.
SM:
Wie viele Konzerte ca. habt ihr insgesamt zusammen absolviert und wo in Deiner Heimatstadt Pirmasens habt ihr damals gespielt?
Herwig:
HEADCRASH haben ca. 400 Konzerte gespielt (Shane hat ein Buch geschrieben dort ist jedes Konzert gelistet - der ist wahnsinnig).
"Park Kino", "Spirit" und "Quasimodo".
SM:
Gibt es irgendwelche lustige Anekdoten von Konzerten zu berichten an welche du dich gerne erinnerst?
Herwig:
Deshalb muss ich ein Buch schreiben, es gibt so viele und Mario Barth ist ein Waisenjunge dagegen.
Hier ein Auszug: Wir waren 1994 mit einer Band die "Boo Yaa Tribe" heißt auf Tournee. Alles
Samoaner, der leichteste wog 120 kg und die waren richtig böse, aus L.A. und dort aus Compton (kein Weißer geht in L.A.
nach Compten). Alle hatten Tattoos unter den Augen (eine Träne) für ihre Bandenmitglieder die auf "Death Row" (Todestrakt im
Gefängnis) saßen. Daneben die Bübchen aus der lieben Stadt Pirmasens. Was für ein Gegensatz. Sie hatten alle Namen wie King Rock,
Godfather oder Murder One und so taten wir es ihnen Gleich. Nico wurde „König Kiesel“, Uli wurde "Herrgott" und ich wurde
"Umbringer Nummer 1". Am ersten Tag der Tournee in Bielefeld hatte Nico sein Schlagzeug bereits vor der Bühne komplett
aufgebaut sodass nach dem Soundcheck von "Boo Yaa Tribe" der Umbau zügig von statten gehen konnte.
Godfather kam von der Bühne zu Nico und meinte "White boy give me a rythm". Der Bassist von "Boo Yaa Tribe" war auch der
Bassist von Herby Hancock (Jazz sehr, sehr gut). Godfather meinte "Cobra play some bass". Nico, zum Glück nicht wenig talentiert,
hat um sein Leben getrommelt hahaha…. Kurz darauf meinte Godfather: "White boy got the rythm!".
Was wenn er "den Rhythmus nicht gehabt hätte"?
Ich durfte sogar zum Barbecue nach L.A in Compton und keiner hat mich angefasst!
SM:
Was hältst du generell von der Metal-Szene in Pirmasens?
Herwig:
Kann ich leider wenig dazu sagen, denn ich bin raus "aus der Szene". Hätte ich etwas Schlechtes zu sagen würde ich es auch nicht
machen. Herrgott, wer bin ich auch. Jeder der sich in einen Proberaum stellt, etwas eigenes schafft, mit anderen etwas gemeinsam
erlebt und zwar kreatives, verdient meine Hochachtung.
SM:
Herwig, danke für das Interview! Die letzten Worte gehören dir...
Herwig:
Hmmm… ich empfehle jedem zum Konzert zu kommen auch wenn Mann/Frau nicht auf die Musik steht.
Wir werden jeden Cent in diese Produktion stecken mit einem geilen Sound, Licht und Projektionen werden wir diesen Abend
zu einem unvergesslichen Abend machen und das für uns und das Publikum. Sollten wir noch einmal berühmt werden so ward ihr
bei der "Zündung" dabei. Sollten wir es nicht werden dann wart ihr beim letzten Mal dabei, hahaha…
Wir haben bereits 200 Karten verkauft und ich empfehle jedem der sich mit dem Gedanken trägt zu kommen bereits vorab eine
Karte zu sichern (im "Spirit", im "Irish Pub" und demnächst in der "Unicorn Art Lounge")… je mehr wir vorab "einnehmen" umso toller
wird die Show.
(Pit Schneider, Dezember 2013)