FACTORY OF ART, 27.06.2002
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FACTORY OF ART aus Leipzig gehören mit Sicherheit zu den vielversprechendsten Progressiv Power Metal Bands aus deutschen Landen. Dies haben sie mit dem in kürze erscheinenden ersten vollständigen Lonplayer ´The Tempter´ - der vor innovativen Song-Ideen nur so strotzt (siehe Review) - eindrucksvoll unter Beweis gestellt! Doch lassen wir die Jungs gleich zu Wort kommen.

Schweres Metall (SM): Euer am 17. Juni offiziell erscheinender CD-Einstand bei CCP Records "The Tempter" hat mich absolut überzeugt. Wie sind die weiteren bisherigen Reaktionen auf das Album ausgefallen? FACTORY OF ART (FOA): Die "Hammer"-Redaktion mag es nicht sonderlich, ansonsten, soweit wir es schon wissen, können wir uns nicht beklagen. Einige sind regelrecht euphorisch, die allermeisten anderen gut bis sehr gut. Auch viele Leute aus unserem Bekanntenkreis, die die Scheibe schon (gehört) haben, reagierten durchweg positiv, wobei wir genau wissen, dass sie uns sehr wohl mitteilen würden, wenn ihnen die CD nicht gefiele. Wir haben also allen Grund, optimistisch nach vorn zu schauen.

SM: Erzählt doch bitte mal wieso es von der Mini-CD "Story Of Pain" aus dem Jahr 1999 bis zum aktuellen Highlight so lange gedauert hat. (FOA): Es gab verschiedene Probleme: Der gescheiterte Versuch, mit einem neuen Management zu arbeiten, die Pleite des ersten Studios (nachdem bereits die Hälfte der Aufnahmen im Kasten war), die uns zwang noch mal von vorn anzufangen, die erste Label-Bewerbungsrunde mit dem Dreitracker, die keine vernünftigen Ergebnisse brachte, der Aufnahmeprozess an sich, der sich inkleineren Schüben über einige Monate hinstreckte (weil wir nun mal nicht die Kohle haben, ein Studio durchgängig für einige Wochen zu buchen), der erneute Bewerbungsprozess mit dem fertigen Album, der den Kontakt zu CCP brachte. Bis der Deal in trockenen Tüchern war, verging natürlich auch ein bisschen Zeit, und dann braucht so ein Release eine nicht unerhebliche Vorlaufzeit für Promotion etc. Nicht zu vergessen, dass wir ja irgendwann auch die Songs schreiben und arrangieren, das Konzept ausarbeiten und uns um das Layout des Booklets kümmern mussten.

(SM): Wie schätzt ihr im Nachhinein den ersten Platz bei der "Unerhört2000"-Aktion in Bezug auf Eure Karriere ein? (FOA): Das war natürlich ein toller Achtungserfolg, mit dem keiner von uns ernsthaft gerechnet hatte und der uns in einer schweren Phase einen wichtigen Anschub gab. Die drei Gigs mit Destruction und Raise Hell, die daraus resultierten, gehören zu den absoluten Highlights der aktuellen Besetzung! (Wir hoffen, dass sich noch einige, die damals für uns gestimmt haben, an den Namen Factory Of Art erinnern, wenn sie jetzt ein Review lesen.) Es war aber auf keinen Fall so, dass daraufhin die Labels auf unseingestürmt wären und durch oben angeführte Probleme konnten wir die positiven Auswirkungen der Aktion leider nicht richtig nutzen.

(SM): Was mir an "The Tempter" besonders auffällt ist der gekonnte Wechsel bzw. die Verknüpfung von progressiven Elementen mit treibendem melodiösem Power Metal. Wie muss man sich den Songwriting-Prozess bei Euch vorstellen? (FOA): Meist hat einer eine Grundidee, die er dann allein oder mit einem zweiten schon ziemlich weit ausarbeitet, und der Feinschliff ergibt sich dann in derg anzen Band, wo der Track dann gewissermaßen factorysiert wird. Teilweisehaben wir oder einzelne von uns auch eine Songidee gezielt auf eine bestimmte Position im Konzept hin entworfen.

(SM): Wollt ihr Euch zukünftig mehr in die eine oder andere Richtung orientieren, oder die momentane Mischung beider Stile beibehalten? (FOA): Wir fühlen uns in unserem stilistischen Korsett recht wohl, hahaha ... Es ist aber nicht so, dass wir uns in dieser Hinsicht limitieren lassen. Für neue Ideen sind wir immer offen, Hauptsache, es passt. Darin erschließt sich unsere Auffassung des Begriffs "Prog". "The Tempter" ist also nicht als Vorgabe zu betrachten, sondern als Beginn einer Entwicklung.

(SM): Insbesondere die Songs "The Healing: Part II", "Story Of Pain" natürlich, und das klasse Instrumental "Temple Of Doom" konnten mich begeistern. Ersterer wegen dem Klasse Gesang von Petri in dem famosen Duett mit Gastsängerin Ulla Bräuer. Hattet ihr nach den Auflösungserscheinungen voreinigen Jahren eigentlich noch damit gerechnet noch einen solch guten Sängerin Euren Reihen begrüßen zu können? (FOA): Was heißt gerechnet? Man kann so was doch nicht planen ... Das war ganzeinfach Glück oder die Bestätigung der alten Bibelweisheit "Wer sucht, der findet." Nach dem Split der Band gab es Auditions mit verschiedenen Sängern von denen Petri über drei Ecken erfuhr. Sowohl er als auch der Rest der Bandwaren spontan der Meinung, dass er stimmlich und stilistisch in die Vorstellungen, wie es weitergehen soll, passte wie der sprichwörtliche Arsch auf den noch sprichwörtlicheren Eimer.

(SM): Wie entstand die Zusammenarbeit mit Ulla? Ist sie auch ansonsten in derMetal-Szene aktiv? (FOA): Der Kontakt entstand über unseren Keyboarder Ekky, der an der Leipziger Musikhochschule als Begleiter für Sänger arbeitet. Ulla ist sonst eher im Bereich Jazz und Soul zuhause, hat aber früher auch durchaus hardrockige Musik gemacht und passte stimmlich einfach hervorragend zu Petri und unseren Vorstellungen. Wir wollten auf gar keinen Fall einen Gothic-Zirp-Engel!!!

(SM): Eine Frage an Euren Sänger Petri: Welche Sänger aus dem Metal Bereich würdest du zu deinen Einflüssen zählen, und welche würdest du gerne einmalpersönlich kennen lernen? Petri: Mein frühester Einfluss war ganz sicher Ian Gillan (Deep Purple). Bruce Dickinson (Iron Maiden) war lange Zeit mein Gott. Jetzt mag ich Matthew Barlow (Iced Earth) oder auch Warrel Dane (Nevermore). Ich würde diese Herren eigentlich alle gern mal kennen lernen. Somit wäre die Frage nach den Supportacts für unsere Welttournee ja hinfällig. Hahaha...

(SM): Von welchen Bands / Musikern seht Ihr anderen Bandmitglieder Euch beeinflusst? Flecke: Steve Vai, John Petrucci (Dream Theater), Victor Smolski (MindOdyssey, Rage), Eddie van Halen, Paul Gilbert (Mr. Big, Racer X) Joe: Queensrÿche, Mark Knopfler (Dire Straits), Steve Vai, Billy Gibbons (ZZTop)Ekky: Purple, Whitesnake (Jon Lord!!!), Rainbow, Emerson Lake & Palmer,Dream Theater, Black Sabbath, Dio, Sieges Even, Devin Townsend, Billy Joel, Joe Jackson, Chick Corea, Death, Meshuggah, Marillion, Bal-Sagoth, Ark/JornLande, Prokofiev, Mussorgski, Sibelius, Debussy, Beethoven, Helge Schneider (echt jetzt) Ron: Geezer Butler (Black Sabbath, GZR), Rudy Sarzo (Quiet Riot, Ozzy,Whitesnake), Steve Dawson (Saxon), Cliff Williams (AC/DC), Cliff Burton & James Hetfield (Metallica) Ralle: Mike Portnoy (Dream Theater), Johan Langell (Pain Of Salvation),Richard Christy (Death, Control Denied, Iced Earth), Van Williams (Nevermore) aber auch Dave Weckl und Simon Phillips aus schlagzeugerischer Sicht. Bandtechnisch fühle ich mich momentan sehr von Pain Of Salvation beeinflußt.

(SM): Seid Ihr bislang zufrieden mit Eurer Situation bei CCP Records, bzw. wieschätzt ihr Euren Stellenwert dort ein? (FOA): Nun lass' mal die Kirche im Dorf, dazu können wir doch nicht jetzt schon wirklich etwas aussagen! Dafür sind wir noch zu kurz da. Was die bisherigen Promoaktivitäten angeht, können wir uns jedenfalls nicht beklagen. Da wir die erste Band unserer Stilrichtung bei CCP sind, sehen wir uns keinesfalls als fünftes Rad am Wagen sondern betrachten die Entscheidung, Factory Of Art zu signen, als durchaus mutig. Zwischen Band und Label herrscht ein regerund fruchtbarer Kontakt und auch die Tatsache, dass sie zu unserer Release-Party am 29.6. in der Moritzbastei zu Leipzig persönlich auflaufen werden, spricht für CCP.

(SM): Welche sonstigenTour-Aktivitäten sind für die nächste Zeit geplant? VomStil her wäre ein Package FACTORY OF ART/SUPERIOR in meinen Augen geradezu ideal. Kennt ihr die Kaiserslauterer Progressive Metal Band bzw. deren neues Album "Ultima Ratio"? (FOA): Geplant ist eigentlich nichts, zumindest was eine Tour angeht. Wir spielen jedoch immer mal wieder Einzelgigs oder Festivals, z.B. das 10.Oranienbaum-Festival am 27.7. Superior kennen wir leider (noch) nicht, abgesehen vom Namen an sich und einer Kritik im Rock Hard, aber danke für den Tipp! Mindestens einer von uns wird deinen Idealfall sicher unter die Lupe nehmen.

(SM): Wie schätzt ihr die Situation für Progressive Power Metal Bands momentan im allgemeinen ein? (FOA): Es ist nicht die Musik, um schnell damit reich zu werden, aber es gibt einen verlässlichen Kern von Fans , der auch nicht von heute auf morgen zur Volksmusik wechseln wird. Diese Leute muss man natürlich erst mal für sich gewinnen, denn sie sind zu recht sehr wählerisch. Was uns betrifft, ist das Problem, dass wir eher zwischen den Stühlen sitzen. Mit reinrassigem Power Metal (am besten mit 80er-Einschlag) würde es wahrscheinlich besser abgehen, aber da haben wir unsere eigenen Vorstellungen.

(SM): Wie sieht´s mit der Heavy Metal-Szene in Leipzig aus? (FOA): Bands unserer Richtung gibt es nach unserem Wissen nicht weiter, aber das heißt nicht, dass hier total tote Hose wäre. Eine der wenigen Bands, die es ein Stück weiter geschafft hatten, waren Think About Mutation, die es aber inzwischen nicht mehr gibt. Disillusion sind eine sehr gute junge Frickel-Death-Band, Toxic Smile sind eine sehr gute Prog Rock-Band, die in Korea einen Major-Deal haben, in Deutschland jedoch gar nichts... Wichtigist der gegenseitige Respekt, damit man wieder von einer "Szene" sprechen kann.

(SM): Was wollt ihr unseren Lesern bzw. den Metal-Fans an dieser Stelle noch mitteilen? (FOA): Zum Beispiel dies: Wenn ihr unser Album gekauft habt und euch näher mit dem Konzept beschäftigen möchtet, besucht unsere Website! (Und wenn beides nicht zutrifft: Besucht sie dennoch!) Falls ihr noch kein Weihnachtsgeschenk für eure Oma habt, kauft unser Album! Wenn es euch gefällt, schreibt uns nette, liebe Mails und empfehlt uns weiter!

(SM): Vielen Dank für das Interview. Ich hoffe die Sache hat etwas Spaß gemacht, und viel Erfolg für die Zukunft. (FOA): WIR haben zu danken. Für die Mühe, für die Beschäftigung mit uns und für die guten Wünsche.

(Pit Schneider, Juni 2002)