EVIDENCE ONE, 25.12.2005
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´Tattooed Heart´ der deutschen Vorzeige Hard Rocker Evidence One war zweifellos eines der besten Genre-Alben der letzten Jahre.
Nicht nur in unserer Redaktion sorgte die Scheibe für helle Begeisterung! Also war es höchste Zeit Carsten "Lizard" Schulz - den sympathischen Sänger des Fünfers zum Gespräch zu bitten.

Schweres-Metall (SM): Hallo Carsten, euer aktuelles Album „Tattooed Heart“ hat mittlerweile auch schon wieder 13 Monate auf dem Buckel. Arbeitet ihr mittlerweile an einem Nachfolger bzw. wann können wir mit diesem rechnen und bleibt stilistisch alles beim alten?
Carsten: Um ehrlich zu sein, ich kann noch gar nichts dazu sagen. Nachdem wir Mitte diesen Jahres mit Alice Cooper getourt waren, haben wir erst einmal eine Pause eingelegt. Robby kümmert sich gerade um das neue Frontline Album, und ich hatte in der Folge mit Domain eine Menge zu tun. Schaumer mal, alles ist möglich.

SM: Das Album ist nicht nur in unserer Redaktion super angekommen, sondern die gesamte Metal-Presse hat Euch mit sehr guten Kritiken überhäuft. Kam dies überraschend, oder habt ihr schon bei der Produktion des Albums geahnt dass hier eine Hammer-Scheibe entsteht?
Carsten: Natürlich hat man irgendwo ein Gefühl, aber eher, ob es die Scheibe wird, die man selbst machen will oder nicht. Was uns natürlich extrem gefreut hat war die Tatsache, dass die Scheibe vor allem von der klassischen Metal Presse extrem gut angenommen wurde. Damit konnten wir so nicht rechnen. Immerhin machen wir doch eine nicht gerade sehr moderne Art Musik, und unser erstes Album war doch lupenreiner Melodic Rock und hatte mit Metal nur recht wenig zu tun. Somit hat es uns natürlich extrem gefreut.

SM: Welche Tournee-Aktivitäten sind für das Jahr 2006 geplant?
Carsten: Ich hoffe, dass wir einige Festivals spielen können, aber ansonsten müssen wir uns zuerst einmal auf's nächste Album konzentrieren.

SM:Wie läuft das Songwriting bei Euch ab, ist die gesamte Band daran beteiligt oder gibt es ein typisches Songwriter-Duo?
Carsten: Es ist das Duo, und das ausgesprochen unkompliziert: Robby schreibt alle Songs instrumental und schickt mir die Demos, ich mache meine Lines und Texte drauf, und die Jungs spielen's später ein – das isses! Man muss wissen, das E1 eigentlich mal als Robby's Soloalbum geplant war, aus dem dann eine komplette Band wurde, von daher ist die Arbeitsweise logisch.

SM: Du bist ja nicht nur der Sänger von Evidence One, sondern auch bei Domain am Mikro. Welche Band geniesst für dich Priorität bzw. laufen beide Bands gleichberechtigt nebeneinander, und wie kriegst du das alles zeitmäßig unter einen Hut?
Carsten: Bisher problemlos, da beide Bands nicht wirklich spontan und gleichzeitig arbeiten, da kann man Vieles planen. Mal sehen, es laufen sogar Planungen, dass ich im nächsten Jahr zum ersten Mal auf einem Festival mit beiden Bands spielen kann. Das würde mich natürlich sehr freuen. Ich mache sehr viele Studiojobs und lebe zu einem Teil davon – naja, da versuche ich meine Zeit eben gut zu nutzen. Wichtig ist nur, dass beide Bands musikalisch nicht zu ähnlich sind, sonst würde es wenig Sinn machen.

SM: Seit wann wohnst du in Pforzheim, und was waren eigentlich damals die Gründe aus dem beschaulichen Zweibrücken (Rheinland Pfalz, saarländische Grenze) wegzuziehen?
Carsten: In Pforzheim wohne ich seit vier Jahren, vorher hab ich einige Jahre mein Dasein in München gefristet. Der Grund, aus Zweebrigge wegzuziehen waren seinerzeit meine Eltern. Ist nun auch schon über zwanzige Jahre her, aber mein Vater hat seinerzeit eine neue Stelle angetreten, und die Familie ist mitgezogen ;-)

SM: Wie hat dir das Festival (Axxis, Saxon, Saga u.a.) in der Schwarzwaldhalle in Karlsruhe gefallen, bei dem wir uns über den Weg gelaufen sind?
Carsten: Sehr, sehr gut! Ich war extrem positiv ob der Zuschauerresonzen überrascht. Es waren doch deutlich mehr Leute, als ich geschätzt hatte, und das ist sehr erfreulich. Es zeigt, dass auch bei uns in der Ecke Festivals und Konzerte dieser Art möglich sind, und ich drücke den Veranstaltern die Daumen, dass sie es auch im nächsten Jahr schaffen, das Festival durchzuziehen. Wäre schön, wenn es sich etablieren könnte.

SM: Hochmelodischer Metal den ihr spielt scheint wieder im Aufwind zu sein. Wie siehst du persönlich die Zukunftsperspektiven für diesen Stil, in welchen Ländern kommt ihr am besten an und seid ihr mit den Verkaufszahlen zufrieden?
Carsten: Wir sind zufrieden. Sicherlich ist immer mehr schöner, aber da wir leider erst recht spät mit der Platte getourt sind, und dann auch nur in Deutschland, kann man mehr auch nicht erwarten. Aber dennoch hast Du Recht, die Musik ist definitiv wieder im Kommen, siehe Edguy, das ist für uns natürlich extrem beruhigend.

SM: Wie siehst du die deutsche Metal-Szene? Hilft/ unterstürtzt man sich als Bands/Musiker eigentlich noch untereinander, oder gibt´s ab einem gewissen Status doch so etwas wie „Futterneid“?
Carsten: Wäre mir so nicht aufgefallen. Ich kenne soviele Kollegen, man fragt sich untereinander wegen Shows, Kontakten usw. Ich denke, dafür ist die Szene auch wieder zu klein, dass Neid angebracht wäre. Ich meine, erinnere Dich, wer uns beide vorgestellt hat! ;-)

SM: Seid ihr bislang mit Nuclear Blast zufrieden, und was gab eigentlich den Ausschlag damals bei diesem Label zu unterschreiben?
Carsten: Na, weil wir es konnten!!! :-) Blast waren unser absolutes Wunschlabel – es ist wirklich Tatsache, dass wir seinerzeit lediglich an Mat Demos geschickt hatten, naja, und dann hatten wir den Deal! Perfekt!

SM: Hattest du früher Gesangsunterricht, oder hast du dir deine beeidruckende Stimme selbst angeeignet?
Carsten: Ja, ich hatte mehrere Jahre einen Privatlehrer. In meiner Teenie-Zeit, als alle Gitarre oder Schlagzeug lernen wollten, hab ich mir eben einen Gesangslehrer gesucht. Ich hatte das große Glück, dass ich von Anfang an von meinen Eltern unterstützt wurde. Das hat sich ausgezahlt.

SM: In welchen Bands warst du vor Domain & Evidence One aktiv, bzw. wie bist du zur Musik gekommen?
Carsten: Die erste Band, mit der ich seinerzeit einen Deal unterzeichnen konnte, hieß Mr. Hate, ist fast zehn Jahre her. Wie ich zur Musik gekommen bin, keine Ahnung, aber mein Opa spielt mir immer wieder nervige Tonbandaufnahmen vor, auf denen ich mit rudimentärstem Englisch im Alter von drei (!) Elvis nachträllere... äh,... für weitere Infos www.carstenschulz.com da findest Du alles!

SM: Von wem bist du als Sänger besonders beeinflusst/beeindruckt?
Carsten: Das sind in erster Linie vier.
- Robert Plant: Ich hab zu meinem 18. Geburtstag einen Zep Bootleg geschenkt bekommen, und das war für mich die Initialzündung, es wirklich selbst intensiver mit Singen zu versuchen! Der Mann war einfach unglaublich und unfassbar innovativ.
- Jon Bon Jovi: War zu seinen besten Zeiten einfach der Archetypus des Rocksängers. Phänomenale Stimme, egal ob hart oder soft, extrem gutes Aussehen (erstaunlicherweise bis heute) und einer der besten Entertainer überhaupt.
- Ray Gillen (RIP): Der beste Hard Rock Sänger aller Zeiten, und für mich persönlich der Grund, dass ich mir selbst nen Gesangslehrer gesucht hab. Eine irre Range, aber leider viel zu früh von uns gegangen.
- Sting: Während die allermeisten Rocksänger ihre Lines aus dem Blues ziehen, mal härter, mal schneller, hat Sting sehr viele Jazz-Einflüsse verarbeitet, was seine Lines immer komplett außergewöhnlich hat werden lassen – hab bis heute Sting als Warm-Up auf den Ohren vor meinen Shows.

SM: Welche noch lebende Person(en) würdest Du gerne mal kennen lernen?
Carsten: Jennifer Aniston – muss ich mehr sagen???

SM: Carsten, ich bedanke mich für dieses Interview. Letzte Worte v. Dir an unsere Leser bzw. die deutschen Rock/ Metal-Fans?
Carsten: Gebt nichts auf Reviews, sondern hört's Euch selbst an und macht Euch ein eigenes Bild!!!

(Pit Schneider, Dezember 2005)