ENTERA, 13.05.2002
Link: www.entera.org

ENTERA sind eine reine Underground Band. Ob sich daran jemals was ändert ist fraglich, denn ihr Progressive Thrash ist vielen Leuten einfach zu progressiv, leider auch mir. Doch das Trio um Sänger und Bandgründer Carsten Lutter konnte in seiner bis jetzt 10jährigen Bandgeschichte auch schon ein paar treue Fans für sich gewinnen. Das neuste Machwerk der Truppe "Betrayal against Time" konnte bei uns zwar auch nur fünf Punkte abstauben, doch die Ehrlichkeit der Band und ihr eigenwilliger Stil sind auf jeden Fall ein Interview mit Sänger Carsten wert. 

Vielleicht möchtet ihr unseren Lesern erst mal einen kurzen Überblick über die bisherige Bandgeschichte geben.

Entera gibt es seit März 1990. Nach einigen Besetzungswechseln haben wir 1993 die Demo-EP "Crossing" aufgenommen und veröffentlicht. Danach ist der Drummer ausgestiegen und kurz darauf starb unser Gitarrist. Auch dessen Nachfolger Oliver Müller musste die Band kurz vor der ersten geplanten CD wegen gesundheitlicher Probleme verlassen. Das hat uns ein paar Jahre gekostet bis wir dann 1999 mit den Aufnahmen zur "Betrayal Against Time" CD angefangen hatten. 2000 haben wir diese dann veröffentlicht. Momentan sind wir gerade dabei die Aufnahmen für die nächste CD vorzubereiten. Diese wird dann so gegen Anfang 2003 veröffentlicht.

Wie bist du dazu gekommen ENTERA ins Leben zu rufen? Warst du vorher schon in anderen Bands aktiv? Wie bist du zum Metal gekommen?

Ein Freund - und späterer Entera Drummer - hat in einer Death Metal Band gespielt und ich habe die Jungs Live abgemischt. Irgendwann kam dann der Gedanke auch eine Band zu gründen. In anderen Bands war ich vor Entera nicht aktiv. Neben Entera gab es für mich immer jede Menge andere Projekte, die zum Teil Demos oder auch CD`s gemacht haben. Die wichtigsten: Corpse Grinding Machine; Grind Core (Demo), AMA; Punk (Demo) und Andabata; Death- Doom (CD) die zweite Andabata Scheibe ist gerade im Presswerk! Das erste mal habe ich mit 13 Metal gehört. Venom und Iron Maiden.

Woher kommt der Name "ENTERA"?

Der Name Entera kommt aus dem lateinischen und bedeutet soviel wie "aus dem Inneren".

Im Jahre 2000 habt ihr eure erste CD "Betrayal against Time" veröffentlicht. Wie waren die Reaktionen darauf? Konntet ihr viele Exemplare absetzen?

Die Reaktionen waren sehr gemischt. Es gibt sehr viele Leute denen unsere Sachen zu progressiv sind und demnach auch nichts damit anfangen können. Sie verstehen nicht, das wir uns nicht auf einen Stil festlegen. Wir wurden schon mit allen möglichen Bands verglichen z.B. Cannibal Corpse, Slayer, Rush, Dream Theater, Wishbone Ash, Cream... Andere wiederrum hat die CD sehr gut gefallen. Da wir die CD auch fast nur auf Gigs verkaufen haben wir erst 150 Stück abgesetzt.

Ihr pflegt ja einen sehr experimentellen Musikstil. Woher kommt dieser Stil? Hat die 1993 veröffentlichte EP "Crossing" auch so geklungen?

Unser Stil hat sich über die Jahre hin entwickelt. Ich höre mir gerne alte Platten von Queen an, besonders die progressiven Sachen wie "A Night At The Opera" und "Queen 2". Ich denke, das dadurch unser Stil mit geprägt wurde und natürlich durch die -leider- wechselnde Besetzung von den anderen Entera Musikern. Die EP "Crossing" war noch nicht ganz so progressiv wie die aktuellen Sachen. Der Gesang war auch noch mehr in Richtung Death-Doom Metal. Demnächst wird ein Ausschnitt der Single auf der Homepage zu finden sein.

Zum Thema Sound. Wenn ich richtig informiert bin, dann habt ihr "Betrayal against Time" live eingespielt. Also etwa in einem Stück und ohne technische Hilfsmittel?

Ja. Wir sind der Meinung, das jeder Musiker in der Lage sein sollte, seine Eigenen Songs fehlerfrei an einem Stück zu spielen. Also auch die Solos... Das einzige "Hilfsmittel" das wir benutzt haben war, das wir die Instrumente nacheinander eingespielt haben.

Warum bedient ihr euch nicht modernen Aufnahmetechniken, man muss es ja nicht übertreiben, aber ich denke ein paar Hilfsmittel hätten eurer CD gut zu Gesicht gestanden.

Ich denke, das eine Band auch am Sound erkennbar sein muss. Bei 99% der aktuellen Veröffentlichungen hat die Band einen "fetten produzierten Sound". Da wir aber lieber eigenständig klingen wollen und uns die alten Death Metal Demos vom Sound her auch besser gefallen, haben wir uns für diesen Sound auch entschieden. Das beste Beispiel, das eine fett produziert Scheibe schlechter klingt als der normale Sound ist die remixte Version von Annihilators "Never Neverland". Der differenzierte Sound von dem Original ist weg. Die Gitarren braten jetzt mächtig, aber durch den fetten Sound geht der Bass unter. Aber letztendlich bleibt es eine Geschmacksfrage.

Wie sieht es bei euch mit der Arbeitsteilung aus? Sind alle Bandmitglieder am Entsehungsprozess einer CD beteiligt? Wer ist bei euch für was zuständig?

Bei uns sind die Aufgaben aufgeteilt. Der Drummer kümmer sich um die Konzerte. Da wir momentan nur einen Aushilfsdrummer haben, organisiere ich das meiste. Die Songs werden gemeinsam im Proberaum ausgearbeitet, die Texte verfasse ich. Beim abmischen (Sound) einer CD sind natürlich alle Musiker mit dabei, den Rest inkl. Booklet mache ich dann selbst.

Woher kommen die Anregungen für Songstexte?

Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal, wie bei einem neuen Song ("Uneconomical") sind es persönliche Erfahrungen, dann Dinge gegen die man was unternehmen sollte, Misshandlung von Kindern, Krieg, Rechte Gewalt oder Umweltzerstörung. Auf der anderen Seite gibt es auch Fantasy Texte über einen Drachen der eine Stadt bedroht, oder lustige Sachen wie das Thema Haarausfall.

Du sagst ihr druckt eure Lyrics nicht ab, weil einige Leute gedacht haben der Song "Never Again" wäre rechtsgerichtet. Gäbe es nicht eine andere Möglichkeit den Leuten klar zu machen, dass der Song genau das Gegenteil aussagt, so dass man die Songtexte trotzdem abdrucken könnte?

Ich denke mal das die Erklärung im Booklet das deutlich macht. Ein weiteres Problem ist auch die Sprache, da wir einige Texte komplett in Latein schreiben. Da müsste also auch eine Übersetzung abgedruckt werden. Ausserdem sind manche unserer Texte so lang, das der Platz im Booklet nicht ausreichen würde. Aber vielleicht werden wir die Texte mit auf die Homepage aufnehmen.

Welche Inhalte haben eure Songs? Was wollt ihr den Hörern mit eurer Musik vermitteln?

Die Texte sind sozialkritisch, manche Lustig oder auch Fantasy. Der Text und die Musik sollen eine Einheit bilden und den Zuhörer zum nachdenken bringen.

Gibt es bestimmte Musiker, Bands oder Musikstile die ihr für eure Musik als Einfluss nennen könntet?

Aus meiner Sicht sind es Queen, Comedian Harmonists, Annihilator und Death.

Wie kommt es, dass ihr in eurer zwölf jährigen Bandgeschichte nur eine EP und eine CD veröffentlicht habt?

Die ersten drei Jahre hatten wir ständig Besetzungswechsel. Ich habe am Anfang auch nur gesungen. Erst vor der EP Crossing habe ich mit dem Bass spielen angefangen. Dann starb leider unser Gitarrist und sein Nachfolger musste wegen gesundheitlicher Probleme aufhören. Das hat uns natürlich ein paar Jahre gekostet. Wir wollen auch nur dann etwas Veröffentlichen, wenn wir zu 100% damit zufrieden sind.

1994 ist tragischer Weise euer damaliger Gitarrist Jürgen Peters gestorben. Darf man fragen woran? Was hat euch damals dazu bewegt weiterzumachen? Stand eine Auflösung der Band nach diesem Schicksalsschlag überhaupt zur Debatte?

Jürgen fand man aufgehangen an seiner Wohnzimmertür. Bis heute ist leider nicht geklärt, ob es ein Mord oder ein Selbstmord war. Über eine Auflösung der Band haben wir zwar nachgedacht, aber wir haben uns entschlossen weiter zu machen, da es Jürgen mit Sicherheit gewollt hätte.

Wie schon erwähnt seid ihr inzwischen seit zwölf Jahren als Band aktiv. Konntet ihr euch in dieser Zeit schon eine treue Fanbasis erarbeiten?

Ich denke schon, das wir eine treue Fans haben. Wieviel es sind, kann ich nicht genau sagen. Aber es gibt einige, die uns auf fast jeden Gig folgen.

Gibt es in eurer Region gute Auftrittsmöglichkeiten für euch? Seid ihr oft live zu sehen?

Die Auftrittsmöglichkeiten sind bei uns sehr begrenzt. Bei einigen Veranstaltern heist es im Vorfeld schon "Metal ist zu laut" oder wie seit Anfang dieses Jahres "Die Gema Gebühren sind zu hoch, wir machen keine Konzerte mehr". Wir spielen pro Jahr etwa 10 - 15 Gigs.

Ihr seid ja momentan noch eine reine Underground Band. Besteht die Möglichkeit, dass sich an diesem Zustand irgendwann mal was ändert? Steht oder standet ihr in Verhandlungen mit Plattenfirmen?

Interesse von Plattenfirmen gab es schon, vor allem seit "Betrayal Against Time". Da ich aber der einzige in der Band bin, der Profi Musiker werden will, werden wir wohl eine Underground Band bleiben.

Wie viel Zeit investiert ihr im Schnitt so in die Band?

Das ist sehr unterschiedlich. Wir proben min zwei mal pro Woche und jeder von uns übt täglich für sich. Bei mir ist es min. 1 Stunde pro Tag. Die Organisatorischen Sachen nehmen nochmal 1-2 Stunden täglich in Anspruch (Gigs, Homepage, Interviews...).

Was ist so für die Zukunft geplant, im Hinblick auf neue Veröffentlichungen, Touren und Auftritte etc.

Wir haben 9 Songs für die nächste CD fertig. Die Aufnahmen werden diese Woche beginnen, deshalb spielen wir dieses Jahr auch fast keine Gigs mehr.

Was möchtet ihr unseren Lesern an dieser Stelle noch mitteilen?

Dank und Gruß an alle Leser und Entera Fans. Aktuelle Termine usw gibts auf unserer Homepage: www.entera.org

Vielen Dank an Carsten und Entera für dieses Interview. Euch weiterhin viel Erfolg und wenig Haarausfall.

(Reiner Behling, Mai 2002)