ELVENPATH, 26.08.2002
Link: elvenpathmetal@hotmail.com 

Der Underground ist groß und unüberschaubar. Demos über Demos, Bands über Bands. Eine dieser Truppen sind die Melodic Power Metaller ELVENPATH aus Frankfurt am Main. Ihr Debüt Demo "2002" konnte mich zwar nicht restlos überzeugen (siehe Rubrik "Demos"), aber für eine junge Band ist die Scheibe schon eine ganz gute Leistung. Was die fünf sonst noch so in Planung haben, das verriet mir Gittarist Till.

Schweres-Metall (SM): Erst mal Glückwunsch zu eurem gelungenen neuen Demo. Ist es euer erstes? Till: Ja, "2002" ist unser erstes Demo. Wir haben es aufgenommen, um der Welt mal ein akustisches Lebenszeichen von uns zu präsentieren, so in der Art von "Hallo, wir leben, heißen Elvenpath, und das sind wir!".

SM: Wie waren die Reaktionen bis jetzt? Till: Überwiegend kam die Scheibe gut an, unter allen Rezensionen befand sich nur ein Verriss, ansonsten gefiel "2002" der Presse recht gut. Wir konnten auch bereits eine stattliche Stückzahl absetzen, über 300 Exemplare auf jeden Fall. Auch hier gab's kaum negative Reaktionen, im Gegenteil waren eine ganze Reihe Metalheads regelrecht begeistert von unserer Musik. Das ist schon verdammt cool…

SM: Sind die Tracks schon älter? Wie lange gibt es euch eigentlich schon? Erzählt doch mal kurz den Werdegang von ELVENPATH. Till: Gegründet haben wir uns 2001. Wir hatten vorher in verschiedenen Bands gespielt, und ich wollte schon lange traditionellen Metal machen, konnte aber nie die richtigen Leute finden. Als ich die Jungs dann nach und nach kennen lernte, war dieses Problem glücklicherweise gelöst, die Band besteht nunmehr aus Christian (b), Martin (d), Peter (key), Michael (g, v) und mir (g). Im März 2002 haben wir dann das Demo aufgenommen, um unseren Namen etwas bekannter zu machen. Die drei darauf befindlichen Songs sind zum Teil schon ein paar Jahre alt, aber wir schreiben ständig neues Material.

SM: Wie viele weitere Titel außer den dreien auf dem Demo befindlichen habt ihr in der Hinterhand? Ich denke mal das diese in die selbe Richtung gehen, oder? Till: Bislang haben wir noch fünf weitere Songs eingeprobt, fertig geschrieben sind noch mehr. Die Stücke sind natürlich ebenfalls purer Power Metal, allerdings sind sie um einiges ausgefeilter und abwechslungsreicher als die bereits veröffentlichten. Ich denke, unser Songwriting verbessert sich kontinuierlich, und die nächste Scheibe wird "2002" sicherlich um einiges übertreffen.

SM: Mit das beste an der Platte sind für mich die Soli, die so richtig schön nach den 80ern klingen. Überhaupt ist euer Stil recht traditionell ausgerichtet. Wie kam es dazu? War bei euch diese Richtung schon von vorne herein klar? Till: Dass Elvenpath nichts anderes spielen würden als melodischen Power Metal war von vornherein klar - mit dieser Zielsetzung wurde die Band gegründet. Power Metal ist eben unsere absolute Lieblingsmusik, auch wenn wir alle noch viele andere Sachen hören. Wir hatten nie vor, etwas vollkommen neues zu machen oder die Musik neu zu erfinden - wir wollten und wollen nichts anderes als geilen Melodic Power Metal zocken! Das liegt uns im Blut, daran hängt unser Herz, und das wird sich sicherlich auch nie ändern.

SM: Ihr bezeichnet euren derzeitigen Sänger nur als eine Notlösung. Ich persönlich bin mit der Gesangsleistung eigentlich ganz zufrieden. Warum seid ihr das nicht? Auch Rob Halford oder Bruce Dickinson waren zu Beginn ihrer Karriere noch nicht so gut wie zu ihren Hochzeiten. Till: Michael wollte eigentlich nie singen, er sieht sich selbst nur als Gitarrist. Er hat das Demo eingesungen, weil wir noch keinen Sänger gefunden hatten, er singt auch weiterhin, weil die Suche nach wie vor ergebnislos geblieben ist - aber er möchte lieber nur Gitarre spielen. Wir suchen weiter nach einem neuen Mikroakrobaten, aber so lange wir niemanden finden, wird Michael weiterhin singen.

SM: Was sollte ein neuer Sänger mitbringen? Till: Er sollte Ahnung vom Metal haben, auf unsere Musik stehen und ein sympathischer, unkomplizierter Mensch sein. Welchen Gesangsstil er hat, ist erst mal zweitrangig, so lange er zu unseren Songs passt. Es darf auch gerne eine Sängerin sein - Hauptsache unsere Musik wird von einer guten Stimme veredelt. Außerdem muss er/sie bereit sein, zweimal pro Woche zu proben und Zeit und Energie in die Band zu investieren, das tun wir schließlich auch.

SM: Es ist ja zur Zeit nicht mehr ganz so extrem wie noch vor kurzem. Doch auch jetzt noch wird der Markt mit melodischem Power Metal ziemlich überschwemmt. Wie groß seht ihr eure Chance aus dieser großen Masse hervorstechen und euch einen Namen machen zu können? Till: Es ist nicht einfach. Ich glaube auch nicht, dass diese Veröffentlichungsflut jemals ein End nehmen wird. Das spielt für uns aber keine große Rolle; wir machen unsere Musik, weil sie uns tierisch Spaß macht. Wenn sie auch noch anderen Leuten gefällt - prima. Wenn wir unser Leben lang im Underground bleiben aber CDs veröffentlichen und live spielen können, werden wir das genießen! Ich denke aber, dass wir durchaus das Potential besitzen, größer werden und zu einer bekannteren Band wachsen zu können, das meinten auch nicht wenige Rezensenten unserer CD.

SM: Wie oft bestreitet ihr Live Auftritte und wie sind die Reaktionen auf euch? Wie viele Zuschauer besuchen im Schnitt eure Gigs? Till: Wir haben vor zwei Wochen erst unseren Debütauftritt absolviert. Er war klasse - 98 Besucher, die überwiegend sehr zufrieden waren und gut mitgingen. Es hat etwas gedauert, bis wir unsere Musik auch live präsentieren konnten, aber mittlerweile sind wir bühnenreif und werden in Zukunft so oft auftreten wie möglich. Konzerte sind einfach das wichtigste im Metal - auf der Bühne beweist sich, ob eine band gut ist oder nicht. Also: kommt zu uns und lasst Euch überzeugen!

SM: Seid ihr mit der Underground Szene in eurer Region zufrieden, falls eine solche bei euch existiert? Wo kommt ihr eigentlich her? Till: Wir kommen aus Frankfurt am Main, und die Szene hier ist recht groß und gut - sofern es sich nicht um Power Metal handelt. Es gibt hier eine ganze Reihe Bands, und manche davon sind auch sehr gut, aber sie haben sich fast kollektiv härteren Stilen verschrieben. Die einzige Power Metal-Band neben uns sind Lightmare. Ich finde das schon etwas seltsam, denn wenn Gamma Ray oder Savatage spielen, ist die Bude immer sehr gut gefüllt. Die Fans sind also da, nur spielen sie selbst offenbar lieber Death Metal. Es gibt aber wie gesagt nicht wenige Undergroundbands hier, die auch oft auftreten, insofern kann man schon einer akzeptablen Szene sprechen.

SM: Ihr habt doch hoffentlich ein Album in der Mache. Wie weit ist es damit und was wird man von selbigem erwarten können? Till: Ein Album wird noch länger auf sich warten lassen. Wir wollen jetzt erst mal möglichst viele Konzerte spielen und im nächsten Jahr ein weiteres Demo aufnehmen, aber wie viele Songs sich darauf befinden werden, ist noch unklar. Auf jeden Fall wird es die stilistische Linie von "2002" fortsetzen - nur viel besser.

SM: Ist ein Deal mit einer Plattenfirma in Aussicht? Habt ihr diesbezüglich schon Angebote bekommen? Till: Bislang haben wir uns noch nicht um einen Vertrag bemüht, dafür ist es einfach noch zu früh. Wir müssen zunächst noch mehr und bessere Songs schreiben, viel live spielen und uns im Underground einen Namen machen, dann können wir bei Labels anklopfen, aber das wird frühestens nächstes Jahr der Fall sein.

SM: Welche Aktivitäten stehen bei euch in nächster Zeit so an? Till: Außer möglichst vielen Konzerten arbeiten wir momentan an neuen Songs und unserer Homepage, welche bis zum Jahresende hoffentlich fertig sein dürfte. Außerdem suchen wir weiterhin nach einem Sänger oder einer Sängerin. Ein zweites Demo ist dann für Frühling oder Frühsommer 2003 geplant.

SM: Wer sollte eure Scheiben kaufen und warum? Till: Alle die die letzte Maiden-Scheibe gekauft haben, damit wir endlich reich werden!!! JJJ Nee, im Ernst, wer auf guten Melodic Power Metal steht ist bei uns richtig. Wir bieten nicht gerade ein Übermaß an Originalität, dafür haben wir geile Songs, interessante Texte und sehen gut aus…und außerdem gehört der Metalunderground unterstützt!

SM: Was kotzt euch in der Metal Szene momentan so richtig an? Till: Es ist nervig, dass viele Leute neuen Bands kaum eine Chance geben. Sie bleiben lieber bei ihren angestammten Lieblingstruppen, auch wenn diese seit Jahren keine gescheite Platte mehr auf die Reihe kriegen, als dem Nachwuchs eine Chance zu geben. Lieber sich beklagen, dass Priest oder Metallica seit über zehn Jahren keine Gr0ßtaten mehr abliefern und trotzdem die Scheiben kaufen, als sich mal nach hoffnungsvollen neuen Bands umhören. Wobei man sagen muss, dass auf der anderen Seite sehr viele Fans den Underground unterstützen, wo sie nur können (Hails!!). Die unüberschaubare Veröffentlichungsflut, bei der man kaum noch weiß, wofür man denn nun seine Kohle rausschmeißen soll, nervt ebenfalls. Trotzdem wollen wir uns natürlich um einen Plattenvertrag bemühen und unseren Teil dazu beitragen…und das Schlimmste: seit die Hafenbahn dichtgemacht hat, gibt's kaum noch Metalkonzerte im Rhein-Main-Gebiet. Hey Veranstalter: hier gibt's noch andere Clubs und eine ganze Menge Metalfans, die verdammt noch mal nicht an akutem Metalmangel eingehen wollen!! Schickt Eure Bands her!!

SM: Wie wär’s mit ein paar netten Schlussworten! Till: Vielen Dank an Euch fürs Interview - der Triumph des Stahls sei mit Euch! Viele Grüße an alle Metalfans, die noch an den Underground glauben. Wer sich für unsere CD, Konzerte oder gar den Posten am Mikro interessiert, kann uns unter elvenpathmetal@hotmail.com kontaktieren. A mighty Metal Hail to you all!!

Ich bedanke mich, dass ihr euch die Zeit für uns genommen habt und hoffe dass wir in Zukunft noch von euch hören werden. Auf euer nächstes Demo und das Debüt Album bin ich jedenfalls schon sehr gespannt.

(Reiner Behling, August 2002)