DEAD SOUL TRIBE (Devon Graves), 29.07.2003
Link: www.deadsoultribe.com 

Nach dem letztjährigen Debüt ´Dead Soul Tribe´ gab´s Ende Juli mit ´A Murder Of Crows´ einen zünftigen Nachschlag der Band um ex-PSYCHOTIC WALTZ Sänger Buddy Lackey, der jetzt unter seinem richtigen Namen Devon Graves zusammen mit drei Österreichern Musik macht, die eigentlich jeden Fan progressiv ausgerichteter Musik in Verzückung versetzen sollte.
Das neue Album präsentiert sich als Weiterentwicklung des Debüts, dies wird besonders im Bereich Produktion und Songwriting mehr als deutlich.

Schweres-Metall (SM): Hallo Devon, kannst Du unseren Lesern bitte kurz Deine Band vorstellen?
Devon: Okay, sicher! Wir sind vier Leute. Adel Moustafa an den Drums, Roland Ivenz am Bass, Rollz Kerschbaumer spielt Rhythmusgitarre und meine Wenigkeit an der Leadgitarre, darüber hinaus singe ich auch noch und spiele Flöte.

(SM): Devon, warum bist Du nach Österreich gezogen?
Devon: Ich bin nach Österreich gezogen, als ich mit meiner letzten Frau, einer Österreicherin, verheiratet war.
Später, nach unserer Scheidung, blieb ich hier wohnen wegen der Band!

(SM): Kannst Du denn schon Deutsch sprechen?
Devon: Mein deutsch ist niecht no gut.

(SM): Als Du in Österreich warst und Dir die Idee kam eine neue Band aus der Taufe zu heben, war es da logisch für Dich auch mit Österreichern zusammenzuarbeiten?
Devon: [leicht ironisch] Klar war es logisch, es gibt ja schließlich nicht so viele Chinesen in Wien…

(SM): War es eine schwere Aufgabe für Dich so hochklassige Leute wie Adel oder Roland zu finden?
Devon: Es hat fast zwei Jahre gedauert, bis ich das Line-up komplett hatte!

(SM): Stimmt es eigentlich, dass Adel Moustafa nichtmal ein Drumkit hatte, als er bei Dead Soul Tribe anfing?
Devon: Ja, es stimmt! Er hat vor seiner Audition fast ein Jahr keine Note gespielt und dachte sogar daran nie mehr Schlagzeug zu spielen. Ich hatte bereits einen gut ausgebildeten Drummer, der übrigens zwei Drumkits besaß, als ich Adel das zweite Mal seine Snare spielen hörte war ich jedoch hin und weg… Ich hatte zuvor sieben Monate hart mit besagtem Drummer geprobt, jedoch habe ich das Gefühl gehabt, dass irgendetwas fehlte. Die nötige Power und Leidenschaft. Adel hatte zuvor noch nie von mir oder Psychotic Waltz gehört, als Test für sein Timing und seine Instinkte als Drummer spielten wir Songs wie "The Haunted" und er hat´s gepackt.
Sein Spiel hatte schon anfangs einen "künstlerischen Touch", er spielte mit sehr viel Power und Intensität.
Ohne jegliche Idee, wie sich der Song anzuhören hat spielte er einfach drauflos! Ich stoppte ihn nach der Hälfte und fragte: "Hey Mann, willst Du bei einer richtig guten Band mitmachen?"
Er lachte nur und nickte…

(SM): Ein Jahr nach der Veröffentlichung eures Debüts gibt es mit ´A Muder Of Crows´ ein weiteres großartiges Album. Was waren die Hauptunterschiede im Produktionsprozess beider Alben?
Devon: Sie entstanden beide auf nahezu identische Art und Weise in meinem eigenen Studio "Dead Soul Temple".
Der Unterschied bestand ganz einfach in der Erfahrung, die ich aus der Produktion des ersten Albums gewonnen hatte (es war damals beispielsweise mein erster Versuch ein Schlagzeug aufzunehmen).
Zudem kommt sicherlich hinzu, dass ich fürs neue Album bestimmte neue Equipment-Teile angeschafft habe, um Einschränkungen wie auf dem ersten Album zu vermeiden!

(SM): Der Sound des neuen Albums klingt viel besser: die Drums klingen zum Beispiel viel wuchtiger als auf dem Debüt, Du führst das auf Deine gewonnene Erfahrung zurück?
Devon: Ja, wie bereits gesagt gab mir die Erfahrung vom ersten Album eine Menge wichtige Einblicke wie ich das nächste Albumprojekt anzugehen hatte.
Die schwierigste Angelegenheit ist die Auswahl und die Platzierung der Mikrophone: ich habe mir dazu eine Methode ausgedacht, um den Sound an seinem "kräftigsten" Punkt zu lokalisieren. Ist dieser Punkt erstmal gefunden, geht das mit einem anständigen Gesamtsound fast automatisch.

(SM): Kannst Du bitte zu jedem Eurer neuen Songs ein Paar Worte verlieren?
Devon: Na ja, es wäre besser Euch eine Idee zu geben, wie die Songs miteinander verbunden sind.
Meistens verstehe ich die Songs als Warnung vor der heutigen Lethargie der Menschen den eingeschlagenen Weg stur bis ans Ende weiterzuverfolgen. Ich habe versucht mit den Songs die meisten Aspekte des modernen menschlichen Lebens abzudecken und stelle die Frage, ob wir bisher immer weise Entscheidungen getroffen haben. Ich möchte einmal folgende Frage stellen: Ist all das was wir in unserer Industrie, in unserer Technologie, in unserer Bildung und Wissenschaft geschaffen haben wirklich ein Fortschritt für unsere Welt, oder sollten wir dies alles eher als Rückstufung betrachten?
Bis jetzt hat die Menschheit doch nie wirklich etwas Spektakuläreres geschaffen als ohnehin schon existierte. Tatsächlich haben wir immer nur Dinge "ersetzt", die wir auch selbst zur Strecke gebracht haben…
Alles was wir zum leben brauchen haben wir doch schon!
Auf der Jagd nach den fundamentalen Dingen in unserem Leben, als da wären: Zufriedenheit, Freude und Erfüllung suchen wir an den falschen Stellen, dort, wo wir all das gar nicht finden werden!
Diese Dinge werden sich uns, ungeachtet aller Errungenschaften, aller Entdeckungen und aller Erfindungen, für immer entziehen!

(SM): Devon, Du bist der Kopf und der Hauptsongwriter von DST. Haben die anderen Bandmitglieder auch die Möglichkeit am Schreibprozess der Songs mitzuarbeiten?
Devon: Ich schreibe und produziere die Tracks. Wenn ich mal Zweifel an einer Melodie habe frage ich Adel. Wenn er nicht total begeistert ist, weiß ich, dass ich noch mehr Arbeit zu erledigen habe.
Ich frage die Band generell schon nach ihrer Meinung was die Arrangements angeht, aber ich habe folgende Philosophie: wenn ich selbst Zweifel an der Güte eines Songs, weiß ich, dass ich ihn verbessern muss, wenn ich nichts zu beanstanden habe lege ich den Song den Jungs vor.
Zu diesem Zeitpunkt ist der Song aber schon so gut wie fertig…

(SM): Bist Du beim Songwriting des neuen Albums von aktuellen Progressive Rock/Metal Bands wie etwa Tool beeinflusst worden und wie stehst Du zu neueren Gruppen wie beispielsweise Enchant, Dream Theater oder Spock´s Beard?
Devon: Ich liebe Tool, bin aber auch ein großer Tori Amos Fan. Obwohl ich heute überwiegend ein begeisterter "Student" und Fan der alten Hard Rock Bands und der ersten Welle der NWOBHM bin. Vor allem Led Zeppelin, Black Sabbath, Jethro Tull, Jimi Hendrix, Queen und Pink Floyd wären da zu nennen.
Es tut mir Leid, aber die neueren Prog Rock/Prog Metal Gruppen sagen mir eher nicht zu, denn das hat meiner Meinung nach zuviel mit Technik zu tun, es ist "Kopfmusik". Ich liebe Musik, die mich bewegt, die mein Herz berührt! Die Gruppen, die ich Dir genannt habe, haben alle einen Weg gefunden dies wieder und wieder zu schaffen, ohne sich in musikalische "Freiübungen" flüchten zu müssen.
Ich will mit dem was ich sage die Gruppen, die diese Musik machen hier nicht runterputzen, ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen, dass es nix für mich ist.

(SM): Der Titel Eurer neuen CD klingt sehr poetisch, kannst Du unseren Lesern bitte die Bedeutung erklären?
Devon: Im Zusammenhang mit der Bedeutung der Songverbindungen, den ich ja bereits beschrieben habe, ist die Krähe ein Symbol: Sie ist eine Erinnerung daran, dass wir eigentlich hier und jetzt im Himmel leben müssten.
Wenn Du Dir die Erde am Anfang vorstellen würdest, was würdest Du sehen? Bäume, einen Himmel, Gebirge, Blumen, Flüsse, Ozeane, Vögel usw., ich könnte jetzt noch endlos weitere Beispiele von dieser Schönheit, die uns umgeben würde, nennen. So weit das Auge reicht, würde man nur die Herzlichkeit der Person sehen, die diese Erde erschaffen hat.
Der süße Geschmack vieler verschiedener Früchte, die Wärme der Sonne und die Kühle eines Schattens. Wenn du hungrig wärst könntest du so viele Früchte essen wie du wolltest und wie auf den Bäumen wachsen, wenn du durstig wärst könntest du frei aus den Flüssen trinken. Das was ich beschrieben habe ist keine Theorie, es ist kein Tagtraum, nein: es ist die Erde, so, wie sie uns übergeben wurde!
Wenn wir aber die Augen wieder öffnen erwachen wir in einer harschen, kalten Welt, die WIR geschaffen haben, in einer Welt in deren Abhängigkeit wir nun stehen! Es ist so, als ob die Krähe, die uns in das oben beschriebene Paradies bringt, auf dem Weg ermordet wird. Schlimmer: ermordet von den vielen Seelen, die sie getragen hat!

(SM): Die Zeit zwischen zwei exzellenten CDs ist recht kurz, ist es sehr schwer Eure komplexen Songs innerhalb von nur 12 Monaten zu schreiben, oder hast Du auch älteres Material für A Murder Of Crows verwendet?
Devon: Ja, es ist schwer und natürlich sehr harte Arbeit in einer so kurzen Zeit viele Songs zu schreiben, aber trotzdem: das meiste ist neues Material. "Time", "Regret" und "Black Smoke and Mirrors" sind die alten Songs, die noch aus den letzten Jahren von Psychotic Waltz stammen.

(SM): Denkst Du schon an ein drittes Album?
Devon: Natürlich, ich schreibe ständig Songs. Irgendwie kommen ständig neue Songideen in meinen Kopf, aber das war schon immer so…
Nach ungefähr einem Jahr gibt es genug Material für ein neues Album, ich habe bereits jetzt wieder neue Songs fürs dritte Album!

(SM): Ist eine Tour in Planung, und wenn ja: wann kommt ihr nach Deutschland?
Devon: Wir hoffen, dass wir eine Tour machen können, aber momentan spielen wir nur Konzerte, die wir selbst organisieren.
Wir wurden gefragt, ob wir am 18. Oktober in Dortmund beim Westfalenfestival auftreten wollen, was ich sehr gerne machen würde, jedoch gibt es da eventuell einen Terminkonflikt mit einem anderen Konzert in Larissa (Griechenland). Wir versuchen aber gerade den Termin zu verlegen, um dann in Deutschland spielen zu können!

(SM): Bist Du zufrieden mit dem Support durch Euer Label InsideOut?
Devon: Sicher, ich bin sehr glücklich mit der Zusammenarbeit, die Dinge laufen gut und es wird ständig besser!

(SM): Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Devon: Es begann alles mit einer Empfehlung von Wolfgang Schäfer vom Rock Hard, er erzählte mir von InsideOut und ich dachte mir, dass es nicht schaden könnte, mal bei den Jungs anzufragen.

(SM): Gibt es Träume, die Du mit DST verwirklichen willst?
Devon: Ich möchte nur so viele Leute wie möglich erreichen. Ich möchte lieber ihre Herzen berühren, wie es meine Lieblingsgruppen bei mir geschafft haben, als Konzerttickets oder massenhaft CDs zu verkaufen! Das ist alles.

(SM): Kannst Du uns noch deine Top5 Playlist nennen?
Devon: Es gibt keine Top5! Jeden Morgen höre ich mir die erste Seite von Jethro Tulls "Benefit" an während ich meinen Kaffee schlürfe.
Nach fast 20 Stunden im Studio hast du abends einfach keinen Bock mehr die Stereoanlage aufzudrehen!
Zur Unterhaltung gucke ich meist Filme, am liebsten Komödien!

(SM): Devon, ich danke Dir für die Zeit, die Du Dir genommen hast!
Devon: Es war mir ein Vergnügen!

Maik Eifländer (Juli 2003)