DESTILLERY, 28.12.2001
Link: www.destillery.de

Den deutschen Metal-Fans erzählen zu wollen dass DESTILLERY zu den besten und hoffnungsvollsten Acts unseres Landes gehören, hieße "Eulen nach Athen zu tragen!" Dieses machten die Jungs auch mit ihrem aktuellen Album "Ferrum" (siehe Rubrik CD-Neuerscheinungen) wieder mehr als deutlich, klingt man doch inzwischen sehr eigenständig und hat wohl weitestgehend die ständigen IRON MAIDEN-Vergleiche zur Seite geschoben. Nun war es endlich an der Zeit die Band hier in unserem Magazin vorzustellen bzw. einige interessante Fragen anzubringen, die natürlich auch mir - als Fan der ersten Stunde - unter den Nägeln brannten. Florian Reimann - der sympathische Sänger von DESTILLERY - stand mir per E-Mail Rede und Antwort.

DESTILLERY (v. li. nach re.): Mark Brüdigam (Bass), Lars Janosch (Drums), Florian Reimann (Gesang), Roland Smigerski (Gitarre) u. Daniel Hartelt (Gitarre)

 

Schweres Metall (SM): Zuerst einmal möchte ich Euch zu der neuen Scheibe "Ferrum" gratulieren, das Teil ist tatsächlich ein Hammer des traditionellen Heavy Metal geworden. Zwar benötigte das Album - zumindest bei mir - einige Durchgänge, doch inzwischen hat sich `Ferrum´ in meinem CD-Player quasi festgekrallt. Wie steht ihr selbst zu dem Album bzw. seid ihr rundum zufrieden mit Songs und Produktion?

Florian: Wir haben uns auf das Ferrum - Album sehr gut vorbereitet und hatten zudem gute Vorraussetzungen sprich Achim Köhler (Primal Fear/Sacred Steel) als Produzenten. Wir freuen uns auf die bisher sehr positive Resonanz, und sind selber sehr zufrieden zumal der Sound diesmal so geworden ist wie wir ihn uns wünschten. Die Songs sind eingängiger geworden und haben jeder für sich einen eigenen Charakter, zumal wir an den Songs bis zum letzen Moment gearbeitet haben.

SM: Erzähl doch ´mal kurz wie eigentlich alles begann mit DESTILLERY.

Florian: Das fing vor ca. 6 Jahren an, als die Band sich formierte und anfing eigene Songs zu entwerfen. Später machten wir eine Mini-CD in Eigenproduktion, und diese lief auch über ein Mailorder, so dass sie letztlich unser Label in die Finger bekam und wir unter Vertrag genommen wurden und unsere Alben produzierten.

SM: Gingen Euch die ständigen IRON MAIDEN-Vergleiche - besonders zu ´Immortal Sun´- Zeiten - auf die Nerven, oder habt ihr dieses eher als Kompliment aufgefasst?

Florian: Anfangs waren wir über die Maiden-Vergleiche sehr erstaunt und freuten uns natürlich, aber später nervte es schon ein wenig, da wir nicht Maiden sind und auch als keine Kopie abgetan werden wollten, sondern unseren eigenen Stil entwickelten und man es als diesen auch erkennen sollte. Mittlerweile werden die Ansätze zwar noch mit Maiden verglichen,aber ich denke dass das so in Ordnung ist.

SM: Wie sieht es mit Tour-Aktivitäten für das kommende Jahr aus? 

Florian: Eine Tour denke ich würde der Band ganz gut tun. Trotz der grandiosen Plattenkritiken der drei Alben war es für uns manchmal auch zeitlich ein Problem - durch die Abschlußprüfungen in der wir steckten - überhaupt auftreten zu können. Auf Festivals kamen wir nur selten oder gar nicht unter. Wir möchten 2002 gerne eine Tour machen und führen diesbezüglich auch schon Gespräche mit unserm Label. Zur Zeit ist aber noch nichts konkret.

SM: Besonders beim zweiten Song des neuen Albums "Act Of Providence" ist mir aufgefallen dass Ihr inzwischen grossen Wert auf nicht mehr so schnellen aber dafür prägnanteren Gitarren-Sound und ausdrucksstärkeren Gesang legt. War dies eine natürliche Entwicklung als ihr die Songs geschrieben habt, oder hattet ihr zuvor schon im Auge die Geschwindigkeit zugunsten dieser grandiosen, eher mit Mid-tempo-bereich angesiedelten Kompositionen zu drosseln?

Florian: Da das Behind The Mask-Album insgesamt ein bisschen flotter war und der Ausdruck der Songs nicht ganz so rüber kam wir wir es uns dachten, hatten wir Spass an groovigen Parts die richtig schön rocken gefunden. "Act Of Providence" sollte eine größere Bandbreite ansprechen, und wir versuchen ein großes Spectrum mit den Songs abzudecken, so dass jedes Lied anders klingt und wirkt.

SM: Welche Bands bzw. Personen aus dem Heavy-Metal Berich haben Euch beeindruckt bzw. beeinflusst?

Florian: Das kann ich pauschal nicht so schnell beantworten, da jedes Bandmitglied seinen eigenen Geschmack was Musik angeht hat. Das deckt Bereiche von Jazz, Pop, Death, Doom, Hard Rock, Metal etc. ab. Die verschiedenen Einflüsse kompensieren sich dann im Proberaum, und da kommen wir dann sehr schnell auf einen Nenner und finden zusammen.

SM: Wie steht ihr zu den ganzen Nu-Metal Bands wie z.B. STAIND, NICKELBACK, LIMP BIZKIT, LINKIN PARK die momentan die Charts bevölkern?

Florian: So wie ich das beurteilen kann, spricht das niemanden von uns an. Nicht weil die Gruppen es geschafft haben ihre Musik kommerziell werden zu lassen sondern eher, wie bei
allen Bereichen der Musik, es auch eine Frage des Geschmacks ist.

SM: Florian, schon seit Eurer Debüt-Scheibe hat mich dein Gesang sehr beeindruckt. Hattest du jemals Gesangsstunden, oder wie wird man ein solch guter Metal-Sänger?

Florian: Vielen Dank!!! Nach meiner Gesangsausbildung werde ich oft gefragt. Ich hatte bisher keine Ausbildung, aber immer eine gewisse Vorstellung mit der Stimme zu experimentieren, und da haben mir die Jungs sehr viel Freiraum gegeben. So konnte ich zu meinem Stil finden. Durch probieren, proben und Spaß dabei haben.


DESTILLERY Live on Stage!

SM: Könnt ihr eigentlich schon von der Musik leben, ober geht ihr alle noch einem geregelten Berufsleben nach?

Florian: Davon leben würden glaube ich viele gern, aber davon sind wir einen Riesenschritt entfernt. Die Resonanz in Deutschland ist dafür nicht ausreichend und man müsste sich mehr auf das Ausland konzentrieren. Aber auch dafür braucht man die richtigen Leute, die uns dabei unterstützen würden und die entsprechenden Erfahrungen mitbringen. Momentan sind vier von uns berufstätig und einer studiert.

SM: Abschliessend möchte ich mich bei dir nochmals bedanken für die schnelle Zusage zu diesem Interview, was nicht bei jeder Band selbstvertändlich ist! Was möchtet ihr unseren Lesern an dieser Stelle noch mitteilen?

Das ist auch etwas, was ich schon oft hörte, dass Bands ihre Interview-Termine verschlafen, oder generell unzuverlässig sind. Wenn man nach vorne kommen will sollte man alles geben und selbst das reicht noch lange nicht aus. Ich bedanke mich für dieses Interview und wir würden uns freuen wenn die Leser uns mal unter www.destillery.de besuchen würden. Dort gibt es auch kostenlose MP3 Ausschnitte von allen drei Alben und weitere Infos, Fotos, News, Merchandise und vieles mehr. Einen guten Start im neuen Jahr an alle. Stay Heavy.

Florian, ich bedanke mir für die Zeit die du dir für uns genommen hast, und wünsche DESTILLERY für die Zukunft größtmöglichen Erfolg! See ya on Tour?!

Pit Schneider für Schweres Metall, Dez.01