ATLANTEAN KODEX, 15.11.2010
Link: www.atlanteankodex.de/ 

Die Epic Metaller aus dem Freistaat Bayern haben mit ihrem Debut Album 'The Golden Bough' tatsächlich eine der großen Überraschungen des Jahres abgeliefert. Davon zeugen "Album des Monats"-Auszeichnungen im "Rock Hard", "Heavy!", sowie hohe bis höchste Bewertungen in vielen anderen Metal-Magazinen. Bei uns reichte es zwar "nur" für eine 7 (von 10), aber trotzdem fragte ich bei Gitarrist Manuel Trummer nach dem Stand der Dinge.

Schweres-Metall (SM): Hallo Manuel, wie geht’s Dir u. wo hältst Du Dich gerade auf?
Manuel: Ich bin im Moment in Regensburg, habe Mittagspause und verspeise eine Leberkäse-Semmel mit süßem Senf der Traditionsfirma Händlmaier.

SM: Bitte stelle die Band doch mal kurz für unsere Leser vor.
Manuel: Wir sind Atlantean Kodex und spielen Heavy Metal. Die Gründungsmitglieder sind Kreuzer und ich. 2007 kamen Becker und Weiß hinzu und wir nahmen unsere 'Pnakotic Demos' auf. Kurz darauf tauchte Koch in unserem Proberaum auf und wir beschlossen, fortan mit zwei Gitarristen zu arbeiten. 2010 haben wir nun unser Debütalbum 'The Golden Bough' veröffentlicht.

SM: Wie waren die bisherigen Reaktionen auf Euer neues Album, bzw. seid ihr selbst vollkommen zufrieden damit?
Manuel: Die bisherigen Reaktionen waren fast ausschließlich sehr positiv. Wir sind sowohl mit den Reaktionen als auch mit dem Album vollkommen zufrieden. Wir hätten eher mit weniger positiven Reaktionen gerechnet und sind schon ein wenig überrascht.

SM: Wie muß man sich das Songwriting bei Euch vorstellen, bzw. wie lange habt ihr an 'The Golden Bough' gearbeitet?
Manuel: Die meisten Songs sind in ihrer Grundstruktur bereits mehrere Jahre alt. Wir arbeiten nicht konsequent an einem Song bis er fertig ist. Vielmehr haben sich die Stücke in den letzten Jahren natürlich entwickelt. Man hat hier eine Idee, die zu dem Song gut passen könnte. Dann hat man dort wieder eine Eingebung, wie der Song weitergehen könnte. Und so gewinnen die Lieder über einen längeren Zeitraum recht automatisch an Kontur.

SM: Welche Songs liegen Dir besonders am Herzen?
Manuel : "A Prophet In The Forest", weil er in mehrerlei Hinsicht eine persönliche Bedeutung für mich hat. Darüber hinaus "Pilgrim", weil es wahrscheinlich unser bester Song bislang ist. Dazu noch "Nepenthe" weil er in musikalischer Perspektive die Quintessenz unserer Musik beinhaltet.

SM: Wer v. der Band ist denn literarisch so bewandert den gleichnamigen Roman v. Sir James George Frazier musikalisch umzusetzen?
Manuel: Jeder einzelne von uns verfügt über ein Gehirn in der Größe eines Planeten. Es war uns ein Leichtes, dem Werk zu musikalischer Form zu verhelfen. Es ist ja keine "musikalische Umsetzung" im eigentlichen Sinne. Wir haben uns lediglich für einzelne Songs, z.B. "Pilgrim" oder "Temple Of Katholic Magick" von Frazers Ideen inspirieren lassen. Aber es ist kein Konzeptalbum. Vielmehr kreisen manchen Texte um einzelne Aspekte wie Religion, Magie, Folklore. Im Wesentlichen sollen sie einen stimmigen, mythischen Überbau für die Musik liefern, mit dem sich die Hörer nach Gusto auseinandersetzen können. Wir wollen niemanden belehren oder auf intellektuell machen. Wichtig ist, dass ein stimmiges Ganzes entsteht, damit in der Atmosphäre der Platte keine Brüche auftauchen.

SM: Machen sich die überragenden Kritiken (Album des Monats im "Rock Hard" u. "Heavy!" auch bei den Verkaufszahlen bemerkbar?
Manuel: Ja, die Kritiken lassen sich tatsächlich auch in den Verkaufszahlen ablesen. Wobei wir im Gesamten betrachtet, natürlich noch immer von sehr, sehr geringen Zahlen sprechen. Aber gemessen daran, dass es ein Debütalbum ist, kann man sicher zufrieden sein.

SM: Warum habt ihr beim italienischen Label "Cruz Del Sur" unterschrieben? Gab es keine guten Angebote v. deutschen Plattenfirmen?
Manuel: Das, und es gibt ab halt kaum guten deutsche Plattenfirmen. Ich wüsste nicht, welches halbwegs professionelle deutsche Label für uns in Frage käme. Cruz del Sur ist im Prinzip ein Underground-Label mit professionellem Vertrieb. Wir bekommen daher das beste aus beiden Welten - persönliche, direkte Betreuung, absolute Entscheidungsfreiheit auf allen Ebenen, aber gleichzeitig eine vernünftige Distribution und solide Abrechnungen. Es ist perfekt für uns. Der ausschlaggebende Grund war aber sicher die persönliche Bekanntschaft mit dem Labelbetreiber Enrico und die Tatsache, dass er im Moment die besten Heavy Metal-Bands unter Vertrag hat. Slough Feg, While Heaven Wept, Twisted Tower Dire, Pharaoh - hier fühlen wir uns wohl, hier wollen wir sein.

SM: Was sind die nächsten Pläne von ATLANTEAN KODEX, bzw. ist eine Tour geplant um das neue Album zu supporten?
Manuel: Nö, wahrscheinlich machen wir jetzt erstmal ein paar Jahre Pause, bis sich der Trubel wieder ein wenig gelegt hat. 2011 wird‘s zwei, drei Festivalauftritte geben, u.a. auf dem Hammer of Doom und dem Rock Hard Festival. Darüber hinaus gibt‘s keinerlei Pläne.

SM: Welche Bands/Musiker haben Dich beeinflusst bzw. beeindruckt?
Manuel: Die ersten vier Manowar-Alben, Bathorys "Twilight of the Gods", Solstices "New Dark Age" und Warlords "and the Cannons of destruction have begun..." sind sicher die wichtigsten Alben für mich und Atlantean Kodex. Im Prinzip aber auch alles von Manilla Road und Cirith Ungol, tonnenweise Bands aus der NWOBHM, wie Elixir, Persian Risk, Maiden, Pagan Altar, Traitor‘s Gate, Scarab, Cynic, etc. Dazu die großen Bands wie Venom, AC/DC, Motörhead und Black Sabbath, Thin Lizzy, britischer Folkrock und generell traditionelle Musik aus allen Teilen Europas von Island bis Malta. Hauptsache handgemacht und kein bescheuertes Image, dann passt das in den meisten Fällen.

SM: Manuel, danke für das Interview! Die letzten Worte gehören Dir...
Manuel: Vielen Dank für das Interview! Iä Cthulhu f‘thagn!

(Pit Schneider, November 2010)