ANVIL, 01.09.02
Link: www.anvilmetal.tk
 

ANVIL - die legendäre Band aus Kanada veröffentlichte vor kurzem das zwölfte Album ihrer nun schon über 20-jährigen Karriere. Und ´Still Going Strong´ überzeugt mich von der ersten bis zur letzten Minute mit großartigen Songs, charismatischem Gesang von Lips, endloser Power und natürlich absolutem Monster-Drumming von Robb Reiner! Nun ist es an der Zeit eine der wichtigsten Bands der gesamten Metal-Szene auch in unserem Magazin vorzustellen. Ich bin stolz darauf mit Lips - einem meiner "alten Helden" - dieses Interview geführt zu haben!

< von links nach rechts: Ivan Hurd (Lead Guitar), Robb Reiner (Drums), Lips (Lead Vocals, Lead Guitar) & Glenn Five (Bass, Backing Vocals)

Schweres-Metall (SM): Lips, als erstes möchte Ich dir mitteilen dass Ich seit den unglaublichen & legendären ´Metal On Metal´ & ´Forged In Fire´-Scheiben aus dem Jahr 1982 bzw. 1983 ein absoluter ANVIL-Fan bin, und es eine grosse Ehre für mich ist dieses Interview mit Dir zu führen! Die brandneue CD ´Still Going Strong´ beeindruckt mich auch sehr. Speziell die schnellen Songs wie "Sativa" und "Defiant" sind sehr stark geworden und erinnern mich an Eure Klassiker wie "Motormount" oder "Winged Assassins". Denkst Du es ist Zeit für ein Comeback des traditionellen Power/Speed Metal Stils? Lips: Ich bin mir nicht sicher, jeder hat diesbezüglich natürlich seine eigene Ansicht - aber wir sind schon dieser Meinung. Ich erinnere mich gerne zurück an meine Jugendzeit und die Art von Songs die Ich damals mochte und spielte, sowie die Dinge die Ich mir damals in Gedanken zurechtlegte. Das Feeling ist am wichtigsten!

(SM): Bist Du rundum zufrieden mit dem Sound bzw. der Produktion von ´Still Going Strong´? Ich persönlich vermisse den letzten Druck bei dieser Scheibe. Lips: Ich denke dass diese Produktion eine unserer besseren ist, und außerdem bin Ich der Ansicht das speziell der Gitarrensound alles übertrifft was wir bisher abgeliefert haben.

(SM): Die neue CD hat grossartige Kritiken in den bekanntesten deutschen Metal-Magazinen bekommen. Ist Europa und speziell Deutschland der wichtigste Markt für ANVIL? Lips: Ja, Deutschland ist ANVIL´s wichtigster Markt, natürlich auch weil unserer Plattenfirma hier ihren Sitz hat, und zudem kommen wohl 90% unserer Fans aus Deutschland.

(SM): Plant ihr demnächst eine Deutschland-Tour um das Album zu promoten? Lips: Es sind bislang keine Shows geplant. Aber natürlich halten wir Ausschau nach einer passenden Tour für uns, also wenn jemand einen Vorschlag hat dann lasst es mich wissen...ha, ha...

(SM): Bitte erzähle uns etwas über die Metal-Szene in Kanada, speziell in Eurer Region. Gibt es dort viele Clubs wo ihr Euren unglaublichen Metal spielen könnt? Lips: Nicht wirklich. Es ist sehr schwierig für uns in unserem Land Shows zu spielen. Wir spielen seit ca. 1 Jahr in unserer Stadt. Das Publikum ist sehr klein, und das nicht nur für ANVIL, sondern für Metal-Shows generell. Die größte Show in letzter Zeit zog gerade mal 2000 Leute an. Als MOTÖRHEAD in der Stadt spielten, traten sie dort auf wovon Ich dir eben erzählte. Ich werde Dir den Namen des Clubs aber nicht nennen, denn sie verdienen keine Erwähnung, da uns der Eigentümer etwas schlecht behandelt hat! Hier gibt es eigentlich keine Metal-Szene, die Leute dort denken Du wärst so eine Art Verrückter wenn man Heavy Metal hörst. In Kanada sind momentan Bands wie OUR LADY PEACE (?),TRAGICALLY HIP, SUM 41 oder NICKELBACK sehr populär. ANVIL`s Position im Musik-Geschäft ist im Vergleich zu den genannten Bands als unbedeutend zu bezeichnen.

(SM): Von welchen Bands oder Musikern seid ihr beeinflusst worden? Lips: Old School Power Rock, aus den 60er und 70er Jahren.

(SM): Das Schlagzeug-Spiel von Robb Reiner wird sehr respektiert und bewundert von Drummern und Fans aus aller Welt! Gab es eigentlich mal Angebote für ihn in eine grosse Metal-Band einzusteigen, bzw. was war für ihn der Grund nach wie vor bei ANVIL die Drum-Sticks zu schwingen (natürlich bin Ich sehr froh das Robb noch bei Euch ist)? Lips: Ich denke das Robb´s Gründe immer noch bei ANVIL zu spielen einfach zu erläutern sind. Erstens hat er zusammen mit mir die Band damals gegründet und ist natürlich auch eine treibende Kraft bei ANVIL. Außerdem kann er bei uns er selbst sein, und muss nicht irgend etwas tun was ein anderer von ihm verlangt. Zweitens wurde Robb nie von einer großen Band gefragt ob er bei ihnen einsteigen möchte (Unglaublich! Der Autor). Robb ist sehr schwer zu beeindrucken, speziell wenn es darum geht den guten alten Old School Stil zu spielen. Wenn ihm jemals ein Angebot unterbreitet werden würde, wäre er mehr daran interessiert was in die Songs integriert ist bzw. das Songmaterial an sich, als daran mit wem er zusammenspielen würde.

(SM): Lips, du bist wie ja schon eben erwähnt seit langer Zeit zusammen mit Robb die treibende Kraft in der Band. Erzähle doch mal wie ihr beiden Euch überhaupt kennen gelernt habt. Lips: Ich traf Robb bei einer Jam-Session 1972. Wir begannen zu spielen und realisierten schnell das wir die selbe Art von Musik lieben. ANVIL wurde erst viel später in´s Leben gerufen, aber generell gesprochen waren wir beiden schon damals zusammen mit einigen anderen Jungs aktiv. Anfangs spielten wir jeden Tag zusammen, schrieben Riffs und Songs. Wir hatten einen Bassisten - wenn man ihn überhaupt als solchen bezeichnen konnte - und waren eine klassische Drei-Mann-Band. Ich hasste es eigentlich zu singen, aber tat dies schon von Anfang an. Einige Zeit hatten wir auch einen Sänger, und es war auch für eine Weile okay, aber dann mussten wir auch den Bassisten auswechseln und der Nachfolger war einer meiner Kumpels aus frühester Kindheit. Unsere Band war wirklich gut. Wir spielten eine Menge Cover-Songs, aber wir hatten auch schon einige eigene Songs am Start. Einer dieser Songs steht auch auf der kanadischen Version unserer vorletzten ´Plenty Of Power´-CD, "Lef Behind" heißt dieser Track. Als wir 1977 erstmals als ANVIL zusammenkamen, spielten wir diesen Song auch, doch damals hiess er noch "Demon Queen" und wir kickten den Song nach einiger Zeit aus unserer Setlist, weil er einfach nicht zum damals üblichen Sound passte. Zu aller erst nannten wir den Song jedoch "Visions of NERAK" (der Name KAREN rückwärts buchstabiert), das war die Freundin unseres damaligen Sängers. Es gibt da noch einige dieser alten Songs die eventuell mal den Weg auf eine unserer CD´s finden könnten bzw. schon veröffentlicht wurden. Wir hatten einen Song namens "Thumbhang", der dann später "Winged Assassins" hiess (Highlight auf ´Forged In Fire´. Der Autor). Ich besitze immer noch sehr alte Aufnahmen einiger unserer frühen Gigs, und es ist wirklich erstaunlich. Beim hören realisierte Ich wie weit Ich eigentlich doch gekommen bin, und wie gut Ich schon damals als Jugendlicher war. Robb spielt ein Drum-Solo auf einem dieser Tapes, und Du würdest schwören es handelt sich um Ian Paice, Mick Tucker oder sogar Carmine Appice. Damals klang mein Gitarrenspiel wie jenes von Ritchie Blackmore. Es ist wirklich faszinierend zurückzublicken!

SM: Wo spielten Glenn (Bass) & Ivan (Lead Guitar) vor ihrem Einstieg bei ANVIL? Lips: Glenn spielte in einer Band namens EDGE UNKNOWN, und Ivan spielte zuvor in keiner anderen Band - genau wie Robb und Ich... ha ha...

SM: Ich danke Dir für dieses Interview bzw. die Zeit die Du Dir für uns genommen hast. Letzte Worte von ANVIL an unsere Leser bzw. die deutschen Metal Fans? Lips: Ihr könnt Euch glücklich schätzen, in Kanada ist der Metal tot.

Pit Schneider (August 2002)