Das Album des Monats Juli 2017

Interpret, Titel: WINTERSUN - The Forest Seasons
Medium: CD
Stil: Epic Melodic Death Metal
Erschienen: 21.07.2017
Label: Nuclear Blast (Vertrieb: Warner)
Link: facebook.com/wintersun   
Bewertung:
8,5 von 10 Punkten

Fast fünf Jahre haben WINTERSUN an 'The Forest Seasons', dem grandiosen 'Time I'-Nachfolger, gebastelt. Inklusive einer sehr erfolgreichen Crowd-Surfing-Kampagne um das angestrebte bandeigene Studio zu finanzieren. Letztendlich kamen hierbei mehr als 460.000 €uro rum (das gesetzte Ziel waren 150.000 €). Davon mag man halten was man will, aber das Feedback der Fans war enorm und was letztendlich zählt ist die Musik. Man kann es schon vorweg nehmen, diese ist zum ganz großen Teil wieder exzellent geworden.

Von der Band selbst gemixt und gemastert, lädt dieses Album den geneigten Hörer auf eine musikalische Reise durch einen mystischen Wald ein. Die Gesamtspielzeit umfasst bei vier ausufernd epischen Tracks rund 54 Minuten. Man benötigt schon ein halbes Dutzend Durchläufe damit sich einem das Gesamtkunstwerk komplett erschließt bzw. man dieses tatsächlich beurteilen kann. Da ich diese Hürde inzwischen genommen habe, kommen wir nun zur Mucke:

"Awaken From The Dark Slumber (Spring)" benötigt zunächst etwas um in die Gänge zu kommen und stampft minutenlang, für WINTERSUN-Verhältnisse doch recht monoton, mit Doublebass-Drums angetrieben, dahin. Ab dem Break bei Minute 6.20 geht´s dann jedoch instrumental, vom Melodienreichtum und dem fantastischen Arrangement qualitativ stetig bergauf. Mastermind Jari Mäenpää growlt herrlich drauf los und das Epos wird von einem grandosen Refrain gekrönt. (8,5 von 10).

"The Forest That Weeps (Summer)" ist zweifellos der absolute Höhepunkt der musikalischen Achterbahnfahrt! Vorangetrieben durch stampfende donnernd sowie vorbildlich satt und deftig klingend Drums entfalte dieses Werk all dass wofür WINTERSUN von ihren Fans so geliebt werden: Überbordernde Musikalität, fantastische Melodien inklusive einem in der Tat überirdisch guten Refrain und einem gottgleichen Arrangement plus superbem Background- und mächtigem Chorgesang. Das Ganze entfaltet eine Epik und Eigendynamik welche zweifellos hypnotisch zu nennen ist und auch in punkto Abwechslungsreichtumg absolut keine Wünsche offen läßt. Grandios! (10 von 10)

Bei "Eternal Darkness (Autumn)" wird es dann zu Anfang so richtig hart. Überfallartig mit Black Metal-Anleihen bestückt wird der Hörer quasi in den düsteren Wald hinein gezerrt. Eine depressive sowie tieftraurige Atmosphäre wird herauf beschworen, die einen zuerst gefanngen nimmt, dann fesselt und schließlich in einer schönen, melancholischen Klanglandschaft mündet. Insgesamt ist der 14-Minüter jedoch etwas zu vetrackt. Erst ab Minute 5 wird das Ganze etwas aufgelockert um ab Minute 11 wieder in härteste Death-/Black Metal-Gefilde abzudriften. (7 von 10)

"Loneliness (Winter)" beginnt mit traditionellen Folk-Melodien und ist der traurigste Teil von 'The Forest Seasons'. Dieser Part ist relativ langsam gehalten und enthält wohl die bis dato beeindruckendste und auch abwechslungsreichste Gesangsperformance von Jari Mäenpä, unterstützt von fast schon bitterliche Leadgitarren-Klängen. Superbe Melodielienen untermauern die melancholische Grundstimmung und WINTERSUN zaubern einmal mehr alles auf´s Parkett was anno 2017 im ureigenen Genre möglich ist. Beeindruckend! (8,5 von 10)

Dieses Album ist definitiv WINTERSUNs bis dato ambitioniertestes Werk, aber nicht das Beste. Insgesamt schätze ich 'Time I' etwas höher ein, weil melodischer, musikalischer einfach straighter auf den Punkt gebrachte und als Gesamtwerk runder daher kommend. Dieser Platte würde ich im Nachhinein auch einen halben Punkt mehr geben. Nichtsdestotrotz beweist Mäenpää einmal mehr das er zu den begnadedsten Songwritern der gesamten Metal-Szene zu zählen ist und WINTERSUN als Band und Einheit nach wie vor zu den innovativsten und spannendsten Metal-Acts gehören.

(Pit Schneider, Juli 2017)

Tracklist: 01. Awaken From The Dark Slumber (Spring) 14:41 02. The Forest That Weeps (Summer) 12:18 03. Eternal Darkness (Autumn) 14:08 04. Loneliness (Winter) 12:54