Interpret, Titel: MSG (MICHAEL SCHENKER GROUP) - Immortal
Medium: CD
Stil: Classic Heavy Metal
Erschienen: 29.01.2021
Label: Nuclear Blast (Vertrieb: Warner)
Link: www.michaelschenkerhimself.com
Bewertung:
7 von 10

Nach einer schwächeren Karrierephase gelang der Gitarristen-Legende Michael Schenker, Baujahr 1955, vor fünf Jahren mit dem Projekt MICHAEL SCHENKER FEST der Sprung zurück ins Rampenlicht. Nicht unerheblich hierbei der Deal mit dem Label-Riesen Nuclear Blast und seiner exzellenten PR-Maschinerie. Nur muss mir mal einer erklären wo jetzt genau der Unterschied zu MSG liegt. Denn meiner bescheidenen Meinung ist dieser absolut fließend und schließt ebenfalls einige Gastsänger mit ein. Alles in allem wohl eine clevere Promotion-Strategie um dem blonden Flitzefinger mit dem kultigen Namen MSG noch mehr Aufmerksamkeit zu bescheren. Oder etwa doch nicht? Schließlich steht der 40. Jahrestag als Solokünstler und 50-jähriges Jubiläum als Musiker an und demzufolge wurde der Name MSG nochmals ausgegraben ...

Eines muss man Schenker lassen: Ihn hat es noch nie ins Rampenlicht gedrängt, weder einst bei UFO noch bei den Scorpions. Ansonsten hätte er überaus lukrative und Prestigeträchtige Angebote wie den Einstieg bei Ozzy Osbourne (direkt nach Randy Rhoads Tod) oder bei Coverdale´s Whitesnake sicherlich nicht spontan ausgeschlagen. Ihm sind solchen Sachen nicht so wichtig. "Ich habe nie zurückgeschaut", stellt er trocken fest. Deswegen hat er auch erst sehr spät gemerkt, welchen Einfluss sein Gitarrenspiel in der Welt des Metal und Hard Rock hinterlassen hat. Superstars wie James Hetfield, Kirk Hammett, Dave Mustaine, Dimebag Darrell, Slash oder Kerry King nennen Schenker als großen Einfluss. "Im Kopf bin ich immer noch 16", erläutert der Flitzefinger und lacht. "Ich wollte nie Ruhm oder Erfolg. Ich war zufrieden, wenn ich mich wie ein Kind im Sandkasten mit dem beschäftigen konnte, was ich am meisten mochte. Ohne Konkurrenz, ohne Vergleiche, einfach die pure Freude an der Kreativität. Und das geht nun mal nicht besser als mit einer Gitarre. Sie ist einfach das beste Instrument, um etwas auszudrücken. Es gibt keinen vollständigeren Klang."

Kommen wir zu den beteiligten Musikern und Songs. Ronnie Romero, welcher mittlerweile bei Rainbow, Corleoni, Vandenberg, Sunstorm seiner Stamm-Band Lords Of Black und einigen Projekten hinterm Mikro steht hat drei Tracks eingesungen. Natürlich ist der Mann ein Top-Sänger mit tonnenweise Charisma in den Stimmbändern und weltweit sicherlich eines der größten Talente im Segment Melodic Metal, doch er singt mittlerweile gefühlt auf jeder dritten Veröffentlichung im genannten Segment. Somit verleiht er MSG sicherlich kein Alleinstellungsmerkmal oder hohen Wiedererkennunswert! Nichtsdestotrotz sind die 9-Punkte-Knüller "Knight Of The Dead" und "Sail The Darkness" die absoluten Höhepunkte auf 'Immortal'. Desweiteren sind Ralf Scheepers (Primal Fear), Joe Lynne Turner (Ex-Rainbow, Ex-Deep Purple) und Michael Voss (Ex-Casasnova, Mad Max) mit im Boot, wobei Scheepers den stärksten Eindruck dieses Trios hinterlässt, bzw. mit dem flotten Opener "Drilled To Kill" ein echtes Ausrufezeichen setzt! Die relativ sanfte Stimme von Voss passt meiner Ansicht nach nur sehr bedingt zu einem wuchtigen Banner wie MSG. Hier erwartet die Fan-Schar anderes als Power-Balladen wie "After The Rain" und "The Queen Of Thorns And Roses". Zu Turner fällt mir ein dass ich diesen wesentlich stärker in Erinnerung habe ... Nun ja, der Gute wird Anfang August auch schon siebzig ... Abgeschlossen wird die Platte vom Instrumental "In Search Of The Peace Of Mind", bei welchen Die-Hard-Schenker-Fans natürlich voll auf ihre Kosten kommen. Dies ist eine Neuaufnahme des allerersten Stückes, das er jemals geschrieben hat. "Dieses Stück habe ich in der Küche meiner Mutter geschrieben als ich 15 war", blickt er ein halbes Jahrhundert zurück und grinst breit: "Das Solo in diesem Stück ist so perfekt, da würde ich bis heute keine einzige Note ändern. Für mich ist es das wichtigste Stück der letzten 50 Jahre. Damit hat alles angefangen."
In den Background-Vocals sind zudem Schenkers ehemalige Sänger Robin McAuley, Doogie White und Gary Barden präsent. Die umfangreiche Instrumentalriege ist mit den Drummern Bodo Schopf (Eloy), Simon Phillips (Toto) und Brian Tichy (Whitesnake) überaus prominent besetzt, den Bass spielten Bary Sparks (Dokken) sowie Steve Mann (Lionheart; Ex-MSG) ein und Derek Sherinian (Black Country Communion; Ex-Dream Theater) griff in die Keyboard-Tasten. Also ist das neue MSG-Werk auch eher ein Projekt als eine echte Band, bzw. bin ich mal gespant wie Schenker diese Sache nach dem leidigen Lockdown auf die Bühnen bringen will...

Fazit: Ein echtes Bandfeeling will hier nicht wirklich aufkommen. Und nicht nur mir wäre ein richtiges Band-Line-Up (mit einem festen Sänger!) wie zu den goldenen MSG-Zeiten (1980 - 1983) wesentlich lieber gewesen als eine All-Star-Anhäufung der Marke Avantasia oder Ayreon. Dies hätte dann wohl auch ein wesentlich homogeneres Album zur Folge gehabt. Trotzdem bietet das von Voss top produzierte 'Immortal' drei absolute Hammersongs sowie exzellente Soli von einer Machart wie sie halt nur Schenker drauf hat. Wirkliche Ausfälle sind keine enthalten und trotz meiner Kritikpunkte (auf tätsächlich hohem Niveau) muss jeder Fan von Michael Schenker in diese Platte zumindestens mal reinhören.

(Pit Schneider, Januar 2021)

Tracklist: 01. Drilled To Kill (Gesang: Ralf Scheepers) 02. Don´t Die On Me Now (Joe Lynn Turner) 03. Knight Of The Dead (Ronnie Romero) 04. After The Rain (Michael Voss) 05. Devil's Daughter (Gesang: Ralf Scheepers) 06. Sail The Darkness (Ronnie Romero) 07. The Queen Of Thorns And Roses (Michael Voss) 08. Come On Over (Ronnie Romero) 09. Sangria Morte (Joe Lynn Turner) 10. In Search Of The Peace Of Mind (Instrumental)