Interpret, Titel: JAG PANZER - The Hallowed
Medium: CD
Stil: Traditional Heavy Metal
Erschienen: 23.06.2023
Label: Atomic Fire Records (Vertrieb: Warner Music)
Link: www.jagpanzer.com    
Bewertung:
7 von 10

Abermals mussten sich die Fans knapp sechs Jahre gedulden, um ein neuen audiophiles Lebenszeichen der US-Band aus Colorado Springs serviert zu bekommen.
Sicherlich gehören die bereits 1981 gegründeten JAG PANZER zu den unterbewertetsten Metal-Bands überhaupt, haben aber dennoch mit Alben wie 'Ample Destruction' (1984), 'The Fourth Judgement' (1997), 'Thane To The Throne' (2000) und 'Mechanizied Warfare' (2001) absolute Genre-Meisterwerke erschaffen, die heuer zweifellos Klassiker-Status inne haben.

Die neue Platte 'The Hallowed' ist ein Konzeptalbum und hebt sich etwas von den bisherigen Studioalben ab, denn die Story folgt des gleichnamigen Comic-Buchs der Band, welches Ende 2022 veröffentlicht wurde. Auch bei der Produktion ging man andere Wege als zuvor. So wurden Bass und Drums gemeinsam mit Schlagzeugikone Ken Mary (Alice Coooper, Fifth Angel, Flotsam & Jetsam) bei Sonic Phish Productions in Arizona) eingespielt, während die Gitarren und der Gesang in den SteamPunk Audio Labs (ebenfalls in Arizona) sowie den Hound House Studios (Colorado) aufgenommen. Sound-Guru Jim Morris mixte die Platte anschließend in den berühmten Morrisound Studios in Florida. Zu guter Letzt verpasste Maor Appelbaum (,Armored Saint Candlemass, Faith No More, Halford) dem Werk den letzten Schliff.
Man hat produktionstechnisch also nix dem Zufall überlassen, doch wie sind die Songs ausgefallen? Ehrlich gesagt habe selbst ich - als JAG PANZER-Fan der ersten Stunde - doch einige Zeit gebraucht um mit der Platte warm zu werden, was zuvor noch nie der Fall war... Ist der Einstieg mit dem flotten "Bound As One" noch Stoff in typischer Manier, so läuft mir das nachfolgende "Prey" mit seinen auf modern getrimmten Shouts noch immer nicht rein. Für Band-Verhältnisse zu monoton, zu sperrig und Stakkatoartig. Was soll der Scheiss? Fast genauso verhält es sich mit "Stronger Than You Know", das Stück klingt als wollte man verdammt noch mal viel zu viel in einen einzigen Song hineinpacken... Auch sind mir die Leadgitarren und Soli, bestes Beispiel das viel zu progressive "Edge Of The Knife" - insgesamt zu verfrickelt ausgefallen... Da ist Joey Tafolla schon ne andere Hausnummer als der aktuelle Saitenzupfer namens Ken Rodarte...
Kommen wir nun zu positiven Beispielen. "Ties That Bind" und "Onward The Toil" hingegen klingen genau so wie man sich diese Band um den nach wie vor unglaublich gut(!) singenden Harry "The Tyrant" Conklin wünscht. Ebenso verhält es sich bei den letzten drei Songs, die man am Stück durchlaufen lassen kann. Einst war dies quasi eine Trademark, ein Qualitätsmerkmal, dass man ein JAG PANZER-Album von vorne bis hinten an einem Riss durchhören konnte, ja gar musste!

Alles in Allem ist 'The Hallowed' immer noch ne empfehlenswerte Scheibe, aber ehrlich gesagt hätte ich nach fast sechs Jahren viel mehr von denn Mannen um Briody & Conklin erwartet. Doch das zu Grunde liegende Konzept forderte offensichtlich seinen Tribut, das heißt die Band ließ sich latent in ein Schema pressen und der Longplayer klingt einfach nicht rund und wie erhofft durchweg majestätisch. Noch vor vier Wochen war ich mir relativ sicher demnächst das Album des Monats Juni abfeieren zu können...
Anhänger der Band und Traditional-Metal-Maniacs sollten natürlich trotzdem reinhören und selbst entscheiden.

(Pit Schneider, Juni 2023)

Tracklist: 01. Bound As One (3:45) 02. Prey (3:27) 03. Ties That Bind (4:10) 04. Stronger Than You Know (5:05) 05. Onward We Toil (5:30) 06. Edge Of A Knife (6:05) 07. Dark Descent (5:45) 08. Weather The Storm (4:14) 09. Renewed Flame (5:14) 10. Last Rites (9:51)