Interpret, Titel: BLACK STONE CHERRY - The Human Condition
Medium: CD
Stil: Southern-/Blues-/Hard Rock
Erschienen: 30.10.2020
Label: Mascot Label Group (Vertrieb: Rough Trade)
Link: www.blackstonecherry.com   
Bewertung:
7,5 von 10

Die 2001 im US-Bundesstaat Kentucky aus der Taufe gehobene Southern-Rock-Band BLACK STONE CHERRY hat sich spätestens mit dem 2011er Album 'Between The Devil & The Deep Blue Sea' fest in der Szene etabliert. Wie schon die beiden Vorgänger heimste die Scheibe ne silberne Schallplatte im UK ein, wo die Truppe offenbar die größte Fan-Schar vorzuweisen hat.

'The Human Condition' wurde kurz vor dem weltweiten Corona-Lockdown fertiggestellt und die darauf enthaltenen 13 Songs sind überaus emotional aber auch sehr hymnisch ausgefallen.
"Während der Aufnahmesessions spürten wir regelrecht die Angst vor dem Unbekannten – es war eine beängstigende Zeit", erinnert sich Schlagzeuger John-Fred Young. "Jeder Song auf diesem Album erzählt eine Geschichte über die Erfahrungen die wir alle so machen – über unser Glück, unsere Anstrengungen und wie wir uns immer wieder neu anpassen müssen.“ Das Album startet mit den Textzeilen: "People, people your attention please, I need to tell you about a new disease" (aus "Ringin’ In My Head"). Der Song wurde vor 4 Jahren komponiert, fängt aber die ganze Hysterie um den COVID-19-Ausbruch kraftvoll ein. Bei "Push Down And Turn" nutzen BSC meisterhaft den Raum um eine vernichtende Metal-Dynamik zu erzeugen. Dieser mitreißende Song ist wirklich ein "Human Condition" Song, da er von psychischer Krankheit handelt, und dafür plädiert mutig zu sein und eine Behandlung in Anspruch zu nehmen, sollte man Probleme haben. "Ich leide an manischen Depressionen und habe starke Angstzustände. Mit diesem Song möchte ich vermitteln, das es in Ordnung ist, zu einem Arzt zu gehen und über diese Probleme zu sprechen. Es ist keine Schande und man wird deswegen auch nicht stigmatisiert", teilt Sänger & Gitarrist Chris Robertson mit.
'The Human Condition' wurde im März 2020 in den Monocle Studios von Bassist Jon Lawhon aufgenommen und von der Band selbst produziert. Die Band brachte 4 Songs mit ins Studio, schrieben dort neue Songs und nahmen zusätzlich einige ihrer unveröffentlichten Favoriten auf. Die Produktion und Performance auf diesem Album gehören zu dem Besten was Black Stone Cherry je abgeliefert haben. Zum ersten Mal entschied sich die Band dafür die Basics mehrspurig aufzunehmen, anstatt sie live einzuspielen. Jedes Band Mitglied musste lange anstrengende Aufnahmesitzungen durchlaufen, um das kollektiv gewünschte Endresultat einer epischen Aufnahme zu erzielen. Das Ergebnis ist atemberaubend – die Grooves fühlen sich organisch an, die Riffs sind wuchtig und die Hooks strahlen durch jeden Songs. Gitarrist und Sänger Ben Wells ergänzt: "Wir haben die Verstärker bis an den Anschlag aufgedreht, das Schlagzeug kickt dir ins Gesicht und wir haben ein paar schöne schwere Gitarrenriffs rausgehauen. Nach 19 Jahren und 7 Alben wollten wir beweisen, dass wir es immer noch drauf haben. Dieses Album fühlt sich wie eine Wiedergeburt an."
"Wenn ich mir das Album nun anhöre, spüre ich all diese unterschiedlichen Emotionen", sagt Jon Lawhon. "Wir haben als Teenager angefangen und besonders jetzt stelle ich fest wie das Leben so seinen Lauf genommen hat. Während all dieser Zeit ändern sich deine Vorlieben und auch deine Perspektive, aber eine Sache die sich nicht geändert hat, ist unsere Verbindung als Freunde.“ Chris bestätigt: "Dies ist eine Bruderschaft. Es ist erstaunlich, immer noch mit allen vier Gründungsmitgliedern zusammen zu sein, und trotzdem noch inspiriert zu werden. Auf 7 weitere Alben und weitere 19 Jahre!"

Den Statements der Musiker kann man sich uneingeschränkt anschließen, denn selten klang BLACK STONE CHERRY frischer, fokusierter, songdienlicher und hymnischer in ihrem Bemühen groovenden Hard Rock mit Blues- und Southern-Rock-Elementen optimal zu vermengen. Und das Ganze wird von Chris Robertson, einem der am kernigsten klingenden Sänger der Szene garniert.
Als Anspieltipps lege ich euch den starken Opener "Ringin' In My Head", den Ohrwurm "When Angels Learn To Fly", die Riff-betonten "Live This Way" und "Ride" sowie "Some Stories" ans Rocker-Herz. Auch die exzellente Interpretation des einstigen E.L.O.-Hits "Don´t Bring Me Down" kann absolut überzeugen.
Generell ist bei B.S.C. also nach wie vor allem beim alten.
Genre-Freunde von Creed bis Halestorm und Fans des Kentucky-Vierers können bedenkenlos zugreifen!

(Yvonne Bernhard, Oktober 2020)

Tracklist: 1. Ringin' In My Head 2. Again 3. Push Down & Turn 4. When Angels Learn To Fly 5. Live This Way 6. Don't Bring Me Down (Electric Light Orchestra Cover) 7. In Love With The Pain 8. The Chain 9. Ride 10. If My Heart Had Wings 11. Some Stories 12. The devil In Your Eyes 13. Keep On Keepin On