Interpret, Titel: AVANTASIA - Moonglow
Medium: CD
Stil: Melodic Metal
Erschienen: 15.02.2019
Label: Nuclear Blast (Vertrieb: Warner)
Link: www.tobiassammet.com    
Bewertung:
  9 von 10

Man kann es kaum glauben, aber dies ist bereits Studioalbum Nummer acht von AVANTASIA.
Eine fast allgegenwärtige Oppulenz und die auf dem Vorgänger 'Ghostlights' phasenweise zum Tragen gekommene Verehrung der Meat Loaf-Klassiker 'Bat Out Of Hell' und 'Dead Ringer' ist auch auf 'Moonglow' wieder zu hören. Bereits der fast 10-minütige Einstieg mit "Book Of Shallows" verlangt vom geneigten Zuhörer vollste Aufmerksamkeit, eine gewissee open-minded-Gesinnung, hält allerdings auch vor Augen das Sammet nach wie vor zu den besten Songwritern der traditionellen Metal-Szene gehört und sich auch besagte Jim Steinman-ähnliche Lieder in der Güteklasse Eins aus dem Ärmel schütteln kann.
In punkto Gastsängern wird wieder geklotzt und nicht gekleckert: Michael Kiske (Helloween), Ronnie Atkins (Pretty Maids), Eric Martin (Mr. Big), Geoff Tate (ex-Queensryche), Jorn Lande und Bob Catley (Magnum) auch neue Gäste wie Candice Night (Blackmore´s Night), Hansi Kürsch (Blind Guardian, Demons & Wizards) und Mille Petrozza (Kreator>) geben sich die Klinke in die Hand und brillieren durchweg mit ihren charismatischen Stimmen. Instrumental hielten abermals Sammet (Bass & Keyboards), Sascha Paeth (Gitarre, Bass & Keyboards) Michael Rodenberg (Orchestration & Keyboards) und Edguy-Schlagzeuger Felix Bohnke die Fäden in der Hand.
"Ich denke, dass es das ausgeschmückteste und detailreichste Album ist, das wir bislang produziert haben. Das soll nicht überambitioniert klingen, aber es steckt definitiv viel Liebe zum Detail darin. AVANTASIA ist die ultimative Spielwiese, auf der die wildesten Fantasien eines Musikers wahr werden - und das hört man auf 'Moonglow' besonders deutlich: Keltische Elemente, Einflüsse aus der Weltmusik, große Chöre, atmosphärische Parts, Thrash-Elemente, klasse Gastgesangsbeiträge - und all das in das eingepackt, was ich als den typischen AVANTASIA-Sound betrachte."
Stilistisch gibt´s zum Glück nix neues oder gar Experimente. Der geneigte AVANTASIA-Fan bekommt auf 'Moonglow' exakt dass was er auch erwartert. Als Herzstück und den vielleicht besten Song welchen Sammet bis dato komponiert hat kristallisiert sich das schier phantastische und mehr als 11-minütige 'The Raven Child' heraus. Dieser Song beinhaltet einfach alles was AVANTASIA anno 2019 ausmacht. Hier offenbart Hansi Kürsch seine komplette stimmliche Bandbreite plus zentnerweise Charisma. Letztendlich setzt der unglaubliche Jorn Lande den Deckel drauf, sprich brüllt mit einer unfassbaren Urgewalt alles an die Wand was nicht schnell genug die Bäume hoch kommt!
Natürlich gibt´s auch die typischen flotten Tracks, die man schon seit dem ersten (genialen) Album 'The Metal Opera Part 1' von dieser Formation kennt und liebt. Diesbezüglich seien "Starlight" mit der Power-Röhre von Attkins sowie das umwerfende "Requiem For A Dream" genannt, bei dem dem Michael Kiske wieder einmal eine Kostprobe seinen grandiosen Könnens gibt. Sammet hat´s neben Kai Hansen (Helloween, Gamma Ray) wie kein ein anderer drauf dem deutschen Metal-Sangesgott die Stücke auf den Leib zu komponieren. Auch ein Geoff Tate hat seit seeligen Queensryche-Zeiten nicht mehr so gut geklungen wie bei "Invincible" und "Alchemy" ... Es ist ebenfalls erwähnenswert das der Mastermind aus Fulda Ritchie Blackmores Angetraute Candice Night für den Titelsong gewinnen konnte. Da sich insgeamt alle Songs auf unerhört hohem Niveau bewegen, taugt in der Tat jeder davon als Anspieltipp.
Tauchen wir zu guter letzt nochmals in Sammets Gedankenwelt ab: "Auch wenn ich meine Gedanken in phantastischen und teils grotesken Bildern aus der Schauerromantik verpacke, ist es doch vielleicht das persönlichste Album, das ich jemals geschrieben habe. Das Konzept handelt von einem Wesen, das in der grellen Realität, in die es hineingeschaffen wird, keinen Platz findet und sich in die Dunkelheit zurückzieht, um dort die Tür in eine andere Welt aufzustoßen," so der inzwischen 41-jährige Ausnahmekünstler.
Da auch die Produktion von Sascha Paeth keine Wünsche offen läßt und das schöne Cover-Artwork des renommierten schwedischen Zeichners Alexander Jansson dem Ganzen die Krone aufsetzt, kann man nicht anders als auch dieses großartige Album allen Meldodic Metal-Fans auf´s Wärmste zu empfehlen.

(Pit Schneider, Februar 2019)

Tracklist:
01. Ghost In The Moon
02. Book Of Shallows (feat. Hansi Kürsch, Ronnie Atkins, Jorn Lande & Mille Petrozza)
03. Moonglow (feat. Candice Night)
04. The Raven Child (feat. Hansi Kürsch & Jorn Lande)
05. Starlight (feat. Ronnie Atkins)
06. Invincible (feat. Geoff Tate)
07. Alchemy (feat. Geoff Tate)
08. The Piper At The Gates Of Dawn (feat. Ronnie Atkins)
09. Lavender (feat. Bob Catley)
10. Requiem For A Dream (feat. Michael Kiske)
11. Maniac (feat. Eric Martin)
Bonustrack: 12. Heart