Interpret, Titel: ANOTHER PERFECT DAY -
Four Songs For The Left Behind
Medium: CD
Stil: Progressive / Melodic Death
Erschienen: 20.04.2012
Label: Supreme Chaos Records
Link: www.facebook.com/apdmetal  
Bewertung:
9,5 von 10 Punkten

Jetzt bin ich mir sicher: Göteborg muss in Deutschland liegen, genauer gesagt in Hessen. Dort im Kohlekeller Studio wurde von Chef Kristian "Kohle" Kohlmannslehner persönlich das vorliegende Werk "Four songs for the left behind" unter dem Namen "Another Perfect Day" geschmiedet. Wer den Vorgänger "The Gothenburg Postscriptum" gehört hat, weiß worauf er sich hier einlassen kann: nämlich Progressive Melodic Death Metal vom Feinsten.
Gleich mit einem heftigen Schlag in die Magegrube ertönt das erste Stück "Pour Some Hope" und mir wird klar, das wird keine leicht verdauliche Kost. Nach einem Moment der Ruhe, bekommen wir nun endlich den Schädel weggedonnert und Julien Truchan von Benighted lässt erstmals einen Brunftschrei der Oberklasse los. Überraschend schnell wendet sich das Blatt aber wieder und das musikalische Gefühlschaos mündet in eine Ruhige Passage. Unterlegt mit düsteren Harmonien und einer ausdrucksstarken, verzweifelten Stimme geht es nun weiter. Anfangs weiß man nicht, wohin die Melodie einen führen wird. Nach etwas Aufbauzeit ergibt das Ganze dann schließlich einen Sinn und dem Hörer wird eine wunderbar eingängige Hookline präsentiert. Fantastisch!
"You better run..." ist schon die zweite Überraschung. Was ist denn da mit der Dame passiert? So eine unheimliche Mischung aus schönem opernhaftem Gesang und Abschlacht-Gekreische verdient jetzt schon höchste Anerkennung. Da hat Gastsängerin Asphodel (Pin-Up Went Down) ganze Arbeit geleistet. Dann erklingt ein fabelhaft arrangiertes Orchester, das dann unter der Führung von Dan Swanö am Mikrofon voll zur Geltung kommt. Schade, dass der Song mit seinen 2:45 Minuten so kurz daherkommt. Dennoch ein sehr gelungenes Stück, das mit seiner raffinierten Text-Melodie-Kombination jetzt schon den Hit der Platte präsentiert.
Dass das präzise Drumming von Roel van Helden (Powerwolf, Subsignal) schon die vorhergehenden Songs ein Genuss ist, sollte natürlich nicht unerwähnt bleiben. Spätestens in "... but don't walk away" zeigt er dann aber seine gekonnt eingesetzten Schlagwerke durch stoßweiße Double-Bass-Attacken und grooviges Spiel. Das unterstützt unter anderem die Opeth-artigen Gitarren und generelle Struktur dieses Songs. Mit dem Refrain dieses Songs kommt ein leicht doomiger touch zum Vorschein. Schwere und vergleichsweiße langsame aber melodiöse Gitarren sind hier Stilprägend.
Mit "Another Perfect Day" sind wir dann bei Motörhead angekommen. Nur eben ganz anders und in einer eigenen Fassung. Würde ich Motörhead nicht kennen, käme ich nie darauf, dass hier ein Cover vorliegt. Kohle hat es geschafft dem alten Rocker ein neues und modernes Gewand zu verleihen. Etwas träger und schwerer aber nicht weniger toll passt sich das Stück perfekt an die Stimmung der übrigen Lieder an. "Stab the knife...in the name of your cross" orientiert sich am meisten am Songwriting des vorherigens Albums. Der Kohle-typische Clean-Sound der Gitarren und Songstruktur tragen hier viel dazu bei. Jedoch mit dem Unterschied, dass man interessante und unerwartet Einwürfe der Drums um die Ohren gehauen bekommt, die im ersten Moment Verwirrung stiften aber nach dem zweiten Anlauf dann unverzichtbar erscheinen. Frank Nordman (Agathodaimon, Asaru) tut neben Kohle's cleangesang sein Übriges und findet mit seinem Black Metal typischen Gekreische einen passenden Platz im Abschluss-Song der 30 Minütigen EP.
Wie man es nicht anders von ihm gewohnt ist, bekommt man von "Kohle" eine saubere Produktion mit äusserst fettem Sound vorgelegt, die keiner weiteren Worte bedarf. "Four songs for the left behind" ist sicherlich eine Scheibe, die so schnell nicht aus der Dauerrotation kommt. Am besten gleich zweimal kaufen, sodass man garantiert immer ein Stückchen Göteborg und Hessen bei sich hat.


(Katrin Erbach, April 2012)

Tracklist: 1. Pour Some Hope 2. You Better Run… 3. …But Don´t Walk Away 4. Another Perfect Day 5. Stab The Knif… In The Name Of Your Cross