WACKEN OPEN AIR 2014

31.07. - 02.08.2014
Wacken, Festivalgelände

Festival-Link:
www.wacken.com

Schon wieder ist ein Jahr wie im Flug vergangen und schon wieder steht das Wacken Open Air vor der Tür. Aber diesmal nicht irgendeins! Nein, es ist das 25. Jubiläum! Sollte man feiern, ganz klar! Das dachten sich 2013 wohl auch 75.000 Metalheads, denn innerhalb von 48 Stunden war das Ganze sold out, ein Rekord, der aber noch gebrochen werden sollte. Dazu aber später noch mehr.
Im Jahre 1990 erblickte das W:O:A als winziges Festivalchen das Licht der Welt mit 6 Bands und 800 Besuchern, reifte aber schon innerhalb von zwei Jahren zu einem echten Place-to-be heran, denn 1992 war mit SAXON der erste große Headliner am Start und der Aufstieg von Wacken zum größten Metalfestivals sollte beginnen.
Auftritte der BÖHSE ONKELZ im Jahre 1996, die Installation der zweiten Bühne 1998 oder die Etablierung des "Faster, Harder, Louder"-Slogans zum 10jährigen 1999 waren Etappen in dieser stetigen Karriere. Genauso auch durch die erstmalige Benutzung von Leinwänden 2003, das erste Metal-Battle 2005, den Dreh zu "Full Metal Village" 2006, das erste Mal "Wackinger Village" und "Bullhead City Circus" 2009, Bülent Ceylan mit der ersten Comedy-Show auf dem W:O:A 2011 und den Film "Wacken 3D“ 2014 wurde der Weg geebnet und Wacken zu dem, was es jetzt ist. Eine Institution, ein Erlebnis, ein Muss für jeden Freund des Metals.
Deswegen machten wir uns auch am Mittwoch, den 30.07. auf den Weg gen Norden, nach Schleswig-Holstein ins Holy Wacken Land um euch zu berichten, was da so abgeht!

Mittwoch, 30. Juli
Tatsächlich hatten wir kein bisschen Stau (wir waren auch ein wenig spät) und geniales Wetter. Beste Voraussetzungen für ein Festival, entsprechend gut ist die Stimmung. Gegen 22:30 Uhr erreichten wir dann ohne weitere Zwischenfälle endlich unsere Destination und machten uns auf die Suche nach dem Check-In.
Nach ein, zwei knapp verfehlten Herzinfarkten haben wir ihn dann gefunden und die Anmeldung lief reibungslos ab genau wie die Findung des V.I.P.-Campinggrounds. Unser Zeltplatz lag dann auch praktischerweise schön zwischen Klo, Dusche, Breakfastzelt, Wasserstellen und Shuttle-Haltestelle und der Aufbau konnte beginnen. Nachts. Also im Dunkeln. Ohne Licht. Mit angespannten Nerven. Egal, hat geklappt, das Zelt stand, das Bett war eingerichtet, Zeit für Abendessen, Gute-Nacht-Kippe und ein letztes Mal an dem Tag Line-Up studieren. Das war’s dann mit dem ersten Tag auch schon.

Donnerstag, 31. Juli
Ich habe angenehm gut geschlafen, keine laute Musik, keine Partys außen herum, alles sehr gesittet. Meine Gedanken dazu sind ein wenig ambivalent. Scheiß drauf, erst mal Kaffee. An diesem Tag sollten die ersten Bands angeschaut werden, aber der Tag begann mit der optischen Vorbereitung auf STEEL PANTHER und der Suche nach Freunden auf dem regulären Zeltplatz. Zu dem Anlass sind wir dann das erste Mal mit dem Presse-Shuttle gefahren und haben uns den entsprechenden Bereich näher betrachtet. Der Shuttle hielt direkt neben den Bühnen, welche dann durch eine Brücke ansteuerbar waren. Der Pressebereich lag auf der anderen Seite der Brücke und bot Infos zu Bands, verschiedene Veranstaltungen wie Pressekonferenzen, natürlich Essen und Trinken und eigentlich grob gesagt alles, was das Journalisten-Herz höher schlagen lässt. Alles ganz toll gemacht. Trotzdem betraten wir relativ schnell dann das Holy Wacken Land und sahen uns erstmalig kurz um. Gigantisch wie jedes Jahr mit Unmengen an Essen, Getränken und Merch, man fühlt sich erst mal beinahe erschlagen von so vielen Sinneseindrücken. Dazu später noch mal en Detail.
Wir fanden unsere Leute dann tatsächlich auch relativ schnell und testeten das dortige Bier auf Verträglichkeit. Das ging ganz gut!
Dann ging’s los mit meinem ersten Auftritt und zwar mit Bülent Ceylan, dem Türke-Bu aus Monnem, der den gleichen Dialekt mit mir teilt. Comedy und Metal, geht das? Ja, das geht, denn der langhaarige Baden-Württemberger ist ein waschechter Metalhead. Mit Auszügen aus seinem Programm, eigenen Songs, in denen er sich gegen Rechtsradikalismus und Rassismus aussprach und viel Improvisations- und Situationskomik, z.B. ausgelöst von einer jungen Dame, die ihre Brüste zeigte, unterhielt Bülent die Menge ganz großartig und konnte nach seinem Auftritt wohl einige 1.000 Menschen mehr zu seinen Fans zählen. Super Auftakt für mich, würde ich behaupten.
Nach einer Unterbrechung von 15 Minuten traten HAMMERFALL dann auf der Black Stage auf. Man kann ja von Powermetal halten, was man will, aber die Schweden um Front-Nachtigall Joacim Cans wissen, was sie da tun.
Mit Evergreens, wie "Hearts on Fire" und "Blood Bound" heizten sie dem Publikum richtig ein und auch mit "Steel meets Steel" und "Glory to the Brave" trafen die Mannen genau ins Schwarze, eine meiner besten HAMMERFALL-Shows in meiner langen Karriere als Festival- und Konzertgängerin, supergeil, auch wegen dem kurzen Einblick ins neue Album '(R)evolution' durch die Live-Premiere des Songs "Bushido", der nichts mit dem gleichnamigen, deutschen Rapper zu tun hat.
Danach dann mein erstes Highlight dieses 25sten W:O:A - STEEL PANTHER! Whoop whoop. Die Glam-Metaller aus Los Angeles, die sich selbst nicht allzu ernst nehmen, legen jedes Mal eine Show hin, einfach mitreißt. Endlos viele Lacher und Songs, die einfach ins Ohr gehen geben sich bei den Herren mit den enormen Haaren die Klinke in die Hand. Mit "Asian Hooker", "Pussywhipped" und "Glory Hole" feierten sie mit den Zuschauern ihr Lieblingsthema Sex. Auch zum Blankziehen wurde hier eindeutig aufgefordert mit dem Satz "We like Titten". Mein persönliches Lieblingslied "Community Property" durfte natürlich nicht fehlen und mit "Party all day (fuck all night)" teilten uns STEEL PANTHER noch mal mit, was wir an diesem Tag zu tun hatten. Geiler Gig!

Des Abends besuchte ich noch die ein oder andere Sehenswürdigkeit, wie das Wacken Foundation Camp mit der Pfahlsitz-Aktion und dem Art Zelt, begutachtete ein paar Bilder aus dem gerade erschienenen "We, the People of Wacken" und besuchte das Wackinger Village, wo ich mein geliebtes Handbrot wieder getroffen habe. Wie jedes Mal wird hier auf mittelaltermarktliche Art und Weise alles geboten, was das Herz höher schlagen lässt. Met, Felle, Schmuck... alles perfekt inszeniert und von Schaustellern unterstützt und Mittendrin die Wackinger-Stage auf denen sich szenebekannte Größen wie PAMPATUT, FAUN und VOGELFREY die Ehre geben. Hier im Village befindet sich auch der Platz der Wasteland-Warriors, dessen Kern die Wasteland-Stage ausmacht.
Allerdings war der Tag dann für mich auch schon beendet und ich bin quasi tot (aber nicht ohne noch einen Vote für den Food Award abzugeben) ins Zelt gefallen.

Freitag, 1. August
Der Tag begann relativ unspektakulär mit einem Besuch meinerseits auf dem Metalmarkt, der größten Shoppingmeile für schwarze Herzen. Shirts, Schuhe, Hüte, Gürtel, Sonnenbrille, ich freue mich, mein Geldbeutel tut das eher weniger. Es wundert mich kaum, dass manche hier in Kaufwahn verfallen können, alleine durch Schauen vertrödel ich dort locker zwei Stunden während ich von weitem RUSSKAJA und KNORKAOTR lausche. Nach einem stärkenden Pizzastück von der Fressmeile widme ich mich dann irgendwann (mein Zeitgefühl war genauso eingestaubt wie ich selbst) SANTIANO auf der Partystage. 2012 sah ich die Herren schon mal in Wacken allerdings auf einer kleineren Bühne. Da die Band ziemlich abgeht, war es mir sogar den Verzicht auf CHILDREN OF BODOM wert.
Zu Recht, denn schon der Auftakt mit "Gott muss ein Seemann sein" reist die komplette Menge mit und die Stimmung kocht. Mit "Santiano" und "Bis in alle Ewigkeit" wird dieses Level gehalten und die fünf Flensburger beweisen, dass sie durchaus mit harten Metalbands mithalten können und wissen, wie man Stimmung macht.
Danach ging es für mich Richtung True Metal Stage zu APOCALYPTICA. Die Finnen gehen hier erstmals mit einem kompletten klassischen Orchester auf die Bühne und bringen Instrumentals, die einem bekannt vorkommen, wie "Bittersweet" damals mit Ville Valo und Lauri Ylönen. Eine gute Show, allerdings weniger mitreißend als frühere Auftritte des Cellisten-Quartetts. Dennoch war es ein schönes Erlebnis, gerade wenn man Klassik gerne mag, so wie ich.
Danach startete SLAYER ihren Slot und was soll ich sagen?
Der Name erklärt sich doch von selbst. Reißer wie "Necrophiliac" und "Hate Worldwide" wurden vom Publikum förmlich eingesaugt und hart gefeiert. Explodiert ist die Stimmung endgültig dann bei "Reigning Blood". SLAYER tragen ihren Ruf als eine der Big Four Bands des Thrash Metals nicht wegen Larifari-Mucke, sondern wegen knallharter, ehrlicher Musik. Danke, SLAYER.
Danach standen zum Abschluss nur noch SALATATIO MORTIS auf meinem Programm. Mit der Rockshow, die ich wesentlich seltener sehe als die Mittelaltershows, hatten sie das Publikum mit ihrem Folk-Rock komplett unter Kontrolle.
Gassenhauer wie "Prometheus" und "Eulenspiegel" luden zum Tanzen ein, aber auch langsamere, ruhigere Lieder wie "Koma" kamen gut an und der "Spielmannsschwur" beendete den Gig angemessen. Ich tanzte danach förmlich zu meinem Zelt bevor ich schon wieder fix und alle ins Bett gefallen bin.

Samstag, 2. August
Der Samstag begann nach dem anstrengenden Abbau des Camps und dem ersten kompletten Fußmarsch von unserem Platz zu den Bühnen mit BEHEMOTH. Vor kurzem berichtete ich schon mal von der polnischen Black/Death Band und ich muss sagen, meinen Lobeshymnen ist nichts mehr hinzuzufügen. Nergal ist fit wie immer und über die Live-Qualitäten der Band kann ich nur schwärmen. Die Setlist bestand aus einer Queerbeet-Sammlung aus der kompletten Schaffenszeit des Trios "Blow your Trumpets, Gabriel" genau wie "Ora pro nubis Lucifer" vom aktuellen Album, 'The Satanist', "Alas, Lord is upon me" vom 'Evangelion'-Album, "Conquer all" von meinem Lieblingsalbum 'Demigod' und viele viele leckere Happen geiler Musik mehr. Wieder einmal hat sich der Besuch bei BEHEMOTH gelohnt und ich komme gerne wieder!
Direkt im Anschluss folgte mein Highlight des Fesgtival-Jahres, das DEVIN TOWNSEND PROJECT auf der True Metal Stage! Wem der Name was sagt, der kennt wahrscheinlich die kanadische Industrial/Death Band STRAPPING YOUNG LAD und kam schon mal mit der Genialität des Herren Townsend in Berührung. Das Project kommt anfangs eher chaotisch und unübersichtlich daher, aber wenn man sich ein wenig damit beschäftigt, geht einem das ziemlich gut ab. Am meisten gefreut habe ich mich über den Song "Kingdom", mein absoluter Favorit vom Album 'Epicloud'. Vom selben Album spielte er auch noch den Song "Grace" und viele Stücke aus früheren Phasen, z.B. "Deadhead".
Man muss dazu sagen, dass dieser Mann Synästhetiker ist, das bedeutet er verknüpft verschiedene Gehirnfelder miteinander und ordnet somit Farben und Töne, sowie Zahlen und Buchstaben einander zu. Ich denke das erklärt diese Musik ("Wall of Sound"), die für den Laien vielleicht teilweise absurd wirkt.
Aber eigentlich ist einfach nur abartig geil und hat auch nichts mit der abartigkeit meines Musikgeschmackes zu tun ;-)
Direkt im Anschluss folgten EMPORER die Schwarzmetaller aus Norwegen, die sich die Ehre gaben das 20. Jubiläum ihrer "In the Nightside Eclipse" zu feiern, AVANTASIA das Opera-Projekt von Edguy-Fronter Tobias Sammet, lies im Anschluss dann das Symphonische nicht zu kurz kommen und wartete mit einigen an Namhaften Gastsängern auf.
Danach gings zu VAN CANTO, den A-Capella-Metallern, welche auch auf die guten alten Gastsänger setzten und sich zum Beispiel zur Performance von Nightwishs "Wish I had an Angel" keine geringere als Ex-Nightwish-Frontfrau Tarja Turunen an Bord holten. Nebenbei klingt Metal in A Capella Versionen scheiße geil, hört es euch mal an!
Leider kam dann schon der letzte Auftritt des Jahres und zwar machten Schandmaul den großen Abschluss.
Mit sehr tanzbaren Songs wie "Teufelsweib" und "Walpurgisnacht" und einem Stück für die Verliebten, "Dein Anblick", wurde die Menge in die Nacht entlassen und das 25. Wacken Open Air war beendet.
Die Gefühle in solch einem Moment sind äußerst zweigeteilt, einerseits ist man so froh nachhause zu kommen und zu duschen andererseits ist einfach Wacken vorbei. Scheiße, Mann! Und der Weg nach Hause… NEEEEIN!
Aber Freunde, nach Wacken ist vor Wacken und es gibt Bestätigungen, unter anderem IN FLAMES, IN EXTREMO und AMORPHIS!
Ist das geil oder ist das geil?
Und um noch mal drauf zurück zu kommen: Wacken 2015 war innerhalb von 12 Stunden sold out!

Also Freunde, in diesem Sinne: See you in Wacken 2015 - Rain or Shine!

Bericht & Fotos: Katrin Erbach