UNANTASTBAR & ENORM

07.06.2014
Pirmasens, "Quasimodo"

Band-Links:
www.unantastbar.net
www.hammer-rock.de/wp03/

Etwa 150 Deutschrock-Fans fanden bei hochsommerlichen Temperaturen den Weg in den Pirmasenser Musikclub "Quasimodo" auf der Husterhöhe, um sich die Bands ENORM und den Headliner UNANTASTBAR anzusehen.

Entgegen der Ankündigung auf diversen Webseiten war am Samstagabend als Vorgruppe nicht Saturday´s Heroes aus Schweden, sondern die fünfköpfige Band ENORM aus Berlin am Start. Diese Gruppe wurde 2006 gegründet, hat bislang vier Alben veröffentlicht und verkörpert, ebenso wie der Hauptact der Tournee, die nun schon seit etlichen Jahren enorm populäre Deutschrockszene der Marke Frei.Wild, Krawallbrüder, Kneipenterroristen oder eben der wiedervereinigten Szene-Kings Böhse Onkel, welche für ihre anstehenden Comeback-Konzerte den Hockenheimring innerhalb kürzester Zeit zweimal mit jeweils über 80.000 Leuten Kapazität ausverkauften.
Im Gegensatz zu den genannten Formationen hat ENORM jedoch auch einen guten Schuss Punk in ihren Sound integriert. Das brandneue Album 'Zur Hölle und zurück' erscheint zwar erst am 13. Juni, aber mit den Songs "Viele Jahre", "Scheinwelt", "Bauer" sowie "Ihr helft uns auf" wurden bereits vier Songs vorgestellt, welche sich gut in den Kontext des etwa 60-minütigen Konzerts einreihten, ohne jedoch dem aufgelisteten Genre-Triumphirat gefährlich werden zu können. Dazu ist man einfach noch zu bieder und vom Songwriting nicht stark genug.

UNANTASTBAR aus Südtirol/Brixen zogen danach fast alle Fans direkt vor die Bühne und unterstrichen so ihren Headliner-Status. Bereits nach einem gespielten Song bildete sich ein so genannter Circle-Pit, das heißt dutzende Fans rempeln sich an bzw. rennen sich komplett und absichtlich über den Haufen. Das hat meiner Meinung nach nichts mehr mit Spass an der Musik zu tun, sondern ist für Unbeteiligte, die lediglich in Ruhe die Musik und die Show erleben wollen, regelrecht gefährlich. Zum Glück war in der tausend Leute fassenden Halle genügend Platz,um diesen Fanatikern aus dem Weg zu gehen. Warum sich die anwesende Security anstatt im Gefahrenbereich in Höhe des Mischpults, also am hinteren Ende der Location aufhielt, wird wohl deren Geheimnis bleiben …
Musikalisch zeigte UNANTASTBAR schon, dass man ENORM noch einiges voraus hat. Aber von der Genre-Spitze ist man ebenfalls weit entfernt, denn dazu sind die Songs zu gleichförmig, monoton und es fehlen die Ausreisser nach oben, sprich Songs die im Ohr hängen bleiben und deren Refrains einem noch auf dem Nachhauseweg durch den Kopf schwirren. Auch ist der von Kopf bis Fuß tättowierte Frontmann Joachim "Joggl" Bergmeister stimmlich einfach zu limitiert. Dagegen ist Kevin Russell von den Onkelz ja fast schon als Gesangswunder zu bezeichnen. Andererseits ist man instrumental ordentlich aufgestellt und ließ kaum etwas anbrennen. Auch war der Sound druckvoll und angemessen laut. Vom neuen am 30. Mai erschienenen Album „Fluch & Segen“ spielte UNANTASTBAR insgesamt sechs Songs, wie zum Beispiel "Aus dem Nebel", "Dein Stein", oder "Bomben vom Himmel" und die wenigen, aber umso fanatischeren Fans dankten es ihnen mit enthusiastischem Gegröhle und viel Applaus. In den Texten des Quintetts geht es, wie im Genre üblich, um Kumpels, Saufen, Sex und Rebellion gegen Politik und Establishment. Der Zugabeblock mit den Liedern "Rebellion", "Für immer mein" und "Zusammen" mobilisierte dann die letzten Kräfte der Anwesenden im brütend heißen "Quasimodo" und ließ letztendlich eine zufriedene und ausgelaute Anhängerschaft sowie Band zurück.

Letztendlich sorgte dieses Konzert nicht nur bei mir für ein zwiespältiges Fazit. Einerseits kann man beiden Bands keineswegs Spielfreude, Fannähe und Engagement absprechen, andererseits ist das allgegenwärtige rücksichtslose Verhalten einiger dutzend Chaoten bei Konzerten dieser Sorte von Bands schlichtweg gemeingefährlich.

Bericht & Photos: Pit Schneider