U.D.O., SILENT FORCE, CYBERIA
02.05.2002
Quasimoto Music Hall in Pirmasens

Den Auftakt machten wie beim AXXIS, KAMELOT-Gig vom 25. Januar diesen Jahres CYBERIA, welche ja bei Udo Dierkschneider´s Label Breaker Records unter Vertrag stehen. Und wieder einmal bewies die Truppe dass man die Rolle als Opener optimal ausfüllt, und mit den Songs des aktuellen Albums ´Mind Control´ starke Argumente vorzuweisen hat. Die zur Verfügung stehenden 35 Minuten nutzte man routiniert um die anwesenden Fans aufzuwärmen. Als absolutes Highlight des Sets war abermals die Hymne „Digital Heroes“ auszumachen, und CYBERIA wurden mit großem Applaus und Zugaberufen widerwillig von der Bühne gelassen. In dieser Form ist die Band eigentlich reif für größere Aufgaben.

Die nun etwa 350 Anwesenden waren gut angeheizt und bereit einen der momentan besten Melodic Power Metal-Acts der gesamten Szene zu erleben - SILENT FORCE - und sie wurden zu keiner Sekunde enttäuscht! Wiederum begannen die Jungs um den aus dem nahen Saarland stammenden Gitarristen und Bandgründer Alex Beyrodt mit dem bewährten Opener „Fall Into Oblivion“ die Setlist, und sofort wurde klar warum sich Udo dafür entschieden hat gerade diese Band mit auf Tour zu nehmen: Nahezu perfekte Vocals von Ausnahmesänger DC Cooper aus Pittsburg/USA, Malmsteen-beeinflusstes, furioses Gitarrenspiel von Beyrodt, atmosphärische und songdienliche Keyboardeinlagen von Torsten Röhre, ein pumpender Bass von Jürgen („The Man with the Van“) Steinmetz sowie präzises Power-Drumming von André Hilgers sind die Markenzeichen dieser Klasse-Band!

Songs wie das phantastische „Gladiator“, „The Blade“ und „Use The Power“ - allesamt vom aktuellen Top-Album ´Infatuator´ (sieht Rubrik „Reviews“) sowie der Titelsong des Debüts „The Empire Of Future“ wurden von den Fans mit frenetischem Applaus bedacht. Als die Band dann noch in die Schatztruhe griff und die JUDAS PRIEST-Songs „All Guns Blazing“ und „You´ve Got Another Thing Coming“ spielte war der gesamte Saal am Kochen! Besonders der letztgenannte Track mit seinem Mitsing-Chorus entpuppte sich als absoluter Publikums-Favorit und Cooper genoss es sichtlich zusammen mit den Fans im fast ausverkauften ´Quasimoto´ den Refrain dieses Kult-Songs quasi zu zelebrieren. Endlich war die Zuschauerresonanz und Stimmung so wie ich es den sympathischen Burschen schon bei ihrem ersten Auftritt Ende März hier im ´Quasi´ gewünscht hätte, als lediglich 100 Nasen anwesend waren. Doch die Qualitäten von SILENT FORCE - einer der Tour-fleißigsten Bands in Deutschland - haben sich anscheinend herumgesprochen. In dieser hervorragenden Verfassung, wie hier beim vorletzten Auftritt auf der U.D.O.-Tour, und den beiden anderen Gigs (siehe Rubrik „Live-Berichte“) die ich von ihnen erleben durfte ist den Jungs alles zuzutrauen! Meiner Meinung nach fehlt eigentlich nur noch ein Quentchen Glück um ganz nach oben zu kommen! May the Force be with you, Guys!

Doch nun war es an der Zeit für eine der Legenden des Heavy Metal erstmals eine Pirmasenser Bühne zu betreten: Udo Dierkschneider, einer der wohl einflussreichsten Shouter der gesamten Metal-Szene, der zusammen mit ACCEPT-Weggefährte Stefan Kaufmann nach dem erneuten Split der Solinger Stahlschmiede erneut seine Band U.D.O. an der Start brachte, und mit dem aktuellen Album ´Man And Machine´ (siehe Rubrik „Reviews“) wohl seine beste Scheibe seit dem 90er Machwerk ´Faceless World´ abgeliefert hat. Gleich der Einstieg des Fünfers entpuppte sich als Metal-Keule erster Güte. Der Sound war fett, glasklar und von der Lautstärke optimal abgemischt und die drei ersten Songs des aktuellen Albums „Man And Machine“, „Private Eye“ und „Animal Instinct“ machten den Anfang an diesem Abend, bevor Udo die ersten Worte an die begeisterten Fans richtete, welche frenetisch aufgenommen wurden. Jetzt war es an der Zeit einige ACCEPT-Klassiker in die Menge zu feuern. Von „Balls To The Wall“, „Metal Heart“, „Restless And Wild“ über über „Screaming For A Lovebite“ bis zu „Animal House“ vom gleichnamigem ersten Album unter dem Namen U.D.O. wurde alles geboten was das Herz eines Metal-Fans begehrt! Die einzigen Negativpunkte eines alles in allem tollen Auftritts waren die überlangen und in meinen Augen überflüssigen Soli von Lorenzo Milani an den Drums und Lead-Gitarrist Igor Gianola. Letzterer ist zwar ein guter Gitarrist, doch einem Wolf Hoffmann, dem legendären ACCEPT-Flitzefinger der die klassisch angehauchten Elemente in den damaligen Sound der Solinger einfließen liess nicht gewachsen. Und so wäre in dieser Hinsicht an diesem Abend weniger eindeutig mehr gewesen!

Doch genug gemosert, denn U.D.O wurden zweimal auf die Bühne zu Zugaben zurückgerufen, und die Band zeigte sich überrascht und sehr angetan von den enthusiastischen, in unserer Region Metal-mässig regelrecht ausgehungerten Fans, die dann bei den ersten Gitarrenklängen das legendäre „Hei-di Hei-do Hei-da...“ - dem Volksmusikmäßig anmutendem Intro von „Fast Of A Shark“ in ohrenbetäubender Lautstärke minutenlang mitsangen bevor dieser ultraschnelle Hammer in einer furiosen Version zum Besten gegeben wurde. Auch „I´m A Rebel“ musste noch dran glauben und hinterlies ein rundum zufriedenes Publikum, das von Udo mit dem Versprechen bei der nächsten Tour auch wieder im „Quasimoto“ zu spielen entlassen wurde. Fazit: CYBERIA - einer der hoffnungsvollsten Newcomer, SILENT FORCE - dass Aushängeschild in Sachen Melodic Power Metal mit Neo-klassischen Einflüssen, und U.D.O. - ein Band mit zwei legendären Koryphäen des deutschen Metals in Gestalt von Udo Dierkschneider und Stefan Kaufmann an einem Abend erleben! Was will man mehr?

(Pit Schneider, Mai 2002)